Würde mich jemand fragen, welcher Tag unserer Reise nach Süditalien den nachhaltigsten Eindruck auf mich gemacht hat – ich müsste nicht nachdenken. Es war der Törn nach Stromboli und der Abend vor dem Vulkan.

Stromboli: Jules Vernes Fantasie wirkt nach

Irgendwann als Kind habe ich erstmals vom Stromboli gelesen. Damals nutzte ich eine fiebrige Erkältung – mit meiner Bettdecke auf dem Küchensofa liegend – um alle auffindbaren Jules-Verne-Bücher zu lesen. Darunter „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“. Die Geschichte um das Abenteuer des Geologie-Professors Otto Lidenbrock und seines Assistenten und Neffen Axel hatte ich binnen kürzester Zeit verschlungen. Das Ende hat sich in meinem Kopf festgesetzt: Nach einer fantastischen Odyssee durchs Erdinnere werden die Reisenden durch den Krater des Stromboli wieder ausgespuckt!

Ein Vulkan wie aus dem Bilderbuch: der Stromboli – Foto: Beate Ziehres

Ein Vulkan wie aus dem Bilderbuch: der Stromboli – Foto: Beate Ziehres

Als ich im vergangenen Sommer mit den Planungen für eine Reise in den warmen Süden begann, stieß ich rein zufällig auf die vulkanischen Aktivitäten in Italien. Ich war schon an den Geysiren und brodelnden Schlammlöchern des Yellowstone-Parks und habe in den glühenden Schlund des Kilauea auf den hawaiianischen Inseln geschaut. Das alles sollte es auch vor der Haustüre geben? Für mich stand fest: Der in kurzen Abständen Lava spuckende Stromboli und die heiße, nach Schwefel stinkende Insel Vulcano sind als Reiseziele gesetzt.

Unter Segeln zum Stromboli: alleine mit den Naturgewalten

An einem Tag im Oktober ist es soweit: Wir starten früh morgens auf einer Segelyacht in Cetraro Marina (Kalabrien) in Richtung Stromboli. Unser Mitreisender Günther rechnet aus, dass der charakteristische Vulkankegel ungefähr auf halber Wegstrecke sichtbar werden müsste. Er behält Recht!

Vulkan in Sicht: der Stromboli im Schein der Nachmittagssonne – Foto: Beate Ziehres

Vulkan in Sicht: der Stromboli im Schein der Nachmittagssonne – Foto: Beate Ziehres

Etwa zur gleichen Zeit gesellt sich zu den schon beachtlichen Wellen der passende Wind. Wir rauschen unter Segeln in Richtung Stromboli, das Boot nimmt eine – bei mir –besorgniserregende Schräglage ein und der Skipper reicht zu den Häppchen, die er uns als Mittagessen zubereitet hat, Bier: ein bewährtes Hausmittel gegen Seekrankheit. Damit hat zum Glück keiner zu kämpfen.

Gegen Abend lässt der Wind etwas nach, doch die See beruhigt sich nicht. Auf Höhe des Strombolicchio, einem aus dem Meer ragenden Felsen vulkanischen Ursprungs mit einem Leuchtturm, holen wir die Segel ein. Vom Stromboli grüßt die Rauchfahne, wir sind alleine mit den Naturgewalten und einem grandiosen Sonnenuntergang – so muss Urlaub sein!

Segel einholen vor dem Stromboli – Foto: Beate Ziehres

Segel einholen vor dem Stromboli – Foto: Beate Ziehres

Kampf gegen die Naturgewalten vor der Kulisse des Stromboli– Foto: Beate Ziehres

Kampf gegen die Naturgewalten vor der Kulisse des Stromboli– Foto: Beate Ziehres

Strombolicchio – der kleine Nachbar des Stromboli – Foto: Beate Ziehres

Strombolicchio – der kleine Nachbar des Stromboli – Foto: Beate Ziehres

Nacht am Stromboli: das Leuchtfeuer des Mittelmeers bei der Arbeit

Nach dem Abendessen vor dem Ort Stromboli – einer überaus schwankenden Angelegenheit – lichten wir den Anker. Unser Ziel: Sciara del Fuoco, die sogenannte Feuerrutsche. In Zeiten, in denen der Vulkan besonders aktiv ist, fließt an dieser Stelle Lava unter Zischen ins Meer. Zuletzt war dies 2014 der Fall. Danach wurde es ruhiger am Stromboli. Erst seit Mai 2017 hat der Vulkan seine reguläre Aktivität wieder aufgenommen.

Das Spektakel ist auch ohne Lavafluss beeindruckend genug. Im Abstand von einigen Minuten schießt glühende Lava aus einem der Krater, begleitet von lautem Knallen, Zischen und Fauchen. Dann kehrt wieder Ruhe ein. Wir dümpeln mit respektvollem Abstand vor dem 2007 entstandenen Lavadelta und halten gespannt den Krater im Auge, um keine Eruption zu versäumen.

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Als wir uns endlich vom Anblick der Lavafontänen und des in eine Rauchwolke gehüllten Vulkans lösen können, fällt der Entschluss, nicht zum Liegeplatz vor Stromboli zurückzukehren. Die See ist immer noch aufgewühlt, ebenso wie unsere Gemüter, und an Schlaf nicht zu denken. So steuert der Skipper die Insel Salina an, um dort in einem geschützten Hafen einen Übernachtungsplatz zu finden. Dass daraus nichts wurde, ist eine andere Geschichte.

3 Aktivitäten auf Stromboli

Eines steht nach diesem kurzen Besuch jedoch fest: Ich will unbedingt noch einmal kommen und die explosive Insel genauer erkunden. Auf meiner Liste stehen folgende Aktivitäten:

  • Den Gipfel des Vulkankegels besteigen

Von Stromboli Ort aus starten geführte Touren in die Kraterregion. Der Aufstieg beginnt meist am späten Nachmittag, damit die Wanderer in der Dunkelheit das feurige Schauspiel aus nächster Nähe beobachten können. Die ortskundigen Bergführer rüsten ihre Schützlinge mit Schutzhelmen aus und es heißt, dass sie den schweißtreibenden Aufstieg in sportlichem Tempo anführen.

  • Die beiden Orte Stromboli und Ginostra erleben

Obwohl die rund 500 Bewohner des Eilands vom Tourismus leben und auch viele Wissenschaftler nach Stromboli kommen, ist die Insel noch weitgehend ursprünglich. Autos gibt es kaum: In Stromboli sind nur Elektrominitransporter und motorisierte Zwei- und Dreiräder erlaubt, in Ginostra gibt es nur Fußwege. Es gibt übrigens keine Landverbindung zwischen den beiden Orten, es sei denn, man überquert den Vulkan.

Stromboli Ort – Foto: Beate Ziehres

Stromboli Ort – Foto: Beate Ziehres

  • Stromboli auf eigene Faust erkunden

Es ist zwar verboten, die Kraterregion ohne Führer zu betreten. Aber es gibt einen Rundweg, der im ersten Abschnitt identisch ist mit dem Weg, den auch die geführten Gruppen nehmen. Bis auf 400 Meter Höhe darf man hier alleine aufzusteigen und die Aussicht genießen.

3 Tipps für den Aufenthalt auf Stromboli

  • Da die Plätze für den geführten Aufstieg zum Krater limitiert sind, ist es sinnvoll, die Tour rechtzeitig zu buchen.
  • Robustes Schuhwerk, genügend Wasser, eine zuverlässige Taschenlampe und warme Kleidung sind unabdingbar beim Besteigen des immerhin rund 900 Meter hohen Vulkans.
  • Vorsicht: Die Brocken, die der Vulkan ausspuckt, sind um die 800 Grad Celsius heiß und die reinsten Geschosse! Hinzu kommt: Der Stromboli steigert seine Aktivität hin und wieder ohne Vorankündigung, deshalb unbedingt einen Sicherheitsabstand zum Krater einhalten.

Italien – ich komme wieder!

In den vergangenen Wochen hat sich „dank“ Corona alles geändert. Inzwischen ist absehbar, dass unsere nächste Reise aufgrund geschlossener Grenzen und Quarantäne-Androhung wohl nicht nach Italien führen wird. Aber gerade der Süden Italiens ist auch im Herbst noch ein sehr lohnendes Ziel. In Kalabrien hatten wir im Oktober herrliches Badewetter und beim Segeln rund um die äolischen Inseln haben wir uns zur gleichen Zeit beinahe den Pelz verbrannt. Vielleicht wird es auch der Jahreswechsel in Südtirol? Wer weiß das schon in einer Zeit, in der man nur von heute auf morgen planen kann. Aber meine Lust auf Italien ist ungebrochen.

Deshalb bleibe ich dabei: Sobald es möglich ist, sieht uns Bella Italia wieder! Und dies ist mein Beitrag zur Blogparade „Italien – ich komme wieder! Nach Corona erst recht!“ auf Wandernd.de und Reisepsycho.com. Danke Barbara und Ilona für diese großartige Idee!

Mehr Lesestoff zu Süditalien

Während unseres Urlaubs in Süditalien haben wir auch Reggio Calabria besucht. Lesen Sie hier: Was tun in Reggio Calabria? 5 Tipps für einen kurzweiligen Aufenthalt. Für das Seniorenmagazin 59plus habe ich außerdem über unseren Ausflug zur Insel Vulcano, ebenfalls zu den äolischen Inseln zählend, berichtet: Tut höllisch gut: eine Reise nach Volcano.