Im vergangenen Jahr haben wir den ersten Sommerurlaub als Paar gemacht. Mein Sohn wollte die Ferien nutzen, um ein paar der heiß begehrten Fahrstunden zu ergattern. Deshalb sind wir alleine zu einer Motorradtour aufgebrochen. Unser Ziel: Vorpommern. Unser Plan: Die schönsten Orte und Strände auf Rügen besuchen, Usedom entdecken und die Ostseebäder zwischen Rügen und Usedom erkunden.

Wo Rügen am schönsten ist

Eigentlich fahren wir jeden Sommer nach Rügen. Dabei statten wir touristischen Hotspots wie Binz und Sellin allenfalls einen Kurzbesuch auf ein Eis ab. Trotzdem entdecke ich immer wieder neue Winkel – einer schöner als der andere. Einer meiner Favoriten ist das Mönchgut im äußersten Südosten Rügens. Die kilometerlangen Naturstrände von Lobbe und Thiessow zählen für mich zu den schönsten Badestellen auf der Insel: Dünen, Sand ohne Ende, ungetrübtes Badevergnügen, aber auch etwas Infrastruktur. Verhungern oder verdursten muss hier niemand.

Der Strand von Thiessow – Foto: Beate Ziehres

Der Strand von Thiessow – Foto: Beate Ziehres

Göhren – ebenfalls auf der Halbinsel Mönchgut gelegen – punktet mit einer Seebrücke, einem quirligen Bahnhof, Bäderarchitektur und einigen hübschen Boutiquen. Das kleine Ostseebad ist für mich der Ort zum Bummeln und Shoppen, falls es einmal notwendig werden sollte. Am Eisstand zwischen Bahnhof und Seebrücke gibt es hervorragendes Eis und direkt am Kleinbahnhof frisch geräucherten Fisch und ein gutes Frühstück.

Göhren kann auch anders: unruhige See und Badeverbot an einem ansonsten schönen Sommertag – Foto: Beate Ziehres

Göhren kann auch anders: unruhige See und Badeverbot an einem ansonsten schönen Sommertag – Foto: Beate Ziehres

Frühstück beim Räucherofen des Fischrestaurants "Die Räucherei" – Foto: Beate Ziehres

Frühstück beim Räucherofen des Fischrestaurants „Die Räucherei“ – Foto: Beate Ziehres

Unsere Fahrt nach Göhren führt uns durch dunkelgrünen Wald, oft begleitet vom Qualm der Dampflokomotiven der Rügenschen Bäderbahn, auch Rasender Roland genannt. Der Traditionszug verkehrt zwischen Göhren und Lauterbach-Mole.

Bernsteinschmuck kaufen in Thiessow

Zum Zeitvertreib auf Rügen fahren wir gerne zum Rügenmarkt an den Hafen von Thiessow. Erstens finde ich es schön, unter Bäumen zwischen den Ständen der Händler zu bummeln und ein paar ausgefallene Schnäppchen zu machen. Ein Bernsteinring passt schließlich auch ins kleinste Gepäck und ich habe den Schmuck nirgendwo so günstig gesehen wie auf dem Rügenmarkt. Doch auch der Hafen von Thiessow hat eine gewisse Aufenthaltsqualität. Mit einem Fischbrötchen in der Hand die Schiffe angucken und vom Leben auf dem Wasser träumen – das ist Rügen pur!

Fischer- und andere Boote am Hafen von Thiessow – Foto: Beate Ziehres

Fischer- und andere Boote am Hafen von Thiessow – Foto: Beate Ziehres

Bernstein finden in Juliusruh

Im Nordosten Rügens gibt es ebenfalls herrlich beschauliche Sandstrände. Beispielsweise bei Juliusruh. Wer an der Ostsee Bernstein finden will, ist hier gut aufgehoben. Über acht Kilometer zieht sich der breite Ostseestrand hinter einem Kiefernwald an der Küste entlang. Bei ungünstigen Witterungsverhältnissen werden hier Berge von modrigem Seegras angespült.

Während unserer Motorradtour verbrachten wir einige Tage in der Gegend. Beim Strandbesuch in Juliusruh habe ich noch die Nase gerümpft über die ungut riechenden Haufen am Wassersaum. Aber ich wunderte mich auch über die Leute, die ungeachtet des Geruchs die Haufen durchwühlten. Des Rätsels Lösung: Sie haben nach Bernstein gesucht und auch gefunden.

Kiefernwald auf den Dünen bei Juliusruh – Foto: Beate Ziehres

Kiefernwald auf den Dünen bei Juliusruh – Foto: Beate Ziehres

Bernsteinsucher am Strand von Juliusruh – Foto: Beate Ziehres

Bernsteinsucher am Strand von Juliusruh – Foto: Beate Ziehres

Die schönsten Fotospots für Sonnenuntergänge auf Rügen

Auf Rügen schöne Bilder zu machen ist kein schwieriges Unterfangen. Wenn es aber darum geht, spektakuläre Sonnenuntergänge im Bild festzuhalten, scheiden die klassischen Fotospots aus. Die Seebrücken Rügens liegen alle nach Osten gewandt – keine gute Voraussetzung. Ich habe den Bodden für Aufnahmen in den Abendstunden für mich entdeckt. Wenn das Wasser im pastelligen Abendlicht glatt wie ein Spiegel vor mir liegt und ein paar Wölkchen reflektiert, wie im vergangenen Jahr beispielsweise in Groß Stresow erlebt.

Schon die Fahrt in diesen touristisch wenig erschlossenen Teil Rügens ist mit dem Motorrad ein Hochgenuss. Auf einer alten Allee mit riesigen Bäumen auf einer umso schmaleren Straße rollen wir zum Wasser. Obwohl wir in der Hochsaison reisen, begegnet uns hier kein Mensch. Am Bodden entdecken wir einen winzigen, im Schilf versteckten Strand. Ein Haus, ein Steg, ein paar Boote. Alles da, was es braucht, um mich in einen Fotorausch zu versetzen.

Traumhafte Boddenlandschaft bei Groß Stresow – Foto: Beate Ziehres

Traumhafte Boddenlandschaft bei Groß Stresow – Foto: Beate Ziehres

Bootssteg am Bodden bei Groß Stresow – Foto: Beate Ziehres

Bootssteg am Bodden bei Groß Stresow – Foto: Beate Ziehres

Das sind die besten Fotospots, um Sonnenuntergänge und die Abendstimmung im Norden festzuhalten:

  • Wreechener See von der Brücke über die Bodden-Anbindung
  • Schaprode: Hafen
  • Gager: Hafen
  • Thiessow: Strand am Bodden
  • Groß Stresow: Bootssteg am Bodden

Den Fotospot am Wreechener See haben wir zufällig nach einem Abendessen im „Nautilus“ entdeckt. Fast wären wir schon auf die Motorräder gestiegen, um nach Hause zu fahren. Glücklicherweise hat uns die Neugier einige Schritte zu Fuß auf die Brücke mit Blick auf den Wreechener See gelenkt. In diesem Gewässer versinkt gerade die Sonne. Ein beispielloser Farbenrausch ist die Folge – und schon wieder ein Fotorausch.

Abendstimmung am Wreechener See – Foto: Beate Ziehres

Abendstimmung am Wreechener See – Foto: Beate Ziehres

Was bei Kapitän Nemo in der „Nautilus“ auf der Speisekarte steht

Auf winzigen Sträßchen direkt am Bodden entlang haben wir an diesem Abend das Restaurant „Nautilus“ bei Putbus erreicht. Ich war schon öfter dort, aber es war mir noch nie vergönnt, tatsächlich im „Nautilus“ zu essen. Stets waren alle Plätze besetzt. Doch diesmal haben wir Glück. Wir ergattern in Jules Vernes imaginärem U-Boot einen Platz an der Theke.

Auf der Speisekarte stehen zum Glück weder Graupen, Grütze noch Erbsen – wie seinerzeit auf hoher See üblich. Auch Schweine- und Rindfleisch wird hier nur sparsam serviert. Dafür gibt es umso mehr Fisch und Meeresfrüchte in vielen Variationen. Beispielsweise als Neukamper Fischsuppe mit Muscheln, Krabben und Lachs. Oder als Matjesfilet mit Ofenkartoffel. Bisweilen auch als Fischspieß mit Honig-Senf und Sweet-Chili-Dip. Die Auswahl ist riesig. Auch Vegetarier kommen im „Nautilus“ zu ihrem Recht. Wir genießen den köstlichen Fisch und natürlich das stilechte Ambiente in Käpt’n Nemos Salon.

Einen Platz am Tresen ergattert im Fischrestaurant "Nautilus" – Foto: Bernd Ewert

Einen Platz am Tresen ergattert im Fischrestaurant „Nautilus“ – Foto: Bernd Ewert

Warum Rügen so beliebt ist

Für meinen Lebensgefährten ist Rügen seit Kindertagen gleichbedeutend mit Sommer, Ferien und Badespaß. Seit wir uns kennen, teile ich diese Insel-Liebe. Da Rügen schon zu DDR-Zeiten beliebteste Ferieninsel war, geht es wahrscheinlich gerade älteren Semestern so wie meinem Schatz. Er verbrachte früher jeden Sommer hier: entweder in einem Ferienlager oder zu Besuch bei seiner großen Schwester.

Doch neben alten Gewohnheiten gibt es weitere Gründe für die Beliebtheit Rügens:

  • das Wetter, das auf der Insel oft besser ist als im Landesinneren;
  • die unzähligen Möglichkeiten, sich auch bei Regen die Zeit zu vertreiben;
  • die endlosen Naturstrände an der Ostsee, die gebührenfrei zugänglich sind;
  • die Möglichkeit, zwanglos nackt zu baden, wie man das früher schon gemacht hat;
  • einsame Strände auch im Hochsommer;
  • frischer Fisch auf den Speisekarten und in den Imbissbuden;
Ein typisches Rügen-Bild: der Hafen von Breege – Foto: Beate Ziehres

Ein typisches Rügen-Bild: der Hafen von Breege – Foto: Beate Ziehres

Mit dem Motorrad nach Rügen

Die Frage, warum wir mit dem Motorrad gerne nach Rügen fahren, ist schnell beantwortet: Wir genießen auf Rügen unzählige alte Alleen, schmale, teils kurvenreiche und steile Straßen und meist eine frische Brise. Auf dem Motorrad ist man der Natur und dem Meer näher. Wir lassen uns treiben, biegen hier ab und nehmen dort einen kleinen Umweg – auf einer Motorradtour ist der Weg das Ziel.

Für uns fängt Rügen nicht auf der neuen Brücke in Stralsund an, sondern am Hafen von Stahlbrode. Von dort fährt eine kleine Autofähre nach Glewitz auf Rügen. Ok, die Überfahrt nimmt etwas mehr Zeit in Anspruch als die Fahrt über die Brücke. Doch wenn in Stahlbrode der Wind mein Haar zerzaust und der Geruch des Wassers in meine Nase steigt – dann bin ich schon angekommen auf der Insel.

Rügen voraus – auf der Fähre von Stahlbrode nach Glewitz – Foto: Beate Ziehres

Rügen voraus – auf der Fähre von Stahlbrode nach Glewitz – Foto: Beate Ziehres

Wie wir Motorradtouren planen

Dass wir Freunde der Landstraße und des gemütlichen Fahrens sind, schlägt sich in der Planung unserer Motorradtouren nieder. Ebenso wie meine Vorliebe für ein gepflegtes Abendessen und ein bequemes Bett. Und wir wollen mehr sehen als Asphalt. Gerne erkunden wir die nähere Umgebung unserer Etappenziele, besichtigen ein Schloss oder legen einen Strandtag ein.

  • Tagesetappen von maximal 300 Kilometern
  • 3 Übernachtungen an den einzelnen Etappenzielen
  • Unterkunft in Hotels
  • Gute Anbindung der Hotels zu Sehenswürdigkeiten (für Regentage)
  • Hotels mit eigenem Restaurant oder fußläufig zu erreichende Gastronomie

Als Motorradfahrer ist man inzwischen nicht mehr nur in Biker-Hotels gerne gesehen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass ich mich in einem ausgesprochenen Biker-Hotel wohlfühlen würde.

Der letzte Punkt der Liste betrifft übrigens meine Idee von einem schönen Abendessen, zu dem nur ausnahmsweise Motorradstiefel und Mineralwasser passen. Auf Rügen war der Besuch im „Nautilus“ so eine Ausnahme.

Dies ist mein Beitrag zur Blogparade „Die schönsten Reisen ohne Kinder“. Die Blogparade wurde initiiert von Ilona Mages von wandernd.de – eine schöne Idee!

Im Beitrag „Feldberger Seenlandschaft: paddeln auf dem Schmalen Luzin“ lesen Sie, was wir während dieser Motorradtour noch entdeckt haben.

Von unserer Motorradtour an die polnische Ostsee berichte ich in meinem Beitrag über Leba.

Lesetipp: Faszination Ostseeküste – ein Buch, das Lust auf  Urlaub am baltischen Meer macht

Werbung: Dieses Buch wurde uns als Leseexemplar von Koehler – Maximilian Verlag GmbH & Co. KG zur Verfügung gestellt

In atemberaubenden Aufnahmen hat der Luftbildfotograf Martin Elsen beispielsweise die Fähre von Stahlbrode nach Glewitz auf Rügen festgehalten. Die Südspitze der Insel stellt sich auf diesem Bild als gelber Flickenteppich aus Maisfeldern dar. Die Kreideküste mit dem Königsstuhl erscheint als Symphonie in Grün, Blau und Weiß, Sassnitz und Prora sind ebenfalls aus der Vogelperspektive zu sehen. Mehr als 200 Bilder, die in Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern entstanden sind, sind in dem Bildband „Faszination Ostseeküste“ zusammengefasst. Das Buch macht Lust, sofort loszufahren und die Schönheit der deutschen Ostseeküste mit eigenen Augen zu entdecken.

Martin Elsner fliegt jedes Jahr im Sommer über die Küstenregionen, um zu fotografieren. Land und Meer, Wolken und Wellen, Städte und Häfen, Leuchttürme, Strände, Schiffe und Wälder – das sind die Inhalte seiner Bilder. Mehr als 4.000 Flugkilometer hat Elsner zurückgelegt, um die Bilder für das Buch „Faszination Ostseeküste“ zu machen. Der Buchautor startete seine Reise in Flensburg, wendete sich dann in Richtung Osten und verfolgte die Küstenlinie bis nach Usedom und die polnische Grenze.

Faszination Ostseeküste
Fotografiert von Martin Elsner
Gebunden, 240 Seiten, 200 Farbfotos
ISBN 978-3-7822-1292-2
29,95 €