An einem sonnigen Sonntag im Herbst brechen wir auf zu einer Radtour im Drömling. Wir wollen ab der Kolonie Bergfriede am Mittellandkanal entlang in Richtung Calvörde radeln. Das dünn besiedelte, sumpfige Gebiet an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Niedersachsen wird auch „Land der 1000 Gräben“ genannt. Der Drömling gilt als Rückzugsgebiet für seltene oder vom Aussterben bedrohte Tier- und Pflanzenarten.
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Vom Sumpfwald zum Biosphärenreservat Drömling
Wo sich heute Felder, Weiden, Flachwasserzonen und ein verzweigtes Kanalsystem ausdehnen, erstreckte sich bis zum Ende des 18. Jahrhunderts ein unzugänglicher Sumpfwald. Die Flüsse Aller und Ohre wanden sich mit ihren unzähligen Nebenarmen durch eine Art Urwald. Menschen lebten nur auf einigen Hügeln, die während des Frühlingshochwassers nicht überflutet wurden. Diese Stellen wurden Horste genannt.
Im Jahr 1770 befahl Friedrich der Große, volkstümlich auch „der Alte Fritz“ genannt“, den östlichen Teil des Drömlings zu roden, zu entwässern und landwirtschaftlich nutzbar zu machen. Auf die Initiative des preußischen Königs geht übrigens auch die Entwässerung des Oderbruchs in Brandenburg zurück.
Im Drömling wurden bis 1801 in Handarbeit rund 200 Kilometer Kanäle und Gräben angelegt sowie 32 Brücken, 16 Schleusen und Dienstgebäude für die Grabenmeister gebaut. Daneben entstanden Kolonien als Wohnorte für die Menschen, die sich nun im Drömling ansiedelten.
Im östlichen, sachsen-anhaltinischen Teil des Drömlings stand mehr als 200 Jahre lang die bedingungslose Nutzbarmachung der Natur im Vordergrund. Man legte Moordammkulturen an und baute den Mittellandkanal, Deutschlands längste künstliche Wasserstraße.
Später wurden Naturschutzprojekte ins Leben gerufen und Flächen teilweise wieder dem Wasser überlassen. Es entstand eine in Deutschland einzigartige, ökologisch wertvolle Niedermoorlandschaft. Seit Juni 2023 ist der Drömling bundesländerübergreifendes UNESCO-Biosphärenreservat.
Radfahren und Wandern im Naturpark Drömling
Hier radeln wir nun auf dem gut befahrbaren Weg immer am Mittellandkanal entlang. An der Flachwasserzone Mannhausen, die übrigens im Zuge des Kanalbaus von Menschenhand geschaffen wurde, können wir das quirlige Treiben der Vögel beobachten. Zudem weiden hier Wasserbüffel.
Ziel im Vogelschutzgebiet Drömling: Flachwasserzone Mannhausen
Die Flachwasserzone Mannhausen bei Piplockenburg ist durch Wege und Beobachtungshütten sehr gut erschlossen. Hier beobachtet man Seeadler, Störche und Kraniche, den Eisvogel und die Bekassine.
Wer diese Zone umrundet, kann am angrenzenden Allerkanal und an der Ohre möglicherweise Laubfrösche und Fischotter und ganz bestimmt Libellen beobachten.
Zwei Rundwanderwege laden ein, die Flachwasserzone Mannhausen zu umrunden. Sie sind 6,1 und 7,8 Kilometer lang. Beide Wege führen durch die angrenzende Kolonie Piplockenburg. Hier soll die Gaststätte „Drömlingsklause“ hervorragende Gerichte mit Wasserbüffel-Fleisch aus eigener Zucht anbieten. Der kürzere Weg führt am Allerkanal entlang, der längere an der begradigten Ohre und am Informationshaus Kämkerhorst.
An der „Drömlingsklause“ beginnt ein 2,5 Kilometer langer Fischotter-Erlebnispfad. Familien wandern hier am Allerkanal entlang und lernen an Infotafeln und interaktiven Stationen den Fischotter näher kennen.
Wandern im Wendschotter und Vorsfelder Drömling
Auch im niedersächsischen Teil des Drömlings lässt es sich schön wandern. Für das Bürgermagazin „Dein Wolfsburg“ habe ich eine Wanderung im Wendschotter und Vorsfelder Drömling unternommen. Hier lest ihr darüber.
Mit dem Fahrrad an der Ohre entlang und nach Breiteiche
Wir radeln nach dem Stopp an der Beobachtungshütte zurück nach Piplockenburg, um dem Drömling etwas näher zu kommen. Am Informationshaus Drömling Kämkerhorst biegen wir ab und fahren an der Ohre entlang. Rund um das „Deutsche Eck“ entdecken wir einige schöne und gut frequentierte Rastplätze. Wir haben jedoch außer Wasser nichts dabei und die Mägen knurren. Deshalb geht es durch Felder – immer der Ausschilderung folgend – weiter zur Kolonie Breiteiche.
Den Rückweg treten wir wieder an der Ohre an, die unter Bäumen vom orangenen Licht der Nachmittagssonne verzaubert wird. Über Brücken, vorbei an Schleusen und durch pilzreiche Wälder erreichen wir wieder unseren Ausgangsort am Mittellandkanal in Bergfriede.
Gaststätten und Cafés im Biosphärenreservat Drömling
Radfahrer und insbesondere Wanderer sind gut beraten, sich vor einer Tour im Drömling über Einkehrmöglichkeiten zu informieren. Denn der Hinweis auf die geringe Bevölkerungsdichte in diesem sumpfigen Landstrich ist durchaus ernst zu nehmen. So gibt es beispielsweise im Herzen des Drömling um Buchhorst zwischen Neuferchau, Rühen und Miesterhorst weder Cafés noch andere Lokale. Es empfiehlt sich also, ausreichend Getränke und eine Stärkung einzupacken und zu picknicken.
Auch wir müssen an diesem Tag unsere Radtour ausdehnen. An unserem eigentlichen Ziel, der Drömlingsklause in Piplockenburg/Mannhausen stellen wir fest, dass die Gaststätte wegen Urlaubs geschlossen ist. Das heißt: Vorfreude auf Wasserbüffel-Burger abstellen, wieder in den Sattel und weiter zur Kolonie Breiteiche.
Das Breiteicher Wiesencafé hat zum Glück geöffnet. Auf der Terrasse mitten in der Natur finden wir einen freien Tisch und genießen die wärmende Herbstsonne. Hier sind Kuchen und Torten selbstgemacht und wirklich lecker. Wir probieren Ozean-Torte mit Stachelbeeren, Baiser und Sahne und Milchreistorte mit Brombeeren. Von letzterer bestellen wir noch ein zweites Stück: Die Milchreistorte ist der Hammer!
Öffnungszeiten des Breiteicher Wiesencafés
Sommersaison: Donnerstag bis Sonntag, 14 bis 18 Uhr; Wintersaison: Samstag und Sonntag, 14 bis 18 Uhr
Die Gaststätten und Cafés im Drömling sind auf der Webseite des Biosphärenreservats Drömling mit Öffnungszeiten und Kontaktdaten aufgelistet. Wenn ihr weitere Lokale im Drömling kennt, lasst gerne einen Kommentar hier oder schreibt mir eine Email.
Alle Fotos: Beate Ziehres