In der Landschaft zwischen Rothenburg ob der Tauber und Freudenberg am Main ist der Tisch reich gedeckt. Die Rede ist vom lieblichen Taubertal, seinen Weinen, Obstbränden und anderen regionalen Köstlichkeiten. Ich war mit einigen Kollegen auf der Weinstraße Taubertal unterwegs und habe die Zeit am nordöstlichsten Zipfel Baden-Württembergs sehr genossen. Dabei standen nicht nur Essen und Trinken, sondern auch Radfahren und Kultur auf dem Programm.

Wein im Taubertal

Sprechen wir zuerst über die herausragende Spezialität des Taubertals: den Wein. An der Tauber dominieren bei den Rotweinen der Schwarzriesling und der Spätburgunder. Dornfelder und Neuzüchtungen wie Acolon und Regent ergänzen die Rotweinauswahl.

Bei den Weißweinen ist der Müller-Thurgau die Hauptrebsorte. Hinzu kommen der typische fränkische Silvaner und die Burgunder- und Rieslingweine. Aber auch Spezialitäten wie die Rebsorten Auxerrois, Traminer und Johanniter sind auf manchen Weingütern im Taubertal anzutreffen.

Die Winzer und Weingärtner des Weinlandes sind übrigens überzeugt, dass mit die schönsten Müller-Thurgau-Weine an der Tauber gedeihen und die Burgundertropfen internationalem Qualitätsniveau entsprechen.

In den fränkischen Anbaugebieten dürfen die Taubertäler Weine auch in die weltbekannten Bocksbeutelflaschen abgefüllt werden. Dabei kommt der Bocksbeutel neuerdings modern daher. Denn die Form der Flasche wurde überarbeitet und ist jetzt etwas kantiger als früher.

Reicholzheim: der neue Bocksbeutel. Foto: Beate Ziehres

Der neue Bocksbeutel, gesehen im „Winzerkeller im Taubertal“, Reicholzheim.

Tauberschwarz – ein ganz besonderer Wein

Die Rebe Tauberschwarz verschafft dem Taubertal ein Alleinstellungsmerkmal. Die autochthone Rebsorte stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde 1726 erstmals erwähnt. Tauberschwarz galt bereits als verloren, bis in den 1960er-Jahren einige Rebstöcke am südlichen Ende der Weinstraße Taubertal wiederentdeckt und zu neuem Leben erweckt wurden.

Heute ist Tauberschwarz in allen drei Anbaugebieten an der Weinstraße Taubertal – Baden, Württemberg und Franken – wieder anzutreffen. Der Tauberschwarz ist ein wunderbarer Sommerrotwein, der sich auch bei hohen Temperaturen gut auf der Terrasse verkosten lässt.

Bekanntschaft mit diesem besonderen Wein macht man beispielsweise bei einer Weinprobe auf dem Winzerhof Strebel in Beckstein.

Weinstraße Taubertal: Der Winzer Stefan Strebel aus Beckstein baut auch Tauberschwarz an und aus. Foto: Beate Ziehres

Der Winzer Stefan Strebel aus Beckstein baut auch Tauberschwarz an und aus.

„Tauberschwarz ist die einzige Rebsorte der Welt, die ihre Herkunft im Namen trägt“, sagt Stefan Strebel, als er uns seinen Tauberschwarz einschenkt. Und fährt fort: „Mit etwas Herzblut kann man daraus wunderschöne Weine machen.“

Unterwegs im Weinland Taubertal

Mehr als 200 Kilometer schlängelt sich die Weinstraße Taubertal durch das sanft-hügelige Weinland im äußersten Nordosten Baden-Württembergs. Links und rechts der Tauber ziehen sich an den Hängen die Weinberge hinauf. An der Weinstraße Taubertal liegen 28 Weinorte, die sich auf 16 Städte und Gemeinden verteilen. Von den Rebhängen bieten sich häufig herrliche Panoramablicke auf das Main- oder das Taubertal und die angrenzenden Regionen.

Weinstraße Taubertal: "Hoher Herrgott" in Külsheim. Foto: Beate Ziehres

„Hoher Herrgott“ in Külsheim.

Dertingen

Die Weinstraße Taubertal startet im Weinort Dertingen. Hier empfängt uns im Weinkeller Friedrich die Hausherrin. Silvia Friedrich reicht direkt nach dem Frühstück einen hervorragenden Winzersekt – ein prickelnder Start auf der Reise entlang der Weinstraße Taubertal!

Taubertal, Dertingen: Silvia Friedrich lädt zu einem Gläschen Winzersekt aus dem eigenen Weinkeller ein. Foto: Beate Ziehres

In Dertingen (Taubertal) lädt Silvia Friedrich zu einem Gläschen Winzersekt aus dem eigenen Weinkeller ein.

Bevor im Weinkeller, Baujahr 1550, ein 2018er Grauburgunder Kabinett auf den Tisch kommt, stellt uns Silvia Friedrich ihren Bruder vor. Winzermeister Martin Friedrich beschäftigt sich mit der Veredlung von Reben – der Spezialität des Betriebs. Und demonstriert auch gleich eindrucksvoll, wie Edelreise auf eine Unterlage gepfropft werden. Hierzu nutzt Martin Friedrich eine Veredelungsmaschine, die mit dem sogenannten Omega-Schnitt arbeitet.

Weinstraße Taubertal, Dertingen: Martin Friedrich demonstriert die Rebenveredelung. Foto: Beate Ziehres

Dertingen: Martin Friedrich demonstriert die Rebenveredelung.

Weinstraße Taubertal, Dertingen: Omegaschnitt. Foto: Beate Ziehres

Der Omegaschnitt ist deutlich zu erkennen.

Wertheim

Mit einem Oldtimer-Bus der Marke Kässbohrer-Setra, Baujahr 62, fahren wir nun am Main entlang nach Wertheim. 1962 brachte das Gefährt mit 148 PS und acht Gängen reiselustige Passagiere nach Rom.

Heute sind wir froh, unser Ziel zu erreichen, ohne am Berg hängen geblieben zu sein. Wie sich die Zeiten ändern! Aber ja, es ist eine entschleunigte Reise im historischen Bus und wo immer wir hinkommen, freuen sich die Passanten.

Oldtimerbus in Dertingen, Taubertal. Foto: Beate Ziehres

Mit dem Oldtimerbus auf der Weinstraße Taubertal unterwegs, hier in Dertingen.

Bus mit Aussicht. Foto: Beate Ziehres

Oldtimers mit Aussicht ins Taubertal.

In Wertheim lohnen sich ein Besuch auf der Burg und ein Spaziergang durch die mittelalterliche Altstadt. Für uns ist auch noch ein Besuch auf der anderen Mainseite im angrenzenden Bundesland Bayern drin. Mehr über den Besuch auf dem Weingut „Alte Grafschaft“ in Kreuzwertheim folgt weiter unten.

Taubertal: Innenstadt von Wertheim – Beate Ziehres

Die Innenstadt von Wertheim.

Taubertal: Blick von der Burg Wertheim über den Main nach Kreuzwertheim – Beate Ziehres

Blick von der Burg Wertheim über den Main nach Kreuzwertheim.

Reicholzheim

Von Wertheim führt die Weinstraße Taubertal flussaufwärts zu den Weinorten Reicholzheim und Külsheim. Im Reicholzheimer „Winzerkeller im Taubertal“ bietet Alexander Ley eine breite Auswahl von Weinen aus der Region an. Ley ist Leiter des Winzerkellers der GWF (Winzergemeinschaft Franken) im historischen Zehntkeller des Klosters Bronnbach.

Reicholzheim: Zehntkeller "Winzerkeller im Taubertal". Foto: Beate Ziehres

Im historischen Zehntkeller des Klosters Bronnbach.

Reicholzheim: Bocksbeutel im "Winzerkeller im Taubertal". Foto: Beate Ziehres

Reicholzheim: Bocksbeutel im „Winzerkeller im Taubertal“.

Im Fasskeller des Zehnthofes aus dem Jahr 1760 kann eine große Auswahl von Weinen aus dem Taubertal probiert werden. Darunter auch der Rotling, eine Spezialität aus Franken. Für den roséfarbenen Rotling werden rote und weiße Trauben zusammen gekeltert. Geschmacklich wird der Rotling von den fruchtigen weißen Trauben geprägt. Der Rosé hingegen besteht nur aus roten Trauben, die seinen Charakter bestimmen.

Extratipp: Im Winzerkeller lohnt sich ein Blick in die in Spinnweben gehüllte Sammlung historischer Wein(flaschen).

Weinstraße Taubertal: Raritätenkeller des "Winzerkellers im Taubertal". Foto: Beate Ziehres

Ganz schön staubig: Blick in den Raritätenkeller des „Winzerkellers im Taubertal“.

Külsheim

Die nächste Station unserer Reise auf der Weinstraße Taubertal ist Külsheim. Der Bus schnauft auf einer Serpentinenstraße die Weinberge hoch. Rechts Reben, links Reben, voraus und hinter uns auch – ein schönes Bild!

Weinstraße Taubertal: Mit dem Oldtimerbus in den Weinbergen. Foto: Beate Ziehres

Mit dem Oldtimerbus in den Weinbergen.

Am Waldrand oberhalb der Weinlage „Hoher Herrgott“ hält der Bus an. Inzwischen strahlt die Sonne vom Himmel, es ist warm geworden. Im „Hohen Herrgott“ treffen wir die Külsheimer Weinkönigin Laura Behringer und probieren mitten im Weinberg herrlich frischen Weißwein aus der Brunnenstadt Külsheim.

Külsheim, Weinstraße Taubertal: Weinkönigin Laura Behringer. Foto: Beate Ziehres

Külsheim: Weinkönigin Laura Behringer.

Beckstein

Weiter geht die Fahrt auf der Weinstraße Taubertal durch Werbach, Tauberbischofsheim und Königheim. Über den Weinort Gerlachsheim mit seiner Barockkirche erreichen wir Beckstein. Hier ist ein Spaziergang auf dem Weinlehrpfad geplant. Michael Spies, Marketingleiter der Becksteiner Winzer eG, begleitet uns auf dem Weinlehrpfad bis in die Weinberge von Beckstein.

Taubertal: Blick vom Weinberg auf Beckstein im Taubertal. Foto: Beate Ziehres

Blick vom Weinberg auf Beckstein im Taubertal.

Weinstraße Taubertal, Beckstein: Unterwegs auf dem Weinlehrpfad. Foto: Beate Ziehres

Beckstein: Unterwegs auf dem Weinlehrpfad.

Die Winzergenossenschaft Beckstein kann auf eine mehr als hundertjährige Tradition zurückblicken. Rund 350 Mitglieder aus mehr als 20 Mitgliedsgemeinden bewirtschaften im Taubertal 270 Hektar Rebfläche. Eine Spezialität der drittältesten Winzergenossenschaft in Baden ist die Serie „Kilian“.

Weinstraße Taubertal: Michael Spies erklärt: In Beckstein steht der Wein während unseres Besuchs in Blüte. Foto: Beate Ziehres

Michael Spies erklärt: In Beckstein steht der Wein während unseres Besuchs in Blüte.

Von den Weinbergen mit Aussicht auf Beckstein geht es nach einem kurzen Stopp in der Vinothek der Becksteiner WeinWelt in den St.-Kilian-Keller. Hier wurde früher Wein ausgebaut und gelagert. Inzwischen ist der Gewölbekeller ein stilvoller Veranstaltungsort.

Weinstraße Taubertal: St.-Kilian-Keller der Winzergenossenschaft Beckstein. Foto: Beate Ziehres

Im St.-Kilian-Keller der Winzergenossenschaft Beckstein.

Markelsheim

Witzig: In Unterbalbach überquert der Reisende auf der Weinstraße Taubertal die Weingrenze zwischen Baden und Württemberg. In Württemberg reihen sich die Weinorte Markelsheim, Weikersheim und Laudenbach aneinander.

Nach Weikersheim überquert man die Weinbaugrenze zu Franken. Hier kann beispielsweise in Röttingen das Weinmuseum besucht werden. Auf dem weiteren Weg nach Süden kreuzt die Weinstraße noch einmal eine Weingrenze, nämlich die zwischen dem Fränkischen und dem Württembergischen.

Hinter dem weltbekannten Städtchen Rothenburg ob der Tauber endet die Weinstraße Taubertal schließlich in der kleinen Residenzstadt Niederstetten.

Weingüter im Taubertal

Im Taubertal werden rund 1100 Hektar Anbaufläche durch Winzer und Weingärtner bewirtschaftet. Auf etwa zwei Dritteln dieser Fläche gedeihen Weißweinsorten, ein Drittel ist mit Rotweinsorten bestockt. Entlang dem Flusslauf der Tauber und in den Nebentälern des Mains sind rund 30 private Weingüter tätig.

Weinstraße Taubertal, Weingut Benz: Juniorchefin Corina Benz. Foto: Beate Ziehres

Corina Benz, Juniorchefin des Weingutes Benz in Beckstein

Private Weingüter entwickeln beim Weinausbau meist eine ganze eigene Note. Die Winzer und Weingärtner bei einem Besuch auf dem Weingut persönlich kennenzulernen ist immer ein besonderes Erlebnis.

Kuriosität im Taubertal: Weinproduzenten, die ihre Weine auch in Bocksbeutelflaschen abfüllen dürfen, werden im Taubertal Winzer genannt. Sie sind in den badischen und fränkischen Teilen des Taubertals zuhause. Sie bewirtschaften Lagen mit klangvollen Namen wie Röttinger Feuerstein, Reicholzheimer Satzenberg oder Külsheimer Hoher Herrgott.

Im württembergischen Anbauteil des Taubertals werden die Weinproduzenten als Weingärtner bezeichnet. Sie bewirtschaften Weinbergslagen namens Weikersheimer Schmecker, Markelsheimer Probstberg oder Schäftersheimer Schafsteige.

Weingut Benz in Beckstein

Das Weingut Benz liegt etwas außerhalb des Weinortes Beckstein in einem Seitenarm des Taubertals. Und zwar inmitten der Weinberge. Die Familie Benz nennt ihr Weingut deshalb liebevoll „Das Weingut in den Reben“. „Hier inmitten dieser idyllischen Naturlandschaft haben wir alles, was man braucht für einen guten Wein: pure Natur, Weitblick und Ruhe“, sagt Juniorchefin Corina Benz.

Weinstraße Taubertal, Weingut Benz, Beckstein. Foto: Beate Ziehres

Das Weingut Benz in Beckstein liegt etwas abseits, dafür umso idyllischer.

Die Weinmacher Hubert und Michael Benz wirtschaften naturnah. Im Weinberg reagieren sie mit gezielter Bodenbearbeitung und striktem Laubwandmanagement auf die veränderten klimatischen Bedingungen. Dass sich die Mühe in Weinberg und Keller lohnt, bestätigt die jährlich wiederkehrende Auszeichnung im Gault Millau Weinguide.

Die rund 500.000 Rebstöcke des Weinguts gedeihen – wie im Taubertal üblich – auf Muschelkalk. Nicht ganz üblich ist der hohe Anteil roter Rebsorten: Bei Benz nehmen die Roten inzwischen 60 Prozent der Fläche ein.

Um Wein fühlbar und erlebbar zu machen, hat die Familie Benz die einzigartige Weinerlebnisführung „Vintasticum“ entwickelt. Eine Stunde lang werden bei einer Führung durch Reben und Keller alle Sinne angesprochen. Da tun sich ganz neue Perspektiven auf.

Weinstraße Taubertal, Weingut Benz: Vintasticum. Foto: Beate Ziehres

Während des Vintasticums auf dem Weingut Benz stellt der Besucher fest: Wein schmeckt bei unterschiedlicher Beleuchtung unterschiedlich.

Weingut Benz, Beckstein, Vintasticum: Auf Tuchfühlung mit dem Boden des Taubertals. Foto: Beate Ziehres

Auf Tuchfühlung mit dem Boden des Taubertals.

Auf dem Weingut Benz habe ich übrigens eine ganz neue Vorliebe entdeckt: Rosé. Der trockene Rosé de Benz aus der jungen Linie des Weinguts schmeckt mir nicht nur im Keller des Weinguts Benz. Auch zuhause auf der Terrasse entfaltet der fruchtig-leichte Wein eine überwältigende Himbeernote.

Webseite Weingut Benz

Winzerhof Strebel in Beckstein

„Qualität entsteht zu 100 Prozent im Weinberg“, sagt Stefan Strebel, Chef des gleichnamigen Winzerhofs in Beckstein. Erst seit 2012 baut das kleine Familienweingut eigene Weine aus. Alle Trauben werden per Hand gelesen, nur reifes und gesundes Lesegut kommt für die Weiterverarbeitung in Frage.

„Der größte Feind der Rebe ist der Eisenwurm.“ Stefan Strebel über den Einsatz von Traktoren im Weinberg

Weinstraße Taubertal: Stefan Strebel empfängt uns auf dem Winzerhof Strebel in Beckstein. Foto: Beate Ziehres

Stefan Strebel empfängt uns auf dem Winzerhof Strebel in Beckstein.

Der gelernte Weinbautechniker Stefan Strebel liebt moderne, fruchtig frische Weine. Die Gutsweine tragen Fantasienamen wie Leidenschaft, Herzblut und Sonnenkind und bestechen durch Frucht und Lebendigkeit.

Webseite Winzerhof Strebel

Winzerhof Baumann in Dertingen

Auf dem Winzerhof Baumann in Dertingen bewirtschaften Martin und Monika Baumann drei Hektar im integrierten Weinbau. In diesem Jahr wurde der Betrieb, der acht Sorten anbaut, zertifiziert. Die eigenen Weine sowie eigenen Sekt vertreibt die Familie Baumann als Selbstvermarkter nur über die eigene Theke oder online.

Weinstraße Taubertal, Dertingen: Winzer Martin Baumann. Foto: Beate Ziehres

Nette Begrüßung in Dertingen: Winzer Martin Baumann.

Winzerhof Baumann, Dertingen: Traubenkernöl zu Brot und Wein. Foto: Beate Ziehres

Auf dem Winzerhof Baumann in Dertingen habe ich Traubenkernöl zum Wein gekostet.

Auf dem Winzerhof Baumann probieren wir einen trockenen Gewürztraminer und Traubenkernöl. Der Gewürztraminer dürfte besonders Liebhaber aromatischer Weine begeistern. Übrigens: Auch bei Baumanns werden alle Weine sorgfältig von Hand gelesen.

Webseite Winzerhof Baumann

Weingut Oesterlein in Dertingen

Ebenfalls im Weinort Dertingen befindet sich das Weingut Oesterlein. Der Familienbetrieb ist das nördlichste Weingut Baden-Württembergs. Am Dertinger Mandelberg baut die Familie Klüpfel 16 verschiedene Rebsorten an: zehn weiße und sechs rote. Wir probieren einen herrlich fruchtig-leichten Sauvignon Blanc und einen Merlot, der mir ebenfalls gut schmeckt. Außerdem gibt es hauseigenen Sekt, Edelbrände und Liköre.

Webseite Weingut Oesterlein

Weingut „Alte Grafschaft“ in Kreuzwertheim

In einem markanten Staffelgiebelbau im Herzen Kreuzwertheims ist das Weingut „Alte Grafschaft“ zuhause. Schon im Jahr 1594 wurde hier eine Weinkellerei eingerichtet. 1633 kauften die Grafen von Wertheim das Anwesen, um ihre Weine hier auszubauen. Heute wird das Weingut von den beiden Wein-Idealisten Christoph Dinkel und Norbert Spielmann geführt.

Taubertal, Kreuzwertheim: Weingut Alte Grafschaft Norbert Spielmann – Beate Ziehres

Taubertal, Kreuzwertheim: Weingut Alte Grafschaft Norbert Spielmann

Das Weingut „Alte Grafschaft“ bewirtschaftet in Handarbeit die beiden besten Steillagen der ehemaligen Grafschaft Wertheim: den Kaffelstein im bayerischen Maintal und den Satzenberg im badischen Taubertal. Mit Steigungen um die 60 Prozent ist eine maschinelle Bearbeitung dieser Weinberge nicht möglich.

Zum krönenden Abschluss unseres Besuchs auf dem Weingut „Alte Grafschaft“ probieren wir Spielmann Pinot Noir/“R“ aus dem Jahr 2014 – ein wirklich außergewöhnliches Tröpfchen: handgelesen, 18 Monate in französischen Barrique-Fässern aus deutscher Eiche gereift und danach noch neun Monate in der Flasche. Die Nachfrage nach Spielmann Pinot Noir so hoch wie nie zuvor, erfahren wir.

Webseite Alte Grafschaft

Auf dem Weingut übernachten

Viele Weingüter im Taubertal bieten Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber an. Gäste schlafen entweder in Gästezimmern, im eigenen Wohnmobil auf dem Hof des Weinguts oder in ganz ausgefallenen Unterkünften. So lernen wir in Markelsheim eine Gastgeberin kennen, die romantische Übernachtungsmöglichkeiten in Weinfässern anbietet. Für viele Winzer und Weingärtner bedeutet der Betrieb einer Pension ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein.

Ich habe in Beckstein im Weinhotel Benz gewohnt. Hier übernachtet man in modernen Zimmern, deren Gestaltung durchaus Rückschlüsse auf ein Weinhotel zulässt. Zu sehr angenehmen Nächten und einem sehenswerten Ausblick auf das morgendliche Beckstein gesellt sich ein köstliches Frühstück. Hier wird alles angeboten, was das Herz des Urlaubers begehrt.

Beckstein, Weinhotel Benz, Zimmer. Foto: Beate Ziehres

Mein Zimmer im Weinhotel Benz in Beckstein.

Edelbrände aus dem Taubertal

Zum Abschluss eines langen Tages im Taubertal kehren wir in die Edelobstbrennerei Dieter Braun ein. Dieter Braun hat uns abgeholt. Während des Spaziergangs kommen wir an Streuobstwiesen vorbei. Hier wachsen Äpfel, Birnen, Kirschen und anderes Obst, das später zu erlesenen Bränden, Likören und Angesetzten verarbeitet wird.

Streuobstwiesen in Beckstein. Foto: Beate Ziehres

Streuobstwiesen in Beckstein.

In der Obstbrennerei entstehen Edelbrände in teilweise sehr ausgefallenen Geschmacksrichtungen. Unter der Rubrik „Kostbares“ bietet Dieter Braun beispielsweise einen Walnussgeist an, aber auch sortenreine Apfelbrände wie Cox Orange und Gravensteiner. Ganz neu ist hier der Traubentresterbrand im Eichenfass gereift.

Weinstraße Taubertal: Dieter Braun von der Edelobstbrennerei in Beckstein in seinem Element. Foto: Beate Ziehres

Dieter Braun von der Edelobstbrennerei in Beckstein in seinem Element.

Weinstraße Taubertal: Dieter Braun von der Edelobstbrennerei in Beckstein: gewaltige Auswahl an guten Tropfen. Foto: Beate Ziehres

Gewaltige Auswahl an guten Tropfen in der Edelobstbrennerei Braun.

Johannisbeerspirituose, Reneklodenbrand und Schlehenspirituose deuten ebenso wie Blutwurzelspirituose und Akazienblütenlikör darauf hin, was hier im klimatisch begünstigten Taubertal wächst.

Webseite Brennerei Braun

Auch der Winzerhof Strebel bietet Destillate und Liköre aus heimischem Obst an. In der Tauberfränkischen Hausbrennerei Strebel entstehen beispielsweise Sauerkirsch- und Waldhimbeerlikör, im Eichenfass gereifter Traubenbrand und Mirabellenwasser.

Weitere Edelbrände und Liköre aus dem Taubertal gibt es bei

  • Weingut Oesterlein in Dertingen
  • Weingut Benz in Beckstein

Essen im Taubertal

Bei den Winzern und Weingärtnern des Taubertals kommt zum edlen Wein meist typische Hausmannskost auf den Tisch. So haben wir auf dem Weingut Oesterlein in Dertingen Schinken und Salami aus Wildfleisch gekostet – vom Hausherren selbst erlegt. Eine Köstlichkeit!

Dertingen, Weingut Oesterlein: Wildschinken und Wildsalami. Foto: Beate Ziehres

Auf dem Weingut Oesterlein in Dertingen wird Wildschinken und Wildsalami aus eigener Jagd angeboten.

Neben Hausmannskost wird hier jedoch auch feine Küche kultiviert. Dazu zählt die Bachforelle aus den Gewässern des Taubertals ebenso wie immer beliebter werdende Grünkerngerichte.

Weinstraße Taubertal: Gegrilltes Lachsfilet auf Grünkernrisotto im Becksteiner Rebenhof. Foto: Beate Ziehres

Gegrilltes Lachsfilet auf Grünkernrisotto im Becksteiner Rebenhof.

Grünkern wird aus milchreif geerntetem Dinkel gewonnen und gilt heute als anerkanntes und gesundheitsstärkendes Powerkorn – Superfood aus Deutschland gewissermaßen. Ich mag besonders den würzigen Geschmack der Grünkerngerichte. Grünkern kommt beispielsweise als Grünkernsuppe, Grünkernküchle, Grünkernrisotto oder Grünkernsalat auf den Tisch. Es soll sogar Grünkernkirschkuchen geben!

Da wir das Taubertal während der Spargelzeit bereist haben, ist das weiße Edelgemüse natürlich ebenfalls ein Thema – mal klassisch, aber auch außergewöhnlich. So ist mir der Spargel auf dem Weingut „Alte Grafschaft“ in Kreuzwertheim in besonderer Erinnerung geblieben: Die gekochten Stangen wurden über Nacht in weißem Balsamico eingelegt und anschließend mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt sowie mit Kräutern verfeinert. Ein Gedicht!

Marinierter Spargel auf dem Weingut "Alte Grafschaft" in Kreuzwertheim. Foto: Beate Ziehres

Marinierter Spargel auf dem Weingut „Alte Grafschaft“ in Kreuzwertheim.

Auf der Webseite des Tourismusverbandes Liebliches Taubertal gibt es weitere Informationen zum Thema Wein und Kulinarik im Taubertal.

Dieter Warnick hat auf Raus hier ebenfalls Wissenswertes über regionale Genüsse im Taubertal zusammengestellt.

Das Taubertal markiert den nördlichen Anfang der badischen Weinstraße. Im Beitrag Wohnmobil und Wein – eine Reise ins Markgräflerland geht es um das südliche Ende der badischen Weinstraße.

Alle Fotos: Beate Ziehres