Das Ultental empfängt mich mit Stille – nur das Rauschen der Falschauer und ihrer Zuflüsse sowie Kuhglocken-Geläut dringen an mein Ohr. Ich bin hier, weil ich Orte suche, die Gelassenheit, gute Küche und echte Begegnungen vereinen. Genau das verspricht das Ultental – und liefert schon in den ersten Minuten: sattgrüne Wälder, beschauliche Almen und Gastgeber, die mich begrüßen, als gehöre ich seit Jahren zur Familie. Man sagt, hier finde man Ruhe, Inspiration, gutes Essen und ein Glas handgelesenen Pinot Noir gleich um die Ecke. Ich will der Sache auf den Grund gehen.
Inhalt
- Das Ultental zwischen Wasser, Wald und Weitblick
- Die Ultner leben Gemeinschaft und Nachhaltigkeit
- Genussvolle Wanderung „Über die Almen“
- Häusl am Stein – skurril und fotogen
- Ultner Geschmack – Brot, Mohn & mehr
- Hoteltipps für Best Ager
- Praktische Tipps
- Bequeme Anreise mit SkyAlps – Alpenpanorama inklusive
- Drei Gründe, diesen Artikel zu speichern / teilen
- Noch mehr Südtirol Inspiration gefällig?
Das Ultental zwischen Wasser, Wald und Weitblick
Die Zufahrt von Lana (ital. Lana di Sopra) kommend windet sich kurvig durch Obstgärten den Berg hinauf. Bald tauchen die Dörfer St. Pankraz (San Pancrazio), St. Walburg (Santa Valburga), St. Nikolaus (San Nicola) und ganz hinten am Talende St. Gertraud (Santa Gertrude) auf. Wasser prägt das Tal: Die Falschauer begleitet meinen Weg, Bäche springen über Granitstufen, immer wieder tauchen Seen auf.
Apropos Seen: Kurz hinter St. Walburg reibe ich mir verwundert die Augen. Der Zoggler Stausee ist weg! Wo sonst türkisfarbenes Wasser glitzert, stehen Radlader und ratlos blickende Ingenieure. Ein paar Kinder hüpfen am Rand der sich stetig verkleinernden Wasserfläche herum. Später erfahre ich, dass das Wasser durch ein Loch in der Staumauer abläuft.

Kuppelwies aus der Kabine der Schwemmalm-Bahn. Eigentlich liegt das Dorf am See …
Im Ultental ist das jedoch kein Grund zur Aufregung. Die Mauer wird geflickt und der See wird sich wieder füllen. Zudem kommt man hierher nicht zum Surfen, sondern zum Wandern.
Die Ultner leben Gemeinschaft und Nachhaltigkeit
Bevor ich jedoch zu meiner ersten Wanderung aufbreche, treffe ich Waltraud Schwienbacher, eine Frau, die man wohl getrost als gute Seele des Tals bezeichnen kann.

Eine rührige Frau: Waltraud Schwienbacher in ihrem Kräuterreich auf dem Wegleithof in St. Walburg.
Sie hat die Ultner Wollmanufaktur „Bergauf“ in Kuppelwies ins Leben gerufen, die Winterschule Ulten gegründet und ihren Hof als Kräuterreich Wegleit neu aufgestellt. Was immer Waltraud Schwienbacher tut: Ihr geht es um Wertschätzung – Wertschätzung der natürlichen Ressourcen, Wertschätzung traditionellen Wissens und Könnens und Wertschätzung jedes einzelnen Menschen.
Wertschätzung des natürlichen Materials Schafwolle ist auch die Basis der Ultner Wollmanufaktur.
„Wolle vermittelt Optimismus und gleicht das Gemüt aus. Man sollte sich viel mehr mit Wolle umgeben.“
Waltraud Schwienbacher, Gründerin der Ultner Wollmanufaktur „Bergauf“
Ultner Wollmanufaktur „Bergauf“
Bei meinem Besuch in der Wollmanufaktur komme ich der Aufforderung gleich nach. Ich sehe im angeschlossenen Laden ein Paar pinke Wollstiefel. Es ist sicherlich Fügung, dass das Paar, ein Unikat, wie mir Wolfgang Raffeiner versichert, passt wie angegossen und sich anfühlt, wie eine warme Umarmung!

Hier noch in der Auslage, jetzt in meinem Schrank – den pinkfarbenen Filzstiefeln konnte ich nicht widerstehen.

Ein Must-go: Der Laden der Wollmanufaktur Bergauf in Kuppelwies.
Im Nebenraum rattert indessen eine Kardiermaschine des Chemnitzer Maschinenbaubetriebs Erich Hartmann aus dem Jahr 1930. Fünf Ultnerinnen verarbeiten hier ausschließlich Bergschafwolle aus Südtirol. Die fantasievollen Stücke, die unter dem gleichen Dach verkauft werden, entstehen in der Manufaktur – wie der Name vermuten lässt – in reiner Handarbeit.
„Ohne die Frauen wäre das Projekt zum Scheitern verurteilt. Frauen sind kreativer und haben mehr Geduld.“
Wolfgang Raffeiner, Geschäftsführer der Wollmanufaktur „Bergauf“ und Präsident der Sozialgenossenschaft Lebenswertes Ulten

Alles wollig! Der Geschäftsführer der Wollmanufaktur Bergauf in Kuppelwies, Wolfgang Raffeiner, erklärt die Arbeitsweise der Sozialgenossenschaft.
Ihr Handwerk, beispielsweise das Filzen, haben die Mitarbeiterinnen in der Ultner Winterschule erlernt.
Winterschule Ulten
Früher haben die Omas auf den Bauernhöfen aus der Wolle der eigenen Schafe Janker gestrickt. Rund 100 Stunden benötigten sie für die traditionelle Wolljacke. In der Winterschule Ulten wird dieses alte Wissen weitergegeben. Sei es die Verarbeitung der Wolle, Kräuterwissen – das Waltraud Schwienbacher teilweise selbst lehrt – oder kreative Arbeit mit heimischen Holzarten.
Kräuterreich Wegleit
Im Kräuterreich Wegleit oberhalb von St. Walburg streiche ich über Zirben-Duftkissen und schnuppere an aromatischen Kräutersalz-Mischungen. „Wir verwenden alles aus dem Baum, beispielsweise Harze und Nadeln. Alles ist in Fülle da, aber nicht für jedermanns Gier“, zitiert Traudl Schwienbacher Mahatma Gandhi. Dieser Haltung – Verantwortung statt Ressourcen-Konsum – begegne ich im Tal noch häufiger.

(K)ein Hof wie viele andere im Ultental: der Bioland-zertifizierte Wegleithof in St. Walburg ist auf Kräuter spezialisiert.
Genussvolle Wanderung „Über die Almen“
Früh am nächsten Tag besteige ich die Umlaufbahn Schwemmalm. Die Gondel gleitet lautlos über Zirbenwipfel; unten traditionelle Holzschindeldächer und Trockenmauern, oben blauer Himmel und ein Meer aus Almkraut.
Ausgezeichneter Käse auf 2 142 Metern
Zehn Minuten Fußweg später bin ich an der 2142 Meter hoch gelegenen Außer Schwemmalm. Senn Christian begrüßt mich mit Alm-Spritz aus selbst gemachtem Kräutersirup und einem Brett ausgezeichnetem Almkäse.

Alles ausgezeichneter Käse auf der Außer Schwemmalm.

Echt guat! Hausgemachter Alm-Spritz.
25 Kühe und rund 60 Kälber verbringen den Sommer auf der Schwemmalm. Christian treibt die Milchkühe zweimal täglich zum Melken zusammen. Die Milch wird sofort auf traditionelle Weise zu Käse verarbeitet. „Die Kühe sind den ganzen Tag auf der Alm, das schmeckt man“, lacht er. Christians Käse ist der beste, erwiesenermaßen.

Zu früh am Tag: die Außer Schwemmalm liegt noch in den Wolken.

Die Außer Schwemmalm.
Weiter zur Inner Schwemm Alm
Ein gemütlicher Pfad, breit genug für Wanderbus-Fans und Sandalen-Wanderer, führt zur Inner Schwemm Alm (2 098 m). Unterwegs entdecke ich blaublühenden Enzian am sanft murmelnden Gebirgsbach – und vergesse die Zeit. Aber dafür bin ich schließlich hier.

Entzückender Enzian.

Munter plätschert der Gebirgsbach an der Schwemmalm.
Abstieg zum Unterschweighof
Der Weg senkt sich über Blumenhänge, vorbei an alten Berghöfen mit Schindeldächern. Auf 1 700 m riecht es nach geräuchertem Speck: angekommen am Unterschweighof. Der abgelegene Hof ist ein Ferienparadies für Ruhesuchende und Familien.
„Die Kinder der Gäste dürfen mit auf die Weide, beim Melken helfen, oder sie verbringen die Zeit bei den Schweinen, Katzen und Hühnern.“
Bergbauer und Gastgeber Thomas Berger
Thomas Berger, 26, führt mich in den Stall. Hier ist nicht viel los, denn die meisten Kühe sind auf der Weide. Neun Stück selbstgezüchtetes Original Braunvieh liefert Milch für würzigen Bergkäse, der zusammen mit hofeigenem Speck in den vier Ferienwohnungen die Frühstückskörbe füllt. Oma Anna schaukelt das Baby, Katzen blinzeln in der Sonne, Hühner gackern – hier oben ist die Welt in Ordnung.

Angekommen auf dem Unterschweighof.

Jungbauer Thomas Berger zeigt mir den Unterschweighof.

Der Katzenfamilie gefällt es im Kuhstall des Unterschweighofs.
Ziel der Wanderung: St. Nikolaus
Ein leichter Forstweg bringt mich nach St. Nikolaus. Im Ultner Talmuseum bestaune ich unter anderem Wanderstiefel von Kaiserin Sissi, die einst in Meran zur Kur weilte. Geschichte zum Anfassen.
Häusl am Stein – skurril und fotogen
Mitten auf einer Wiese an der Falschauer thront ein Haus auf einem Felsen – als hätte ein Troll sich sein Traumhaus gebaut. Das „Häusl am Stein“ ist Zeuge, dass es schon früher Naturkatastrophen gegeben hat. Ursprünglich war es Teil einer kleinen Handwerkersiedlung am Bach. Im Jahr 1881 verwandelte sich die Falschauer nach einem verheerenden Unwetter in einen wilden Strom. In der Nacht riss das Wasser alle Häuser mit sich. Mit Ausnahme des sogenannten Sagmeisterhäusls. Und da steht es noch heute – eine Immobilie, die meine Fantasie beflügelt.

Das Häusl am Stein thront auf seinem Felsen und trotzte einer gewaltigen Flut.
Ultner Geschmack – Brot, Mohn & mehr
Handgeschütteltes Glück aus der Backstube
Der Duft von frisch gebackenem Brot zieht durch St. Walburg und ich lerne Hannes Schwienbacher kennen. Der Chef der Bäckerei Ultner Brot hat das Ultner Schüttelbrot und das legendäre Südtiroler Roggenlaibchen namens Vinschger weit über die Grenzen der Region hinaus bekannt gemacht. Seit die würzigen Spezialitäten in Bio-Qualität luftdicht verpackt und lange haltbar auch in deutschen Backwaren-Abteilungen erhältlich sind, füllen Fenchel, Kümmel und Brotklee nicht mehr nur Genießerseelen in Südtirol mit Glück.

Ultner Brot-Chef Hannes Schwienbacher zeigt die Mühle, in der Bio-Getreide direkt vor dem Verbacken frisch gemahlen wird.
Mohnkrapfen & feine Adressen
Im Restaurant Eggwirt (St. Walburg) probiere ich nach einem opulenten Abendessen noch mit Puderzucker bestäubte Mohnkrapfen – eine Ultner Spezialität. Das Gasthaus Bad Überwasser serviert nach traditionellen Rezepten zubereitete, hausgemachte Spinat- und Kaspress-Knödel, dazu gibt’s Heilwasser. Abends genieße ich im Helener Pichl (St. Pankraz) Kräuterrisotto und Zweierlei vom Kalb, dazu Blauburgunder aus dem benachbarten Überetsch. Mehr über die regionale Küche verrate ich bald in einem eigenen Artikel.

Göttlicher 1. Gang: Michael Laimers Kräuterrisotto im Helener Pichl.
Hoteltipps für Best Ager
- Genießerhotel Alpenhof (St. Walburg): Spa mit Sauna, Aroma-Dampfbad, Massagen; Wildspezialitäten aus eigener Jagd;
- Gasthaus Bad Überwasser: liebevoll restauriertes historisches Haus, Heilquellen, Heilwasser im eigenen Bad, Kneipp Wiese;
- Unterschweighof: moderne, gemütliche Ferienwohnungen, Hofprodukte, Familienanschluss;
- Erlebnishotel Waltershof: Urgemütliche Zimmer mit viel Holz, Hallenbad, Whirlpool, Sauna, türkisches Dampfbad, Yoga und Wandern.
(Mehr Details demnächst in einem eigenen Artikel.)

So gemütlich wohne ich im Hotel Alpenhof in St. Walburg. Empfehlung!
Praktische Tipps
- 📆 Beste Reisezeit: Das Ultental ist ein Reiseziel für das ganze Jahr: vom späten Frühjahr, wenn die Frühblüher bunte Farbtupfen bilden, über den Sommer – ideal zum Wandern, weil nicht so heiß – und den goldenen Herbst – die Zeit zum Torggeln – bis hin zum Winter. Die Saison zum Schifahren und Schneeschuh-Wandern beginnt in Südtirol an Weihnachten.
- 👗 Einpacken: Zwiebelschichten! Von Mai bis Oktober reichen die Temperaturen von 12 – 25 °C. Feste Schuhe, Windjacke, Sonnenschutz.
- 🚗 Anreise: Mit dem Auto, dem Motorrad, der Bahn oder mit dem Flugzeug – (fast) alles ist möglich! Meine jüngste Reise nach Südtirol habe ich mit dem Flugzeug unternommen. Mehr dazu im nächsten Abschnitt.
- ⏱ Öffnungs- und Betriebszeiten: Bitte checke die Öffnungszeiten beispielsweise der Kabinenbahn Schwemmalm oder die Abfahrtszeiten der Wanderbusse auf den Webseiten der Betreiber.
- 💶 Preise: Da sich die Preise für Tickets oder Eintrittspreise, beispielsweise für Museen, häufig ändern, lautet auch hier mein Tip, die Preise direkt auf den Webseiten zu checken.
Bequeme Anreise mit SkyAlps – Alpenpanorama inklusive
Stell dir vor, wie die Propellermaschine durchstartet und schnell Höhe gewinnt. Schneebedeckte Riesen und Bergseen unter dir, Dolomitenzacken zum Greifen nah, während freundliche Stewardessen Südtiroler Wein servieren und dazu knusprige Snacks aus Ulten reichen. SkyAlps fliegt Bozen mit nur 76 Plätzen an – schnell einsteigen, schnell aussteigen.

Ciao, Südtirol! Der Sky Alps Flieger bringt mich in weniger als 2 Stunden zurück nach Berlin.

Einstimmung auf wunderbar entspannte Tage in Südtirol: In der Sky Alps Maschine wird eine Auswahl Südtiroler Weine serviert.

Mit der Sky Alps Propellermaschine über den Alpen: ein ganz besonderes Erlebnis.
Zwischen Berlin, Düsseldorf, Hamburg, Hannover, Kassel und Bozen liegen bis zu 2 kurzweilige Flugstunden. Nie war ich so schnell und vor allem so entspannt in Südtirol! Bozen erreicht, erwartet mich im sehr familiären Flughafen schon mein Gastgeber aus dem Ultental – Koffer ins Auto, Fenster runter, Urlaub genießen.
Drei Gründe, diesen Artikel zu speichern / teilen
- Herzlichkeit erleben – Gastgeber, die Aufmerksamkeit und Geschichten schenken.
- Ruhe und Natur genießen – Almduft, Lärchenwälder, sternenklare Nächte.
- Inspiration finden – traditionelles Handwerk & Nachhaltigkeit, die Mut machen.

Das Geläute der Kuhglocken ist beruhigende Musik im Ultental.
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