Das Seenland Oder-Spree in Brandenburg ist Ziel unserer ersten mehrtägigen Reise nach Corona. Also Räder ins Auto gepackt und los geht es ins Vergnügen! Wir wollen von Müllrose aus das Schlaubetal erkunden. Man kann das Schlaubetal zwar auch beim Wandern kennenlernen, aber mit dem Fahrrad kommt man bekanntermaßen weiter. Als ortskundiger Reiseleiter fungiert mein lieber Schwager Siggi. Er hat uns auch den Friedrich-Wilhelm-Kanal gezeigt, unseren Geheimtipp im Osten Brandenburgs.

Müllrose – das Tor zum Schlaubetal

Müllrose ist ein staatlich anerkannter Erholungsort im Landkreis Oder-Spree in Brandenburg. Die Stadt liegt rund 90 Kilometer östlich von Berlin an der Autobahn 12. Von der Kreisstadt Beeskow trennen Müllrose 14 Kilometer. Von unserem Ausgangsort Frankfurt (Oder) sind es ebenfalls 14 Kilometer, die auf der gut ausgebauten Bundesstraße 87 schnell geschafft sind.

Müllrose, Schlaubetal, Großer Müllroser See. Foto: Beate Ziehres

Nachmittagsstimmung am Großen Müllrose See in Müllrose.

Die Stadt zwischen Katharinensee sowie dem Kleinen und dem Großen Müllroser See hat rund 4300 Einwohner und einen hübschen historischen Marktplatz. Außerdem gibt es eine barocke Pfarrkirche und eine Remise mit einer Kutschenausstellung.

Am Nordufer des Großen Müllroser Sees fällt der sechsstöckige Ziegelbau der Müllroser Mühle ins Auge. Die einzige produzierende Mühle im Osten Brandenburgs ist zugleich die älteste Mühle im Schlaubetal. In der Oderland-Mühle entstehen neben herkömmlichem Mahlgut unter anderem auch Bio-Kleie sowie Weizen- und Roggenkeime in Bioqualität.

Müllroser Mühle, Müllrose, Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Die Müllroser Mühle, die einzige noch arbeitende Mühle im Schlaubetal.

Baden und Bootfahren in Müllrose

An den idyllischen Seen von Müllrose – das „Müll“ im Name kommt übrigens von „Mühl“ – könnte ich mich stundenlang aufhalten, um die Natur zu genießen. Doch die Gewässer mit teils feinsandigen Stränden laden auch zum Baden, Rudern oder zu einem ausführlichen Bootsausflug ein.

Wer im Großen Müllroser See baden will, hat die Wahl: Das Freibad am Ostufer verfügt über einen naturbelassenen und weitläufigen Strand und eine Liegewiese. Bei freiem Eintritt gibt es sanitäre Anlagen und Umkleidekabinen und sogar einen Kiosk.

Im Strandbad am Westufer tummeln sich eher die Wassersportler. Sprungturm, Wasserrutschen und ein Nichtschwimmerbereich garantieren ungetrübten Badespaß. Hier zahlen Erwachsene 1,50 Euro Eintritt und Kinder 75 Cent.

Wir hätten bei unserem Abstecher nach Müllrose gerne noch ein erfrischendes Bad im See genommen. Doch am Himmel braut sich schon das für den Nachmittag angekündigte Gewitter zusammen – schlechte Vorzeichen für eine entspannte Runde im See.

Deshalb suchen wir die in der Ortsmitte ausgeschilderte Marina Schlaubetal, um uns hier noch einmal umzuschauen. Unsere Erwartung auf etwas maritime Atmosphäre am Kleinen Müllroser See wird nicht enttäuscht.

Marina Schlaubetal, Müllrose. Foto: Beate Ziehres

Idyll an der Marina in Müllrose, Schlaubetal.

Müllrose Marina, Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Die Marina in Müllrose – Liegeplätze für Brandenburg-Fans.

Bootsverleih Marina Müllrose, Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Alles da: In der Marina Müllrose können Boote ausgeliehen werden.

Marina Müllrose, Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Drachenboote in der Marina Müllrose.

Wer kein eigenes Boot hier liegen hat, kann sich für einen oder mehrere Tage eines ausleihen. Kajaks, Kanadier, Ruderboote, führerscheinfreie Motorboote und Kajütboote werden hier verliehen, teilweise sogar mit Skipper. Da der Kleine Müllroser See Zugang zum Oder-Spree-Kanal hat, sind von hier aus auch größere Bootsausflüge möglich.

In der Marina liegt sogar ein ehemaliges Wohnschiff, auf dem man Zimmer buchen kann – die Schiffsherberge Müllrose.

Schiffsherberge Müllrose, Marina Müllrose, Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Im Hintergrund die Schiffsherberge Müllrose.

Das Schlaubetal – Brandenburgs wohl schönstes Bachtal

Müllrose gilt als das Tor zum Schlaubetal und auch wir passieren das Städtchen auf dem Weg an die Schlaube. Tatsächlich durchfließt die Schlaube zuerst den Großen Müllroser See, um dann in den Kleinen Müllroser See zu münden.

Doch bevor die Schlaube die Müllroser Seen erreicht, schlängelt sie sich durch den mehr als 200 Quadratkilometer großen Naturpark Schlaubetal. Die für Brandenburg einzigartige Landschaft ist das Ziel unserer Radtour. Ausgedehnte Kiefernwälder, Buchen- und Traubeneichen prägen das Bild, das tief eingeschnittene Tal der Schlaube, dazu Moore und immer wieder Seen.

Mühlen im Schlaubetal

Im Schlaubetal liegen 7 Mühlen aufgereiht wie Perlen auf einer Schnur. Dass man hier seit dem Mittelalter wasserbetriebene Mühlen aller Art gebaut hat, liegt daran, dass in der weiteren Umgebung kein anderes Gewässer für den störungsfreien Betrieb von Mühlen geeignet war.

Schraube bei Kupferhammer. Foto: Beate Ziehres

Friedlich plätschernd: die Schlaube.

Ragower Mühle

Die Ragower Mühle ist die erste Mühle auf unserer Radtour. Hier besteigen wir die Drahtesel. Doch wir starten nicht, ohne uns vorher am Idyll und an den Enten auf dem Mühlenteich zu erfreuen.

Mit dem Bau der Ragower Mühle wurde im Jahr 1600 begonnen. Der Mahlbetrieb ruht seit 1952, aber bis 1968 wurde in der Mühle noch geschrotet. Noch heute kann man an der Ragower Mühle die Funktionsweise der Wassermühlen studieren. Sie ist die einzige Mühle mit erhaltener Mühlentechnik im Schlaubetal und als technisches Denkmal instandgesetzt.

Ragower Mühle, Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Die Ragower Mühle im Schlaubetal.

Mühlenbach Ragower Mühle. Foto: Beate Ziehres

Der Mühlenbach fließt direkt am Biergarten der Ragower Mühle vorbei.

Am Ende unserer Radtour kehren wir zur Ragower Mühle zurück und lassen uns ein kleines Mittagessen schmecken. Denn die Mühle ist heute ein bei Ausflüglern sehr beliebtes Restaurant. Wir sitzen draußen im Biergarten unter hohen Bäumen, das Plätschern des Mühlenbachs begleitet unsere entspannte Mahlzeit.

Natürlich isst man hier an der Schlaube Fisch. Das tun wir auch und sind restlos glücklich und zufrieden. Übrigens: Die Ragower Mühle bietet auch ein Doppelzimmer und ein Ferienappartement für vier Personen.

Biergarten Ragower Mühle. Foto: Beate Ziehres

Romantischer Biergarten in der Ragower Mühle.

Biergarten Ragower Mühle im Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Erfrischend: eine Berliner Weiße in der Ragower Mühle.

Mittelmühle

Ab der Ragower Mühle müssen wir erst mal in die Pedale treten. Der Weg führt überraschend steil bergauf. Nach einigen Kilometern nehmen den ausgeschilderten Abzweig zur Mittelmühle. Am Ende des Weges finden wir nur eine Mauer auf einer kleinen Anhöhe, von der Schlaube oder einer Mühle keine Spur.

Wegweiser im Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Wegweiser zur Mittelmühle und zur Ragower Mühle.

Ein Abzweig von diesem Weg verliert sich in einem schilfbewachsenen Sumpf. Wir drehen enttäuscht um und fahren weiter Richtung Schernsdorf. Erst später finde ich heraus, dass wir an der Stelle mit dem Mauerrest richtig waren. Die Mittelmühle wurde 1970 wegen Baufälligkeit abgerissen, es sind nur noch Fundamentreste vorhanden. Schade! Eine kleine Infotafel wäre hier hilfreich, nachdem die Mittelmühle extra ausgeschildert ist.

Radfahrer im Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Radler auf dem Weg zur Mittelmühle.

Über Schernsdorf und vorbei am Schervenzsee radeln wir in Richtung Forsthaus Siedichum. Allerdings lassen wir das Forsthaus, das eigentlich ein Jagdschloss ist, links liegen und brausen einen schönen Weg bergab zur Schlaube.

Unterhalb des Forsthauses machen wir an einer Brücke eine Pause und essen unsere mitgebrachten Brötchen. Hier verbindet die Schlaube den Hammersee mit dem Großen Schinkensee.

Radtour im Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Die Route im Schlaubetal ist beliebt bei Radfahrern.

Großer Schinkensee, Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Rast am Großen Schinkensee im Schlaubetal.

Großer Schinkensee, Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Am Großen Schinkensee war auch der Bieber fleißig – aber noch nicht fertig.

Bremsdorfer Mühle

Ein gut ausgebauter Weg führt vom Hammersee weiter zur Bremsdorfer Mühle. Diese Mühle liegt zwischen dem Großen und dem Kleinen Treppelsee und ist heute eine Jugendherberge. Sie wurde nach 1500 als Mahlmühle gegründet. Das Fachwerkgebäude entstand im 18. Jahrhundert. Die Mühle war später unter anderem auch Schneidemühle und Hammerbetrieb.

Schlaubetal, Hammersee. Foto: Beate Ziehres

Bootshaus am Hammersee im Schlaubetal.

Kupferhammer

Auf dem Rückweg machen wir Rast am Kupferhammer, einer weiteren Mühle an der Schlaube. Sie wurde 1553 von einem Kupferschmied aus Beeskow als Eisen- und Kupferhammerwerk errichtet. Mit dem Eisenhammer verarbeitete man Raseneisenstein, der im Schlaubetal gewonnen wurde. Im 18. Jahrhundert wurde Kupferhammer auch Walkmühle, später stellten die Betreiber die Produktion komplett um auf Tuchfabrikation.

Die Gaststätte, in der wir nun einkehren, wurde schon 1900 als Schankwirtschaft eröffnet. Doch vom nostalgischen Charme dieser Zeit ist hier leider nichts mehr zu spüren. Wir bekommen nur noch einen Platz auf der riesigen überdachten Terrasse, die eindeutig DDR-geprägt ist.

Schlaubetal, Kupferhammer, Gaststätte, Radtour. Foto: Beate Ziehres

Rast für Radler in der Gaststätte Kupferhammer im Schlaubetal.

Die Herren der Schöpfung können schon wieder etwas essen. Sie fühlen sich unwiderstehlich angesprochen von Kaltem Hund und Waffel mit heißen Sauerkirschen. Der kultige DDR-Kekskuchen mit Schokolade kann mich nicht überzeugen, aber die Waffel mit Sauerkirschen ist klasse! Dafür ein Kompliment an die Küche.

Weitere Mühlen im Schlaubetal sind die

  • weiter oben schon erwähnte Müllroser Mühle
  • Schlaubemühle
  • Kieselwitzer Mühle

Wandern im Schlaubetal

Der Naturpark Schlaubetal lässt sich auch hervorragend zu Fuß entdecken. Beispielsweise auf dem Schlaubetal-Wanderweg, einem vom Deutschen Wanderverband ausgezeichneten Qualitätswanderweg.

Wanderer im Schlaubetal. Foto: Beate Ziehres

Wanderer im Schlaubetal.

Der 25 Kilometer lange Wanderweg führt von Müllrose vorbei an der Ragower Mühle, Kupferhammer, Forsthaus Siedichum, Bremsdorfer Mühle und Kieselwitzer Mühle zum Wirchensee. Hier in den Wirchenwiesen entspringt die Schlaube, um sich dann durch wildromantische Täler, Sümpfe und Wälder zu schlängeln. Diese Landschaften erschließen sich dem Genusswanderer auf dem Schlaubetal-Wanderweg. Außerdem findet er hier Abgeschiedenheit und wohltuende Stille.

Ein 5,5 Kilometer langer Rundwanderweg führt einmal um den romantischen Hammersee. Hier bietet sich als Startpunkt und zur abschließenden Einkehr das Forsthaus Siehdichum an.

Geheimtipp: Friedrich-Wilhelm-Kanal

Wie schon die Tage zuvor ist auch der letzte Tag unseres verlängerten Wochenendes im Seenland Oder-Spree gewittrig. Das sonnige Zeitfenster zwischen zwei Wolkenbrüchen nutzen wir für einen Spaziergang am Friedrich-Wilhelm-Kanal.

Mehr als 200 Jahre lang war der Friedrich-Wilhelm-Kanal die wichtigste Wasserstraße zwischen Wroclaw und Hamburg. Nachdem am Ende des 2. Weltkriegs alle 14 Schleusen zerstört wurden, hat die Natur das Regiment am Friedrich-Wilhelm-Kanal übernommen.

Groß Lindow, Friedrich-Wilhelm-Kanal, Boot. Foto: Beate Ziehres

Idyll am Friedrich-Wilhelm-Kanal in Groß Lindow.

Groß Lindow, Friedrich-Wilhelm-Kanal. Foto: Beate Ziehres

Grün, so grün: am Friedrich-Wilhelm-Kanal in Groß Lindow.

Wasservögel aller Art tummeln sich hier im dichten Grün am Ufer sowie auf und im Wasser. Und auch unter Wasser scheint allerhand los zu sein, dem immer wieder zu beobachtenden beachtlichen Spritzen nach zu urteilen. Das maximal 1,80 Meter tiefe Gewässer gilt als sehr fischreich. Ich bin schockverliebt in das Idyll und die himmlische Ruhe, die nur vom Ruf der Vögel unterbrochen wird. Hier könnte ich es aushalten!

Übrigens: Ab dem Mühlenteich in Groß Lindow kann der Brieskower Kanal, ein Teilstück des historischen Friedrich-Wilhelm-Kanals, mit dem Treidelkahn befahren werden. Die beschauliche Fahrt in absoluter Ruhe dauert 90 Minuten und führt bis Weißenspring. Sie wird üblicherweise zwischen Ostern und Oktober angeboten.

Schlaubetal, Groß Lindow, Gewitterstimmung. Foto: Beate Ziehres

Gewitterstimmung in Groß Lindow. Links im Bild der Kahn, der zu Ausfahrten auf dem Kanal bereitsteht.

Alle Fotos: Beate Ziehres

Hier finden Sie weitere Informationen und Ausflugstips fürs Schlaubetal.

Auch das Oderbruch unweit des Schlaubetals ist einen Ausflug wert. Das Seenland Oder-Spree überrascht außerdem mit Buckow und der Märkischen Schweiz und der Saarow Therme in Bad Saarow.