[Werbung] Am allersüdlichsten Zipfel Sachsen-Anhalts liegt die Stadt Naumburg. Hier an der Mündung der Unstrut in die Saale, zwischen sanften, grünen Hügeln, an deren Hängen die Weinreben gedeihen, lässt es sich gut leben. Das Klima ist in dieser Gegend außerordentlich mild. Und so umfängt mich bei meiner Ankunft in Naumburg eine samtene Wärme. Die Freude über den schönen Tag sollte aber von kurzer Dauer sein. Wie so oft in diesem Sommer setzt ein Gewitter den Schlusspunkt hinter warme Phasen. So mache ich mich bei Regen auf den Weg, um die Sehenswürdigkeiten von Naumburg zu erkunden.

Naumburger Dom

Zu allem Überfluss öffnet der Himmel genau in dem Moment die Schleusen, als ich auf einem der Westtürme des Naumburger Doms stehe und eigentlich noch höher hinaus möchte. Die Besichtigung des Dachstuhls, der Dachreiter und der vorabendliche Blick vom Turm sollten ein Höhepunkt meines Besuchs in Naumburg sein.

Der Dom St. Peter und St. Paul ist eines der bedeutendsten Kulturdenkmäler des europäischen Hochmittelalters und damit die Top-Sehenswürdigkeit in Naumburg. Die Architektur des Gotteshauses mit den beiden höchst unterschiedlichen Chorräumen ist weltweit einzigartig. Das gilt auch für die das Gebäude mitprägende Bildhauerkunst und Glasmalerei.

Figuren der Stifter im Naumburger Dom

Besonders beeindruckt hat mich der Westchor mit den Figuren der Stifter. Ein namentlich unbekannter Steinbildhauer – der sogenannte Naumburger Meister – schuf die 12 Figuren vor rund 800 Jahren. Die populärste der Stifterfiguren ist die schöne Uta von Ballenstedt.

Stifterfigur Uta, Naumburger Dom, Foto: Beate Ziehres

Uta, die wohl bekannteste Stifterfigur im Naumburger Dom (rechts).

Turmbesteigung

Nun stehe ich also auf  der unteren Plattform des nordwestlichen Turms etwa auf Höhe des Kirchenschiffdachs. Der Regen peitscht durch die Öffnungen. Das Mädchen in mir gewinnt Oberhand – ich bin zu feige, bei Blitz, Donner, Regen und Sturm an der Außenseite des Turmes in Richtung Spitze zu klettern. Verwässerter Eindruck von halber Höhe:

Regen trübt die Aussicht vom Turm in Richtung Westen. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Regen trübt die Aussicht vom Turm in Richtung Westen.

Domschatzgewölbe

Zurück vom Dach des Naumburger Doms, der seit Juni 2018 zum UNESCO Welterbe der Menschheit zählt, statte ich dem Domschatzgewölbe einen Besuch ab. Hier ist es trocken und warm. Das gilt nicht nur für die Luft. Wie es sich für eine Schatzkammer gehört, dominieren im Gewölbe heimelig-warme Goldtöne.

Im Domschatzgewölbe Naumburg. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Im Domschatzgewölbe Naumburg.

Hier in einem der größten romanischen Gewölbe Mitteldeutschlands glitzern die sakralen Kostbarkeiten des Doms um die Wette. Mehr als 30 Kunstwerke des Mittelalters und der Renaissance sind im Domschatzgewölbe versammelt.

Dazu zählt beispielsweise die sogenannte Johannesschüssel aus dem frühen 13. Jahrhundert, die den abgeschlagenen Kopf Johannes des Täufers zeigt. Zu sehen sind außerdem ein von Lucas Cranach geschaffener Flügel des einstigen Hauptaltars im Westchor des Doms, die einzigartige Naumburger Pietà und ein imposantes Chorbuch aus dem 16. Jahrhundert.

Altstadt von Naumburg an der Saale

Besucher der Stadt sollten auf keinen Fall einen Bummel durch die Altstadt versäumen. Schließlich wurde Naumburg schon vor fast 1000 Jahren Bischofssitz. In der Stadt an der mittelalterlichen Via Regia blühte der Handel, nicht zuletzt wegen der berühmten Naumburger Messen. Bis ins Thüringische und Sächsische war der Markt auch als Peter-Pauls-Messe bekannt. Man handelte mit Tuchen, Pelzen, Fisch – insbesondere Stockfisch aus Schlesien – Getreide, Hopfen und Wein.

Als ich an einem Mittwoch über den Markplatz bummele, herrscht ebenfalls buntes Treiben. Heute verkaufen die Händler frische Obst und Gemüse. Aber ich kann mir das mittelalterliche Marktgeschehen vor dieser Kulisse gut vorstellen. Noch heute prägen das Renaissance-Rathaus und die spätgotische Stadtkirche St. Wenzel diesen Platz. Hier und an der Herrenstraße fallen mir auch charakteristische Bürgerhäuser mit Renaissancegiebeln auf.

Marktplatz in Naumburg. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Marktplatz in Naumburg.

Stadtmauer und Marientor

Im Süden und im Osten der Altstadt Naumburgs sind bis heute Reste der mittelalterlichen Stadtbefestigung erhalten geblieben. Die Befestigungsanlagen bestanden aus der Stadtmauer und dem Stadtgraben. Die Wenzelsmauer, die Jakobsmauer und die Marienmauer sind noch heute zu sehen. Von ehemals fünf Stadttoren existiert nur noch das prächtige Marientor. Das Marientor ist ein Museum. Im Inneren informiert eine Ausstellung über die historischen Befestigungsanlagen.

Details zu Öffnungszeiten und Eintrittspreis auf der Webseite des Museumsvereins Naumburg.

Naumburger Straßenbahn

Am Marientor vorbei erreiche ich das Depot der historischen Straßenbahn am Heinrich-von-Stephan-Platz. Vor dem Depot steht schon der Triebwagen 51. Das Fahrzeug des Typs „Reko“ stammt aus dem Jahr 1973 und bietet 22 Sitzplätze. Die älteste Elektrische, die in Naumburg unterwegs ist, wurde 1928 gebaut. Der Typ „Lindner“ mutet für heutige Verhältnisse zwar etwas kantig an, ist aber so etwas wie ein Design-Klassiker.

Zu Anfangszeiten hatte die Naumburger Straßenbahn übrigens schnell ihren Kosenamen „Wilde Zicke“ weg. Denn die Gleise zwischen Bahnhof und Wenzelstor, die im Jahr 1892 innerhalb von nur elf Wochen verlegt wurden, waren ständig verbogen. Der Unterbau war zu schwach. Dieser Mangel sorgte dafür, dass die Straßenbahn, die als Dampfstraßenbahn an den Start ging, wilde Sprünge vollführte.

Heute ist die „Wilde Zicke“ Geschichte, wie ich während einer Probefahrt feststellen kann. Und ich bemerke auch: Die Naumburger nehmen die historische Straßenbahn mit dem charakteristischen, ohrenbetäubenden Läuten als alltägliches Verkehrsmittel an.

Naumburger Straßenbahn. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Naumburger Straßenbahn.

Seit 2007 verkehrt sie wieder auf einem 2,9 Kilometer langen Teilstück der historischen Ringstrecke. Die Linie 4 fährt im Halbstundentakt zwischen Hauptbahnhof und Salztor. Dass die Elektrische wieder fährt, und zwar ausschließlich mit historischen Linienfahrzeugen, ist dem Verein  Nahverkehrsfreunde Naumburg-Jena e. V. zu verdanken.

Naumburger Straßenbahn. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Im Inneren der Naumburger Straßenbahn.

Mehr Informationen auf der Webseite der  Naumburger Straßenbahn.

Max-Klinger-Haus in Großjena

Zum Abschluss meines Aufenthalts in Naumburg steht noch ein Landausflug auf dem Programm. Mit Ulf Dräger, dem Vorsitzenden des Museumsverbands Sachsen-Anhalt, fahre ich in den Naumburger Ortsteil Großjena. Hier in der Nähe des Zusammenflusses von Saale und Unstrut mutet die Landschaft schon fast toskanisch an. Sanfte Hügel, Weinberge, gelb blühende Rapsfelder – ein Setting, in das sich jeder Künstler verlieben muss.

Klingerhaus in Großjena. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Klingerhaus in Großjena.

So ging es auch dem Leipziger Maler, Grafiker und Bildhauer Max Klinger. 1903 kauft er in dieser Landschaft einen Weinberg mit zwei Weinberghäusern. Gemeinsam mit seiner Lebensgefährtin und Muse, der Schriftstellerin Elsa Asenijeff,  verbringt er hier in Ruhe und Abgeschiedenheit viel Zeit. Zahlreiche Radierungen, Zeichnungen, Aquarelle und Ölbilder zeugen von glücklichen Tagen.

Bronzebüste Elsa Asenijeff. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Klingers Werk: Bronzebüste von Elsa Asenijeff.

Ab 1909 lässt er das obere Haus zu einem komfortablen Landhaus ausbauen, in dem er immer mehr Zeit verbringt. Zu dieser Zeit lernt er auch die 17-jährige Gertrud Bock kennen, die er wenige Monate vor seinem Tod heiratet.

Glanzstücke des Museums: 2 Kachelöfen

Während der 15-minütigen Fahrt gibt mir Ulf Dräger, ein ausgewiesener Kunstkenner, einen Einblick ins Leben und Wirken Max Klingers. Im Wohnhaus sind zwischen April und Oktober zahlreiche Werke Klingers und Erinnerungen an das Leben des Künstlers zu sehen. Dazu zählen beispielsweise die beiden Kachelöfen des Hauses. Klinger hat die beiden Öfen selbst entworfen und die Kacheln eigenhändig geformt.

Kachelofen Nr. 2, Klingerhaus Großjena. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Auf dem zweiten Kachelofen hat sich Klinger selbst verewigt.

Druckwerkstatt im Radierhäuschen

Wenige Schritte unterhalb des Landhauses liegt das Radierhäuschen Max Klingers. Es ist eingebettet in den Weinberg, die zahlreichen Fenster geben betörende Aussichten auf die traumhaft schöne Landschaft frei. Das Radierhäuschen diente Max Klinger als Atelier, Druckwerkstatt und Rückzugsort.

Radierhäuschen in Klingers Weinberg. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Radierhäuschen in Klingers Weinberg.

Im Radierhäuschen treffe ich den Maler, Grafiker und Illustrator Matthias Schöneburg. Er lebt und arbeitet zum Zeitpunkt meines Besuchs an diesem lauschigen Ort. Bereitwillig zeigt er, wie eine Radierung entsteht – ganz anders, als ich es mir vorgestellt habe. Denn unter Radierung versteht man ein künstlerisches Druckverfahren.

Weitere Informationen und Öffnungszeiten des Klingerhauses in Großjena: https://www.mv-naumburg.de/klingerhaus

Hotel in Naumburg

Während meines Aufenthalts in Naumburg habe ich im Herzen der Altstadt in der Pension Typisch Naumburg übernachtet. Im stilvollen Fachwerkhaus am Reußenplatz 10 logiert man modern in Themenzimmern, die sich auf Naumburger Besonderheiten beziehen.  So gibt es hier beispielsweise ein Domzimmer, ein Straßenbahnzimmer und ein Weinzimmer. Ich wohne im Orgelzimmer mit einer Orgelpfeife als Deko-Objekt an der Wand. Der Name bezieht sich auf die barocke Orgel in der Stadtkirche St. Wenzel, die von Johann Sebastian Bach persönlich abgenommen wurde.

Ich habe Naumburg im Rahmen einer Bloggerinnentour durch Sachsen-Anhalt besucht. Die Reise fand in Kooperation mit dem Museumsverband Sachsen-Anhalt, der Investitions- und Marketing-Gesellschaft Sachsen-Anhalt (IMG) sowie der Staatskanzlei Sachsen-Anhalt statt. Vielen Dank für die Organisation!