Helmstedt ist eine Stadt mit knapp 26.000 Einwohnern und Kreisstadt des gleichnamigen Landkreises. Oft wird Helmstedt mit der DDR in Verbindung gebracht. Viele Menschen wissen nicht, dass die Stadt in Niedersachsen liegt. Doch östlich an Helmstedt grenzt Sachsen-Anhalt. Bis 1989 war in Helmstedt die westliche Welt zu Ende. Von der Stadt an der A2 bis nach Magdeburg sind es 45 Kilometer. 184 Kilometer liegen zwischen Helmstedts Rathaus und dem Kurfürstendamm in Berlin. Übrigens: Der 11. Längengrad verläuft mitten durch die Stadt.

Ich lebe seit beinahe 30 Jahren in Helmstedt. Die Stadt ist in dieser Zeit eine zweite Heimat für mich geworden. Deshalb finde ich es schade, dass man Helmstedt oft auf die 40-jährige Geschichte als Grenzstadt reduziert. Denn Helmstedt hat viel mehr zu bieten: geschichtlich, an Sehenswürdigkeiten, kulturell und für die Freizeitgestaltung.

Geschichte Helmstedts

Als Archäologen im Helmstedter Braunkohlerevier auf Zeitreise gingen, entdeckten sie, dass im Gebiet zwischen den beiden Höhenzügen Elm und Lappwald schon vor 300.000 Jahren Menschen lebten. Dies belegt der Fund der Schöninger Speere. Die Geschichte der Menschheit musste nach dieser Entdeckung teilweise neu geschrieben werden.

Zwei Großsteingräber – die sogenannten Lübbensteine – auf einem Hügel vor den Toren Helmstedts stammen aus der Zeit um 3.500 vor Christus. Die steinzeitliche Kultstätte ist ein beliebter Ort, besonders zur Zeit des Sonnenuntergangs.

Im Jahr 952 wird Helmstedt erstmals urkundlich erwähnt. Die Siedlung ging aus dem Kloster St. Ludgerus hervor, das der heilige Liudger um das Jahr 800 an einer wichtigen Handelsstraße zwischen braunschweigischen und magdeburgischen Siedlungsgebieten gegründet hat.

Collegienflügel der Academia Julia. Foto: Beate Ziehres

Collegienflügel der Academia Julia

Im 13. Jahrhundert erhält Helmstedt Stadtrechte. In dieser Zeit entstehen die Stadtmauer und der Hausmannsturm, heute das älteste erhaltene Stadttor im Braunschweiger Land. 1576 gründet Herzog Julius hier die welfische Landesuniversität, die Academia Julia. Napoleons Bruder Jérome Bonaparte schließt die Universität im Jahr 1810 wieder.

1755 werden im Brunnental bei Helmstedt stark schwefel- und kohlensaure Quellen entdeckt. Daraufhin entwickelt sich ein reger Kurbetrieb im Brunnental, der die Bezeichnung Bad Helmstedt prägt. Im 19. Jahrhundert wird bei Helmstedt Braunkohle gefunden. Die Braunschweigischen Kohlen-Bergwerke erschließen den ersten Tagebau im Jahr 1874. Die Bergwerkstätigkeit in Beendorf oder Helmstedt soll verantwortlich dafür gewesen sein, dass die Heilquellen in Bad Helmstedt ab 1894 versiegten. Inzwischen ist auch der Bergbau in Helmstedt Geschichte.

Helmstedt-Barmke: Betriebsgebäude Grube Emma im Lappwald. Foto: Beate Ziehres

Helmstedt-Barmke: das ehemalige Betriebsgebäude Grube Emma im Lappwald.

Sehenswürdigkeiten in Helmstedt

Ein Spaziergang in Helmstedts Zentrum erlaubt einen Streifzug durch die bewegte Geschichte der Stadt. Knapp 400 bunte Fachwerk- und Professorenhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert erinnern an die Zeit als Universitätsstadt. Zum erhaltenen Universitätsgebäude gesellen sich beeindruckende romanische und gotische Bauwerke. An die weniger weit zurückliegende Zeit der deutschen Teilung und Wiedervereinigung erinnert man in Helmstedt mit besonderen Angeboten.

Norddeutschlands erste protestantische Universität: die Academia Julia

Hauptanziehungspunkt für Besucher der Stadt ist das palastartige Juleum, erbaut ab 1592. In diesem Renaissancebau war das „Auditorium Maximum“ der Helmstedter Universität untergebracht. Noch heute dient die Aula im Erdgeschoss als stilvoller Veranstaltungsort. Im Obergeschoss werden in der Universitätsbibliothek wertvolle mittelalterliche Schriften aufbewahrt.

Juleum, Helmstedt. Foto: Lena Ziehres

Juleum. Foto: Lena Ziehres

Im Keller des Juleum Novum, der früheren Trinkstube der Studenten, ist das Kreis- und Universitätsmuseum beheimatet. Hier können sich Besucher mit den teilweise sehr skurrilen Einzelheiten der Universitätszeit befassen. So war der erste Rektor bei Amtsantritt erst zwölf Jahre alt. Es war der Sohn des Universitätsgründers, der spätere Herzog Heinrich-Julius.

Anfang 1625 war die Academia Julia die drittgrößte Universität im deutschsprachigen Raum. Zu dieser Zeit begannen jährlich rund 500 junge Männer ihr Studium in Helmstedt. Gleichzeitig wurde in diesem Jahr infolge des Dreißigjährigen Kriegs und nach dem Ausbruch der Pest der Lehrbetrieb eingestellt und erst 1626 wieder aufgenommen. Laut einem Geschichtsbuch war im November 1625 ein Drittel der Einwohner Helmstedts der Seuche zum Opfer gefallen. 295 Bürgerhäuser standen leer.

In diesem Haus wohnte Giordano Bruno um 1590. Foto: Lena Ziehres

In diesem Haus wohnte Giordano Bruno um 1590. Foto: Lena Ziehres

Die Studenten, unter ihnen auch Otto von Guericke, genossen in Helmstedt ein feuchtfröhliches Leben. Man sagt ihnen auch nach, dass sie sich gerne und leidenschaftlich duellierten. Unter den Professoren, die in prächtigen Wohnhäusern lehrten, finden sich illustre Persönlichkeiten. Einer von ihnen ist der Theologe Giordano Bruno, der zehn Jahre später in Rom als Ketzer verbrannt wurde. Er war überzeugt davon, dass das Weltall unendlich ist und hatte eine erste Raumfahrtidee entwickelt.

Was auch ich bisher nicht gewusst habe: Die juristische Fakultät der Universität Helmstedt tat sich als Hardliner bei Gutachten in Hexenprozessen hervor.

Helmstedts Altstadt – ein Rundgang

Einen Spaziergang durch die Altstadt Helmstedts beginnt man am besten am Rathaus. Das neugotische Gebäude an der höchsten Stelle des Marktplatzes ist nicht einmal 120 Jahre alt. Links neben dem Rathaus steht das eindrucksvollste Fachwerkhaus der Stadt, das sogenannte Herzogliche Hoflager. Das Haus mit der reich geschnitzten Fassade diente Herzog Julius und seinem Gefolge ab 1567 als Wohnung, wenn er in der Stadt war.

Herzogliches Hoflager und Rathaus Helmstedt. Foto: Beate Ziehres

Herzogliches Hoflager und Rathaus Helmstedt

Das westliche Ende der Fußgängerzone Neumärker Straße, die am Marktplatz vor dem Rathaus beginnt, markiert der Hausmannsturm. Der rosa verputzte Turm ist das einzige erhaltene Stadttor des Mauerrings um die Innenstadt. Hier wohnte früher der Helmstedter Hausmann.

Tipp: Als Turmwächter und Musikus tritt der Hausmann noch heute mit zwei Gesellen in Erscheinung. Im Sommer bläst er immer samstags um 12 Uhr die Woche ab.

Hausmannsturm, Neumärker Straße in Helmstedt. Foto: Beate Ziehres

Hausmannsturm in der Neumärker Straße.

Besonderheit Professorenhäuser

In den alten Straßen und Gassen rund um die Universität fallen die Professorenhäuser ins Auge. Ein Beispiel ist das Professorenhaus in der Bötticherstraße 51. Es hat eine Durchfahrt für Wagen und rechts den Zugang zum früheren Vorlesungsraum. Ebenfalls erkennbar ist die steinerne Wendeltreppe zu den Wohnräumen der Studenten.

Professorenhaus in der Bötticherstraße. Foto: Lena Ziehres

Professorenhaus in der Bötticherstraße. Foto: Lena Ziehres

Fachwerkliebhaber sollten die Kybitzstraße nicht versäumen. In dieser Altstadtstraße finden sich zahlreiche historische Häuser. Mir hat es besonders das Haus mit der Nummer 23 angetan. Hier sollen noch spätmittelalterliche Gebäudestrukturen vorhanden sein. 1576 wurde der ganze Gebäudekomplex umgebaut. Etwa 200 Jahre später richtet man hier ein philosophisches Seminar ein. Heinrich Hoffmann von Fallersleben, der Dichter des Deutschlandliedes, besucht das Pädagogium in der Zeit von 1812 bis 1814.

Kybitzstraße. Foto: Beate Ziehres

Kybitzstraße

Kybitzstraße. Foto: Beate Ziehres

Blick in die Kybitzstraße.

Fachwerkhäuser in der Kybitzstraße. Foto: Beate Ziehres

Fachwerkhäuser in der Kybitzstraße

Bunte Fachwerkstadt

Von der Kybitzstraße führt unser Spaziergang über den Marktplatz mit den hübschen, historischen Häusern. Hier am Markt 7 steht auch das älteste noch erhaltene Wohn- und Geschäftshaus der Stadt. Es wurde 1491 als dreigeschossiges Fachwerkhaus über dem Keller eines noch älteren Gebäudes errichtet. Bei Sanierungsarbeiten fanden die Denkmalschützer einen Deckenbalken aus der Zeit um 1250. Sie vermuten, dass das Haus das letzte Siebtel einer Reihenhausbebauung am Markt war.

Helmstedt, Springbrunnen auf dem Marktplatz mit herzoglichem Hoflager. Foto: Beate Ziehres

Springbrunnen auf dem Marktplatz mit herzoglichem Hoflager.

Rathaus Helmstedt. Foto: Beate Ziehres

Rathaus Helmstedt

Am Springbrunnen mit den Knollenquarziten vorbei halte ich mich rechts, um zum Holzberg zu kommen. Hier findet heute der Wochenmarkt statt. Außerdem ist der Holzberg der wohl größte Parkplatz im Zentrum. Auch hier stehen schöne Fachwerkhäuser. Ein Beispiel ist das Doppelhaus Nr. 17, das in den Jahren von 1561 bis 1648 erbaut wurde. Es hat einen Fächerfries und kunstvolles Schnitzwerk an Balken und Fenstern.

Fachwerkhäuser am Holzberg. Foto: Beate Ziehres

Fachwerkhäuser am Holzberg

Nun mache ich noch einen Abstecher in die Beguinenstraße, in der einige wunderschön sanierte Häuser zu sehen sind. Die Wallanlage rund um die Altstadt Helmstedts ist eines meiner Lieblingsziele für ausgedehnte Spaziergänge. Der Wall dient an manchen Stellen als grüne Lunge, an anderen Stellen ist er bevorzugte Wohnlage. Die stilvollen Häuser mit alten Gärten erzählen von wohlhabenden Erbauern.

Helmstedt, Beguinenstraße. Foto: Beate Ziehres

Helmstedt, Beguinenstraße

Häuser am Wall. Foto: Beate Ziehres

Bevorzugte Wohnlage am Wall.

Helmstedts Klöster und Kirchen

Helmstedt als Stadt geht, wie oben schon kurz erwähnt, auf die Benediktinerabtei St. Ludgeri zurück. Das im Osten der Stadt liegende Kloster war die Keimzelle Helmstedts. Doch auch im Westen der Stadt gibt es ein Kloster: das Chorfrauenstift St. Marienberg. Hartnäckig halten sich in Helmstedt Gerüchte, dass ein unterirdischer Geheimgang die beiden Klöster verbindet.

Kirche St. Marienberg. Foto: Beate Ziehres

Kirche St. Marienberg.

St. Marienberg

Westlich der Innenstadt liegt auf einem Hügel das Kloster St. Marienberg. Es wurde 1176 als Augustiner-Chorfrauenstift gegründet. Die romanische Klosterkirche mit den Ausmaßen einer Basilika lohnt einen Besuch. Ich mag besonders die Stimmung im vierflügeligen Kreuzgang und im sogenannten Kreuzhof.

In der Schatzkammer des Klosters, dem ehemaligen Kapitelsaal, bewahren die Konventualinnen des evangelischen Damenstifts kostbare mittelalterliche Paramente und Wandteppiche auf. Die Herstellung von Textilien war eine der wesentlichen Aufgaben in Frauenklöstern und –stiften.

Heute ist die Restaurierungsabteilung der Paramentenwerkstatt im Kloster St. Marienberg international bekannt für ihre Arbeit. Die Mitarbeiterinnen der Werkstatt beherrschen die alten Techniken kirchlicher Textilkunst. Sie kümmern sich um die Erhaltung wertvoller historischer Textilien aus Museen, Kirchen und Klöstern. Gleichzeitig verfügt die Paramentenwerkstatt über modernste technische Ausstattung. Das textile Kompetenzzentrum der von Veltheim-Stiftung produziert Wandbehänge, Altarwäsche, Damen- und Herrentalare und vieles mehr.

Besucher können mit angemeldeter Führung Kloster, Kirche, Schatzkammer und die Paramentenwerkstatt besichtigen.  Kontakt

St. Ludgeri

Besuchern, die zu Fuß aus der Innenstadt kommen, fällt am Ludgerihof zuerst das Türkentor auf. Das Türkentor ist das ehemalige Eingangsportal des Klosters St. Ludgerus und steht nicht mehr an seiner ursprünglichen Stelle. Auf einer Verkehrsinsel zwischen zwei Flügeln des ehemaligen Klosterkomplexes befindet sich heutzutage das stattliche Taubenhaus. In den ehemaligen Bullenställen des Klosters ist inzwischen – zur allgemeinen Belustigung – die Polizeiinspektion untergebracht.

Türkentor am Ludgerihof. Foto: Beate Ziehres

Türkentor am Ludgerihof

Taubenhaus und Konventsgebäude St. Ludgeri. Foto: Beate Ziehres

Taubenhaus und Konventsgebäude St. Ludgeri.

Das Konvent-Gebäude fungiert heute als katholische Begegnungsstätte. Es ist außen mit prunkvollen Wappen bestückt. Der Kaisersaal mit prächtigen Stuckdekorationen aus der Rokokozeit ist ebenfalls sehenswert.

Um zu den frühesten Wurzeln von Helmstedt vorzudringen gehe ich um die Kirche herum und erreiche durch eine kleine Tür den Innenhof des Klosterkomplexes, den Passhof. Hier steht völlig unscheinbar das älteste Gebäude Helmstedts, die Doppelkapelle. Sie ist den Heiligen St. Petrus und St. Johannes geweiht. Die untere, die Peterskapelle aus dem 9. Jahrhundert, verfügt über ein romanisches Tonnengewölbe. Die jüngere Oberkapelle ist in barocker Form mit Stuck ausgestaltet.

Doppelkapelle im Passhof St. Ludgeri. Foto: Beate Ziehres

Doppelkapelle im Passhof St. Ludgeri.

St. Peter-Kapelle, Doppelkapelle St. Ludgeri. Foto: Beate Ziehres

St. Peter-Kapelle, Doppelkapelle St. Ludgeri.

St.-Johannes-Kapelle, Doppelkapelle. Foto: Beate Ziehres

Die St.-Johannes-Kapelle, obere und neuere Kapelle der Doppelkapelle.

Stuckverziehrung an der Decke der St. Johannes-Kapelle. Foto: Beate Ziehres

Stuckverziehrung an der Decke der St. Johannes-Kapelle

Unter dem Chorraum der heutigen katholischen Pfarrkirche St. Ludgeri befindet sich außerdem die Felicitas-Krypta. Sie wurde um 1050 als typisch niedersächsische Hallenkirche im romanischen Stil erbaut. Im Vorraum der Krypta haben Forscher einen wertvollen romanischen Schmuckfußboden aus Gips freigelegt.

Besichtigungen des Klosters St. Ludgerus sind werktags zwischen 9 und 17 Uhr möglich. Zu diesen Zeiten ist auch die Doppelkapelle zugänglich. Führungen mit Besichtigung der Felicitas-Krypta sind nur nach vorheriger Vereinbarung mit der Tourist-Info im Bürgerbüro möglich.

Kirche St. Stephani

Die St. Stephani-Kirche wurde vor 1300 als dreischiffige spätgotische Hallenkirche mit mächtigem Westwerk erbaut. Im Inneren des Gotteshauses finden sich romanische, gotische und Renaissance-Elemente. St. Stephani ist meine Lieblingskirche in Helmstedt, die Stimmung ist einfach toll.

St. Stephani-Kirche in Helmstedt. Foto: Beate Ziehres

St. Stephani-Kirche in Helmstedt

Die St. Stephani Kirche ist Dienstag bis Freitag von 10 bis 16 Uhr, Samstag von 10 bis 12 Uhr und nach den Gottesdiensten geöffnet.

Tipp: Gänsehautfeeling verspricht ein Konzert der Helmstedter Bachkantorei in St. Stephani. Der Chor ist an die Gemeinde angegliedert und führt in der Kirche unter anderem Konzerte und Abendmusiken auf.

Auf der Ostseite der St. Stephani-Kirche versteckt sich die von Böckeln’sche Grabkapelle. Hier haben im 17. Jahrhundert die Angehörigen der Professorenfamilie von Böckeln die letzte Ruhe gefunden. Der morbide Charme der steinernen Särge im Inneren verzaubert mich immer wieder, wenn ich den Weg dorthin finde.

Helmstedt, von-Böckeln'sche Kapelle. Foto: Beate Ziehres

Von Böckeln’sche Grabkapelle

Grenzübergang Helmstedt-Marienborn

Bis 1989 verbreitete alleine die Bezeichnung Angst und Schrecken unter Reisenden zwischen Berlin und Westdeutschland: Der Grenzübergang Helmstedt–Marienborn war der größte und bedeutendste Grenzübergang an der innerdeutschen Grenze zu Zeiten der deutschen Teilung. Wegen der geografischen Nähe zu West-Berlin wurde der Großteil des Transitverkehrs zwischen Westdeutschland und Berlin über diesen Grenzübergang abgewickelt. Doch auch Reisende in die DDR, nach Polen und in andere Ostblock-Staaten passierten in Helmstedt den Eisernen Vorhang.

Auf dem Areal der sogenannten GÜSt (Grenzübergangsstelle) waren zeitweise bis zu 1.000 Bedienstete tätig. Sie arbeiteten in der Passkontrolle, beim Zoll, für die Grenztruppen und im Ministerium für Staatssicherheit (MfS). Die zahlreichen Gebäude waren durch ein unterirdisches Tunnelversorgungssystem verbunden. Nur ein kleiner Kreis der Beschäftigten wusste überhaupt um den Tunnel und kannte den Zugang.

Heute heißt die GÜSt Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn. Sie ist zu einem großen Teil im Original erhalten. Besucher können das 7,5 Hektar große Gelände auf eigene Faust erkunden oder sonntags an Führungen teilnehmen. In den verschiedenen Einrichtungen wie Passkontrolle, PKW-Einreise, Kontrollbox-Ausreise und Kommandoturm erklären Tafeln die Funktion der jeweiligen Einheiten. Außerdem gibt es bewegende Zeitzeugenberichte.

Einen Besuch in der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn kann ich jedem Helmstedt-Besucher nur empfehlen. Nehmen Sie sich genügend Zeit, um sich auf die Zeitzeugen-Dokumente und -Berichte einlassen zu können.

Die Gedenkstätte ist über die A2 in Richtung Berlin an der Ausfahrt zur Tankstelle mit Raststätte und Parkplatz zu erreichen. Die Gedenkstätte kann von diesem Parkplatz nur zu Fuß betreten werden. An der Rückseite der Anlage gibt es ebenfalls einen Parkplatz. Die Gedenkstätte ist von Harbke oder Morsleben kommend ausgeschildert.

Die Gedenkstätte ist Bestandteil der organisierten Tour „Grenzenlos“. Termine, Preise und Anmeldung hier.

Die Lübbensteine – vorgeschichtliche Gräber

Lübbensteine. Foto: Beate Ziehres

Großsteingrab Lübbensteine.

Die mehr als 5000 Jahre alten Lübbensteine zählen zu meinen Lieblingsorten in Helmstedt. An dieser jungsteinzeitlichen Begräbnis- und Kultstätte spüre ich eine ganz besondere Atmosphäre. Vom St. Annenberg schweift der Blick über Wiesen, Felder und Wälder bis nach Königslutter. Wenn dann die Sonne versinkt und die Grabkammern aus riesigen Steinen in mystisches Licht kleidet, klingt der Tag in Helmstedt perfekt aus.

Die Lübbensteine liegen an der B1 in Richtung Braunschweig. Den Abzweig etwa 200 Meter nach der Ampelkreuzung B1 / B 244 nicht verpassen! 

Freizeit in Helmstedt

Ich muss an dieser Stelle ja mal zugeben, dass ich ein absoluter Outdoor-Fan bin. Sobald das Wetter halbwegs einladend ist, bin ich draußen zu finden. Entweder in der Natur beim Laufen, Radfahren oder Schwimmen oder in meinem Garten. Dort trifft man mich auch gerne samt Laptop und Arbeitsunterlagen an. Was Freizeitvergnügen an der frischen Luft angeht hat Helmstedt allerhand zu bieten.

Radtour im Lappwald. Foto: Beate Ziehres

Radtour im Lappwald.

Wandern und Radfahren im Naturpark Elm-Lappwald

Helmstedt ist von den bewaldeten Höhenzügen Elm und Lappwald umgeben. Hier im Naturpark Elm-Lappwald finden sowohl Wanderer als auch Radfahrer ein beschildertes Wegenetz vor. Rund 600 Kilometer Wanderwege laden ein, die artenreiche Natur zu genießen und imposante zeitgeschichtliche Zeugnisse zu entdecken. Dazu kommen Radwege für Freizeit-, Mountain- und E-Biker.

Radtour Klosterkirche Mariental. Foto: Beate Ziehres

Kulturhistorische Schätze am Wegesrand, beispielsweise während einer Radtour: Klosterkirche Mariental.

Barmke, Grube Emma. Foto: Beate Ziehres

Station an der Naturroute rund um Helmstedt: Ehemaliger Braunkohlebergbau in der Grube Emma am Rande des Lappwalds.

Helmstedts idyllischsten Ortsteil genießen: Bad Helmstedt

Das Brunnental, wie die Helmstedter diesen Teil der Stadt liebevoll nennen, ist ein Idyll mitten im Lappwald. Hier in Bad Helmstedt sprudelte einst eine Heilquelle. Die Damen aus Braunschweig kamen, um hier zu baden sowie Gesundheit und Zerstreuung zu finden. Es entstanden Badeeinrichtungen, das Kurtheater und ein Kurpark. Seit dem Versiegen der Heilquellen dient das Brunnental der Naherholung. An schönen Sonntagen trifft man sich hier, um einen Spaziergang um den Clarabadteich zu machen, Enten zu füttern und die frische Luft zu genießen.

Clarabadteich im Brunnental. Foto: Beate Ziehres

Clarabadteich im Brunnental

Wandern und Radfahren am Lappwaldsee

Wo sich früher die Tagebaue Helmstedt und Wulfersdorf erstreckten, entsteht bis zum Jahr 2030 ein Bade- und Freizeitsee. Nach der Auskohlung werden die Tagebaue geflutet. So entsteht der Lappwaldsee mit vier Quadratkilometern Wasseroberfläche und etwa 11 Kilometern Uferlänge.

Geplant sind Strandbereiche für den Badebetrieb, Anlegeplätze für Segel- und Motorboote und eine Infrastruktur zum Surfen, Wasserskifahren, für Regattasport sowie Drachen- und Gleitschirmfliegen. Man denkt über touristische Anlagen mit schwimmenden Häusern, eine Seepromenade und einen Wasserlandeplatz für Flugzeuge nach. Außerdem sollen am See Campingplätze, Ferien- und Wochenendhäuser entstehen.

Von alldem ist momentan noch nichts zu sehen. Es existieren jedoch einige Radwege, die Blicke auf den Lappwaldsee erlauben. Dies sind die

  • Lappwaldsee Route, 18 Kilometer
  • Eitzsee Route, 20 Kilometer
  • Paläon Route, 23 Kilometer

Am Ende des Büddenstedter Wegs gibt es einen öffentlichen Parkplatz für Besucher des Lappwaldsees.

Helmstedts beliebtestes Schwimmbad: das Waldbad Birkerteich

Das Freibad Waldbad Birkerteich ist eines der ältesten und eines der am schönsten gelegenen Wald-Freibäder in Norddeutschland. Die frischen Wasserbecken im Lappwald sind im Sommer der beliebteste Ort der Helmstedter zum Abkühlen. Der charakteristische Sprungturm und die kühn geschwungene Rutsche – beides Markenzeichen des Bades – locken vergnügungssüchtige Besucher jeden Alters. Hier geht es hauptsächlich um eines: Spaß im Wasser.

Kultur in Helmstedt

Kultur in Helmstedt – da schwingt oft Nostalgie mit. Das gilt für die beiden Kinos ebenso wie für das Brunnentheater in Bad Helmstedt. Das Programm ist jedoch stets vom Neuesten.

Helmstedter Kinos

Zwei inhabergeführte Kinos – das „Roxy“ und das „Camera am Holzberg“ – garantieren in Helmstedt für Filmvergnügen. Im authentischen Stil der 1950er-Jahre werden hier die neuesten Blockbuster vorgeführt. Und zwar in digitaler 3D-Projektion, Soundtechnik vom feinsten und Surround-Lautsprechern.

Das Roxy verfügt über zwei Säle: den traditionellen großen Saal mit 256 Sesseln und einen vollklimatisierten und modernen kleinen Kinosaal mit 36 Ledersesseln. Im „Camera“ kuscheln die Cineasten in 180 bequemen Sesseln.

Programm in den Helmstedter Kinos

Brunnentheater

Das nostalgische Brunnentheater der Stadt Helmstedt liegt mitten im Grünen am Kurpark in Bad Helmstedt. Das ursprüngliche Theater im Brunnental war ein Kurtheater. Im Jahr 1924 ließ ein Hotelier aus der Nachbarschaft das neue Brunnentheater bauen. Es besteht seit damals großenteils unverändert.

Brunnentheater in Helmstedt. Foto: Beate Ziehres

Brunnentheater

Brunnentheater innen. Foto: Beate Ziehres

Brunnentheater Innenraum.

Kulissenzüge im Brunnentheater. Foto: Beate Ziehres

Kulissenzüge im Brunnentheater

Ich persönlich bin immer wieder gerne im Brunnentheater. Besonders im Winter kann schon die Anreise in ein Abenteuer ausarten. Auf die Bühne kommt ein modernes Programm, das sich am Geschmack der Besucher orientiert. Und die Laune des Publikums ist immer gut.

Auf dem Blog der Zeitorte in der Region Braunschweig-Wolfsburg habe ich über das Brunnentheater und das Brunnental geschrieben. Lesen Sie den ganzen Beitrag hier.

Museen in Helmstedt

Das Zonengrenz-Museum Helmstedt dokumentiert anhand von Originalobjekten, Fotografien, Modellen und lebensgroßen Inszenierungen die Geschichte der ehemaligen innerdeutschen Grenze von ihren Anfängen bis zur Wiedervereinigung. Dieses Museum ist auch Ausgangspunkt der Rundfahrt Grenzenlos.

Zonengrenzmuseum Helmstedt. Foto: Beate Ziehres

Zonengrenzmuseum Helmstedt

Das Kreis- und Universitätsmuseum Helmstedt befindet sich im ehemaligen Wein- und Bierkeller des Juleums. Die Ausstellung zeigt beispielsweise Original-Exponate aus der Universitätszeit wie eine astronomische Scheibe, einen Globus und Geschirr aus der Universitätsmensa.

Der Eintritt zu beiden Museen ist frei. Öffnungszeiten und Kontakt

Mit diesem Beitrag beteilige ich mich an der Aktion Heimatliebe-Blogger-Landkarte von Janett auf Teilzeitreisender.de. Eine tolle Idee, wie ich finde!