Auf dem Programm für unser leicht verlängertes Wochenende im Eichsfeld standen eigentlich nur zwei Punkte von touristischem Interesse. Denn der Aufenthalt war als Konzertreise einer Parforcehornbläsergruppe geplant. Doch das Interesse meiner Mitreisenden an dem ihnen bis dato unbekannten Landstrich war überwältigend. So habe ich von einem äußerst kurzweiligen Wochenende Stoff für zwei Beiträge mit nach Hause genommen. Doch nun zuerst sieben Tipps für einen Kurzurlaub im Eichsfeld. Plus zwei Extra-Tipps.

1. Lieblingsziel im Eichsfeld: Alternativer Bärenpark in Worbis

Der Bärenpark Worbis war früher ein ganz normaler Tierpark. 1996 wurde er zu einer Bärenauffangstation erweitert. Zu dieser Zeit wurden immer häufiger ausgesetzte Bären in den Wäldern gefunden. So auch die ersten beiden Großpelze im Bärenpark: Goliath und Laura. Ralf Wettengel, der Leiter des Bärenparks, erklärt uns während einer Führung, was im Bärenpark anders ist als in einem Tierpark: Die Bären bewegen sich gewissermaßen frei im Wald, die Besucher sind zu ihrem eigenen Schutz hinter einem hohen Zaun unterwegs. Bärensichtungen sind also nicht garantiert im Bärenpark.

Doch wir haben Glück. Laura, wahrscheinlich eine ehemalige Zirkusbärin, döst in der Nähe des Spazierweges in der Sonne. Sie hebt den Kopf, als sie uns registriert, und posiert mit viel Ausdauer vor den klickenden Kameras.

Eichsfeld: Bärin Laura im Bärenpark Worbis – Foto: Beate Ziehres

Eines der Lieblingsziele im Eichsfeld: der Bärenpark Worbis. Hier Bärin Laura – Foto: Beate Ziehres

Auch ein Wolfsrudel ist im Bärenpark Worbis zuhause. Da es dem natürlichen Verhalten der Wölfe entspricht, sich mit den Bären zu beschäftigen, sie beispielsweise zu necken oder zu stänkern, können sie überall im Wald herumstreifen, um ihrer therapeutischen Arbeit nachzugehen. Lediglich gefüttert werden die Wölfe in einem eigenen, kleinen Rückzugsgebiet.

2. Mitten durchs Eichsfeld: Draisinenfahrt ab Lengenfeld unterm Stein

Das imposanteste Bauwerk in Lengenfeld unterm Stein ist ein Viadukt. Von einem Berg zum anderen überspannt es das Friedatal und den ganzen Ort. Wir steuern in Lengenfeld den Bahnhof an, an dem keine Züge mehr fahren, sondern nur noch Draisinen. Diesen Spaß wollen wir uns nicht entgehen lassen.

 

Zur Auswahl stehen drei unterschiedlich lange Routen. Route 1 ist insgesamt 25 Kilometer lang, führt über das Viadukt und muss gebucht werden. Route 2 ist sieben Kilometer lang, endet am Bahnhof Geismar und kann nicht gebucht werden. Route 3 ist eine Sonderfahrt mit Ziel Dingelstädt. Wir haben uns im Vorfeld für Route 2 entschieden und schon wieder Glück. Zwei Draisinen, die genau die Anzahl von Plätzen bieten, die wir benötigen, sind für die nächsten eineinhalb Stunden frei.

Wir müssen sofort starten, um den Wendepunkt zu erreichen, bevor die Leute, die vor uns fahren, wieder auf dem Rückweg sind. Die Strecke ist nur eingleisig und das Personal etwas genervt. Wir lassen uns die Laune jedoch nicht verderben und letztlich klappt alles prima. Ein Ausflug, den ich nur empfehlen kann!

Eichsfeld, Lengenfeld unterm Stein. Männerarbeit: die Draisine drehen – Foto: Beate Ziehres

Männerarbeit: die Draisine drehen – Foto: Beate Ziehres

3. Beste Aussicht im Eichsfeld: Wanderung auf den Sonnenstein

Unser Entschluss, den 500 Meter hohen Sonnenstein mit dem neu eröffneten Skywalk zu besuchen, war spontan. Gelohnt hat es sich allemal. Neun Meter ragt die gut 13 Tonnen schwere Glas-Stahl-Konstruktion über die Klippe. Eine gläserne Brüstung umgibt den insgesamt 14 Meter langen, durchsichtigen Laufsteg. Die Aussicht vom Sonnenstein auf die Umgebung ist von Natur aus schon atemberaubend, aber auf dem Skywalk ist sie schwindelerregend.

Blick vom Sonnenstein ins Eichsfeld– Foto: Beate Ziehres

Blick vom Sonnenstein ins Eichsfeld– Foto: Beate Ziehres

Unseren Aufstieg vom Parkplatz starten wir bei schönstem Sonnenschein. Doch auf dem Gipfel angekommen ändert sich das Wetter schlagartig. Es wird immer dunkler, der Wind reißt an Jacken und Kopfbedeckungen. Auf den letzten Metern des überstürzten Abstiegs holt uns der Regenschauer ein, den wir von oben schon kommen sahen.

4. Ostalgie im Eichsfeld: Besuch bei Jürgen Hartmann in Worbis

Die Bierstube von Jürgen Hartmann ist uns schon beim ersten Spaziergang durch Worbis aufgefallen. Schließlich erregen ein vor dem Haus geparktes Steinzeitmobil und ein Simson-SR2-Tandem etwas Aufsehen. Der Wirt wiederum bemerkt uns ebenfalls schnell und kommt auf die Straße, um zu erklären, was es mit Fred Feuersteins Gefährt und dem zweirädrigen Oldtimer Marke Eigenbau auf sich hat.

Das interessiert die Männer: Probesitzen in Hartmanns Steinzeit-Mobil. Worbis, Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Das interessiert die Männer: Probesitzen in Hartmanns Steinzeit-Mobil – Foto: Beate Ziehres

Nachdem Hartmann zu einer Probefahrt eingeladen hat, stellt sich heraus, dass er auf seinem Grundstück ein kleines Simson-Museum eingerichtet hat. Kennern der DDR-Zweiradszene leuchten die Augen: Die ganze Vogelfamilie vom Spatz über die Schwalbe bis hin zum Star ist vertreten, aber auch neuere und ältere Modelle.

Simson-Modelle der Vogelfamilie in Hartmanns Privatmuseum. Worbis, Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Simson-Modelle der Vogelfamilie in Hartmanns Privatmuseum. Worbis, Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Kuriositäten aus DDR-Zeiten: Modelle mit Holzanbauten und Schuhsohlen als Reifenverstärkung. Worbis, Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Kuriositäten aus DDR-Zeiten: Modelle mit Holzanbauten und Schuhsohlen als Reifenverstärkung – Foto: Beate Ziehres

5. Bummel durch die Innenstadt von Worbis

Besuchern, die das erste Mal in Worbis sind, kann ich getrost einen Bummel durch die Innenstadt empfehlen. Entlang der sogenannten Bärenmeile prägen zahlreiche Fachwerkhäuser, meist aus der Übergangszeit vom Barock zum Biedermeier, das Bild. Die repräsentativen Bauten zählen zu den eindrucksvollsten Fachwerkhäusern des Eichsfelds.

Fachwerkhäuser prägen die Innenstadt von Worbis im Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Durch das Zentrum fließt die Wipper, an manchen Stellen kanalisiert, an anderen Stellen tritt sie zutage und sorgt für ein zauberhaftes Flair.

Das Scharfrichterhaus an der Wipper in Worbis, Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Das Scharfrichterhaus an der Wipper in Worbis, Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

6. Besichtigung der Burg Scharfenstein mit Blick übers Eichsfeld

Hoch über der Doppelstadt Leinfelde-Worbis erhebt sich die Burg Scharfenstein. Umrahmt von historischen Mauern finden hier Hochzeiten, Konzerte und Theateraufführungen statt.

Burg Scharfenstein im Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Burg Scharfenstein im Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Schon vor dem Tor fällt uns ein Naturdenkmal besonderer Güte auf: Die etwa 600 Jahre alte Sommerlinde ist der älteste Laubbaum im Eichsfeld. Eine kleine Tafel berichtet davon, dass der Baum erlebt hat, wie sich im 16. Jahrhundert der Zorn der ausgebeuteten Bauern entlud. Sie erstürmten und zerstörten die Burg.

Knorrig: die 600 Jahre alte Linde auf dem Scharfenstein im Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Knorrig: die 600 Jahre alte Linde auf dem Scharfenstein im Eichsfeld – Foto: Beate Ziehres

Von der Burgterrasse aus schweift der Blick weit über das Eichsfeld bis hin zum Harz – schon alleine diese Aussicht lohnt den Weg auf die Burg Scharfenstein.

Burgterrasse mit Aussicht auf's Eichsfeld– Foto: Beate Ziehres

Burgterrasse mit Aussicht auf’s Eichsfeld– Foto: Beate Ziehres

7. Whisky-Verkostung bei Neunspringer im Eichsfeld

Neun Quellen sollen rund um das Eichsfeld-Städtchen Worbis sprudeln, einige davon im Bereich der Innenstadt. Nach diesen Quellen ist eine Brauerei benannt, die neben Bier Cola und Mineralwasser produziert. Neuerdings zählen auch feine Spirituosen zum Portfolio. In der Spirituosenmanufaktur №9 entstehen edle Obstbrände und limitierte Rum-Editionen. Als Geheimtipp gilt der „The Nine Springs Single Malt Whisky“, für den in Worbis ein eigenes Rezept entwickelt wurde. Das Destillat reift mindestens drei Jahre in handverlesenen Eichenfässern.

Die Manufaktur bietet für Gruppen Betriebsführungen und Verkostungen an. Eine Anmeldung ist erforderlich.

Extra-Tipp: Wellness im Eichsfeld

Zum Ausspannen lädt in Leinefelde das Leinebad ein. Unter freiem Himmel können Sie hier bei 33 Grad Wassertemperatur im Salzwasser treiben. Das Wasser wird mit reiner Natursole angereichert. Auch im großen Saunabereich des Bades lässt sich gut ausspannen. Teilweise im Bad selbst, teilweise im Garten, warten zwei finnische Saunen, eine Blockhaus-Sauna, eine Bio-Sauna und eine Dampfsauna. Im Garten gibt es außerdem ein Kalt-Tauchbecken und im Haus mehrere Warm- und Entspannungsbecken.

Extra-Tipp 2: Gut schlafen und Eichsfelder Wurst essen

Übernachtet haben wir im Hotel „Drei Rosen“ im Herzen von Worbis. Das Haus hat drei Sterne gemäß DEHOGA-Klassifizierung und neben 25 Doppel- und sechs Einzelzimmern auch eine Suite. Allergiker finden ein Zimmer mit Wasserbett und entsprechender Ausstattung.

Der Chef des „Drei Rosen“, Hans-Peter Faßbinder, ist Jäger, Schlachter, Koch und Motorradfahrer in einer Person. Sein Haus hat ein EU-Zertifikat zur Schlachtung, weshalb im hauseigenen Restaurant „Eichsfeld“ ausschließlich Produkte aus eigener Hausschlachtung und von regionalen Anbietern auf den Tisch kommen. Wir haben Eichsfelder Bierpfeffer und Rindersteaks probiert und können nur sagen: Daumen hoch!

Liebhaber der Eichsfelder Wurst kommen schon beim Frühstück auf ihre Kosten.

Gerne schwingt sich der Chef auch aufs Motorrad und zeigt seinen Gästen das Eichsfeld oder – ohne Motorrad – interessante Jagdreviere.

Impression aus der Innenstadt von Worbis im Eichsfeld– Foto: Beate Ziehres

Impression aus der Innenstadt von Worbis im Eichsfeld– Foto: Beate Ziehres

Hilfreiche Links:

  • Bärenpark Worbis Öffnungszeiten und Eintrittspreise: Webseite des Bärenparks
  • Erlebnisdraisine Lengenstein: Webseite
  • Mehr Informationen über den Skywalk auf der Webseite des Eichsfeldes
  • Webseite von Hartmanns Bierstube in Worbis
  • Anmeldemöglichkeit zur Werksführung mit Whisky-Verkostung bei Number Nine (Neunspringer) in Vorblies: Webseite
  • Weitere Informationen zum Leine-Bad in Leinfelde auf der Webseite des Leine-Bades
  • Webseite des Hotels Drei Rosen in Worbis