Essen & Trinken Archive | Reiselust-Mag Reisetipps für Bestager Sun, 30 Jun 2024 21:43:25 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.5.5 https://www.reiselust-mag.de/wp-content/uploads/cropped-Logo-Reiselust-32x32.png Essen & Trinken Archive | Reiselust-Mag 32 32 Trüffelsuche und Olivenernte – kulinarische Erlebnisse in Umbrien https://www.reiselust-mag.de/umbrien-trueffelsuche-olivenernte/ https://www.reiselust-mag.de/umbrien-trueffelsuche-olivenernte/#comments Tue, 21 Nov 2023 11:11:45 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=5811 Die italienische Region Umbrien ist das ideale Reiseziel für Feinschmecker. Hier treffen sich kulinarische Aktivurlauber zur Trüffelsuche, zur Olivenernte oder um Wein-Spezialitäten zu entdecken.

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Umbrien ist die weniger berühmte, aber ebenso schöne Schwester der Toskana. Die Region zwischen Lago Trasimeno und den Sibillinischen Bergen wird auch das grüne Herz Italiens genannt. Weinberge, Olivenhaine, liebliche Täler, aber auch urtümliche Wälder und schroffe Berge prägen die Landschaft. Umbrien ist bekannt für mittelalterliche Städte wie Perugia und Assisi – und für kulinarische Genüsse. Ein besonderer Schatz – Trüffel – liegt unter der Erde verborgen, weitere wachsen auf Bäumen beziehungsweise an Reben. Ich spreche von Oliven und Trauben.

Auf Trüffelsuche in Città di Castello

Die Lust auf gutes Essen hat mich nach Umbrien geführt, genauer gesagt in die Villa La Rogaia. Ich bin eingeladen zu einem Kochkurs mit der legendären Mamma Ornella. Am letzten Tag des Kurses, einem sonnigen Oktobertag, bleibt die Küche in La Rogaia kalt. Wir brechen auf nach Città di Castello, einer Stadt ganz im Norden Umbriens – zur Trüffelsuche.

Am Tor eines Zauns, der einen lichten Wald umfasst, warten Cecilia Fabrizio, Maurizio Bianconi und Trüffelhund Nerina auf uns. Ohne Nerina und ihre feine Nase – soviel wird schnell klar – würden die schwarzen Schätze der Natur auf ewig unter der Erde verborgen bleiben.

Umbrien Trüffelsuche Tartufi Bianconi. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Auf geht’s zur Trüffelsuche.

Den Privatwald des Unternehmens Tartufi Bianconi prägen Haseln, Eichen und Kastanien. Dieser einzigartige Lebensraum ist der ideale Ort für Trüffel, denn sie wachsen in Symbiose mit den Wurzeln dieser Bäume. Ihren charakteristischen Duft verströmen die Edelpilze übrigens erst, wenn sie reif sind.

Der Trüffelhund als Schlüssel zum Erfolg

Die lebhafte Trüffelhündin Nerina darf nun frei laufen, immer mit der Nase auf dem Boden. Maurizio Bianconi folgt dem Vierbeiner dicht auf den Fersen. Sobald Nerina zu graben anfängt, ist der Sohn des Geschäftsführers von Tartufi Bianconi bei ihr. Ließe er sie gewähren, würde sie den teuren Fund direkt verspeisen.

Umbrien Trüffelsuche Tartufi Bianconi. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Umbrien Trüffelsuche Tartufi Bianconi. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Umbrien Trüffelsuche Maurizio Bianconi. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Die Trüffelhunde werden von klein auf trainiert, indem man Trüffelstücke in ihr Futter gibt, um ihren Geschmackssinn zu entwickeln. Nach jedem erfolgreichen Fund werden sie mit einem Leckerli belohnt, aber niemals mit süßen Leckereien. Die Kommunikation zwischen Mensch und Hund spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Mit den Worten „Dai“ und „Dove“ motiviert Maurizio Bianconi das Tier und lenkt es in die gewünschte Richtung. Übrigens: Da die Wachstumszeit der Trüffel 80 bis 90 Tage beträgt, steht an den Fundstellen nach dieser Zeit ein neuer Pilz.

So durchkämmt Nerina das Gelände, immer gefolgt von einer kleinen Menschenschar. Einige Male wird sie fündig. Und so kehren wir schließlich nicht mit leeren Händen bei Tartufi Bianconi ein, um weiße und schwarze Trüffel zu kosten. In einem kleinen Museum erfahren wir außerdem allerhand Wissenswertes über die kostbaren Pilze.

Umbrien Trüffelsuche Tartufi Bianconi. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Freude über den Trüffelfund bei Trüffelhund Nerina, Maurizio Bianconi und Cecilia Fabrizio.

Kleine Trüffelkunde

Die Zeit von Oktober bis Dezember ist eigentlich die Erntezeit für weiße Trüffel. Weiße Trüffel können bis zu einen Meter tief in der Erde wachsen. Sie haben einen intensiveren Geschmack als schwarze Trüffel und erzielen etwa das Zehnfache des Preises schwarzer Trüffel.

Von Januar bis April werden die weißen Frühlingstrüffel geerntet. Das Aroma des weißen Frühlingstrüffels ist vergleichbar mit dem des weißen Trüffels. Sein sehr charakteristischer Knoblauchgeschmack zeichnet diese Trüffelart aus.

Schwarze Trüffel wachsen nur einige Zentimeter unter der Erdoberfläche. Sie unterscheiden sich in Winter- und Sommertrüffel. Der schwarze Wintertrüffel wird ebenfalls als aromatisch, aber mit einer fruchtigen Note beschrieben. Wegen seines exzellenten Geschmacks nennen ihn Kenner den „süßen Schwarzen“. Der schwarze Wintertrüffel reift von Dezember bis März.

Im Juni kommt die Erntezeit des schwarzen Sommertrüffels mit seinem süß-erdigen Aroma. Bis August kann er geerntet werden.

Wissenswertes zu Trüffeln im Museum von Tartufi Bianconi. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Im kleinen Museum von Tartufo Bianconi erfährt der Besucher allerhand über Trüffel.

So werden Trüffel zubereitet und konserviert

Weiße Trüffel kommen bei Tartufi Bianconi generell ungekocht auf den Tisch. Hauchfein gehobelt kommt die Köstlichkeit beispielweise über Pasta oder Suppen. Wichtig: Weiße Trüffel halten frisch maximal 4 bis 6 Tage. Um den kostbaren Pilz länger haltbar zu machen, mischt man dünne Scheiben mit leicht gesalzener Butter und gefriert ihn ein. So kann er etwa 1 Jahr aufbewahrt werden.

Schwarze Trüffel können ebenfalls ungekocht verzehrt werden. Doch die Familie Bianconi empfiehlt, diesen Pilz für eine Minute mit einer Knoblauchzehe und einer Prise Salz in Olivenöl zu erwärmen, um das Aroma zu intensivieren. Schwarze Trüffel passen in Soßen und Pasten unterschiedlichster Art, zu sanft gegartem Fleisch oder auch Fisch. Im Ganzen eingefroren hält der kostbare Pilz bis zu 2 Jahre.

Trüffel-Verkostung bei Tartufi Bianconi. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Weiß und schwarze Trüffel zum Probieren bei Tartufo Bianconi.

Olivenernte auf La Rogaia in Umbrien

Meine Gastgeber inmitten der Hügellandschaft von Umbrien sind Dr. Annette Greifenhagen und Wolfgang Sandt. Auf dem Gelände ihres Agriturismo, der Villa La Rogaia, baut die Familie eigene Oliven in kontrolliert biologischer Landwirtschaft an. Aus den Früchten wird in einer kleinen, regionalen Ölmühle erstklassiges Olivenöl gepresst.

Mit Annette mache ich gleich an meinem ersten Urlaubtag einen Spaziergang über den Landsitz nahe Castel Rigone. Seit 1998 lebt sie mit ihrem Mann, der als Bildhauer und Steinmetzmeister arbeitet, in der Villa La Rogaia. Früher war das Anwesen mit 7 Hektar eigenem Land ein Halbpachthof, der etwa 30 Bewohner ernährte.

Olivenhain in Umbrien. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Im Olivenhain der Villa La Rogaia.

Heute ziehen sich die Olivenhaine malerisch rund um Haus und Garten. An den Hanglagen im trocken-warmen Klima oberhalb des Lago Trasimeno reift ein Öl mit fein abgerundeten, nussigen Aromen und niedrigem Säuregehalt heran.

„Entspannende Arbeit“

Alljährlich im November lädt die Familie ein, bei der Olivenernte zu helfen. Die reifen schwarzen Oliven werden ausschließlich von Hand gepflückt. „Um an die Früchte zu gelangen, muss man auch einmal auf Leitern oder Bäume klettern“, erklärt Annette Greifenhagen. Dennoch beschreibt sie die Arbeit im Olivenhain als entspannend und eine Möglichkeit, in fast meditativen Kontakt mit der Natur zu kommen.

Oliven auf dem Baum. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag.

Beinahe erntereif: Oliven im Hain der Villa La Rogaia.

Gemeinsam wird die Ernte schließlich in die kleine Ölmühle gebracht, das Öl gepresst und abgefüllt. Die Helfer dürfen die Hälfte des gewonnenen Öls mit nach Hause nehmen. „Das können zwischen einem und maximal 10 Liter pro Person sein“, sagt Annette. Die Menge ist abhängig vom Jahr, vom Wetter und davon, wie fleißig die Pflücker sind.

Mehr Informationen über die Olivenernte gibt es auf der Webseite der Villa La Rogaia.

Umbrien, Agriturismo Villa La Rogaia, nahe Lago Trasimeno. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Versteckt im Grünen: die Villa La Rogaia.

Süße Spezialität aus Umbrien: Vin Santo

Eine weitere Spezialität Umbriens lerne ich bei Adele und Eugenio Bistarelli kennen. Ihr Haus liegt im malerischen Citerna bei Città di Castello. Hier produziert das Paar auf traditionelle Art und Weise Vin Santo. Der süße Dessertwein wird aus luftgetrockneten, teilrosinierten Trauben hergestellt.

Anwesen des Vin Santo Herstellers Bistarelli in Umbrien. Foto: Beate Ziehres

Zu Besuch bei den Bistarellis in Città di Castello.

Eugenio führt uns ins Obergeschoss, hinein ins große Wohnzimmer, wo im üppig dimensionierten Kamin ein warmes Feuer brennt. Wofür das Feuer benötigt ist, erfahre ich auf dem Dachboden, der über eine schmale Treppe im Wohnzimmer erreichbar ist.

Hier staune ich erst einmal Bauklötze, denn unter dem Dach hängen saftige Traubenbüschel dicht an dicht. Drei Monate trocknen sie hier. Bei schönem Wetter öffnet Eugenio Bistarelli die Fenster. Dann muss er jedoch peinlich darauf achten, dass keine Insekten in den Raum kommen.

Traditionelle Vin Santo Herstellung in Umbrien. Foto: Beate Ziehres

Hier trocknen die Trauben für die süße Weinspezialität aus Umbrien: Vin Santo.

Im Laufe der Trocknung steigt der Zuckergehalt in den Trauben. Erst wenn die Haut der Beeren zerstört wird, beginne der Gärprozess, erklärt Eugenio Bistarelli. Nach dem Keltern dauert es vier Jahre, bis der Wein fertig ist. Aus 100 Kilo Trauben gewinnen die Bistarellis 20 Flaschen hochwertigen Vin Santo.

Nach der Besichtigung des Dachbodens, auf dem auch eine Sammlung traditioneller Maschinen zur Herstellung von Vin Santo zu sehen ist, drängen wir uns um einen Tisch. Adele Bistarelli und einige ihrer Freundinnen servieren einen süßen Kuchen und dazu Vin Santo – beides aus eigener Herstellung. Lecker!

So ist ein Besuch in Umbrien ist nicht nur eine Reise in eine sehens- und liebenswerte Region, sondern auch ein kulinarisches Highlight erster Güte.

Mein Tipp zum Vormerken beziehungsweise gleich Buchen:

26.10.2024 bis 02.11.2024: Kulinarischer Aktivurlaub in der Villa Rogaia in Umbrien – mit Olivenernte, Trüffelsuche und Weinverkostung

Olivenhain in Umbrien. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Blick vom Olivenhain in die Landschaft Umbriens.

Vielen Dank für die Einladung nach Umbrien an Dr. Annette Greifenhagen! Ich habe kein Honorar erhalten und gebe meine eigene Meinung und meine eigenen Erfahrungen wieder.

Alle Fotos: Beate Ziehres

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So schmeckt Umbrien: Kochkurs in der Villa La Rogaia https://www.reiselust-mag.de/umbrien-kochkurs/ Tue, 01 Feb 2022 20:05:40 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=5122 Mediterrane Genüsse vom Feinsten, viel Spaß und die unwiderstehlich gute Laune einer echten italienischen Mamma – das erwartet uns während eines Kochkurses in der Villa Rogaia in Umbrien.

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Wenn Mamma Ornella eine buntgemischte Gruppe wissbegieriger Hobbyköche in die Geheimnisse der echten umbrischen Küche einweiht, ist man im Agriturismo La Rogaia gelandet. Dieses Glück wurde uns im vergangenen Herbst zuteil. Auf Einladung der Hausherrin Annette Greifenhagen reisten wir nach Italien, genauer gesagt in die bewaldeten Hügel zwischen Perugia und Lago Trasimeno. Die rustikale Villa La Rogaia und ihr Garten inmitten der urwüchsigen Landschaft Umbriens bilden die Kulisse für einen Kochkurs der besonderen Art.

Das Herz und die Seele der Küche ist in diesen Tagen Ornella Carletti. Die resolute, herzensgutmütige Köchin füllt die Räume mit ihrer Gegenwart und guter Laune. Wenn Mamma Ornella mit einem „Allora“ anhebt, um den Speiseplan zu verkünden, verstummt das muntere Stimmengewirr am großen Küchentisch.

Kochkurs in Umbrien: Ornella erklärt Schiacciatine al formaggio. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Temperamentvoll italienisch – Ornellas Erklärungen.

Wie die Jünger hängen wir jeden Nachmittag erneut an ihren Lippen – immer in der Hoffnung, ihre klangvollen Worte deuten zu können. Aus dem Mund der Maestra klingen Begriffe wie Linguine allo scoglio, Coniglio del buon ricordo und Sorbetto al limoncello wie die reinsten Verheißungen. Und tatsächlich: Was immer wir unter Ornellas Anleitung zubereiten ist eine Offenbarung.

Beste Zutaten aus der Region Umbrien

„Das Geheimnis der italienischen Küche ist die Qualität der Zutaten“ erklärt Annette Greifenhagen bereits am ersten Tag des Kochkurses. So verwendet Ornella am liebsten regionale und saisonale Erzeugnisse, gerne auch aus dem Garten der Villa La Rogaia. Das Fleisch stammt vom Schlachter ihres Vertrauens. Fisch, Meeresfrüchte und Gemüse ersteht die Köchin vorzugsweise auf dem Markt.

An einem Nachmittag präsentiert Ornella stolz ein Stück zart marmoriertes Rindfleisch. Es ist das Bürgermeisterstück –  besonders zartes und wohlschmeckendes Muskelfleisch – des Chianina Rinds. Die prächtigen weißen Chianina Rinder sind in Umbrien heimisch. Sie dienten den Bauern früher erst als Zugtiere und am Ende ihres Lebens als Braten. Wenige Stunden später zergeht mir das Fleisch auf der Zunge.

Kochkurs in Umbrien: Annette Greifenhagen, Ornella Carletti. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Ornella schneidet das Fleisch. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Doch halt, soweit ist es noch nicht. Kenner der italienischen Küche wissen, dass das Fleisch erst gegen Ende mehrstündiger Schlemmerei auf den Tisch kommt. In der Villa La Rogaia ist das nicht anders.

„Italienische Küche ist eine Art Trennkost. Kohlehydrate in Form von Nudeln, Risotto oder Polenta isst man als Primi, danach Proteine und Fasern, sprich Fleisch und Gemüse. Eigentlich ist man schon nach den Nudeln satt.“
Annette Greifenhagen, Gastgeberin und Hausherrin La Rogaia

Nachdem uns Ornella um den großen Küchentisch versammelt hat, erklärt sie, was aus den Zutaten entstehen wird. Alleine beim Anblick und Zuhören läuft mir schon das Wasser im Munde zusammen.

Kochkurs in Umbrien: Ornella Carletti in der Küche. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Die Maestra erklärt die Besonderheiten des Pecorino.

Mit dem Appetithäppchen beginnt die Schlemmerei

An diesem Abend gibt es als Stuzzichino – also Vorspeise – Schiacciatine al formaggio mit Capocollo und Lardo di colonnata sowie Gorgonzola mit Honig und Birne. Schiacciatine al Formaggio ist ein würziger Blechkuchen. Den Teig bereitet Mamma Ornella im Handumdrehen aus Unmengen Joghurt, Eiern, geriebenem Parmesan und Emmentaler. Zack, aufs Blech und in den Ofen.

Während der Kuchen im Ofen steht, schneidet die Köchin mit der Maschine Lardo di colonnata, einen ganz besonderen, regionalen Speck, in hauchdünne Scheiben.

Das Ergebnis ist ein schnell zubereiteter Gaumenkitzel, der fürs erste sättigt und auch in Deutschland immer hervorragend ankommt.

Kochkurs in Umbrien: Schiacciatine al formaggio. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Appetithappen. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Pasta oder Risotto als 1. Gang

Nach dieser Stärkung kommen schließlich auch wir Küchenlehrlinge zum Einsatz. Es gilt, ein Waldpilzrisotto vorzubereiten sowie die Gemüse, die zum Fleisch gereicht werden.

Für das Risotto hat Ornella Steinpilze, Parasol, Pfifferlinge und winzige „Pioppini“, einen regionalen Pilz Umbriens mitgebracht. Mit vereinten Kräften sind die Pilze schnell geputzt und geschnitten. Bei dieser Gelegenheit lernen wir, dass für Risotto grundsätzlich drei Töpfe benötigt werden: ein Topf für den Reis, ein Topf, um die geschmackgebenden Gemüse zu garen und einen für die heiße Brühe. Die Brühe wird schöpflöffelweise zum Reis gegeben – Freunden der italienischen Küche werde ich damit keine Neuigkeiten erzählen.

Kochkurs in Umbrien: Beim Gemüse putzen. Foto: Lena Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Pilze fürs Risotto.Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Risotto. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag
Kochkurs in Umbrien: In der Küche. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Im Zentrum des Geschehens in der Küche steht Ornella.

Während auf dem Herd das Risotto leise köchelt und ab und zu hingebungsvoll gerührt wird, widmet sich Ornella dem Fleischgericht – der Tagliata di vitello Chianina. Das Fleisch stellt an diesem Tag den Höhepunkt der Speisenabfolge dar. Nachdem die Köchin das Bürgermeisterstück des Chianina-Rinds in gleich dicke Stücke geschnitten hat, gibt sie in eine Pfanne sehr viel Olivenöl, einige Zweige Rosmarin aus dem Garten, Knoblauchzehen und eingelegten grünen Pfeffer. Diese Pfanne stellt Ornella bei kleiner Flamme auf den Herd und erhitzt das Öl sehr langsam. Schon steigt ein köstlicher Geruch aus der Pfanne auf, doch wir müssen uns noch gedulden.

Fleisch, Fisch und Gemüse – der 2. Gang

In der Zwischenzeit kümmert sich Mamma Ornella um das Gemüse zum Fleisch. Es gibt Carote e cipolle in agrodolce und Fagiolini al basilico. Karotten und Zwiebeln werden süßsauer zubereitet, die grünen Bohnen mit Knoblauch, Basilikum und Balsamico verfeinert.

Schließlich versammeln sich alle Kursteilnehmer an der langen Tafel. Wir genießen das weltbeste Waldpilz-Risotto, natürlich mit dem passenden Wein. Annette hat zum Risotto einen wunderbar spritzigen Schaumwein ausgewählt, den Spumante brut von der Cantina Terre del Carpine in Magione.

In der Küche hat Ornella derweil das Fleisch bei hoher Hitze angebraten, in Streifen geschnitten und auf dem Teller mit dem heißen Rosmarin-Öl übergossen. Es gilt, sich schnell mit bereitstehendem Gemüse zu versorgen und – zu genießen! Das Fleisch zergeht auf der Zunge und hier explodiert auch der Geschmack. Wahnsinn! So gut schmeckt Umbrien!

Kochkurs in Umbrien: Ornella brät das Fleisch. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: TagliataFoto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Tagliata mit Bohnen und süßsauren Möhren und Zwiebeln. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Selbstgemachte Pasta

Im Laufe der Woche gibt es auch einen Fisch-Tag und einen Nudel-Tag. An letzterem bringt Ornella ihren Mann mit. Franco gilt als Meister an der Nudelmaschine. Unter seiner Anleitung fertigen wir Mezzelune – wörtlich Halbmonde – mit einer Ricotta-Spinat-Füllung und frische Tagliatelle. Zu den Bandnudeln gibt es übrigens ein Wildschwein-Ragout, das schon mehrere Tage lang mit Rosmarin und Wacholderbeeren köchelte – ebenfalls eine Spezialität Ornellas.

Kochkurs in Umbrien: Nudelteig machen. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Unter Francos Aufsicht misst Lena die Zutaten für den Nudelteig ab.

Kochkurs in Umbrien: Foto: Lena Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Lena an der Nudelmaschine. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Männer an der Nudelmaschine. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Mezzelune ai spinaci e ricotta con burro e salvia. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Tagliatelle al ragù di cinghiale. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Ich muss an dieser Stelle noch erwähnen, dass uns die Mamma zum Abschluss jedes Menüs mit ein oder zwei unwiderstehlichen Nachspeisen verwöhnt. Zu nennen wäre hier beispielweise ein unvergleichlich leckeres Sorbetto al limoncello, Crescionda oder der Cheesecake allo yoghurt.

Während Ornella knetet, rührt, schneidet und brät, unterhält sie ihre Schüler mit allerlei Schabernack. Ein Tänzchen um den Küchentisch? Natürlich! Gleichzeitig lernen wir auf vergnügliche Weise die Küche Umbriens etwas besser kennen. Allora:

7 wissenswerte Facts aus der echten umbrischen Küche

• Die Küche Umbriens kommt mit wenigen, aber qualitativ sehr hochwertigen Zutaten aus.
• Der Eigengeschmack der Zutaten ist Trumpf, deshalb kommt kein Amaretto ans Tiramisu, sondern Cognac.
• An köstlichem Olivenöl – am besten regionaler Herkunft – wird hier nicht gespart.
• Für die Soßen werden geschmacksgebende Zutaten kalt in Olivenöl aufgesetzt, langsam erhitzt und etwas köcheln gelassen.
• Oregano kommt nie zum Fleisch, sondern allenfalls auf die Pizza
• Knoblauchzehen werden maximal einmal durchgeschnitten, aber eher ganz verwendet.
• In Risotto und Pesto kommt kein Parmesan, vielmehr wird der Käse frisch über das fertige Gericht gerieben.

Mit einem Rezepte-Schatz im Koffer und ganz vielen neuen Inspirationen verlassen wir La Rogaia nach einer Woche wieder in Richtung Deutschland. Ich habe unter anderem gelernt, dass umbrisches Fladenbrot (Torta al testo) in der Pfanne gebacken wird – sehr empfehlenswert! –, wie man in Umbrien Spinat zubereitet und wie lange echter Balsamico reift.

Kochkurs in Umbrien: Torta al testo. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Torta al testo con salsiccie. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Torta al testo con rucola e stracchino. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Etliche Rezepte habe ich inzwischen zuhause nachgekocht, einige sind geschmacklich leider nicht an Ornellas Werke herangekommen. Aber: Versuch macht klug. Im Zweifelsfall buche ich wieder einen Kochkurs mit der temperamentvollen Maestra Ornella in La Rogaia.

Gemüse in der Küche Umbriens

Unser Tipp am Rande: Vegetarier sollten sich nicht abschrecken lassen von der Fleischliebe der umbrischen Küche. Meine Tochter und Reisegefährtin Lena ist als Vegetarierin jeden Tag satt und glücklich ins Bett gegangen. Mehr noch: Die „Extrawürste“ für Lena haben so lecker ausgesehen und geschmeckt, dass sich die Gruppe einige Gerichte ebenfalls gewünscht hat. Ich sage nur „echte Caprese“!

Kochkurs in Umbrien: Caprese. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Caprese alla Ornella.

Kochkurs in Umbrien: Gemüse in der Pfanne. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Auberginen in Tomatensoße. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Kochkurs in Umbrien: Gebratene Auberginen. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag
Kochkurs in Umbrien: Penne ai peperoni e pesto di rucola. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Einer meiner vegetarischen Favoriten: Penne ai peperoni e pesto di rucola. Lecker!

Der Kochkurs in La Rogaia schließt übrigens mit einem weiteren kulinarischen Highlight: einer Exkursion mit Trüffelsuche, Trüffelverkostung und Besuch eines Weinbauern, der auf traditionelle Weise den umbrischen Dessertwein Vin Santo herstellt. Darüber berichte ich demnächst ausführlich.

Die nächsten Kochkurse „La vera cucina Umbra“ in La Rogaia finden im Mai und im Oktober/November 2022 statt. Weitere Informationen und Buchungen auf der Webseite von La Rogaia.

Alle Fotos, sofern nicht anders angegeben: Beate Ziehres

Die Recherche für diesen Beitrag wurde vom Agriturismo La Rogaia unterstützt. Eine inhaltliche Einflussnahme ist damit nicht verbunden.

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Die serbische Küche – Liebe auf den ersten Biss(en) https://www.reiselust-mag.de/serbische-kueche/ Sat, 01 Feb 2020 15:37:49 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=4342 Die serbische Küche überrascht mit Spezialitäten und typischen Gerichten: Speck vom Mangulitsa-Schwein gehört dazu, der Rotwein Prokupac, Beeren aller Art und Eintöpfe mit Kohl. Nicht zu vergessen: Rakia.

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Typisch serbisch – so lautete der Titel einer Pressereise in die Region um Belgrad. Es ging um die serbische Küche, um serbische Spezialitäten und landwirtschaftliche Produkte aus Serbien. Was soll ich sagen: Die Küche des Balkanlandes hat mich echt überrascht. Es war gewissermaßen Liebe auf den ersten Biss(en)! Doch auch Serbien selbst und seine Sehenswürdigkeiten haben mich beeindruckt.

Serbische Küche

Die Serben sind ein gastfreundliches Volk und viel europäischer, als ich erwartet hätte. Das zeigt sich nicht nur auf den Straßen und in den Geschäften Belgrads, sondern auch in den Küchen.

Serbien könnte als großer Topf verstanden werden, in dem sich Zutaten aus den besten Küchen Europas zu köstlichen Gerichten vereinen. Mediterrane und byzantinisch-griechische Einflüsse vermischen sich mit Delikatessen vom europäischen Festland und aus dem mittleren Osten. Mit modernem und kosmopolitischem Schwung kreieren die Chefs verführerische Gaumenfreuden.

Wir sind zu Gast im Restaurant Iva in der Straße Kneginje Ljubice 11 in Belgrad. Im „Iva“ und im Schwester-Restaurant „Iris“ steht die Wiege der sogenannten New Balkan Cuisine.

Iva New Balkan Cuisine Restaurant in Belgrad

Vanja Puškar ist Begründer der New Balkan Cuisine und Chef der beiden Restaurants. Chef in doppelter Hinsicht: Der 34-Jährige Gründer von „Iva“ und „Iris“ ist Geschäftsführer und Küchenchef zugleich. Außerdem ist er einer der Gründer des „Chefs Club Belgrade“.

Serbische Küche: New Balkan Cuisine bei Iva in Belgrad. Begründer Vanja Puskar. Foto: Beate Ziehres

Vanja Puškar ist Chef des Restaurants Iva und Begründer der New Balkan Cuisine.

Kern seiner kulinarischen Philosophie sind lokale und regionale Zutaten, die auf moderne Art und Weise zubereitet werden. „Wenn ich die Produzenten kenne, kann ich  ihre Liebe zu ihren Erzeugnissen über den Teller zum Gast transportieren“, sagt Vanja Puškar.

An diesem Abend probieren wir eine Vielzahl traditioneller serbischer Gerichte, die gemäß der Idee des Chefs neu interpretiert wurden. Ein Fest für alle Sinne, vom ersten bis zum letzten Bissen, von der Vorspeise bis zum Nachtisch.

Serbische Küche: New Balkan Cuisine bei Iva in Belgrad. Foto: Beate Ziehres

Tortellini mit Trüffel im Restaurant Iva, Belgrad.

Serbische Küche: New Balkan Cuisine bei Iva in Belgrad. Foto: Beate Ziehres

New Balkan Cuisine: Vorspeisen im Iva in Belgrad.

Weitere Restaurants in Belgrad

Die Auswahl an Gaststätten in Belgrad ist riesengroß und bietet für jeden Geschmack das Richtige. Im „Podrum Novi Wine Art“ in Novi Belgrad liegt der Schwerpunkt auf dem grandiosen Weinsortiment und dem entsprechenden Know How der Sommeliers.

Serbische Küche in der Weinbar Podrum in Novi Belgrad. Foto: Beate Ziehres

Auch in der Podrum Weinbar kommt Schwein zum Wein auf den Tisch.

Ebenfalls in Novi Belgrad haben wir die traditionelle Gaststätte Tošin bunar“ besucht. In diesem Lokal, das wahrscheinlich in keinem Reiseführer erwähnt wird, lerne ich: Auf dem Balkan versteht man zu feiern, dass einem Hören und Sehen vergeht. Das „Tošin bunar“ ist Treffpunkt Einheimischer, die herzhafte Gerichte zu schätzen und zu genießen wissen.

Bier und Rakia – nicht zu verwechseln mit dem türkischen Raki – fließen reichlich und die Musikanten tun ihr Bestes, um die Stimmung zum Siedepunkt zu bringen. Fazit: Gutes Essen und eine unvergessliche Erfahrung, die ich nicht missen möchte. Wenn ich wieder nach Belgrad komme, steht das „Tošin bunar“ mit Sicherheit auf der Liste der Lokale, die ich wieder besuche.

Serbische Küche in Novi Belgrad: Cevapcici im Tosin Bunar. Foto: Beate Ziehres

Deftig, aber gut: serbische Hausmannskost im Tosin Bunar.

Typisch serbisch: Musikanten im Tosin Bunar. Foto: Beate Ziehres

Typisch serbisch: Livemusik im Tosin Bunar in Novi Belgrad.

Das „Walter“ in der Innenstadt Belgrads wurde uns ebenfalls von einem Einheimischen empfohlen. Hier soll es die besten Cevapcici der Stadt geben. Und obwohl ich kein Anhänger der kleinen Hackfleischröllchen bin, bereue ich, nur fünf „Sarajevski Ćevap“ bestellt zu haben. Sie sind wirklich köstlich. Auch der Serbische Salat „Šopska salata“, den ich dazu bestellt habe, schmeckt sehr gut. Dazu trinkt man im „Walter“ einheimisches Bier.

Serbische Küche: Cevapcici im Walter. Foto: Beate Ziehres

Kult: Cevapcici im Walter in der Innenstadt Belgrads.

Serbische Küche gibts im Walter in Belgrad: Foto: Beate Ziehres

Blick ins Walter.

Rustikale Küche: Oplenac Weinfestival in Topola

Jenseits neuer und traditioneller Balkanküche kann Serbien berauschend exotisch sein. Ich stelle schnell fest, dass kulinarische Genüsse in diesem Land zelebriert werden und im täglichen Leben eine wichtige Rolle spielen. Essen und Trinken sind Kult in Serbien.

Ich besuche das Oplenac Weinfestival in Topola. Hier warten an jedem Stand kulinarische Köstlichkeiten auf die Festbesucher. Über der Straße liegt eine verlockend riechende Rauch- und Dampfwolke. Denn offensichtlich kocht man hier gerne auf offenem Feuer beziehungsweise in Glutbetten. In traditionellen hohen Tontöpfen schmoren würzige Eintopfgerichte mit Kohl – es riecht wunderbar! Daneben drehen sich reihenweise Ferkel und sogar ein ganzer Ochse am Spieß.

Serbische Küche: Topola Weinfestival, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Die armen Schweine …

Serbische Küche: Topola Weinfestival, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Töpfe mit serbischen Spezialitäten auf dem Holzkohle-Bett.

Serbische Küche: Topola Weinfestival, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Auch Gemüse kommt in Serbien auf den Tisch.

Serbische Küche: Ochse am Spieß auf dem Topola Weinfestival, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Ochse am Spieß auf dem Weinfest in Topola.

Serbische Spezialitäten: Weintrauben auf dem Topola Weinfestival, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Typisch serbisch: Mittagessen für Veganer zum Mitnehmen.

Serbische Spezialitäten

Auf der Belgrade Food Show lerne ich die echten serbischen Spezialitäten kennen. Dazu zählt ein Schinken mit außergewöhnlichen Eigenschaften. Er stammt von einer ganz besonderen, alten Schweinerasse namens Mangulitsa, die nur auf traditionelle Weise gehalten werden kann. Das Fett des Mangulitsa-Schweins enthält sogenanntes gutes Cholesterin und kann so bedenkenlos genossen werden.

Belgrade Food Show: serbische Spezialitäten – Mangulitsa. Foto: Beate Ziehres

Typisch serbisch: Spezialitäten vom autochthonen Mangulitsa-Schwein.

Knusprig gebratene Bacon-Chips stellt man in Serbien ebenso gerne auf den Tisch. Ich bin ja bekanntermaßen nicht unbedingt ein Fan von Fleisch, aber zu diesen beiden Spezialitäten kann ich nicht nein sagen.

Doch das sind nicht die einzigen erstaunlichen serbischen Produkte, die ich auf der Belgrade Food Show entdecke. Ein  Familienbetrieb aus dem Westen Serbiens hat einen Ziegenkäse mit Aktivkohle-Rinde entwickelt. Dieser schmeckt nicht nur gut, sondern hat auch gesundheitsfördernde Wirkung. Denn die A-Kohle bindet Schadstoffe im Magen-Darmtrakt und reinigt so den Körper von innen.

Belgrade Food Show: serbische Spezialitäten. Foto: Beate Ziehres

Serbische Spezialität: Ziegenkäse mit Aktivkohle.

Eine bunte und gesunde Variation von Pilzen, die in den Wäldern Serbiens wachsen, verarbeitet beispielsweise die Firma Forest Secret zu Aufstrichen. Blaubeeren, Himbeeren, Pflaumen und anderem Superfood aus der Balkanregion begegne ich hier in den unterschiedlichsten Formen: getrocknet, als Powerriegel, als Marmelade oder fruchtigen Saft. Alle Produkte werden vorzugsweise auf den europäischen oder amerikanischen Markt gebracht.

Belgrade Food Show: serbische Spezialitäten – Käse. Foto: Beate Ziehres

Käse mit Beeren und Nüssen.

Essen hinterlasse bei Besuchern immer einen starken Eindruck, sagt die Vize-Premierministerin Serbiens bei der Eröffnung der Belgrade Food Show. Und irgendwie hat sie Recht.

Weine und Sekt

Ebenso stark wie der Eindruck, den serbische Speisen auf mich machen, ist die Erinnerung an die Getränke. Fangen wir mit dem Wein an. Ich besuche das Salaxia Weingut in Rakovac. Das Weingut liegt in der Fruška Gora, einem kleinen Mittelgebirge in der Provinz Vojvodina.

Die Hügel der Fruška Gora sind mit einem Lindenwald bedeckt, dem größten Europas. Die Hänge, speziell an der Seite zur Donau hin, sind hervorragend für den Weinanbau geeignet. Schon die Römer bauten in den Weingärten der Fruška Gora Wein an. In den Tälern gedeihen Getreide und Obst, auf den Viehweiden halten die Menschen in dieser Gegend gerne Schweine. Wir lernen: Hier kommen Wein und Schwein zusammen auf den Tisch.

Serbische Küche und serbischer Wein auf dem Weingut Salaxia. Foto: Beate Ziehres

Serbische Spezialitäten: Bio-Wein von Imperator und Vorspeisen mit Schweineschinken und Salami.

Weingut Salaxia und Imperator Bio-Weine

So ist es auch im 2009 gegründeten Weingut Salaxia. Der Wein zum Schwein heißt „Maximianus“ und ist eine Rotwein-Komposition des Weinguts Imperator , mit dem die Gastgeberfamilie Tadic zusammenarbeitet. Unter anderem enthält der Maximianus Merlot und Cabernet Sauvignon.

Bereits zuvor hatten wir „Valerius“ probiert, einen angenehm frischen, trockenen Rhein Riesling. Die Weine sind nach biodynamischen Richtlinien angebaut und ausgebaut – noch eine Seltenheit in Serbien. Imperator ist derzeit das einzige Weingut mit EU-Biozertifizierung in Serbien.

Nun zum Schwein: Wir genießen langsam gegarte Schweinelende – zart wie Butter –, dazu Bacon Chips, Kartoffelpüree mit Trüffeln und eine Bechamelsauce.

Serbische Küche auf dem Salaxia Weingut, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Der Tisch ist gedeckt auf dem Weingut Salaxia in der Fruska Gora.

Serbische Küche auf dem Salaxia Weingut, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Die langsam gegarte Schweinelende wird angerichtet.

Prokupac – autochthoner Wein aus Serbien

Bereits auf der Belgrade Food Show habe ich Prokupac probiert. Der Prokupac ist eine Spezialität Serbiens, denn die Rebsorte Prokupac wächst nur hier. In der Balkanregion ist die Sorte bereits seit dem Mittelalter bekannt. Die fruchtigen Rotweine haben eine kräftige Farbe. Sie passen sehr gut zu serbischem Essen, beispielsweise zu Cevapcici und Ajvar.

Belgrade Food Show: serbische Spezialitäten – Prokupac. Foto: Beate Ziehres

Serbische Spezialität: Wein aus der autochthonen Rebsorte Prokupac.

Weingut Aleksandrovic in Vinca

Spritzigen Sekt der Marke Trijumf habe ich auf dem Weingut Aleksandrovic in Vinca gekostet. Der Sekt wird hier nach der Champagnermethode hergestellt.

1992 wurde das seit dem Anfang des 2. Weltkrieges brachliegende Weingut wiederbelebt. Im Jahr 2000 entstand nach 70 Jahren erstmals wieder Wein – und zwar nach traditionellen Verfahren der Oplenac-Region. Mit der Herstellung von Sekt folgt man einer mehr als 100 Jahre alten Tradition der Familie Aleksandrovic, die in und um Topola auf 75 Hektar Reben kultiviert.

Weingut Aleksandrovic, Serbien, Sektprobe. Foto: Beate Ziehres

Spritzig: Sektprobe auf dem Weingut Aleksandrovic.

Weinkeller des Weinguts Aleksandrovic in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Blick in den Keller des Weinguts Aleksandrovic.

Rakia

Die Reise nach Kosjerić ist ein bisschen abenteuerlich, denn sie führt durch das Mittelgebirge Divčibare, einem beliebten Ausflugsziel der Belgarder. In Kosjerić besuche ich die Brennerei Zarić. Hier werden aus dem Obst der Region edle Brände, der sogenannte Rakia, hergestellt.

Ich lerne, dass Rakia aus einigen Obstsorten in Eichenfässern reift, zum Beispiel Sliva, also der allseits beliebte Pflaumenbrand. Sliva der Destilerija Zarić hat in Brüssel zweimal den 1. Platz belegt – der Brand wurde als bestes Destillat ausgezeichnet. Birnen und Aprikosenbrände hingegen werden in Edelstahlfässern gelagert. Bei Zarić stellt man außerdem feine Brände aus Quitten und Himbeeren her sowie einen Sauerkirschlikör her.

Natürlich habe ich alle probiert und meinen persönlichen Lieblingsbrand gekürt. Es ist der Aprikosenbrand.

Typisch serbisch: Destillery Zaric in Serbien. Foto: Beate Ziehres

In der Zaric Destillery arbeitet man noch mit Holzfeuer.

Typisch serbisch: Destillery Zaric in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Ein Blick in die Töpfe der Brennerei Zaric ist erlaubt.

Typisch serbisch: In der Destillery Zaric in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Obstbrand mit Unterlage, im Hintergrund die typisch serbischen Bacon Chips.

Craftbeer

Die Kabinet Brewery liegt weit draußen, umgeben von sanften Hügeln und saftigem Grün. Trotz der Lage in Nemenikuće bei Sopot, gut eine Autostunde südlich von Belgrad, ist die moderne Brauerei ein Wallfahrtsort für serbische Craftbeer-Fans. Und ein beliebtes Ausflugsziel für Familien, wie mir scheint.

Typisch serbisch: Kabinet Craftbeer Brauerei bei Sopot, Serbien. Foto: Beate Ziehres

In the middle of nowhere, aber hervorragend besucht: die Kabinet Craftbeer-Brauerei.

Innerhalb von nur vier Jahren haben die beiden Gründer, Kosara und Branimir Melentijević, eine einzigartige Auswahl von mehr als 80 Biersorten kreiert. Manche basieren auf Kräutern, andere sind mit Gewürzen gebraut. Die Eigentümer selbst nennen ihre Brauerei ein „Kabinett der Kuriositäten“.

Kabinet ist die erste Craftbeer-Brauerei Serbiens und hat den Anstoß für eine neue Bierkultur im Land geliefert.

Typisch serbisch: Kabinet Craftbeer Brauerei bei Sopot, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Modernes Ambiente in der Kabinet Craftbeer-Brauerei.

Typisch serbisch: Kabinet Craftbeer Brauerei bei Sopot, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Bierprobe mit 5 aus mehr als 15 Sorten Craftbeer im Angebot.

Typisch serbisch – Ausflug in die Obstgärten Serbiens

Dass es in Serbien durchschnittlich ein paar Grad wärmer ist als in Deutschland sehe ich in den Obstgärten Serbiens. So erntet man hier beispielsweise noch im Oktober zuckersüße Himbeeren. Serbien ist weltweit führender Exporteur von Himbeeren, hier wachsen 8 Prozent der weltweiten Himbeerernte.

Himbeeren von Agrobel in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Frische Himbeeren im Oktober bei Agrobel in Serbien.

Agrobel: eine der modernsten Beerenplantagen Europas

In den Bergen von Kosmaj liegen die Obstgärten des Unternehmens Agrobel. Hier ernten Ivan und Ana Bosnjak neben Himbeeren unter anderem Heidelbeeren und Brombeeren. Die Himbeersträucher erstrecken sich über zwei Hektar, auf jeweils einem Hektar wachsen Blaubeeren und Brombeeren.

Auf einem weiteren Hektar gedeihen rote Johannisbeeren. Diese Sträucher werden in diesem Jahr erstmals eine vermarktungsfähige Ernte abwerfen. Außerdem kultiviert das in 2016 gegründete Unternehmen auf zehn Hektar Land Haselnüsse.

Ivan Bosnjak lädt uns ein zu einer rasanten Fahrt mit dem Quad durch die Plantagen. Danach gibt es ein köstliches Smoothie aus frischen Beeren. Ich muss zugeben, dass ich die Farmer fast etwas beneide um das schöne Plätzchen Erde, das sie hier geschaffen haben. Achso, der traumhaft angelegte Teich dient der Bewässerung. Aber auch etwas der Entspannung ;-).

Agrobel Plantagen in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Plantagenbesichtigung mit Agrobel-Chef Ivan Bosnjak.

Agrobel Plantagen in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Idyllisch gelegen: die Plantagen von Agrobel.

Agrobel Bewässerungsteich, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Nicht nur zur Entspannung, sondern auch zur Bewässerung: Teich auf der Plantage von Agrobel.

Spezialität von Agranela: Schokoladenpflaumen

Süß, ganz süß lässt sich mein Besuch bei Agranela an. Das in Šušeoka bei Valjevo beheimatete Unternehmen verarbeitet Früchte, die in der Region südlich von Belgrad wachsen. Verarbeitet werden vor allem Pflaumen, aber auch Birnen, Sauerkirschen und Aprikosen, und zwar zu Trockenobst.

In einem beeindruckenden Vorgang werden die Früchte erst getrocknet, dann wieder befeuchtet und entkernt. An dieser Stelle bin ich eingeladen, vorsichtig in die Produktionsanlage zu fassen und zu probieren. Die Pflaumen sind traumhaft süß!

Agranela Produktion von Trockenpflaumen in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Für besondere Ansprüche werden die Pflaumen von Hand entsteint.

Agranela Produktion von Trockenpflaumen in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Hier werden die getrockneten Pflaumen wieder befeuchtet.

Agranela Produktion von Trockenfrüchten in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Bio-Trockenfrüchte werden pasteurisiert.

Agranela Trockenfrüchte, Serbien. Foto: Beate Ziehres

Süße Produkte des Hauses Agranela.

Danach gehen sie weiter zur Konservierung. Ich lerne den Unterschied zwischen Bio- und konventioneller Verarbeitung kennen. Der Unterschied liegt hier in der Konservierung. Während konventionelle Trockenpflaumen mit Konservierungsstoff besprüht werden, kommen Bio-Produkte in einen Wärmeschrank und werden pasteurisiert. Ich finde, der Geschmacksunterschied spricht eindeutig für das Bio-Produkt.

In einer kleinen Produktionsstraße produziert Agranela mit Schokolade überzogene Pflaumen und Aprikosen. Leider steht die Produktion heute, aber wir dürfen kosten.

Agranela Produktion von Trockenpflaumen in Serbien. Foto: Beate Ziehres

Fast vollautomatische Verpackungsanlage bei Agranela.

Zu dieser Pressereise nach Serbien haben mich die amerikanische Organisation USAid und das Serbische Fremdenverkehrsamt eingeladen. Meine Meinung und Eindrücke bleiben davon unbenommen.

Mit diesem kulinarischen Highlight des Jahres 2019 beteilige ich mich an der Reisehighlights-Blogparade von Jessica auf Yummi Travel.

Marion von Escape from Reality hat die serbische Küche ebenfalls entdeckt. Hier berichtet sie vom Besuch in Topola.

 

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Wein im Taubertal: Tauberschwarz und andere Köstlichkeiten https://www.reiselust-mag.de/wein-taubertal/ Tue, 26 Nov 2019 14:02:50 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=4029 Genussreisenden hat das Taubertal allerhand zu bieten: Zur bunten Wein-Vielfalt gesellen sich kulinarische Köstlichkeiten. Eine Reise entlang der Weinstraße Taubertal.

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In der Landschaft zwischen Rothenburg ob der Tauber und Freudenberg am Main ist der Tisch reich gedeckt. Die Rede ist vom lieblichen Taubertal, seinen Weinen, Obstbränden und anderen regionalen Köstlichkeiten. Ich war mit einigen Kollegen auf der Weinstraße Taubertal unterwegs und habe die Zeit am nordöstlichsten Zipfel Baden-Württembergs sehr genossen. Dabei standen nicht nur Essen und Trinken, sondern auch Radfahren und Kultur auf dem Programm.

Wein im Taubertal

Sprechen wir zuerst über die herausragende Spezialität des Taubertals: den Wein. An der Tauber dominieren bei den Rotweinen der Schwarzriesling und der Spätburgunder. Dornfelder und Neuzüchtungen wie Acolon und Regent ergänzen die Rotweinauswahl.

Bei den Weißweinen ist der Müller-Thurgau die Hauptrebsorte. Hinzu kommen der typische fränkische Silvaner und die Burgunder- und Rieslingweine. Aber auch Spezialitäten wie die Rebsorten Auxerrois, Traminer und Johanniter sind auf manchen Weingütern im Taubertal anzutreffen.

Die Winzer und Weingärtner des Weinlandes sind übrigens überzeugt, dass mit die schönsten Müller-Thurgau-Weine an der Tauber gedeihen und die Burgundertropfen internationalem Qualitätsniveau entsprechen.

In den fränkischen Anbaugebieten dürfen die Taubertäler Weine auch in die weltbekannten Bocksbeutelflaschen abgefüllt werden. Dabei kommt der Bocksbeutel neuerdings modern daher. Denn die Form der Flasche wurde überarbeitet und ist jetzt etwas kantiger als früher.

Reicholzheim: der neue Bocksbeutel. Foto: Beate Ziehres

Der neue Bocksbeutel, gesehen im „Winzerkeller im Taubertal“, Reicholzheim.

Tauberschwarz – ein ganz besonderer Wein

Die Rebe Tauberschwarz verschafft dem Taubertal ein Alleinstellungsmerkmal. Die autochthone Rebsorte stammt aus dem 16. Jahrhundert und wurde 1726 erstmals erwähnt. Tauberschwarz galt bereits als verloren, bis in den 1960er-Jahren einige Rebstöcke am südlichen Ende der Weinstraße Taubertal wiederentdeckt und zu neuem Leben erweckt wurden.

Heute ist Tauberschwarz in allen drei Anbaugebieten an der Weinstraße Taubertal – Baden, Württemberg und Franken – wieder anzutreffen. Der Tauberschwarz ist ein wunderbarer Sommerrotwein, der sich auch bei hohen Temperaturen gut auf der Terrasse verkosten lässt.

Bekanntschaft mit diesem besonderen Wein macht man beispielsweise bei einer Weinprobe auf dem Winzerhof Strebel in Beckstein.

Weinstraße Taubertal: Der Winzer Stefan Strebel aus Beckstein baut auch Tauberschwarz an und aus. Foto: Beate Ziehres

Der Winzer Stefan Strebel aus Beckstein baut auch Tauberschwarz an und aus.

„Tauberschwarz ist die einzige Rebsorte der Welt, die ihre Herkunft im Namen trägt“, sagt Stefan Strebel, als er uns seinen Tauberschwarz einschenkt. Und fährt fort: „Mit etwas Herzblut kann man daraus wunderschöne Weine machen.“

Unterwegs im Weinland Taubertal

Mehr als 200 Kilometer schlängelt sich die Weinstraße Taubertal durch das sanft-hügelige Weinland im äußersten Nordosten Baden-Württembergs. Links und rechts der Tauber ziehen sich an den Hängen die Weinberge hinauf. An der Weinstraße Taubertal liegen 28 Weinorte, die sich auf 16 Städte und Gemeinden verteilen. Von den Rebhängen bieten sich häufig herrliche Panoramablicke auf das Main- oder das Taubertal und die angrenzenden Regionen.

Weinstraße Taubertal: "Hoher Herrgott" in Külsheim. Foto: Beate Ziehres

„Hoher Herrgott“ in Külsheim.

Dertingen

Die Weinstraße Taubertal startet im Weinort Dertingen. Hier empfängt uns im Weinkeller Friedrich die Hausherrin. Silvia Friedrich reicht direkt nach dem Frühstück einen hervorragenden Winzersekt – ein prickelnder Start auf der Reise entlang der Weinstraße Taubertal!

Taubertal, Dertingen: Silvia Friedrich lädt zu einem Gläschen Winzersekt aus dem eigenen Weinkeller ein. Foto: Beate Ziehres

In Dertingen (Taubertal) lädt Silvia Friedrich zu einem Gläschen Winzersekt aus dem eigenen Weinkeller ein.

Bevor im Weinkeller, Baujahr 1550, ein 2018er Grauburgunder Kabinett auf den Tisch kommt, stellt uns Silvia Friedrich ihren Bruder vor. Winzermeister Martin Friedrich beschäftigt sich mit der Veredlung von Reben – der Spezialität des Betriebs. Und demonstriert auch gleich eindrucksvoll, wie Edelreise auf eine Unterlage gepfropft werden. Hierzu nutzt Martin Friedrich eine Veredelungsmaschine, die mit dem sogenannten Omega-Schnitt arbeitet.

Weinstraße Taubertal, Dertingen: Martin Friedrich demonstriert die Rebenveredelung. Foto: Beate Ziehres

Dertingen: Martin Friedrich demonstriert die Rebenveredelung.

Weinstraße Taubertal, Dertingen: Omegaschnitt. Foto: Beate Ziehres

Der Omegaschnitt ist deutlich zu erkennen.

Wertheim

Mit einem Oldtimer-Bus der Marke Kässbohrer-Setra, Baujahr 62, fahren wir nun am Main entlang nach Wertheim. 1962 brachte das Gefährt mit 148 PS und acht Gängen reiselustige Passagiere nach Rom.

Heute sind wir froh, unser Ziel zu erreichen, ohne am Berg hängen geblieben zu sein. Wie sich die Zeiten ändern! Aber ja, es ist eine entschleunigte Reise im historischen Bus und wo immer wir hinkommen, freuen sich die Passanten.

Oldtimerbus in Dertingen, Taubertal. Foto: Beate Ziehres

Mit dem Oldtimerbus auf der Weinstraße Taubertal unterwegs, hier in Dertingen.

Bus mit Aussicht. Foto: Beate Ziehres

Oldtimers mit Aussicht ins Taubertal.

In Wertheim lohnen sich ein Besuch auf der Burg und ein Spaziergang durch die mittelalterliche Altstadt. Für uns ist auch noch ein Besuch auf der anderen Mainseite im angrenzenden Bundesland Bayern drin. Mehr über den Besuch auf dem Weingut „Alte Grafschaft“ in Kreuzwertheim folgt weiter unten.

Taubertal: Innenstadt von Wertheim – Beate Ziehres

Die Innenstadt von Wertheim.

Taubertal: Blick von der Burg Wertheim über den Main nach Kreuzwertheim – Beate Ziehres

Blick von der Burg Wertheim über den Main nach Kreuzwertheim.

Reicholzheim

Von Wertheim führt die Weinstraße Taubertal flussaufwärts zu den Weinorten Reicholzheim und Külsheim. Im Reicholzheimer „Winzerkeller im Taubertal“ bietet Alexander Ley eine breite Auswahl von Weinen aus der Region an. Ley ist Leiter des Winzerkellers der GWF (Winzergemeinschaft Franken) im historischen Zehntkeller des Klosters Bronnbach.

Reicholzheim: Zehntkeller "Winzerkeller im Taubertal". Foto: Beate Ziehres

Im historischen Zehntkeller des Klosters Bronnbach.

Reicholzheim: Bocksbeutel im "Winzerkeller im Taubertal". Foto: Beate Ziehres

Reicholzheim: Bocksbeutel im „Winzerkeller im Taubertal“.

Im Fasskeller des Zehnthofes aus dem Jahr 1760 kann eine große Auswahl von Weinen aus dem Taubertal probiert werden. Darunter auch der Rotling, eine Spezialität aus Franken. Für den roséfarbenen Rotling werden rote und weiße Trauben zusammen gekeltert. Geschmacklich wird der Rotling von den fruchtigen weißen Trauben geprägt. Der Rosé hingegen besteht nur aus roten Trauben, die seinen Charakter bestimmen.

Extratipp: Im Winzerkeller lohnt sich ein Blick in die in Spinnweben gehüllte Sammlung historischer Wein(flaschen).

Weinstraße Taubertal: Raritätenkeller des "Winzerkellers im Taubertal". Foto: Beate Ziehres

Ganz schön staubig: Blick in den Raritätenkeller des „Winzerkellers im Taubertal“.

Külsheim

Die nächste Station unserer Reise auf der Weinstraße Taubertal ist Külsheim. Der Bus schnauft auf einer Serpentinenstraße die Weinberge hoch. Rechts Reben, links Reben, voraus und hinter uns auch – ein schönes Bild!

Weinstraße Taubertal: Mit dem Oldtimerbus in den Weinbergen. Foto: Beate Ziehres

Mit dem Oldtimerbus in den Weinbergen.

Am Waldrand oberhalb der Weinlage „Hoher Herrgott“ hält der Bus an. Inzwischen strahlt die Sonne vom Himmel, es ist warm geworden. Im „Hohen Herrgott“ treffen wir die Külsheimer Weinkönigin Laura Behringer und probieren mitten im Weinberg herrlich frischen Weißwein aus der Brunnenstadt Külsheim.

Külsheim, Weinstraße Taubertal: Weinkönigin Laura Behringer. Foto: Beate Ziehres

Külsheim: Weinkönigin Laura Behringer.

Beckstein

Weiter geht die Fahrt auf der Weinstraße Taubertal durch Werbach, Tauberbischofsheim und Königheim. Über den Weinort Gerlachsheim mit seiner Barockkirche erreichen wir Beckstein. Hier ist ein Spaziergang auf dem Weinlehrpfad geplant. Michael Spies, Marketingleiter der Becksteiner Winzer eG, begleitet uns auf dem Weinlehrpfad bis in die Weinberge von Beckstein.

Taubertal: Blick vom Weinberg auf Beckstein im Taubertal. Foto: Beate Ziehres

Blick vom Weinberg auf Beckstein im Taubertal.

Weinstraße Taubertal, Beckstein: Unterwegs auf dem Weinlehrpfad. Foto: Beate Ziehres

Beckstein: Unterwegs auf dem Weinlehrpfad.

Die Winzergenossenschaft Beckstein kann auf eine mehr als hundertjährige Tradition zurückblicken. Rund 350 Mitglieder aus mehr als 20 Mitgliedsgemeinden bewirtschaften im Taubertal 270 Hektar Rebfläche. Eine Spezialität der drittältesten Winzergenossenschaft in Baden ist die Serie „Kilian“.

Weinstraße Taubertal: Michael Spies erklärt: In Beckstein steht der Wein während unseres Besuchs in Blüte. Foto: Beate Ziehres

Michael Spies erklärt: In Beckstein steht der Wein während unseres Besuchs in Blüte.

Von den Weinbergen mit Aussicht auf Beckstein geht es nach einem kurzen Stopp in der Vinothek der Becksteiner WeinWelt in den St.-Kilian-Keller. Hier wurde früher Wein ausgebaut und gelagert. Inzwischen ist der Gewölbekeller ein stilvoller Veranstaltungsort.

Weinstraße Taubertal: St.-Kilian-Keller der Winzergenossenschaft Beckstein. Foto: Beate Ziehres

Im St.-Kilian-Keller der Winzergenossenschaft Beckstein.

Markelsheim

Witzig: In Unterbalbach überquert der Reisende auf der Weinstraße Taubertal die Weingrenze zwischen Baden und Württemberg. In Württemberg reihen sich die Weinorte Markelsheim, Weikersheim und Laudenbach aneinander.

Nach Weikersheim überquert man die Weinbaugrenze zu Franken. Hier kann beispielsweise in Röttingen das Weinmuseum besucht werden. Auf dem weiteren Weg nach Süden kreuzt die Weinstraße noch einmal eine Weingrenze, nämlich die zwischen dem Fränkischen und dem Württembergischen.

Hinter dem weltbekannten Städtchen Rothenburg ob der Tauber endet die Weinstraße Taubertal schließlich in der kleinen Residenzstadt Niederstetten.

Weingüter im Taubertal

Im Taubertal werden rund 1100 Hektar Anbaufläche durch Winzer und Weingärtner bewirtschaftet. Auf etwa zwei Dritteln dieser Fläche gedeihen Weißweinsorten, ein Drittel ist mit Rotweinsorten bestockt. Entlang dem Flusslauf der Tauber und in den Nebentälern des Mains sind rund 30 private Weingüter tätig.

Weinstraße Taubertal, Weingut Benz: Juniorchefin Corina Benz. Foto: Beate Ziehres

Corina Benz, Juniorchefin des Weingutes Benz in Beckstein

Private Weingüter entwickeln beim Weinausbau meist eine ganze eigene Note. Die Winzer und Weingärtner bei einem Besuch auf dem Weingut persönlich kennenzulernen ist immer ein besonderes Erlebnis.

Kuriosität im Taubertal: Weinproduzenten, die ihre Weine auch in Bocksbeutelflaschen abfüllen dürfen, werden im Taubertal Winzer genannt. Sie sind in den badischen und fränkischen Teilen des Taubertals zuhause. Sie bewirtschaften Lagen mit klangvollen Namen wie Röttinger Feuerstein, Reicholzheimer Satzenberg oder Külsheimer Hoher Herrgott.

Im württembergischen Anbauteil des Taubertals werden die Weinproduzenten als Weingärtner bezeichnet. Sie bewirtschaften Weinbergslagen namens Weikersheimer Schmecker, Markelsheimer Probstberg oder Schäftersheimer Schafsteige.

Weingut Benz in Beckstein

Das Weingut Benz liegt etwas außerhalb des Weinortes Beckstein in einem Seitenarm des Taubertals. Und zwar inmitten der Weinberge. Die Familie Benz nennt ihr Weingut deshalb liebevoll „Das Weingut in den Reben“. „Hier inmitten dieser idyllischen Naturlandschaft haben wir alles, was man braucht für einen guten Wein: pure Natur, Weitblick und Ruhe“, sagt Juniorchefin Corina Benz.

Weinstraße Taubertal, Weingut Benz, Beckstein. Foto: Beate Ziehres

Das Weingut Benz in Beckstein liegt etwas abseits, dafür umso idyllischer.

Die Weinmacher Hubert und Michael Benz wirtschaften naturnah. Im Weinberg reagieren sie mit gezielter Bodenbearbeitung und striktem Laubwandmanagement auf die veränderten klimatischen Bedingungen. Dass sich die Mühe in Weinberg und Keller lohnt, bestätigt die jährlich wiederkehrende Auszeichnung im Gault Millau Weinguide.

Die rund 500.000 Rebstöcke des Weinguts gedeihen – wie im Taubertal üblich – auf Muschelkalk. Nicht ganz üblich ist der hohe Anteil roter Rebsorten: Bei Benz nehmen die Roten inzwischen 60 Prozent der Fläche ein.

Um Wein fühlbar und erlebbar zu machen, hat die Familie Benz die einzigartige Weinerlebnisführung „Vintasticum“ entwickelt. Eine Stunde lang werden bei einer Führung durch Reben und Keller alle Sinne angesprochen. Da tun sich ganz neue Perspektiven auf.

Weinstraße Taubertal, Weingut Benz: Vintasticum. Foto: Beate Ziehres

Während des Vintasticums auf dem Weingut Benz stellt der Besucher fest: Wein schmeckt bei unterschiedlicher Beleuchtung unterschiedlich.

Weingut Benz, Beckstein, Vintasticum: Auf Tuchfühlung mit dem Boden des Taubertals. Foto: Beate Ziehres

Auf Tuchfühlung mit dem Boden des Taubertals.

Auf dem Weingut Benz habe ich übrigens eine ganz neue Vorliebe entdeckt: Rosé. Der trockene Rosé de Benz aus der jungen Linie des Weinguts schmeckt mir nicht nur im Keller des Weinguts Benz. Auch zuhause auf der Terrasse entfaltet der fruchtig-leichte Wein eine überwältigende Himbeernote.

Webseite Weingut Benz

Winzerhof Strebel in Beckstein

„Qualität entsteht zu 100 Prozent im Weinberg“, sagt Stefan Strebel, Chef des gleichnamigen Winzerhofs in Beckstein. Erst seit 2012 baut das kleine Familienweingut eigene Weine aus. Alle Trauben werden per Hand gelesen, nur reifes und gesundes Lesegut kommt für die Weiterverarbeitung in Frage.

„Der größte Feind der Rebe ist der Eisenwurm.“ Stefan Strebel über den Einsatz von Traktoren im Weinberg

Weinstraße Taubertal: Stefan Strebel empfängt uns auf dem Winzerhof Strebel in Beckstein. Foto: Beate Ziehres

Stefan Strebel empfängt uns auf dem Winzerhof Strebel in Beckstein.

Der gelernte Weinbautechniker Stefan Strebel liebt moderne, fruchtig frische Weine. Die Gutsweine tragen Fantasienamen wie Leidenschaft, Herzblut und Sonnenkind und bestechen durch Frucht und Lebendigkeit.

Webseite Winzerhof Strebel

Winzerhof Baumann in Dertingen

Auf dem Winzerhof Baumann in Dertingen bewirtschaften Martin und Monika Baumann drei Hektar im integrierten Weinbau. In diesem Jahr wurde der Betrieb, der acht Sorten anbaut, zertifiziert. Die eigenen Weine sowie eigenen Sekt vertreibt die Familie Baumann als Selbstvermarkter nur über die eigene Theke oder online.

Weinstraße Taubertal, Dertingen: Winzer Martin Baumann. Foto: Beate Ziehres

Nette Begrüßung in Dertingen: Winzer Martin Baumann.

Winzerhof Baumann, Dertingen: Traubenkernöl zu Brot und Wein. Foto: Beate Ziehres

Auf dem Winzerhof Baumann in Dertingen habe ich Traubenkernöl zum Wein gekostet.

Auf dem Winzerhof Baumann probieren wir einen trockenen Gewürztraminer und Traubenkernöl. Der Gewürztraminer dürfte besonders Liebhaber aromatischer Weine begeistern. Übrigens: Auch bei Baumanns werden alle Weine sorgfältig von Hand gelesen.

Webseite Winzerhof Baumann

Weingut Oesterlein in Dertingen

Ebenfalls im Weinort Dertingen befindet sich das Weingut Oesterlein. Der Familienbetrieb ist das nördlichste Weingut Baden-Württembergs. Am Dertinger Mandelberg baut die Familie Klüpfel 16 verschiedene Rebsorten an: zehn weiße und sechs rote. Wir probieren einen herrlich fruchtig-leichten Sauvignon Blanc und einen Merlot, der mir ebenfalls gut schmeckt. Außerdem gibt es hauseigenen Sekt, Edelbrände und Liköre.

Webseite Weingut Oesterlein

Weingut „Alte Grafschaft“ in Kreuzwertheim

In einem markanten Staffelgiebelbau im Herzen Kreuzwertheims ist das Weingut „Alte Grafschaft“ zuhause. Schon im Jahr 1594 wurde hier eine Weinkellerei eingerichtet. 1633 kauften die Grafen von Wertheim das Anwesen, um ihre Weine hier auszubauen. Heute wird das Weingut von den beiden Wein-Idealisten Christoph Dinkel und Norbert Spielmann geführt.

Taubertal, Kreuzwertheim: Weingut Alte Grafschaft Norbert Spielmann – Beate Ziehres

Taubertal, Kreuzwertheim: Weingut Alte Grafschaft Norbert Spielmann

Das Weingut „Alte Grafschaft“ bewirtschaftet in Handarbeit die beiden besten Steillagen der ehemaligen Grafschaft Wertheim: den Kaffelstein im bayerischen Maintal und den Satzenberg im badischen Taubertal. Mit Steigungen um die 60 Prozent ist eine maschinelle Bearbeitung dieser Weinberge nicht möglich.

Zum krönenden Abschluss unseres Besuchs auf dem Weingut „Alte Grafschaft“ probieren wir Spielmann Pinot Noir/“R“ aus dem Jahr 2014 – ein wirklich außergewöhnliches Tröpfchen: handgelesen, 18 Monate in französischen Barrique-Fässern aus deutscher Eiche gereift und danach noch neun Monate in der Flasche. Die Nachfrage nach Spielmann Pinot Noir so hoch wie nie zuvor, erfahren wir.

Webseite Alte Grafschaft

Auf dem Weingut übernachten

Viele Weingüter im Taubertal bieten Übernachtungsmöglichkeiten für Urlauber an. Gäste schlafen entweder in Gästezimmern, im eigenen Wohnmobil auf dem Hof des Weinguts oder in ganz ausgefallenen Unterkünften. So lernen wir in Markelsheim eine Gastgeberin kennen, die romantische Übernachtungsmöglichkeiten in Weinfässern anbietet. Für viele Winzer und Weingärtner bedeutet der Betrieb einer Pension ein zusätzliches wirtschaftliches Standbein.

Ich habe in Beckstein im Weinhotel Benz gewohnt. Hier übernachtet man in modernen Zimmern, deren Gestaltung durchaus Rückschlüsse auf ein Weinhotel zulässt. Zu sehr angenehmen Nächten und einem sehenswerten Ausblick auf das morgendliche Beckstein gesellt sich ein köstliches Frühstück. Hier wird alles angeboten, was das Herz des Urlaubers begehrt.

Beckstein, Weinhotel Benz, Zimmer. Foto: Beate Ziehres

Mein Zimmer im Weinhotel Benz in Beckstein.

Edelbrände aus dem Taubertal

Zum Abschluss eines langen Tages im Taubertal kehren wir in die Edelobstbrennerei Dieter Braun ein. Dieter Braun hat uns abgeholt. Während des Spaziergangs kommen wir an Streuobstwiesen vorbei. Hier wachsen Äpfel, Birnen, Kirschen und anderes Obst, das später zu erlesenen Bränden, Likören und Angesetzten verarbeitet wird.

Streuobstwiesen in Beckstein. Foto: Beate Ziehres

Streuobstwiesen in Beckstein.

In der Obstbrennerei entstehen Edelbrände in teilweise sehr ausgefallenen Geschmacksrichtungen. Unter der Rubrik „Kostbares“ bietet Dieter Braun beispielsweise einen Walnussgeist an, aber auch sortenreine Apfelbrände wie Cox Orange und Gravensteiner. Ganz neu ist hier der Traubentresterbrand im Eichenfass gereift.

Weinstraße Taubertal: Dieter Braun von der Edelobstbrennerei in Beckstein in seinem Element. Foto: Beate Ziehres

Dieter Braun von der Edelobstbrennerei in Beckstein in seinem Element.

Weinstraße Taubertal: Dieter Braun von der Edelobstbrennerei in Beckstein: gewaltige Auswahl an guten Tropfen. Foto: Beate Ziehres

Gewaltige Auswahl an guten Tropfen in der Edelobstbrennerei Braun.

Johannisbeerspirituose, Reneklodenbrand und Schlehenspirituose deuten ebenso wie Blutwurzelspirituose und Akazienblütenlikör darauf hin, was hier im klimatisch begünstigten Taubertal wächst.

Webseite Brennerei Braun

Auch der Winzerhof Strebel bietet Destillate und Liköre aus heimischem Obst an. In der Tauberfränkischen Hausbrennerei Strebel entstehen beispielsweise Sauerkirsch- und Waldhimbeerlikör, im Eichenfass gereifter Traubenbrand und Mirabellenwasser.

Weitere Edelbrände und Liköre aus dem Taubertal gibt es bei

  • Weingut Oesterlein in Dertingen
  • Weingut Benz in Beckstein

Essen im Taubertal

Bei den Winzern und Weingärtnern des Taubertals kommt zum edlen Wein meist typische Hausmannskost auf den Tisch. So haben wir auf dem Weingut Oesterlein in Dertingen Schinken und Salami aus Wildfleisch gekostet – vom Hausherren selbst erlegt. Eine Köstlichkeit!

Dertingen, Weingut Oesterlein: Wildschinken und Wildsalami. Foto: Beate Ziehres

Auf dem Weingut Oesterlein in Dertingen wird Wildschinken und Wildsalami aus eigener Jagd angeboten.

Neben Hausmannskost wird hier jedoch auch feine Küche kultiviert. Dazu zählt die Bachforelle aus den Gewässern des Taubertals ebenso wie immer beliebter werdende Grünkerngerichte.

Weinstraße Taubertal: Gegrilltes Lachsfilet auf Grünkernrisotto im Becksteiner Rebenhof. Foto: Beate Ziehres

Gegrilltes Lachsfilet auf Grünkernrisotto im Becksteiner Rebenhof.

Grünkern wird aus milchreif geerntetem Dinkel gewonnen und gilt heute als anerkanntes und gesundheitsstärkendes Powerkorn – Superfood aus Deutschland gewissermaßen. Ich mag besonders den würzigen Geschmack der Grünkerngerichte. Grünkern kommt beispielsweise als Grünkernsuppe, Grünkernküchle, Grünkernrisotto oder Grünkernsalat auf den Tisch. Es soll sogar Grünkernkirschkuchen geben!

Da wir das Taubertal während der Spargelzeit bereist haben, ist das weiße Edelgemüse natürlich ebenfalls ein Thema – mal klassisch, aber auch außergewöhnlich. So ist mir der Spargel auf dem Weingut „Alte Grafschaft“ in Kreuzwertheim in besonderer Erinnerung geblieben: Die gekochten Stangen wurden über Nacht in weißem Balsamico eingelegt und anschließend mit Salz und Pfeffer abgeschmeckt sowie mit Kräutern verfeinert. Ein Gedicht!

Marinierter Spargel auf dem Weingut "Alte Grafschaft" in Kreuzwertheim. Foto: Beate Ziehres

Marinierter Spargel auf dem Weingut „Alte Grafschaft“ in Kreuzwertheim.

Auf der Webseite des Tourismusverbandes Liebliches Taubertal gibt es weitere Informationen zum Thema Wein und Kulinarik im Taubertal.

Dieter Warnick hat auf Raus hier ebenfalls Wissenswertes über regionale Genüsse im Taubertal zusammengestellt.

Das Taubertal markiert den nördlichen Anfang der badischen Weinstraße. Im Beitrag Wohnmobil und Wein – eine Reise ins Markgräflerland geht es um das südliche Ende der badischen Weinstraße.

Alle Fotos: Beate Ziehres

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Tangermünde – kulinarische Reise in die Vergangenheit https://www.reiselust-mag.de/tangermuende/ Thu, 05 Sep 2019 09:32:26 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=3638 Fast wäre Tangermünde eine Metropole geworden. Heute kann man hier wie früher essen, trinken, einkaufen, schlafen und die Geschichte der Hansestadt erleben. Und erfahren, warum Tangermünde im Mittelalter nicht Hauptstadt wurde.

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[Werbung] Kistenweise Kuhschwanzbier – das ist das erste, was ich als Altmarkbloggerin bei meiner Ankunft in Tangermünde sehe. Das Bild der Bierkastenberge passt ganz gut. Schließlich widmet sich meine Reise durch die südöstliche Altmark den kulinarischen Genüssen der Region an Elbe und Tanger.

In Tangermünde Geschichte erleben

Die Kisten stehen – wie ich – auf dem Bürgersteig. Von meinem Standort fällt der Blick auf bauliche Zeugnisse aus der Blütezeit von Tangermünde. Vor mir erhebt sich riesengroß die St.-Stephans-Kirche. Das Gotteshaus wurde im 15. Jahrhundert zur gotischen Hallenkirche ausgebaut. Das beeindruckende Westwerk ist der höchste Kirchturm der Altmark.

Der gewaltige Westturm der St. Stephanskirche in Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Der gewaltige Westturm der St. Stephanskirche

Rechterhand blicke ich die schmale Rossfurth zum Elbtor hinunter. Auch die nahezu komplett erhaltene Stadtbefestigung und die Stadttore entstanden im 15. Jahrhundert. Damals war Tangermünde Hansestadt.

Backsteingotik vom Feinsten am Neustädter Tor in Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Backsteingotik vom Feinsten am Neustädter Tor

Backsteingotik überall: Sehenswürdigkeiten in Tangermünde

Ich könnte auch die Burg sehen, wenn die St.-Stephans-Kirche mir die Sicht nicht versperren würde. Den Herren der Burganlage, insbesondere Kaiser Karl IV, der die Burg im 14. Jahrhundert ausbauen ließ, hatte Tangermünde im Mittelalter Bedeutung und Reichtum zu verdanken.

Fast wäre Tangermünde noch bedeutender geworden, hätten sich die Bürger nicht mit den Herrschenden überworfen. Es ging um die geplante Einführung einer Biersteuer, gegen die das Volk rebellierte. Das war im Jahr 1488. Daraufhin verlegte Kurfürst Johann Cicero von Brandenburg seine Residenz nach Cölln ins Berliner Schloss.

Was bis dahin im Stile der norddeutschen Backsteingotik an der Mündung des Tanger in die Elbe entstanden war, blieb den Bürgern erhalten. Einige hundert Meter westwärts im Herzen der Altstadt steht beispielsweise das ab 1430 erbaute Rathaus mit einer spätgotischen Schauwand. Das Rathaus gilt als Paradestück deutscher Baukunst während der Epoche der Backsteingotik.

Rathaus der alten Hansestadt Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Das Rathaus der alten Hansestadt Tangermünde

Denkmal für Grete Minde

Im Rathaus befindet sich das Heimatmuseum und vor dem Gebäude das Denkmal für Grete Minde. Sie ist die wohl berühmteste Tangermünderin. Anfang des 17. Jahrhunderts war Grete Minde vorgeworfen worden, Feuer in der Stadt gelegt zu haben. Das Ergebnis war ein Brand, dem die Stadt fast komplett zum Opfer fiel. Die Frau wurde – zu Unrecht, wie man später erkannte – zum Tode verurteilt und auf grausame Art und Weise hingerichtet. Theodor Fontane widmete Grete Minde eine eigene Novelle.

„Burgdame“ Eva Adamek hat Fontanes „Grete Minde“ gelesen und auf ihren Spuren Orte in der Altmark besucht. Alle Einzelheiten sind in Evas Beitrag „Mit Fontane durch die Altmark – eine Reise zu den Buchorten von ‚Grete Minde'“ nachzulesen.

Denkmal für Grete Minde am Tangermünder Rathaus. Foto: Beate Ziehres

Denkmal für Grete Minde am Tangermünder Rathaus

Nach dem Brand hat man Tangermünde im Fachwerkstil wiederaufgebaut. Wohin mein Blick – über die Kästen von Kuhschwanzbier hinweg – auch fällt: ich sehe prächtige Fachwerkhäuser, geschnitzte Balken, verzierte Portale und farbenprächtige Fassaden. Rotenburg des Nordens nennt man Tangermünde manchmal. Und ja, ich finde auch, dass eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden ist.

Blick über die Lange Straße zum Neustädter Tor in Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Blick über die Lange Straße zum Neustädter Tor.

Speisen und übernachten wie anno dazumal in Tangermünde

Doch eigentlich bin ich ja nach Tangermünde gekommen, um die Besonderheiten aus Küchen und Kellern kennenzulernen. Deshalb treffe ich Tiemo Schönwald. Er erwartet mich vor einem Fachwerkhaus, das früher einmal eine alte Schule war. Und weil schönes Wetter ist sitzen wir draußen, gewissermaßen direkt vor dem mächtigen Turm und dem Portal der Stephanskirche.

Sitzplätze im Schatten der St. Stephanskirche: Exempel Gaststuben in Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Sitzplätze im Schatten der St. Stephanskirche

Die Familie Schönwald hat das urige, windschiefe Gebäude im Jahr 1997 entdeckt und gekauft. Wofür es gut sein sollte, wussten Tiemo Schönwald, seine Mutter Erika und Schwester Ute damals noch nicht. Doch sie waren sich einig, dass sie das Haus wieder im Originalzustand aufbauen wollten.

Exempel Gaststuben in der alten Schule

Beim Hochnehmen der Bodendielen fanden sie unter anderem eine verkohlte Schicht, Stücke von Griffeln und Rechenstäbchen: Damit war klar: Das Haus steht auf den Fundamenten eines beim Stadtbrand zerstörten Hauses und beherbergte früher die Schule.

Heute ist die alte Schule eine Gaststätte und heißt Exempel Gaststuben. Die Vergangenheit hat Berücksichtigung unter anderem in der Speisekarte gefunden. Ich esse „Schulspeisung“: Nudeln mit Tomatensoße und gewürfelter Jagdwurst – so geht Nudeln mit Tomatensauce im Osten. „Unsere Idee war, erlebbar zu machen, was es hier regional gab“, sagt Tiemo Schönwald.

Schulspeisung in den Exempel Gaststuben in Tangermünde

In den Exempel Gaststuben verbinden sich Genuss, Gaudi und Geschichte. Die Küche ist bodenständig sachsen-anhaltinisch, wagt aber auch einmal Neues. So probiert Tiemo Schönwald an diesem Abend „Hansesack 2 Punktnull“, ein Gericht, das neu auf der Karte steht.

Es handelt sich dabei um zwei Sorten Käse, die in Papiersäckchen gegart sind. Der Käse kommt mit Paprika-Zwiebel-Gemüse, dazu gibt es geröstetes Knoblauchbrot und Salatbeilage. Zum Trinken kommt natürlich Kuhschwanzbier auf den Tisch, was sonst!

Tangermünde Exempel Gaststuben: der vegetarische Hansesack 2 Punktnull. Foto: Beate Ziehres

Vegetarisch: der Hansesack 2 Punktnull

Auf der Schulbank Feuerzangenbowle zelebrieren

Nach dem Essen zeigt mir der gelernte Betriebswirt – „den Betrieb habe ich dann weggelassen …“ die vielen Zimmer des Hauses – allesamt kleine Gasträume. Sei es nun das Schlafzimmer, die Wäschekammer oder das historische Schulzimmer, in dem man auf Heinz Rühmanns Spuren wandelnd „Feuerzangenbowle“ buchen kann. „Vor Weihnachten machen wir bis zu dreimal täglich Feuerzangenbowle“, schmunzelt Tiemo Schönwald.

Timo Schönwald im grünen Salon, Exempel Gaststuben. Foto: Beate Ziehres

Tiemo Schönwald zeigt uns auch die gute Stube: den grünen Salon der Exempel Gaststuben.

Sitzplätze in der Küche der Exempel Gaststuben, Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Beliebt: Sitzplätze in der Küche der Exempel Gaststuben

Zecherei St. Nikolai

Kulinarisch und auch vom Ambiente her geht es in der Zecherei St. Nikolai noch rustikaler zu und weiter zurück in die Vergangenheit – nämlich ins tiefste Mittelalter! Die Schönwalds haben die Gaststätte, die ursprünglich eine Kirche war, übernommen, als die Exempel Gaststuben schon gut am Laufen waren.

„St. Nikolai war die älteste Pfarrkirche der Stadt und hat tatsächlich noch einen Thron. Schon vor rund 500 Jahren wurde die Kirche entweiht. Seitdem hat das Gebäude viel erlebt. Zu Napoleons Zeiten diente es beispielsweise als Gefängnis“, erzählt Tiemo Schönwald.

Zecherei St. Nikolai in Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Zecherei St. Nikolai in Tangermünde

Den Geist der alten Zeiten will man in diesem alten Kirchengemäuer lebendig erhalten. Davon zeugt nicht nur die Speisenkarte, auf der beispielsweise eine Streitaxt – ein Riesensteak mit Knochen – und Kanonenkugeln aus Blutwurst stehen.

Wer richtig tief ins Mittelalter eintauchen möchte, bucht hier ein mittelalterliches Festgelage, das von Sackpfeife, Trommel und Laute begleitet wird. Oder ein Zechbad im Holzzuber. Nicht umsonst nennt sich das Schönwald’sche Familienunternehmen Erlebenswert GbR.

Tangermünde: Spruch an der Zecherei St. Nikolai . Foto: Beate Ziehres

Immer einen Spruch … an der Zecherei St. Nikolai.

Exempel Schlafstuben

Übrigens konnte ich in der Nacht in Tangermünde auch noch etwas erleben: Ich durfte im Zimmer Gemach Karls IV in den Exempel Schlafstuben nächtigen. In welch prächtigem Bett ich schlummerte, sehen Sie in meinem Beitrag über die Exempel Schlafstuben.

Altmark, Tangermünde: Hotel Exempel Schlafstuben. Foto: Beate Ziehres

Adäquate Unterkunft in Tangermünde: das Hotel Exempel Schlafstuben mit unterschiedlichen Themenzimmern.

Übrigens, das Gebäudeensemble am Stadtbrunnen, das die Exempel Schlafstuben beheimatet und aussieht, als stünde es schon seit Jahrhunderten an dieser Stelle, ist teilweise neu gebaut. Es fügt sich so harmonisch ins Bild der historischen Stadt ein, dass ich mich bei meinem ersten Besuch in Tangermünde gar nicht sattsehen konnte.

Naschen früher und heute in Tangermünde

Die Nahrungsmittelproduktion hat lange Tradition in Tangermünde. Auch heute spielt sie als wirtschaftliches Standbein der Stadt noch eine Rolle. Wikipedia nennt die Lebensmittelindustrie an zweiter Stelle nach dem Tourismus. Seit 1826 gab es in Tangermünde eine Zuckerraffinerie – bis zum zweiten Weltkrieg eine der größten Europas. Die Stadt hatte zu dieser Zeit einen Zuckerhafen und im Betrieb des Firmengründers Friedrich Theodor Meyer wurde seit 1910 Feodora-Schokolade hergestellt. Heute wird Feodora in Bremen produziert.

Bio-vegane Schokolade aus der Konditorei Stehwien

Trotzdem treffe ich in Tangermünde einen alteingesessenen Schokoladenfabrikanten. Nein, falsch: Ich treffe Olaf Stehwien im Gutshaus Wittenmoor, einem echten alten Gemäuer. Der Elektroingenieur lässt sich gerade auf dem Rittergut häuslich nieder. „Es ist eine positive Aura im Haus“, sagt Olaf Stehwien, und er muss es wissen: Der Unternehmer ist auf Gut Wittenmoor aufgewachsen.

Altmark, Wittenmoor: Olaf Stehwien hat sich hier ein Zuhause eingerichtet. Foto: Beate Ziehres Gartensaal von Gut Wittenmoor. Foto: Beate Ziehres Portal Gut Wittenmoor. Foto: Beate Ziehres Altmark, Wittenmoor: Treppe des Gutshauses. Foto: Beate Ziehres

In Tangermünde produziert Olaf Stehwien heute Tangermünder Riegelspezialitäten nach traditionellen Rezepten sowie Pralinen und Schokolade vom Feinsten. „In unsere Schokolade kommen nur drei Zutaten: Kakaobutter, Kokosblütenzucker und Kakaopulver. Die Schokolade ist vegan, es sind keine Emulgatoren enthalten“, betont er.

Die Schokoladenproduktion ist bio- und IFS- (International Food-Standard) zertifiziert und arbeitet nachhaltig: „Wir produzieren mit Solarenergie, haben die Elb-Havel-Werkstatt – eine Behindertenwerkstatt – mit der Verpackung unserer Produkte beauftragt und verwenden ausschließlich Verpackungen, die kompostierbar und wiederzuverwerten sind.“

Den Kakao kauft Stehwien direkt bei einer bäuerlichen Kooperative in Peru. Mit seiner Hilfe können die Bauern Plantagen auf einer Flussinsel wieder bewirtschaften, die bereits aufgegeben waren. Die Anlage zur Fertigung der hauseigenen Schokolade hat laut Olaf Stehwien nie raffinierten Zucker oder Milch gesehen.

Olaf Stehwien. Foto: Beate Ziehres

Produzent feinster Schokolade: Olaf Stehwien

Das Geheimnis der Tangermünder Nährstange

Das bekannteste Produkt der Konditorei Stehwien ist – kein Zweifel – die Tangermünder Nährstange. Seit 1985 produziert der Familienbetrieb die Tangermünder Nährstange nach traditionellem Rezept. Hier sind nicht die Zutaten das Geheimnis des unverwechselbaren Geschmacks, sondern die Rezeptur.

Auf eine lange Tradition kann auch die Konditorei Stehwien selbst zurückblicken. Olaf Stehwiens Urgroßvater gründete das Unternehmen 1899 im altmärkischen Jävenitz als Feinbäckerei Stehwien. Nach dem Krieg erwarb die Familie eine Bäckerei in Tangermünde.

Hier im Betrieb seines Onkels verdiente Olaf Stehwien die ersten Sporen im Schokoladengeschäft. Später übernahm er die Konditorei, baute und erweiterte die Produktionsstätte, beschäftigte sich mit der Produktentwicklung und dem Vertrieb.

Schokoladenspezialitäten aus der Konditorei Stehwien in Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Schokoladenspezialitäten aus der Konditorei Stehwien

Heute hat die Konditorei Stehwien neben der Nährstange und ihren Verwandten „Tanolo“ und „RolliStange“ eigene Pralinen und feine Schokolade – Magdeburger Kugeln und Magdeburger Schokolade – im Portfolio. Daneben produziert das Unternehmen mit 22 Mitarbeitern Schokoladen und Riegel für vier Unternehmen, die sich auf bio-vegane Süßwaren spezialisiert haben.

Auf Wittenmoor habe ich mich spontan verliebt in die Magdeburger Kugeln und die Magdeburger Schokolade. Wobei ich dazu sagen muss, dass ich wahrlich kein Freund von handelsüblicher Schokolade bin. Mit üblicher Schokolade haben die Produkte aus dem Hause Stehwien allerdings nicht viel bis überhaupt nichts gemein.

Olaf Stehwien öffnet die Schachtel mit Magdeburger Kugeln. Foto: Beate Ziehres

Verführung pur: „Probieren Sie auch die Magdeburger Kugeln“, sagt Olaf Stehwien und öffnet die Schachtel.

Magdeburger Kugeln. Foto: Beate Ziehres

Zum Dahinschmelzen: die Magdeburger Kugeln

Zu meiner größten Freude habe ich beim Schreiben in meiner Küche Schokolade aus Tangermünde entdeckt. Mein Schatz hat den „Schoko-Schamanen“ von seiner Schwester zum Geburtstag geschenkt bekommen. Ich kann leider nicht dafür garantieren, dass das Leckerchen die Rückkehr seines Besitzers noch erlebt.

Tangermünde: einkaufen wie die Altvorderen

Während meines Aufenthalts in Tangermünde sind mir tatsächlich außergewöhnlich viele nostalgische Geschäfte aufgefallen. Drei davon sollen hier vorgestellt werden.

Nadines WtB – Waren des täglichen Bedarfs

Vor zehn Jahren haben Nadine Wagener und Dietmar Siptroth in der Kirchstraße 4 ein Haus gekauft. Von Anfang an hatte das Paar die Idee, oben zu wohnen und unten zu arbeiten. Nadine Wagener hat Steinbildhauerin und Steinmetz gelernt und viel darüber nachgedacht, was sie heute gerne machen möchte. Das Ergebnis sehe ich heute: Sie betreibt jetzt mit Nadines WtB einen Kolonialwarenladen, den man gesehen haben sollte. „Ein bisschen ist es, wie Kaufladen spielen“, schmunzelt die Frau.

Haus der Familie Wagener-Siptroth in Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Haus der Familie Wagener-Siptroth in Tangermünde

Tatsächlich gibt es hier Waren des täglichen Bedarfs, und zwar vorzugsweise aus der Region. Oder aber aus Italien. In den Regalen stehen Kaffee aus einer Stendaler Kaffeerösterei, Gewürze aus Neuruppin, Sekt, Liköre und Brände aus Diesdorf sowie Taubentanzbier aus Stendal. Dazu regionaler Käse, italienische Oliven, Gläser mit italienischem Pesto, mediterraner Schinken und Tomatensauce.

Nadines "Waren des täglichen Bedarfs" WtB in Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Nadines „Waren des täglichen Bedarfs“ in der Altstadt von Tangermünde

Dietmar Siptroth und Nadine Wagener. Foto: Beate Ziehres

Dietmar Siptroth und Nadine Wagener

Ich frage Nadine Wagener, was denn die Verkaufsschlager seien. „Das Bier geht am besten“, sagt sie und verweist auf die beachtliche Auswahl des Gerstengebräus. Von Stralsund bis Bamberg reichen die Herkunftsorte der Flaschen in der Auslage. Noch. Wagener denkt darüber nach, die Angebotsvielfalt auszuweiten.

  • Öffnungszeiten: Donnerstag und Freitag ab 14 Uhr, Samstag ab 9 Uhr, je nach Wetter
Nadine Wagener und Dietmar Siptroth im Gespräch mit Altmarkbloggerin Beate Ziehres. Foto: Sybille Paetow

Nadine Wagener und Dietmar Siptroth im Gespräch mit Altmarkbloggerin Beate Ziehres. Foto: Sibylle Paetow

Artificium

Im Artificium direkt neben der Rezeption der Exempel Schlafstuben kommen Fans ausgefallener Kleidung zu ihrem Recht. Zu gerne hätte ich hier noch ein bisschen gestöbert, aber ich habe so gut geschlafen im Bett Kaiser Karls und mich dann noch zu lange am Frühstücksbuffet gelabt – zu gut deutsch: Ich hatte keine Zeit mehr. Neben Damenbekleidung gibt es hier außerdem Holzspielzeug, Tangermünder Marmeladen und das legendäre Kuhschwanzbier.

Ostprodukte-Versand

In der Nähe des Neustädter Tors finden Ostalgiker in der Langen Straße 74 ihr Eldorado. Der Ostprodukte-Versand vertreibt nicht nur online Club Cola, Komet Puddingpulver Pistazie und DVDs mit Titeln wie „Vier Panzersoldaten und ein Hund“. Im kleinen Laden gibt es auch offline eine Auswahl beliebter DDR-Produkte.

Ladengeschäft Ostprodukte-Versand in Tangermünde, Lange Straße. Foto: Beate Ziehres

Ladengeschäft Ostprodukte-Versand in Tangermünde, Lange Straße

Extratipp für Kunstliebhaber: Galerie Siptroth

Tür an Tür mit Nadines WtB betreibt Nadine Wageners Lebensgefährte Dietmar Siptroth die Galerie Siptroth. Etwa alle drei Monate wechselt Siptroth die Ausstellung in den modernen Galerieräumen. Während meines Besuchs in der Altmark stellt hier Grit Rademacher aus. Die freischaffende Künstlerin wohnt mit Mann und Kindern seit neun Jahren in Jerchel, einem Ortsteil von Tangerhütte.

Grit Rademacher in der Galerie Siptroth in Tangermünde. Foto: Beate Ziehres

Grit Rademacher in der Galerie Siptroth

Aus der Stadt ist die Familie in die völlige Abgeschiedenheit gezogen, auf einen Hof mit großen Eichen. „Das ist Romantik pur“, schwärmt sie und begründet den Schritt so: „Ich wollte meinen Kindern das ganze Bullerbü bieten.“ Jetzt hält Grit Rademacher Hühner, Enten, Gänse, ein Rind und ein Schwein und züchtet die seltenen Schwarzhalsziegen.

Doch nicht nur das: Die Künstlerin beschäftigt sich mit Malerei und Grafik und kreiert ihn ihrer Töpferwerkstatt Keramik- und Steinguterzeugnisse. Außerdem hat sie – inspiriert vom Leben auf dem Land – eine eigene Modelinie entworfen.

Ein Fazit am Ende des (Kuh)Schwanzes

Tiemo Schönwald ist überzeugt: „Hier in Tangermünde kann man etwas anfangen.“ Am Ende meiner Reise als Altmarkbloggerin würde ich diese Aussage noch etwas erweitern wollen: In der Altmark kann man etwas anfangen.

Altmark, Tangermünde: Auf der Langen Straße, im Hintergrund das Neustädter Tor. Foto: Beate Ziehres

Tangermünde Innenstadt: die Lange Straße mit dem Neustädter Tor im Hintergrund. Dazu passend ein historisches Tatra-Modell.

Grit Rademacher ist ein Beispiel. Als Neu-Altmärkerin hat sie sich mit viel Enthusiasmus und noch mehr Ideen eine Existenz abseits des Lebens in der Großstadt geschaffen. Auch die Schönwalds haben – basierend auf einem alten, baufälligen Haus – ein kleines Familienimperium aufgebaut.

Und sie haben das legendäre Kuhschwanzbier wieder zum Leben erweckt. „Seit es Stadtführungen gibt, wird vom Tangermünder Kuhschwanzbier erzählt und natürlich haben Gäste danach gefragt“, schreibt Tiemo Schönwald in „In the Middle of Nüscht“, einem Buch über die östlich Altmark. Deshalb wollte die Familie unter die Brauer gehen.

Schließlich entschieden sich die Schönwalds, das berühmte Bier in Kooperation mit einer altmärkischen Brauerei wieder aufzulegen. Seit rund 20 Jahren ist das Kuhschwanzbier, das mehrere Jahrhunderte vom Markt verschwunden war, wieder erhältlich. Vor allem in Tangermünde.

In den Exempel Gaststuben gibt es natürlich das berühmte Kuhschwanzbier. Foto: Beate Ziehres

In den Exempel Gaststuben gibt es natürlich das berühmte Kuhschwanzbier.

Vielen Dank an die Lokale Leader Aktionsgruppe Uchte-Tanger-Elbe, die mich zu dieser Recherche-Reise in die Altmark eingeladen und den Besuch vorbereitet hat. Als Altmarkbloggerin habe ich ein Honorar erhalten. Meine Meinung bleibt trotzdem meine eigene.

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Tangerhütte: Stadt, Land, Schloss, Genuss https://www.reiselust-mag.de/tangerhuette/ https://www.reiselust-mag.de/tangerhuette/#comments Thu, 25 Jul 2019 10:59:14 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=3601 Tangerhütte – alles Wissenswerte über die Stadt in der südöstlichen Altmark: Landgenüsse und die Menschen, die dahinterstehen, Sehenswürdigkeiten, Kultur, Geschichte.

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[Werbung] Wo liegt Tangerhütte? Was gibt es dort zu sehen? Wie ticken die Leute und wovon leben sie? Diese Fragen habe ich mir gestellt, bevor ich die Stadt als Altmarkbloggerin kennengelernt habe. Das Ergebnis meines Tages in der Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte: Ich bin sehr angetan! Hier habe ich meine Erkenntnisse zusammengefasst.

Tangerhütte – Kleinod am südöstlichen Zipfel der Altmark

Die Einheitsgemeinde Stadt Tangerhütte – dieser sperrige Begriff kann nur gelangweilten Kommunalrechtlern eingefallen sein – liegt im äußersten Südosten der Altmark. Tangerhütte hat rund 11000 Einwohner und gehört zum Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt. Das Gemeindegebiet wird im Osten zwischen Schelldorf und Kehnert von der Elbe begrenzt. Im Norden schließen Stendal und Tangermünde an Tangerhütte an. Im Süden berührt das Stadtgebiet den Landkreis Börde und im Westen die Hansestadt Gardelegen und damit den Altmarkkreis Salzwedel.

Daher hat die Stadt Tangerhütte ihren Namen

Der Fluss Tanger hat der Stadt ihren Namen gegeben. Die Quellbäche des Tangers vereinigen sich bei Tangerhütte zum Tanger. Die Stadt heißt übrigens erst seit 1928 Tangerhütte. Zuerst trug die 1842 gegründete Eisenhütte diesen Namen.

Altmark, Tangerhütte: die denkmalgeschützten ehemaligen Gießereihallen der Eisenhütte. Foto: Beate Ziehres

Die denkmalgeschützten ehemaligen Gießereihallen der Eisenhütte in Tangerhütte.

Die Eisenwerke Tangerhütte waren verantwortlich dafür, dass aus dem damaligen Ort Vaethen ein Industriestandort wurde. Die Gießereiprodukte der Hütte haben den Namen Tangerhütte weltweit bekannt gemacht.

In der Tradition der Hütte arbeitet noch heute das Nachfolgeunternehmen TechnoGuss GmbH. So ist die Gießerei am Tanger ein wichtiger Wirtschaftsfaktor für die Stadt geblieben. Die Produkte reichen von der Seiltrommel für den größten Teleskopkran auf dem deutschen Markt bis zum Armaturengussstück im Burj Khalifa in Dubai.

Doch die historischen Hallen und Werkstätten der Gießerei sind verlassen. Als Liebhaber schaurig-schöner Lost-Places-Bilder bin ich entzückt, als Bürgermeister Andreas Brohm mir die zeittypischen Backsteinfassaden zeigt.

Aber noch lieber mag ich Bilder von einstmals verlassenen Gebäuden, die aus ihrem Dornröschenschlaf geküsst und mit neuem Leben gefüllt wurden. Und ich bin optimistisch, dass dies auch in den Gießereihallen und in den beiden Schlössern – dem Alten und dem Neuen Schloss – in Tangerhütte eines Tages gelingen wird.

Altmark, Tangerhütte: das Neue Schloss. Foto: Beate Ziehres

Das Neue Schloss im Stadtpark Tangerhütte erhält ein neues Dach.

Landgenüsse in Tangerhütte

Landgenüsse in einer Stadt? Wie kann das sein? Tatsächlich hat sich in meinem Kopf der Eindruck einer sehr ländlich geprägten Stadt festsetzt. Denn Tangerhütte besteht aus mehr als 30 Ortschaften und Ortsteilen. Viele Orte haben gerade mal um die 100 Einwohner.

In Schernebeck, Schelldorf, Cobbel und Weißewarte lerne ich, dass die Leute in Tangerhütte Ideen haben. Und nicht nur das. Sie verwirklichen diese auch. Für ihre Heimat und für die Kunden nehmen Landwirte den Kampf gegen Bürokratie und Bedenkenträger auf. Was sie tun, tun sie mit großer Überzeugung und vollem Einsatz.

Christian Warnke, Cobbel: „Landwirt zu sein ist eine Lebenseinstellung“

Einer von ihnen ist Christian Warnke. Ich treffe den Physiker, Historiker und Diplom-Agraringenieur in Cobbel. Hier ist der Mann in der elterlichen Landwirtschaft aufgewachsen.

Christian Warnke hat als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Magdeburg gearbeitet und war sieben Jahre lang Dozent am Lehrstuhl für Mittelalter. Die Landwirtschaft hat ihn in all der Zeit nicht losgelassen. Deshalb ist er heute Öko-Bauer. Das Wissen aus seinen beiden anderen Professionen kann er bei Ackerbau und Viehzucht gut gebrauchen.

Tangerhütte, Cobbel: Christian Warnke. Foto: Beate Ziehres

Christian Warnke liebt die Weite auf dem Land.

Auf 2000 Hektar ökologisch bewirtschaftetem Land wachsen die unterschiedlichsten Kulturen, unter anderem Buchweizen, Dinkel und Luzerne. Aus Roggen und Dinkel von Warnkes Hof hat der Stendaler Bäcker Heiko Kerkow in diesem Frühling das spezielle Brot „Heimatkruste“ kreiert.

Damit ist Christian Warnke bei einem seiner Lieblingsthemen: Dem Leben auf dem Land.

„In meinen Augen ist es Luxus, hier zu leben.“ Christian Warnke

Er schätzt das großzügige Stück Land, das hinter seiner Veranda liegt. Hier ist viel Platz für kleine Biotope, einen Froschteich, Gemüsegarten, bunt blühende Wiesenblumen, Schafe, ein Findel-Kälbchen und für die Bienen seiner Frau.

Tangerhütte, Cobbel: Gemüsegarten bei Warnkes. Foto: Beate Ziehres

Der Gemüsegarten der Familie Warnke in Cobbel, Tangerhütte.

Tangerhütte, Cobbel. Frosch im Teich – Foto: Beate Ziehres

Natur pur bei Warnkes im Garten.

14 Bienenvölker nennt Dr. Britt Hoffmann ihr Eigen. Die nützlichen Insekten sammeln Nektar und Pollen hauptsächlich von ökologisch bewirtschafteten Flächen. Doch das alleine reicht nicht aus, um Bio-Honig zu verkaufen. Jährlich prüft eine Kontrollstelle, ob die Imkerin die Richtlinien für ökologische Bienenhaltung einhält.

Doch Christian Warnke findet auch kritische Worte für das System der Ökolandwirtschaft.

„Auch im Ökolandbau zählen nur noch Menge und Preis. Die Gewinnorientierung geht aber zulasten von Acker und Tier. Der Öko-Bauer muss überlegen, was er noch machen kann für Mensch und Landschaft.“ Christian Warnke

Tangerhütte, Cobbel: Christian Warnke erklärt, warum das Kälbchen im Garten ist – Foto: Beate Ziehres

Was macht das Kälbchen hier im Garten? Christian Warnke erklärt es.

Deshalb stellt er den Nachhaltigkeitsgedanken über die Idee der ökologischen Landwirtschaft und denkt ganzheitlich. Christian Warnke lässt die Charolais-Rinder und das Harzer Höhenvieh aus eigener Haltung auf dem Hof seiner Schwester Ariane Herms im benachbarten Schernebeck schlachten. Hier wird das Biofleisch auch verkauft. Lange Wege fallen damit weg.

„Bei der Generation zwischen 30 und 40 Jahren entsteht zurzeit ein neues Bewusstsein. Die Leute kaufen in der Region.“ Christian Warnke

Bevor ich mich von Christian Warnke verabschiede, will er mir noch seine Herde zeigen. Zu diesem Zweck fahren wir ein Stück in Richtung Elbe. Von einer kleinen Anhöhe aus blicken wir auf das sogenannte Elbknie. Und tatsächlich, ganz unten sehe ich auf grünen Wiesen nahe der Elbe weiße Pünktchen. Es sind die glücklichen Kühe von Christian Warnke, die hier grasen.

Altmark, Elbe: Blick in die Niederung am Elbknie. Foto: Beate Ziehres

Blick in die Niederung am sogenannten Elbknie.

Von der Weide direkt in den Laden: Bio-Rindfleisch vom Biohof 7 in Schernebeck

Auch auf den Weiden von Ariane und Lutz Herms in Schernebeck leben glückliche Tiere. Die Familie Herms nennt eine Mutterkuhherde der Rassen Angus und Charolais ihr Eigen.

Seit 2003 haben die Herms’ einen ökologischen Landwirtschaftsbetrieb aufgebaut und das Gehöft saniert. Der Hofstelle hat Ariane Herms den Namen Biohof 7 gegeben.

Tangerhütte, Schernebeck, Biohof 7. Foto: Beate Ziehres

Auf dem Biohof 7 bereitet man ein Fest vor. Im Hintergrund der Hofladen und die Räume zum Schlachten und zur Fleischverarbeitung.

Bei meinem Besuch erfahre ich, dass die Kälber auf dem Biohof 7 – anders als in der konventionellen Haltung – bei ihrer Mutter bleiben dürfen. Die Mutterkuh integriert das Kalb in die Herde, die einen großen Teil des Jahres auf der Weide verbringt. Die Kälber werden zwischen sechs und zehn Monaten gesäugt und fressen danach fast ausschließlich Gras. Dieses Haltungsverfahren nennt sich extensive Mutterkuhhaltung.

Einige Jahre haben die Herms’ die schlachtreifen Tiere verkauft. Inzwischen lassen Ariane und Lutz Herms allen Schwierigkeiten zum Trotz auf dem eigenen Hof  schlachten, zerlegen und verarbeiten.

„Es ist für uns wichtig, die Tiere von Geburt bis zum Tod zu begleiten und die Gewissheit zu haben, dass sie ein gutes Leben hatten.“ Ariane Herms

So bleibt den Rindern der Transport erspart, sie kommen von der Weide stressfrei direkt zum Schlachten. Fremde Tiere, beispielsweise aus Christian Warnkes Herde, ziehen schon lange vor dem Schlachttermin auf die Weide des Biohofs um.

Hier kümmert sich Lutz Herms persönlich um das Wohlergehen der Neuzugänge. Er geht täglich zu ihnen, spricht mit ihnen und streichelt sie, damit sie sich an ihn gewöhnen. Er sagt, dadurch werde vermieden, dass das Rind vor dem Schlachten in eine Stresssituation gerät.

Bei meinem Besuch in Schernebeck darf ich Fleisch aus der eigenen Produktion kosten und ich muss sagen: Man schmeckt den Unterschied!

Tangerhütte, Schernebeck. Schmeckt! Foto: Björn Gäde

Schmeckt gut: frisch gegrilltes Bio-Rindfleisch aus eigener Schlachtung auf dem Biohof 7. Foto: Björn Gäde

Das Bio-Rindfleisch vom Biohof 7 wird im eigenen Hofladen verkauft. Auf der Internetseite des Hofladens sind die Produkte von Markknochen bis Filet aufgelistet. Interessenten können hier die gewünschten Stücke online reservieren lassen.

„Wir haben das Gefühl, etwas Sinnvolles in der Region, für die Region und natürlich auch für uns und unsere Familie direkt hier vor Ort, wo wir leben, zu bewirken.“ Ariane Herms

Feinschmecker finden hier ein Rezept für Rindergulasch nach Ariane Herms.

Öffnungszeiten des Hofladens Biohof 7 in Schernebeck: Freitag von 14 bis 18 Uhr

Geschmackvolles Gemüse vom Spargelhof Garlipp in Schelldorf

Wer in der Spargelzeit in der Altmark unterwegs ist, kennt sie – die Spargelstände von Garlipp. Sie sind überall zu finden. Ich will das Geheimnis des Garlipp-Spargels lüften und bin deshalb in Schelldorf auf dem Spargelhof direkt hinter dem Elbdeich angemeldet.

Arne Garlipp nimmt sich trotz laufender Ernte Zeit und mich mit auf das Spargelfeld. Entgegen vorheriger Androhung muss ich nicht zum Messer greifen und selbst Spargel stechen. Glück gehabt! Denn ich hätte es nicht andeutungsweise so professionell wie die Mitarbeiter im Garlipp-Team hingekriegt.

Tangerhütte, Schelldorf: Spargelernte. Foto: Beate Ziehres

Nach wie vor Handarbeit: das Spargelstechen.

Trotzdem erklärt mir Arne Garlipp, wie die Spargelspinne funktioniert. Dieser elektrische Erntehelfer hebt die Folie auf den Spargelreihen an, legt sie wieder ordnungsgemäß ab und trägt die schweren Kisten.

Tangerhütte, Schelldorf, Garlipp Spargel. Arne Garlipp erklärt die Spargelspinne. Foto: Beate Ziehres

Arne Garlipp erklärt die Funktionsweise der Spargelspinne.

Die Aufgabe des Spargelstechers ist, die Augen nach Spargelköpfen offenzuhalten, den Spargel zu stechen und das Kommando zum Anhalten und Weiterfahren zu geben.

1995 hat die Familie Garlipp mit 10 Hektar Spargel angefangen. Heute wächst das Edelgemüse auf rund 70 Hektar und der landwirtschaftliche Betrieb ist komplett auf die Spargelproduktion ausgerichtet.

Tangerhütte, Schelldorf: Spargel wird nach Dicke sortiert. Foto: Beate Ziehres

Feinsäuberlich sortiert …

Tangerhütte, Schelldorf: Spargelschälmaschine bei Garlipp. Foto: Beate Ziehres

Blick in die Spargelschälmaschine auf dem Spargelhof Garlipp.

Nach ersten Versuchen, den Spargel in Hamburg auf dem Großmarkt zu verkaufen, haben Garlipps auf Direktvermarktung umgestellt. Seit Ende der 1990er-Jahre stehen die unverkennbaren Verkaufsstände an den Straßen.

„Spargel produzieren kann jeder, die Vermarktung ist die Kunst!“ Arne Garlipp

An den Ständen verkaufen nette Verkäuferinnen frischgestochenen Spargel in einer wunderbaren Qualität, sagt Arne Garlipp. Der gute Geschmack rühre übrigens daher, dass Garlipp-Spargel noch lebt, wenn er zum Kunden kommt.

Wie bitte?? Ich fühle mich an Roald Dahls Pflanzenforscher erinnert, da setzt Arne Garlipp noch einen drauf. Er erklärt mir, dass die weißen Stangen nach ihrer Ankunft auf dem Spargelhof Garlipp nur kurz gewässert werden, damit sie nicht ersticken.

Tangerhütte, Schelldorf: Arne Garlipp zeigt lebendigen Spargel. Foto: Beate Ziehres

Arne Garlipp weiß: Dieser Spargel lebt noch, denn er wird nur kurz gewässert.

„Den verkaufsfertigen Spargel kühlen wir auf 1,5 Grad. Bei dieser Temperatur wird der Kreislauf der Organismen heruntergefahren und der Geschmack bleibt erhalten.“  Arne Garlipp

Jedes Jahr pflanzen die Garlipps neuen Spargel an, zunehmend auch grünen. Denn die Nachfrage nach grünem Spargel steigt. Da eine Pflanze etwa fünf bis sieben Jahre lang Erträge bringt, ist es auch für Spargelbauern wichtig, frühzeitig auf Trends zu reagieren.

Trend hin oder her: Ich habe aus Schelldorf das Rezept für die ultimative Spargelsuppe mitgebracht und will es Ihnen nicht vorenthalten:

Rezept Spargelsuppe vom Spargelhof Garlipp

Zutaten:

  • 500 g Spargel
  • ¾ l Gemüsebrühe
  • 20 g Butter
  • etwas Zucker
  • 2 Stangen Porree
  • 1/8 l süße Sahne
  • 100 g Frischkäse
  • 2 EL Schmelzkäse
  • 2 Eigelb
  • Salz, 1 Msp. weißer Pfeffer und Muskat
  • 2 Msp. Cayenne-Pfeffer
  • ½ TL Petersilie und Dillspitzen
  • 1 TL Zitrone

Den geschälten und in Stücke geschnittenen Spargel in die mit Butter und etwas Zucker kochende Brühe geben. Nach 10 Minuten den geputzten, gewaschenen und in Ringe geschnittenen Porree dazugeben und noch etwa  5 Minuten kochen lassen.

Die Sahne, den Frisch- und den Schmelzkäse mit dem Eigelb verquirlen. Einige Löffel der fertigen Brühe zur Mischung geben und verrühren. Dann die Mischung vorsichtig in die nicht mehr kochende Suppe rühren. Mit Gewürzen und Zitronensaft abschmecken.

Kultur und Sehenswürdigkeiten in Tangerhütte

Das Neue Schloss und diverse Gutshäuser in den Ortsteilen machen Tangerhütte zu einem lohnenswerten Ziel für die Liebhaber alter Gemäuer. Das Herrenhaus Briest, heute wie früher im Besitz der Familie von Bismarck, verfügt über den zweiten Gartenträume-Park in der Stadt Tangerhütte. Im Gutshaus Elbschloss Kehnert und im Gutshaus Birkholz laden die Besitzer Gäste zum Übernachten ein. Auch die Bockwindmühle Grieben und der Penco-Turm Jerchel sind einen Abstecher wert.

Zu einer entspannenden Runde lockt der Stadtpark Tangerhütte. Er zählt zum touristischen Netzwerk „Gartenträume – historische Parks in Sachsen-Anhalt“. Tierfreunden sei an dieser Stelle der Wildpark Weißewarte empfohlen, in dem sich in diesem Frühjahr ganz viel getan hat.

Daneben gibt es in der Stadt einige Museen:

  • Buddelschiffmuseum
  • Heimatmuseum
  • Historische Automobilwerkstatt

Neues Schloss

Das Neue Schloss – zwischen 1909 und 1911 von der Industriellenfamilie Wagenführ erbaut – hat in diesem Sommer ein neues Dach bekommen. Damit diese notwendige Maßnahme in Angriff genommen werden konnte, haben sich die Tangerhütter ins Zeug gelegt.

Die Stadt Tangerhütte – voraus Bürgermeister Andreas Brohm – entwickelt jetzt Konzepte, wie das neu bedachte Neue Schloss genutzt werden kann. Denn schließlich sollen alle Bürger davon profitieren.

Tangerhütte: Eingang zum Stadtpark. Foto: Sibylle Paetow

Tangerhütte, Stadtpark: Ein Tor mit Stil – Foto: Sibylle Paetow

Eine von vielen Ideen, die schon 2015 realisiert wurde, ist das Bürgercafé im Neuen Schloss. Ehrenamtliche bewirten die Gäste an bestimmten Tagen im Schloss mit Kaffee und Kuchen. In der ersten Saison kamen rund 2500 Gäste. So erwirtschaftete der Förderverein für Industriegeschichte und Gartenkunst „Aus einem Guss“ allein in 2015 etwa 4000 Euro für die Sanierung des Schlosses.

Im Mai 2024 hat das Gartentraum-Café im Neuen Schloss Tangerhütte neu eröffnet. Das LEADER-Projekt Gartentraum-Café ist der Nachfolger des Bürgercafés. Zu mehreren Veranstaltungen öffnet das Café im Laufe des Sommers die Pforten.

Übrigens: Der Tangerhütter Bildhauer Otto Funke war maßgeblich an der künstlerischen Gestaltung des Neuen Schlosses beteiligt. Er entwarf auch die Modelle der beiden steinernen Sphinx-Skulpturen, die den Eingang des Schlosses bewachen. Die Figuren wurden in der Zementgießerei der „Hütte am Tanger“ gefertigt.

Tangerhütte, Neues Schloss, Sphinx-Skulpturen am Eingang. Foto: Beate Ziehres

Produkte aus der Gießerei in Tangerhütte: die Sphinx-Skulpturen vor dem Eingang des Neuen Schlosses.

Stadtpark Tangerhütte

Der historische Stadtpark in Tangerhütte soll einer der schönsten Parks in der Altmark sein. Er zählt zum Landesprojekt  „Gartenträume“. Ab 1873 ließ der Besitzer der benachbarten Eisenhütte den englischen Landschaftspark anlegen. Wie damals üblich wurden viele fremdländische Gehölze, vor allem aus Amerika und Asien, angepflanzt.

Tangerhütte, Stadtpark: künstlicher Wasserfall. Foto: Beate Ziehres

Sogar einen künstlichen Wasserfall hat man im Stadtpark Tangerhütte angelegt.

Ich bummele mit Andreas Brohm vorbei am künstlichen Wasserfall, am seerosenbewachsenen Teich mit einer Pergola und am berühmten Kunstguss-Pavillon. Der Pavillon wurde in der Gießerei nebenan für die Weltausstellung im ausgehenden 19. Jahrhundert hergestellt. Auf dieser Weltausstellung in Paris stellte man der staunenden Öffentlichkeit auch den Eiffelturm vor.

Tangerhütte, Stadtpark, Pavillon. Foto: Beate Ziehres

Das ist er: der berühmte Pavillon im Stadtpark.

Altmark Tangerhütte: Blick über den Schwanenteich des Stadtparks. Foto: Beate Ziehres

Tangerhütte: Blick über den Schwanenteich des Stadtparks.

Malerisch schmiegen sich Brücken ins Landschaftsbild. Auch die Sichtachsen sind noch intakt und geben den Blick auf das Mausoleum frei. Hier haben die Verstorbenen der Familie Wagenführ die letzte Ruhe gefunden. Die Parklandschaft mit dem Alten und dem Neuen Schloss steht als Ensemble mit den historischen Fabrikgebäuden unter Denkmalschutz.

Altmark, Tangerhütte: Sichtachse zum Mausoleum im Stadtpark. Foto: Beate Ziehres

Tangerhütte: Sichtachse zum Mausoleum im Stadtpark.

Ein Spaziergang in dieser Umgebung ist ein richtiger Genuss, eine Wohltat für das Auge und die Seele. Ich kann die Wagenführs verstehen, die diesen Park als einen Ort zur Zerstreuung nach harter Arbeit angelegt haben.

Wildpark Weißewarte

Jetzt lerne ich noch ein beliebtes Ausflugsziel kennen: den Wildpark Weißewarte. Laut Josefine Krohn, der Leiterin des Wildparks, kommen die Besucher neuerdings aus ganz Sachsen-Anhalt nach Weißewarte – des Wildparks wegen. Was ist passiert?

Tangerhütte hat sich in diesem Frühjahr mit dem Wildpark an der MDR-Aktion Frühlingserwachen beteiligt. An einem Tag haben unzählige freiwillige Helfer wirklich Unglaubliches bewegt im Wildpark.

Tangerhütte, Weißewarte: Neuer überdachter Grillplatz im Wildpark. Foto: Beate Ziehres

Der überdachte Platz zum Grillen und Sitzen war das Hauptprojekt beim MDR-Frühlingserwachen im Wildpark Weißewarte.

Unter anderem haben die Helfer eine Schlammkuhle im Rotwild-Gehege angelegt. Für Josefine Krohn kam die Krönung des Tages nach Abschluss des Arbeitseinsatzes: „Als die Tiere wieder ins Gehege gelassen wurden, stürzten sie sich sofort in die neue Schlammkuhle“, erzählt sie.

Tangerhütte, Wildpark Weißewarte, Reh. Foto: Beate Ziehres

Kein bisschen scheu, dieses Reh …

Die 24-Jährige ist die wahrscheinlich jüngste Zoodirektorin Deutschlands und für die flächenmäßig größte zoologische Einrichtung in Sachsen-Anhalt verantwortlich. Auf 15 Hektar Fläche beheimatet der Tierpark rund 400 Tiere, die 64 Arten angehören. Die kleinsten Tiere sind die Zwergwachteln und die größten sind die Wapitis. Das ist eine amerikanische Hirschart.

Tangerhütte, Wildpark Weißewarte, Josefine Krohn – Foto: Beate Ziehres

Josefine Krohn freut sich darüber, dass im Wildpark Weißewarte jetzt auch Bienen wohnen.

Josefine Krohn ist gelernte Zootierpflegerin. Sie hat in Nepal mit Elefanten gearbeitet und in Bremen die Krankenstation einer Kleintierklinik geleitet. Als ihr eine Stelle im Wildpark Weißewarte angeboten wurde, ist sie in die Altmark gezogen. So lerne ich an diesem Tag in Tangerhütte auch noch eine Neu-Altmärkerin kennen.

Update: Der Wildpark Weißewarte musste inzwischen aufgrund einer finanziellen Notlage geschlossen werden. Der MDR berichtet.

Vielen Dank an die Lokale Leader Aktionsgruppe Uchte-Tanger-Elbe, die mich zu dieser Recherche-Reise in die Altmark eingeladen und den Besuch vorbereitet hat. Als Altmarkbloggerin habe ich ein Honorar erhalten. Meine Meinung bleibt trotzdem meine eigene.

Mehr lesen über Tangerhütte und die Altmark:

Monika und Petar von TravelWorldOnline haben drei Tage in Stendal, Tangermünde und Tangerhütte verbracht. Hier finden Sie ihren Bericht und wunderschöne Bilder aus der Altmark.

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https://www.reiselust-mag.de/tangerhuette/feed/ 1
Stendal – Genießertour durch Stadt und Umland https://www.reiselust-mag.de/stendal/ Mon, 15 Jul 2019 19:17:24 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=3557 Als Altmarkbloggerin habe ich eine regelrechte Genießer-Reise durch den Norden Sachsen-Anhalts unternommen. Die Hansestadt Stendal war ein Höhepunkt der Tour – kulinarisch und kulturell.

Der Beitrag Stendal – Genießertour durch Stadt und Umland erschien zuerst auf Reiselust-Mag.

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[Werbung] Als Altmarkbloggerin zu erkunden, was Stendals Felder, Ställe und Küchen bieten – das klang wie eine Verheißung in meinen Ohren. Und meine Erwartungen wurden erfüllt. Doch zuerst ein paar Worte zur Hansestadt Stendal: Die Kreisstadt des Landkreises Stendal liegt nahe der Elbe 120 Kilometer westlich von Berlin und rund 55 Kilometer nördlich von Madgeburg. Kirchen und Stadttore der Hansestadt sind im Stil der Backsteingotik erbaut und von beeindruckender Pracht. Sie sind ein sichtbares Zeichen mittelalterlichen Reichtums. Albrecht der Bär, Markgraf von Brandenburg, gründete Stendal im Jahr 1160.

Regionale Produkte für Genießer

Als Altmarkbloggerin war ich drei Tage im Südosten der Altmark unterwegs, um regionale Produkte und die Erzeuger kennenzulernen. Weil viele landwirtschaftliche Betriebe inzwischen auf Direktvermarktung setzen, habe ich auch Hofläden besucht. So stand das Thema Essen und Trinken im Vordergrund dieser Reise, die sich als wahre Tour für Genießer entpuppt hat. Der erste Tag galt der Hansestadt Stendal.

Taubentanz – eine historische Marke erwacht zu neuem Leben

Geschmackvoller kann eine kulinarische Tour durch die Altmark wohl nicht beginnen: Ich sitze in der Privatbrauerei Stendal, vor mir diverse Flaschen und Gläser mit den innovativen Erzeugnissen des Startups.

Norman Schönemann und Leonie Schneider haben den traditionsreichen Stendaler Namen „Taubentanz“ wiederbelebt. Craftbeer, Pils, Bierbrand und Gin aus der Stendaler Privatbrauerei tragen bisher diesen Namen.

Stendal, Taubentanz Bierbrand – Foto: Beate Ziehres

Keine alltägliche Spirituose: Bierbrand.

Doch wenn es nach den beiden Gründern geht, kommen bald weitere Produkte dazu. Während andere den Feierabend vor dem Fernseher verbringen, tüfteln die Beiden in der Küche an neuen Rezepturen. Derzeit gilt ihre Aufmerksamkeit Bierlikör, Fassbrause und der Wiedergeburt des „Stendaler Bitterer Tropfen“.

Stendal, Stendaler Privatbrauerei, Leonie Schneider und Norman Schönemann – Foto: Beate Ziehres

Leonie Schneider und Norman Schönemann betreiben die Stendaler Privatbrauerei.

Um es klar zu sagen: Die Brauerei und die Brennerei sind das Hobby von Norman Schönemann und Leonie Schneider. Die umtriebigen Stendaler verdienen ihren Lebensunterhalt mit Personalvermittlung.

Im Frühjahr 2017 dachte Norman Schönemann erstmals darüber nach, sein eigenes Bier zu brauen. Nach der Lektüre von zwei Büchern wusste er, wie es geht. Im Frühsommer des gleichen Jahres lud er die Presse ein und stellte die neue Brauerei vor.

Stendal, Taubentanz Bierauswahl – Foto: Beate Ziehres

Bierauswahl der Stendaler Privatbrauerei.

Seitdem geht es Schlag auf Schlag: Aus der ersten 30-Liter-Brauanlage wurde eine 300-Liter-Anlage. Im vergangenen Jahr verkaufte die Stendaler Privatbrauerei 150.000 Flaschen Pils und Craftbeer. Diese Menge entstand allerdings nicht alleine in der Mini-Brauerei, in der ich mich gerade befinde. Einen Teil des Biers lässt Schönemann inzwischen in Colbitz nach seiner Rezeptur brauen.

In der kleinen Destille, die ebenfalls in der Betriebsstätte Platz gefunden hat, brennt Norman Schönemann Bierbrand und neuerdings auch Gin. „Gin läuft zurzeit sehr gut. Wir haben seit dem Verkaufsstart vor drei Monaten schon 400 Liter verkauft.“

Stendal, Brennerei der Stendaler Privatbrauerei – Foto: Beate Ziehres

Die Brennerei.

Das Rezept für einen eigenen Gin-Cocktail haben mir Leonie Schneider und Norman Schönemann verraten:

Rezept Gin Täubchen

4 cl Taubentanz-Gin
1 TL TK-Erbsen
frische Minze
200 ml Tonic Thomas Henry zum Aufgießen
Das ganze wird in einem Rotweinglas serviert.

Bier und Spirituosen der Marke Taubentanz sind bei Edeka in Stendal und Umgebung, bei Olivenbaum am Markt in Stendal und in der lokalen Gastronomie erhältlich.

Stendal, Stendaler Privatbrauerei: Norman Schönemann, Leonie Schneider, Sibylle Paetow, Björn Gäde, Beate Ziehres – Foto: Björn Menzel

Besuch in der Stendaler Privatbrauerei: (von links) Norman Schönemann, Leonie Schneider, Sibylle Paetow, Björn Gäde, Beate Ziehres – Foto: Björn Menzel

Stallbaum – Obst und Gemüse aus Stendal

Knackig frische Äpfel aus regionalem Anbau noch im Sommer? Das gibt es selten. Doch die Stallbaums in Stendal können damit dienen. Der landwirtschaftliche Betrieb, der neben anderem Kernobst, Spargel und Getreide 16 Sorten Äpfel anbaut, nutzt ein neuartiges Verfahren, um die Äpfel haltbar zu machen.

Während der Altmarkblogger-Tour besuche ich den Betrieb in Stadtrandlage. Hier lerne ich Juniorchef André Stallbaum kennen.

Stendal, Stallbaum: magere Kirschernte dieses Jahr: André Stallbaum – Foto: Beate Ziehres

André Stallbaum rechnet in diesem Jahr mit einer mageren Kirschernte.

Er erlaubt mir, einen Blick ins Langzeitapfellager werfen. Eine absolute Ausnahme, wie Stallbaum betont. „Die Äpfel werden bei 1,5 Grad Celsius in sehr stickstoffreicher Luft gelagert. Dadurch werden die Äpfel in eine Art Winterschlaf gebracht.“ 110 Tonnen Äpfel können die Stallbaums auf diese Weise lagern.

„Bei einem Sauerstoffgehalt von nur 1,5 Prozent kann man nicht einfach mal kurz nach den Äpfeln schauen.“ André Stallbaum

Bei unserem Rundgang über die Felder entdecke ich einige Bereiche mit einem violetten Blütenmeer. Hier wächst als Zwischenfrucht Phacelia, eine Düngepflanze. Die Blüten sind ein gefundenes Fressen für Bienen und Hummeln, nachdem  Kirsch- und Apfelbäume verblüht sind.

Stendal, Stallbaum: Biene in Phacelia-Blüte – Foto: Beate Ziehres

Biene an Phacelia-Blüte.

Nun warten André Stallbaum und seine Eltern Carola und Uwe Stallbaum auf die Ernte. In der Zwischenzeit können die  Landwirte nur mit Bewässerung auf Wetterkapriolen wie Dürre oder Hitze reagieren. „Wir müssen die Apfelsorten anbauen, die gegessen werden“, verdeutlicht André Stallbaum. Da eine Baumgeneration etwa 20 Jahre lang Erträge bringt, ist der Obstbauer gut beraten, Trends frühzeitig aufzuspüren und gegebenenfalls andere Sorten anzupflanzen.

So haben die Stallbaums im vergangenen Herbst erstmals die Sorte Pinova geerntet, die jetzt im Verkauf ist. In diesem Jahr kommen Topaz und Wellant als neue Sorten dazu. Doch André Stallbaum liebäugelt auch mit den sogenannten alten Sorten. Zu Testzwecken hat der Betrieb Gravensteiner und den Seestermüher Zitronenapfel angepflanzt.

 

Stendal, Scheunenladen Stallbaum: AltmarkBlogger-Besuch auf der Kirschplantage – Foto: Björn Gäde

Gespräch in der Kirschenplantage – Foto: Björn Gäde

Hofgut Uchtspringe – tierische und pflanzliche Produkte aus liebevoller Hand

Das Hofgut Uchtspringe ist ein Bauernhof wie aus dem Bilderbuch: Neben der Zufahrt scharren Hühner unter den Bäumen, im Stall grunzen Schweine und ein paar Türen weiter schauen mich Kaninchen neugierig aus ihrem Stall heraus an. Auch das Kälbchen, das mit der Hand aufgezogen wird, streckt die Nase in die Linse meiner Kamera.

Altmark, Hofgut Uchtspringe: Kälbchen. Foto: Beate Ziehres

Neugieriges Kälbchen auf dem Hofgut Uchtspringe, Altmark.

In diesem Ambiente, in dem die Zeit still zu stehen scheint, arbeiten 60 Menschen mit Behinderung. Und vor allem mit Hingabe. „Unsere Mitarbeiter entscheiden sich bewusst dafür, auf dem Hofgut zu arbeiten“, sagt Dörthe Wallbaum. Sie ist Leiterin des sozialen Dienstes in den Werkstätten und stellvertretende Werkstattleiterin der Lebenshilfe in der Region Stendal.

In den Gewächshäusern des Hofs gedeihen Blühpflanzen und Tomaten, auf den Beeten darum herum anderes saisonales Gemüse. Wir dürfen Mairübchen, Kohlrabi, Möhren und Radieschen kosten. Das Gemüse schmeckt wie frisch aus dem Garten: sehr lecker! Dazu gibt es Brote mit Wurst, die aus dem Fleisch der Tiere vom Hofgut hergestellt sind. Die Wurst überzeugt mich so sehr, dass ich einen kleinen Vorrat mit nach Hause nehme.

Stendal, Uchtspringe, Hofgut: Tomatenpflanzen – Foto: Beate Ziehres

Tomatenpflanzen auf dem Hofgut in Uchtspringe.

Stendal, Uchtspringe, Hofgut: Mittagsimbiss aus eigener Herstellung – Foto: Beate Ziehres

Alles aus eigener Produktion: Mittagsimbiss auf dem Hofgut Uchtspringe.

„Wir haben kein Bio-Siegel, aber wir sind Bio“, erklärt Torsten Reumann, Leiter des Hofguts Uchtspringe, den Geschmack. Die Kühe und Rinder sind heute draußen auf der Weide. Man sieht förmlich, wie gut es ihnen auf den saftigen Wiesen im Quellgebiet der Uchte gefällt. Sie liegen im Schatten alter Bäume und käuen wieder.

Torsten Reumann sagt, dass sich die 43 Tiere der Herde aufhalten können, wo sie wollen: entweder im Stall oder auf der Weide. Tiere, Menschen und Natur werden hier achtungsvoll behandelt, trotzdem steht der Versorgungsgedanke auf dem Hofgut im Vordergrund.

Stendal, Uchtspringe, Hofgut: Torsten Reumann, Dörthe Wallbaum – Foto: Beate Ziehres

Sind verantwortlich dafür, dass auf dem Hofgut alles läuft und gedeiht: Torsten Reumann und Dörthe Wallbaum.

Regelmäßig sind Kinder hier in Uchtspringe zu Gast, um Landwirtschaft so zu erleben, wie sie eigentlich funktionieren sollte. Und wenn sich bei diesem Anlass ein Kind in ein Kaninchen verliebt, darf der Nager gegen einen entsprechenden Obolus auch umziehen.

Bio Edelpilze Altmark – aus Liebe zum Pilz

Vasyl Shvedyk liebt Pilze, seit er denken kann. Er ist in den Karpaten geboren. Dort ist es üblich, im Sommer Pilze zu sammeln, um im Winter etwas zu essen zu haben. In Deutschland hat er die Pilze immer vermisst.

Als er sich mit seiner Familie vor einigen Jahren im Stendaler Ortsteil Heeren auf einem verlassenen Bauernhof niederließ, ging für Vasyl Shvedyk ein Traum in Erfüllung: Endlich hatte er genug Platz für die Pilzzucht.

Nachdem er recherchiert und ein paar Bücher gelesen hatte, ging es los. Seitdem wachsen im ehemaligen Schweinestall Austernsaitlinge, Shiitake und andere Arten. Vasyl Shvedyk hat sich auf den kontrolliert ökologischen Anbau von Edel-, Vital- und Heilpilzen spezialisiert.

Heilpilz? Was hat das zu bedeuten, frage ich Vasyl Shvedyk. Und schon stehen wir im ehemaligen Schweinestall, in dem es jetzt nach Pilzen riecht.

„Wichtig ist, dass Temperatur und Luftfeuchtigkeit stimmen. Außerdem mögen Pilze Sauerstoffaustausch und natürliches Licht.“ Vasyl Shvedyk

Bei 15 Grad und 80 Prozent Luftfeuchtigkeit gedeihen die besonderen Pflanzen am besten.

Vasyl Shvedyk greift in eines der vielen Regale und holt ein Stück Substrat mit braunen, glänzenden Pilzen darauf heraus. Es ist der Glänzende Lackporling, auch Reishi oder Lingh Zhi genannt. Der Pilz erhöht den Sauerstoffgehalt im Blut. Auf dieser Eigenschaft beruht die heilende Wirkung.

Stendal, Heeren, Bio Edelpilze Altmark, Vasyl Shvedyk und Heilpilz Reishi – Foto: Beate Ziehres

Vasyl Shvedyk zeigt uns den Heilpilz Reishi.

Ein halbes Jahr muss Reishi wachsen, bis er geerntet werden kann. Andere Pilzarten wachsen da sehr viel schneller. Der Austernsaitling braucht beispielsweise nur vier Wochen. Doch es geht auch noch sehr viel langsamer. „Ich wollte einmal Trüffel probieren“, schmunzelt Vasyl Shvedyk. „Aber die brauchen fünf bis 7 Jahre.“

So ist er erst einmal bei Saitlingen, Shiitake und Co. geblieben. Zwei Tonnen Edelpilze erntet Vasyl Shvedyk jedes Jahr. Die frischen Pilze und Produkte, die die Familie selbst entwickelt und herstellt, werden im Hofladen (siehe unten) oder im Internet verkauft.

Regional einkaufen in Stendal

In Hofläden, Verkaufswagen und -ständen sowie auf dem Bauernmarkt werden regionale Produkte aus der Altmark angeboten. Oft kommen Obst und Gemüse direkt vom Feld. Auch hausgemachte Wurst, Wilderzeugnisse und Kräuter sind hier erhältlich. Einkäufe direkt beim Landwirt folgen der nachhaltigen Idee. Denn die Wege sind kurz und die Betriebe vor Ort werden gestärkt.

Bauernmarkt in der Hansestadt

Im ehemaligen Feuerwehrhaus in der Bruchstraße findet zweimal wöchentlich der Bauernmarkt Stendal statt. Hier kaufen Sie Eier und Kartoffeln, Gemüse aus regionaler Ernte, geräucherten Fisch, frisches Geflügel und hausgemachte Wurst – alles direkt von Erzeugern aus der Region.

Die Tore öffnen sich dienstags zwischen 9 und 13 Uhr zum kleinen Bauernmarkt. Der große Bauernmarkt findet samstags von 8 bis 12 Uhr statt.

Scheunenladen Stallbaum

Im Scheunenladen Stallbaum ist augenfällig, dass die Äpfel hier im Mittelpunkt stehen. Der landwirtschaftliche Betrieb in Stendal verkauft 90 Prozent des nachhaltig erzeugten Obstes über den Scheunenladen.

Altmark, Stendal: Im Scheunenladen Stallbaum vermarktet die Familie Äpfel aus eigener Ernte. Foto: Beate Ziehres

Stendal: Im Scheunenladen Stallbaum vermarktet die Familie Äpfel aus eigener Ernte.

Süßkirschen von den Plantagen hinter dem Scheunenladen finden hier ebenso reißenden Absatz wie Spargel vom eigenen Feld. Dazu kommen Produkte, die aus Erzeugnissen des Hofes selbst hergestellt wurden: beispielsweise phantasievolle Saft-Kreationen wie Apfel-Rhabarber (köstlich!) oder reiner Jonagold-Apfelsaft, Marmeladen und Gewürzgurken.

Altmark, Stendal: Katergurke im Scheunenladen Stallbaum. Foto: Beate Ziehres

Stendal: Selbstgemachte Katergurken im Scheunenladen Stallbaum.

Stendal, Scheunenladen Stallbaum: selbstgemachte Säfte – Foto: Beate Ziehres

Säfte aus dem eigenen Obst gibt es im Scheunenladen Stallbaum.

Auch der Phacelia-Honig, den die Bienen eines Imkers auf den Flächen der Stallbaums sammeln, ist im Laden erhältlich. „Grundsätzlich soll alles, was wir hier verkaufen, auch in der Region gewachsen sein“, sagt André Stallbaum. Das gilt auch für Käse, Lamm- und Wild-Salami sowie Kräuter anderer Anbieter.

Uwe und Carola Stallbaum, Andrés Eltern, haben den landwirtschaftlichen Betrieb 1994 gegründet. Seit einigen Jahren konzentriert sich das Familienunternehmen mit dem Scheunenladen auf die Direktvermarktung ihrer Erzeugnisse.

Stendal, Scheunenladen Stallbaum: Eingangsbereich – Foto: Beate Ziehres

Kräuter, edle Salami-Arten und Bio-Käse gibt es im Scheunenladen Stallbaum.

Öffnungszeiten des Scheunenladens: Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr, Samstag von 9 bis 12 Uhr

Während der Spargel- und Kirschenzeit ist der Scheunenladen täglich schon ab 8 Uhr geöffnet, auch an Sonn- und Feiertagen. Nach dem Ende der Kirschenzeit (etwa Anfang August) geht der Scheunenladen bis zum Start der Apfelsaison Anfang September in die Sommerpause. Mehr Informationen auf der Webseite des Scheunenladens.

Hofladen Hofgut Uchtspringe

Im Hofladen des Hofguts Uchtspringe ist alles im Angebot, was der Hof selbst und Werkstätten der Lebenshilfe hervorbringen: Eier, Wurst aus dem Fleisch der eigenen Tiere, Gemüse der Saison, Jung- und Zierpflanzen im Frühjahr, Trauerfloristik im Herbst sowie Enten und Weihnachtsschmuck im Winter. Keramik kommt aus der Werkstatt der Lebenshilfe in Tangerhütte.

Altmark, Uchtspringe: Hofladen. Foto: Beate Ziehres

Eingang des Hofladens auf dem Hofgut Uchtspringe.

Am 3. Samstag im September lädt die Lebenshilfe üblicherweise zum Hofgutfest nach Uchtspringe. Dann werden im holzgefeuerten Ofen des Backhauses Schweinekeulen und Sauerkraut zubereitet. Die Menschen in der Region wissen das zu schätzen. „Das Hofgutfest lockt zwischen 1500 und 2000 Besucher an“, erzählt Dörthe Wallbaum.

Doch das Hofgut beteiligt sich auch an Veranstaltungen in der Region. So ist der Hofladen traditionell beim Steinfelder Bauernmarkt, dem größten Bauernmarkt der Altmark, anzutreffen.

Öffnungszeiten des Hofladens in Uchtspringe: Montag bis Donnerstag 9 bis 16 Uhr, Freitag 9 bis 15 Uhr

Ab-Hof-Verkauf Bio Edelpilze Altmark in Heeren

Bei unser Ankunft im Hofladen von Bio Edelpilze Altmark in Heeren ist das Haus Shvedyk gerade in Feierlaune. Am Abend zuvor wurde ein Produkt des kleinen Unternehmens mit einem Kulinarischen Stern des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet: die Pauerstoff Shiitake-Hanf-Brotjes.

Der Snack besteht aus Hanfsaat und frischem Shiitake. Der Pilzanteil beträgt 50 Prozent, verrät Vasyl Shvedyk und reicht uns Pauerstoff zum Probieren. Schmeckt gut!

Vor zwei Jahren kam ein Produkt aus Heeren in der Kategorie Feinkost und Konserven zu Sternen-Ehren. Es waren zu Antipasti verarbeitete Pilze.

Stendal, Heeren, Bio Edelpilze Altmark, Vasyl Shvedyk – Foto: Beate Ziehres

Zu den Ladenöffnungszeiten bietet Vasyl Shvedyk frische Pilze an.

Neben frischen Pilzen – darunter auch der Heilpilz Reishi – sind im Hofladen Pilzprodukte aller Art erhältlich. Die Familie Shvedyk hat für die eigenen handwerklich hergestellten Feinkostprodukte den Markennamen pylz. entwickelt. Die Lebensmittel aus selbst produzierten Rohstoffen kommen ohne Zusatz von künstlichen Aromen und Konservierungsstoffen aus. So stehen in den Regalen beispielsweise Köstlichkeiten wie Pilzöle und Pilzleberwurst.

Stendal, Heeren, Bio Edelpilze Altmark, Hofladen – Foto: Beate Ziehres

Auch selbstgemachte Pilzöle sind bei Bio Edelpilze Altmark im Angebot.

Für alle Leser, die gerne Pilze essen, habe ich ein raffiniertes Rezept aus Heeren mitgebracht und es auch gleich ausprobiert. Es schmeckt köstlich!

Rezept gefüllte Shiitake

Für ein Abendessen für zwei Personen benötigen Sie:

12 mittelgroße Shiitake (ohne Stiele)
Zitronensaft
Salz
Pfeffer

Zubereitung: Pilzhüte mit feuchtem Küchenkrepp abreiben, mit Zitronensaft beträufeln und mit Salz und Pfeffer leicht würzen.

Kräuterbutter zubereiten aus
65 gr. Butter, mit einer Gabel zerdrückt
1 große Knoblauchzehe, gepresst oder zerdrückt
Salz
1 Bund Petersilie, kleingehackt

Kräuterbutter auf die vorbereiteten Pilzhüte geben. Pilze in eine feuerfeste Form setzen und im vorgeheizten Backofen bei 200 °C etwa 10 bis 15 Minuten garen.

Dazu passen Stangenweißbrot und Salat.

Öffnungszeiten des Hofladens 2024: Freitag 14 bis 17 Uhr, Samstag 9 bis 12 Uhr

In 2024 ist im Hofladen jeder Samstag ein „Fauler Samstag“.  Denn jeden Samstag gibt es auf Bestellung die ganz frisch zubereitete „Pilzpfanne to go“.

Webseite Bio Edelpilze Altmark

Stendal, Heeren, Bio Edelpilze Altmark, Vasyl Shvedyk, Beate Ziehres – Foto: Sibylle Paetow

Vasyl Shvedyk, Gründer von Bio Edelpilze Altmark, hat Besuch. Foto: Sibylle Paetow

Essen gehen in Stendal

Warum nicht einfach mal andere kochen lassen? In den Küchen der Restaurants in Stendal kocht man deutsch, mediterran oder auch asiatisch. Während der Altmarkblogger-Tour habe ich zwei Restaurants kennengelernt. Und ein drittes Restaurant muss unbedingt Erwähnung finden, denn es wurde von Gourmets getestet und empfohlen.

Kutscherstube

Das Restaurant Kutscherstube am Markt in Stendal wurde in diesem Jahr erst neu eröffnet. Passend zum Namen gibt es rustikale Requisiten und Dekorationsobjekte. Doch im Grunde ist die Einrichtung modern und ansprechend, ebenso wie die Speisekarte. Die Auswahl klingt vielversprechend und mir fällt die Entscheidung nicht leicht.

Stendal, Kutscherstube – Foto: Beate Ziehres

Blick in die neu gestaltete Kutscherstube.

Weil sich die Spargelzeit dem Ende zu neigt, will ich das Edelgemüse noch einmal genießen. Deshalb bestelle ich Spargel mit gebratenem Zanderfilet. Meine Begleiter entscheiden sich für Cordon Bleu und Bauernfrühstück. Alles schmeckt gut und kann ohne Wenn und Aber weiterempfohlen werden. Auch Sonderwünsche wie die zweite Gurke zum Bauernfrühstück hat die Küche erfüllt.

Stendal, Kutscherstube, Spargel mit gebratenem Zanderfilet – Foto: Beate Ziehres

Spargel mit gebratenem Zanderfilet …

Stendal, Kutscherstube; Cordon Bleu – Foto: Beate Ziehres

… und Cordon Bleu.

Zum Essen gibt es ein original Stendaler Bier der Marke Taubentanz. Schließlich ist die Erinnerung an den vormittäglichen Besuch in der Stendaler Privatbrauerei noch lebendig. Ein frischer Genuss nach einem ereignisreichen Tag – herrlich!

In der Kutscherstube hat meine Genießertour durch Stendal einen gelungen Abschluss gefunden. Ich habe an diesem Abend keinen weiten Weg mehr vor mir, sondern genieße die Gastfreundschaft im Hotel Schwarzer Adler, zu dem die Kutscherstube gehört.

Déjà Vu Food Lounge

Montagmittag in Stendal und der Magen knurrt. In dieser Situation fällt die Wahl auf die Déjà Vu Food Lounge. Die richtige Entscheidung, wie sich später herausstellen soll. Es vergeht nicht viel Zeit, und schon steht vor mir der bestellte Rucola-Salat mit Rindfleisch-Streifen. Pinienkerne, ein Balsamico-Dressing und geriebener Käse vervollständigen den italienisch angehauchten Genuss.

Stendal, Déjà Vu, Rucola-Salat mit Beef-Streifen – Foto: Beate Ziehres

In der Déjà Vu Food Lounge in der Stendaler Innenstadt habe ich einen Rucola-Salat mit Beef-Streifen probiert.

Im Déjà Vu sitzt man lässig in kleinen Ledersesseln und genießt die entspannte Atmosphäre. Durch die großen Fensterscheiben habe ich das Treiben in der Fußgängerzone Breite Straße in Sicht. Unterhaltsam und nett!

Atrium

Regionale Zutaten aus der Altmark werden im Restaurant Atrium in der Breiten Straße zu feinen Gerichten verarbeitet. Im Sommer stehen beispielsweise frische Pfifferlinge auf der Speisekarte. Daneben Entecôte vom Black Angus Rind oder Wolfsbarschfilet mit cremigem Tomaten-Risotto, gebratenen Pilzen aus der Altmark und grünem Spargel. Das Atrium ist im Restaurantführer Gault&Millau gelistet und hat 13 Punkte beziehungsweise eine Kochmütze erhalten.

In der warmen Jahreszeit trifft man sich hier zu Kaffee und Kuchen oder zum Essen im grünen Innenhof oder im Apfelgarten. Innen hat das Atrium, das Genießer aus der ganzen Region nach Stendal lockt, 30 Sitzplätze.

Stendal, Atrium – Foto: Beate Ziehres

Eingang des Atrium in der Breiten Straße

Museen, Kultur und Sehenswürdigkeiten in Stendal

Während einer Genießertour durch Stendal kommt auch der Kulturgenuss nicht zu kurz. In Stendal gibt es einige Museen. Das Winckelmann-Museum habe ich besucht. Außerdem laden in der Kreisstadt das Altmärkische Museum und das Landesfeuerwehrmuseum Sachsen-Anhalt ein.

Das Theater der Altmark hat ein eigenes Ensemble, das zu Gastspielen oft in der ganzen Altmark unterwegs ist. Hier haben einige bekannte Schauspieler ihre ersten Erfolge gefeiert, darunter „Derrick“ Horst Tappert. Tappert hatte sich beim Theater der Altmark eigentlich als Buchhalter beworben.

Ein Rundgang durch die Altstadt Stendals gleicht einer Reise in die Blütezeit der Hanse. Auf den Wegen der Backsteingotik können Sie Geschichte und Geschichten entdecken.

Winckelmann-Museum

Stendaler kennen das Winckelmann-Museum vielleicht noch als Kindermuseum. Doch inzwischen wurde das Museum neu konzipiert. Die Ausstellung präsentiert modern und sehr eindrücklich alles Wissenswerte rund um Johann Joachim Winckelmann.

Winckelmann ist ein Sohn Stendals. Er wurde 1717 als Sohn einer Schusterfamilie in einem kleinen Häuschen geboren, das an der Stelle des heutigen Museums stand. Sein Weg von der Grundschule über die Lateinschule bis hin zum Studium wird hier gezeigt. Denn für einen Schustersohn war es keinesfalls eine Selbstverständlichkeit, eine höhere Schule zu besuchen. Doch das ist nicht der Grund, weshalb Winckelmann ein ganzes Museum gewidmet ist.

Stendal, Winckelmann-Museum, Ausstellung – Foto: Beate Ziehres

Einblicke ins Studentenleben Winckelmanns.

JoJo Winckelmann gilt als Begründer der modernen Archäologie und Kunstwissenschaft. In Rom stieg er zum berühmtesten Altertumswissenschaftler seiner Zeit auf. Seine Sicht auf die Antike beeinflusste Kunst und Architektur weltweit.

Die ständige Ausstellung im Erdgeschoss des mehrflügeligen Museumsgebäudes startet gleich mit dem Ende Winckelmanns. Er wurde im Alter von 51 Jahren in Triest ermordet.

Johann Wolfgang von Goethe schrieb über dieses finale Ereignis in Winckelmanns Leben:

„dass ein kurzer Schrecken, ein schneller Schmerz ihn von den Lebendigen hinweggenommen.“

Übrigens: Es war nicht der Gärtner, sondern ein Koch, der Winckelmann auf dem Gewissen hatte. Und er musste die Tat nicht lange mit sich herumschleppen. Der Mörder wurde gefasst und hingerichtet.

Stendal, Winckelmann-Museum, Ausstellung – Foto: Beate Ziehres

Das Museum thematisiert auch den Mord an JoJo Winckelmann.

Nicht nur im neuen Familienmuseum gibt es Exponate zum Ausprobieren und Anfassen. Museumsdirektorin Dr. Stephanie Bruer legt viel Wert auf Barrierefreiheit. So gibt es beispielsweise für Blinde und Sehbehinderte Tastmodelle. Und einen Aufzug sowieso.

Stendal, Winckelmann-Museum, Museumsleiterin Dr. Stephanie Bruer (links) und Sibylle Paetow von der LandLeute GbR – Foto: Beate Ziehres

Museumsleiterin Dr. Stephanie Bruer (links) erläutert die Ausgrabungen von Patara.

Die Stationen für Kinder bringen übrigens auch Erwachsene kurzweilig und amüsant der Antike und der Archäologie näher. Die antike Erlebniswelt mit vielen interaktiven Stationen fordert alle Sinne und macht Spaß. Wann haben Sie eigentlich zum letzten Mal Schattentheater gespielt? Im Winckelmann-Museum ist das möglich.

Stendal, Winckelmann-Museum, Schattenkino zum Mitmachen – Foto: Beate Ziehres

Im Schattentheater kann jeder zum Barden werden – macht einen Heidenspaß!

Stendal, Winckelmann-Museum, Ausstellung – Foto: Beate Ziehres

In den Ausstellungen des Winkelmann-Museums gilt es viel zu probieren und zu entdecken.

Im Außenbereich gibt es ein Archäologen-Camp, in dem die Kinder graben können. Auch  das riesige Trojanische Pferd wird im Garten wieder aufgebaut.

Öffnungszeiten Winkelmann-Museum: Dienstag bis Sonntag 10 bis 17 Uhr

Stendal, Winckelmann-Museum, Umbauarbeiten im Hof – Foto: Beate Ziehres

Der Hof des Wickelmann-Museums wird noch umgestaltet. Wenn alles fertig ist, soll hier das Trojanische Pferd wieder aufgebaut werden.

Sehenswürdigkeiten in Stendal

Um ein Gesamtbild von der Hansestadt Stendal zu bekommen, breche ich zu einem Stadtrundgang auf. Er beginnt auf dem Marktplatz. Der Anblick des Gebäudeensembles mit Rathaus, Gerichtslaube, Roland und der Marienkirche beeindruckt mich schon mal sehr. Hier ist noch heute der Reichtum der alten Hansestadt sichtbar. Das Marktplatzensemble soll zu den schönsten im norddeutschen Backsteinraum zählen.

Altmark, Stendal: Giebel des Rathauses und die Türme der St. Marien Kirche. Foto: Beate Ziehres

Giebel des Rathauses und die Türme der St. Marien Kirche in Stendal.

Vor der gotischen Gerichtslaube ist der steinerne Roland nicht zu übersehen. Die Figur ist mit 7,80 Metern Höhe der drittgrößte Roland Deutschlands. Das Original aus dem Jahr 1525 wurde bei einem schweren Sturm beschädigt. Deshalb sieht man heute eine originalgetreue Kopie aus dem Jahr 1974.

Stendal, Roland – Foto: Beate Ziehres

Der Roland in Stendal.

Die Marienkirche bildete den Kern der Hansestadt und zeugt noch heute vom Stolz und Reichtum der Stendaler Kaufleute. An der südlichen Außenwand der Backsteinkirche sieht man eine Sonnenuhr. Von der reichen Innenausstattung sind noch bedeutende Stücke vorhanden. Neben Altar, Kanzel und Taufbecken ist die funktionsfähige astronomische Uhr aus dem 16. Jahrhundert zu erwähnen. Uhren dieser Art findet man nur in Städten der Hanse. Leider habe ich es nicht geschafft, die Marienkirche von innen zu besichtigen. Das ist aufgehoben für meinen nächsten Besuch in Stendal.

Vorbei am Winckelmannplatz mit dem Winckelmann-Denkmal erreiche ich die Breite Straße. Die Fußgängerzone ist das innerstädtische Einkaufszentrum mit Geschäften, Restaurants, Eisdielen und Cafés – ein schöner Ort zum Verweilen.

Stendal, Breite Straße – Foto: Beate Ziehres

Die Breite Straße in Stendal.

In der Verlängerung der Breiten Straße befindet sich in der Straße Schadewachten das ehemalige Katharinenkloster mit dem Altmärkischen Museum und nebenan – nicht zu übersehen – das Tangermünder Tor.

Das aus Feld- und Backsteinen erbaute Tangermünder Tor ist ein Rest der ehemaligen Stadtbefestigung. Von hier aus kann man am Pulverturm vorbei ein Stückchen auf der Wallanlage spazieren.

Rechterhand erhebt sich nun die wichtigste und größte Kirche der Stadt: der Dom St. Nikolaus. Das heute zu sehende Bauwerk stammt aus dem 15. Jahrhundert und ist ebenfalls der Backsteingotik zuzurechnen. Durch 22 kunstvoll bemalte, wertvolle Fenster aus dem späten Mittelalter zaubert die Sonne einzigartige Lichtspiele im Inneren des Gotteshauses. Der Dom beherbergt auch die größte Orgel der Altmark.

Stendal, Dom St. Nikolaus – Foto: Beate Ziehres

Stendal, der Dom St. Nikolaus.

Ich laufe weiter auf dem Westwall, komme an ehemaligen Klöstern und weiteren Kirchen vorbei zum prachtvollen Uengelinger Tor. Das Uengelinger Tor soll der schönste spätmittelalterliche Eintorturm im Gebiet der Backsteingotik sein und vergleichbar mit dem Lübecker Holstentor.

Altmark, Stendal: das Uengelinger Tor. Foto: Beate Ziehres

Stendal: das Uengelinger Tor.

Durchs Alte Dorf, den ältesten Siedlungsteil der Stadt, komme ich wieder zur Breiten Straße und spaziere zurück zum Ausgangspunkt meines Rundgangs: dem Marktplatz.

Kurioses aus der Hansestadt

  • Wohnen hinter Gittern: Das alte Gefängnis direkt neben dem Gerichtsgebäude wurde zu Wohnungen umgebaut.
  • 41 Jahre kreisfreie Stadt: 1909 schied Stendal aus dem Landkreis Stendal aus, ein eigener Stadtkreis entstand. 1950 wurde die Stadt wieder dem Landkreis zugeordnet.
  • Hansestadt auf Wunsch der Bürger: In einer Bürgeranhörung stimmten 2009 78 % der Einwohner dafür, dass Stendal in Hansestadt Stendal umbenannt wird.

Die Altmarkblogger des Jahres 2017, Monika und Petar Fuchs, haben detailliert über Stendal und die Sehenswürdigkeiten der Hansestadt geschrieben.  Hier ist ihr Bericht.

Vielen Dank an die Lokale Leader Aktionsgruppe Uchte-Tanger-Elbe, die mich zu dieser Recherche-Reise in die Altmark eingeladen und den Besuch vorbereitet hat. Als Altmarkbloggerin habe ich ein Honorar erhalten. Meine Meinung bleibt trotzdem meine eigene.

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Essen in Tunesien: Gewürze, Märkte und ein Rezept für Harissa https://www.reiselust-mag.de/tunesien-essen/ Sat, 15 Jun 2019 21:27:50 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=3326 Essen in Tunesien – das sind Gegensätze: Scharfe Harissa, eine rote Würzpaste, wechselt sich mit geschmacksintensivem Gemüse ab. Dazu gibt es köstliches Fladenbrot, das mancherorts im heißen Wüstensand gebacken wird. Die Krönung einer Mahlzeit ist honigsüßes Baklava.

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Tunesisches Essen ist einer von 1001 Gründen, die für einen Urlaub in diesem nordafrikanischen Land sprechen. In der Heimat von Harissa – dem tonangebenden tunesischen Gewürz – und Couscous kann man es sich kulinarisch so richtig gut gehen lassen. Ich denke beispielsweise an fruchtige Oliven, saftiges Gemüse, süße Datteln und köstliches, im heißen Wüstensand gebackenes Fladenbrot. Der beste Ort, um alle Zutaten für tunesisches Essen zu kaufen, sind lokale Märkte wie beispielsweise in Tunis.

Märkte in Tunesien

Auf den Märkten zeigt sich die ganze Fülle, aus der die Köchinnen und Köche in Tunesien schöpfen können: Berge von grünen Bohnen, Fenchel und sogar Trüffel werden hier feilgeboten. Dazu Gewürze in einer bunten Vielfalt und in riesigen Mengen! Getrocknete rote Peperoni und Knoblauch – die Hauptzutaten der tunesischen Chilipaste Harissa – fehlen natürlich nirgendwo.

Essen in Tunesien: Überraschung auf dem Markt von Tataouine: Trüffel

Überraschung auf dem Markt von Tataouine: Trüffel

Authentisch: Markt in Tataouine

Um es vorweg zu nehmen: Ich habe keine Trüffel mit nach Hause genommen, obwohl die Verlockung groß war. Denn ich entdeckte sie schon zu Beginn meiner Rundreise durch den Süden Tunesiens auf dem Markt in Tataouine.

Essen in Tunesien: Reichlich Bohnen auf dem Markt von Tataouine. Essen in Tunesien: Dattel-Stand in Tataouine

Über den Markt von Tataouine zu bummeln, ist ein einzigartiges Erlebnis. Fernab von jeglichem Touristenrummel zeigt sich Tunesien hier ganz authentisch. Die Händler gehen ihren Geschäften nach, die Bewohner der Stadt machen Besorgungen. Viele Männer tragen den traditionellen, wollenen Burnus, die Frauen bunte, lange Röcke. Auch die Technik, die manche Frauen einsetzen, um schwere Einkäufe unter Zuhilfenahme des Kopfes nach Hause tragen, beeindruckt mich sehr.

Markt in Tunis: Gewürze so weit das Auge reicht

Vor dem Rückflug besuche ich den Markt in der Altstadt von Tunis, um mich einzudecken mit Gewürzen, Datteln, Oliven und Olivenöl. Denn in das tunesische Essen habe ich mich schon in den ersten Tagen verliebt. Ich will unbedingt zuhause einige Gerichte nachkochen und auch meinen Lieben den Geschmack Nordafrikas näher bringen.

In der Markthalle in der Medina von Tunis werde ich auf jeden Fall fündig: Die ganze Gewürzvielfalt Nordafrikas steht hier in Säcken bereit. Dazu Oliven in allen denkbaren Variationen, Berge von frischer Petersilie und anderen Gemüsearten. Ich kaufe Chili- und Currypulver in Tüten, frisch abgewogen und abgefüllt nach meinen Wünschen.

Essen in Tunesien: Gewürze wie Curry und Chili auf dem Markt von Tunis Essen in Tunesien: Oliven auf dem Markt von Tunis. Essen in Tunesien: Berge von Petersilie auf dem Markt von Tunis.

Außerdem lege ich mir auf dem Markt in Tunis einen Dattelvorrat zu. Das Zentrum des Dattelanbaus in Tunesien liegt übrigens in der Oase Tozeur am Nordrand der Sahara. Die köstlichste Sorte unter dieser typischen Frucht des Südens ist die Deglet El Nour – sie zergeht auf der Zunge!

Das Marktgeschehen in Tunis ist – wie das ganze Leben in der Hauptstadt – europäischer geprägt als im Süden Tunesiens. Das gilt auch für das Essen im grünen Norden, wo Olivenhaine und Weinreben das Landschaftsbild bestimmen.

Tunesische Gewürze

Da kaum ein Gericht in Tunesien ohne Harissa auskommt, kaufe ich davon auf dem Markt in Tunis gleich ein ganzes Eimerchen. Die typisch nordafrikanische, rote Würzpaste hat es in sich – mal mehr, mal weniger, je nach Zusammensetzung. Sie besteht aus Pfefferschoten, Olivenöl, Knoblauch, Koriander, Kreuzkümmel und manchmal Petersilie.

An den Marktständen wird Harissa in unterschiedlichen Schärfegraden angeboten. Harissa ist in vielen landestypischen Gerichten bereits enthalten. Trotzdem wird die scharfe Würzpaste noch zusätzlich separat gereicht. Mit etwas Olivenöl vermischt schmeckt Harissa Arbi – die hausgemachte, nicht konservierte Chilipaste – superlecker zu Brot. Weitere typische Gewürze Tunesiens sind Kreuzkümmel und Kurkuma. Süßes Gebäck und nach dem Essen angebotenes Baklava wird mit Rosenwasser und Honig aromatisiert.

Essen in Tunesien: Gewürze auf dem Markt von Tunis

Gewürze auf dem Markt von Tunis.

Mediterran-italienische Einflüsse zeigen sich in der Küche ganz Tunesiens, aber besonders im Norden. Gerne verwenden die Köchinnen und Köche Zitronensaft, um den Gerichten eine fruchtig-frische Note zu geben. Deshalb ist es auch kein Wunder, dass dieser Händler auf dem Markt von Tunis leidenschaftlich mit Zitronen handelt.

Essen in Tunesien: Zitronen-Händler in Tunis

Zitronen-Händler in Tunis, Tunesien.

An seinem überaus fotogenen Stand betreibt der Mann ein außergewöhnliches Hobby. Er dreht den Spieß um und fotografiert Touristen und Marktbesucher, umrahmt von seinen Zitronen.

Tunesisches Essen

In der tunesischen Küche wird viel Gemüse verarbeitet, dazu Lamm- oder Hammelfleisch, Hühnchen und Fisch. Als Beilage gibt es Couscous und Fladenbrot, hin und wieder auch Reis. Die bei uns überaus beliebte Kartoffel gibt es in Tunesien auch, hier fällt sie allerdings unter die Rubrik Gemüse.

Chorba

Ich muss an dieser Stelle zugeben, dass ich eine große Schwäche für Suppen habe. Chorba, eine tunesische Spezialität aus dem Suppentopf, die in Tunesien oft vor dem Hauptgang gereicht wird, hat mich wirklich vom Hocker gerissen. Jeder Koch bereitet Chorba nach seinem eigenen Rezept zu. Und so unterschiedlich die Zutaten, so unterschiedlich ist auch der Schärfegrad von Chorba.

Mein absoluter Favorit unter allen Chorba-Varianten, die ich probiert habe, kam im Wüstencamp Zmela auf den Tisch. Der Hammer! Aromatisch-scharf aus Lammfleisch zubereitet und mit einer Einlage aus verschiedenen Gemüsen und kleinen reiskornförmigen Nudeln. Nur der Koch weiß, welche Gewürze hier für den wunderbaren Geschmack verantwortlich sind.

Brik

Brik nennt sich eine tunesische Spezialität – eine Art Fingerfood – aus wenig Blätterteig und viel Füllung. Das gerollte Teigblatt ist auf jeden Fall mit Ei gefüllt und optional zusätzlich mit Fleisch oder Thunfisch. Auch hier ist der Phantasie des Kochs oder der Köchin keine Grenze gesetzt. Wichtig: Das gefüllte Werk wird in Olivenöl knusprig ausgebacken, mit frischer Zitrone serviert und heiß gegessen.

Mir hat die Brik-Variante im Restaurant des Troglodyten-Hotels Kenza im Berberdorf Chenini in der Nähe von Tataouine am besten geschmeckt. Vielleicht hat dazu auch die authentische Umgebung und Einrichtung der Gaststätte beigetragen. Wenn Sie Chenini besuchen, sollten Sie unbedingt einen Besuch in diesem Lokal und vielleicht sogar eine Übernachtung in einer traditionellen Wohnhöhle einplanen.

Essen in Tunesien: Brik

Brik

Mechouia-Salat

Eine Brik-Abwandlung namens „Finger der Fatima“ wurde im Wüstencamp Zmela serviert. Hat ebenfalls sehr gut geschmeckt. Auf dem Teller ist neben dem „Finger der Fatima“ auch Mechouia-Salat aus gegrilltem Gemüse – meist süße und scharfe Paprika, Tomaten und Auberginen – zu sehen. Vielerorts kommt der pikant gewürzte Salat schon zum Frühstück auf’s Buffet. Da ist für mich der Tag gerettet!

Essen in Tunesien: Brik Finger der Fatima und Mechouia-Salat .

Brik „Finger der Fatima“ und Mechouia-Salat.

Couscous

Couscous ist das Essen in Nordafrika und den Golfstaaten schlechthin. Es handelt sich dabei um grobkörnigen Hartweizengrieß, der im Dampf einer Gemüse-, Fleisch- oder Fischsauce gegart wird. Der Grieß wird mit einer Art schmackhaftem Eintopf übergossen, der große Stücke unterschiedlicher Gemüse enthält. Dazu gibt es geschmorte Hühnchen- oder Lammstücke.

Essen in Tunesien: Couscous mit Hühnchen im Wüstencamp Zmela

Couscous mit Hühnchen im Wüstencamp Zmela

Fladenbrot, im heißen Sand gebacken

Fladenbrot ist nicht gleich Fladenbrot. Und im Wüstencamp Zmela ähnelt das Brotbacken einer Zeremonie. Wenn die Dunkelheit angebrochen ist, versammeln sich alle Gäste an einem windgeschützten Ort um ein Feuer, das im Wüstensand entfacht wurde.

Während das Feuer niederbrennt und die Menschen über das Woher und Wohin schwatzen, formt der Koch aus dem vorbereiteten Teig einen riesigen Fladen. Das Brot wird anschließend im vom Feuer erhitzen Sand gebacken. Noch warm und pur direkt am Feuer genossen ist es das köstlichste Fladenbrot, das ich jemals gegessen habe! Natürlich wird das Brot anschließend auch zum Abendessen gereicht. Alleine diese tunesische Spezialität wäre für mich Anlass genug, wieder ins Wüstencamp Zmela zu fahren.

Essen in Tunesien: Sitzen am Feuer, während der Koch den Teigfladen formt. Essen in Tunesien: Das Brot backt im heißen Sand. Essen in Tunesien: Mit dem Handtuch klopft der Koch Sand und Asche vom Brot ab. Essen in Tunesien: Das Fladenbrot ist fertig.

Baklava

Ein Essen in Tunesien wird gekrönt von süßem Gebäck. Wer jemals in der Türkei oder in Griechenland war, kennt Baklava. Die knusprigen, honigsüßen Kunstwerke enthalten Mandeln, Nüsse, Datteln oder eine Pistazienpaste. Manche sind mit Rosenwasser aromatisiert.

Mehr inspirierenden Lesestoff über die tunesische Küche finden Sie hier.

Deshalb liebe ich kulinarische Souvenirs

Tatsächlich habe ich mich bisher zuhause an Mechouia-Salat versucht. Ich finde, er ist ganz gut gelungen, nächstes Mal werde ich ihn weiter optimieren. Die Harissa im Eimerchen nimmt ab, ebenso wie das Olivenöl und die anderen mitgebrachten Gewürze. Oliven und Datteln sind sowieso längst verputzt.

Diesen Aspekt liebe ich an Souvenirs zum essen besonders: Nichts hält die Erinnerung an eine Reise in ein fernes Land so nachhaltig wach wie der Geschmack und der Geruch von Speisen. Und ich brauche nichts abzustauben …

Rezept für tunesische Harissa

Und weil mein Vorrat an Harissa, den ich vom Markt in Tunis mitgebracht habe, zu Ende geht, habe ich versucht, Harissa selbst zu machen. Es ist nicht allzu schwer und das Rezept bietet jede Menge Spielraum für Variationen. Denn auch in Tunesien ist es so, dass jede Hausfrau ihr eigenes Geheimrezept für Harissa hat.

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Tunesische Harissa

Gericht Würzpaste
Küche Arabischer Raum, Nordafrika, Tunesien
Keyword tunesisches Gewürz
Vorbereitungszeit 40 Minuten
Zubereitungszeit 10 Minuten

Kochutensilien

  • 1 Pürierstab oder Küchenmaschine

Zutaten

  • 100 g getrocknete rote Chilischoten
  • 10 Stk Knoblauchzehen
  • 1 EL gemahlene Korianderkörner
  • 1 EL Kreuzkümmel
  • Zimt nach Geschmack
  • Salz nach Bedarf
  • Olivenöl 1. Pressung
  • evtl. kleingehackte Petersilie

Anleitungen

  • Chilischoten der Länge nach seitlich einschneiden, evtl. Kerne entfernen.
  • Die Schoten mit kochendem Wasser übergießen und etwa 30 Minuten einweichen.
  • In der Zwischenzeit Knoblauchzehen schälen.
  • Chilischoten aus dem Wasser nehmen, etwas abtropfen lassen und mit dem Knoblauch in ein Püriergefäß geben, pürieren
  • Gewürze und etwas Olivenöl dazugeben und weiter pürieren, bis eine glatte, geschmeidige Masse entstanden ist. Bei Bedarf mehr Olivenöl hinzufügen.
  • In ein sauberes und trockenes Glas geben, die Oberfläche mit Olivenöl bedecken. Im Kühlschrank aufbewahren.

Notizen

Zum Vorbereiten der Chilischoten entweder Handschuhe anziehen oder Hände danach sehr gut waschen und möglichst für eine Weile nicht ins Gesicht fassen!

Dies ist mein Beitrag zur Blogparade Kulinarische Souvenirs , zu der Ina von Genussbummler eingeladen hat. Es war mir mal wieder ein Vergnügen, mich an meine Reise nach Tunesien zu erinnern und über die kulinarischen Genüsse, die mich dort erwartet haben, zu schreiben.

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So schmeckt’s in der Altmark: Rinderschmorbäckchen mit Urkarotten https://www.reiselust-mag.de/so-schmeckts-in-der-altmark-rinderschmorbaeckchen-mit-urkarotten/ https://www.reiselust-mag.de/so-schmeckts-in-der-altmark-rinderschmorbaeckchen-mit-urkarotten/#comments Tue, 13 Feb 2018 17:38:46 +0000 http://www.reiselust-mag.de/?p=1759 Küchenspione schauten bei Marcus Wagener in der Gaststätte "Stadt Braunschweig" in Hohengöhren in die Töpfe.

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Werbung: Dieser Beitrag entstand in Kooperation mit der LandLeute – Agentur für Regionalentwicklung GbR

Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Das gilt nicht nur in der heimischen Küche, sondern kann sogar für ganze Regionen zutreffen. So habe ich beispielsweise über den kulinarischen Umweg dieser Tage den Elb-Havel-Winkel entdeckt. Denn der Grund für meine Reise in den nordöstlichen Zipfel Sachsen-Anhalts waren Rinderschmorbäckchen mit Urkarotten, Kartoffelstampf und Kartoffelstroh.

Küchenspione im Elb-Havel-Winkel unterwegs

Und so finde ich mich plötzlich mit einer Schürze, auf der das Wort „Küchenspione“ prangt, am Herd der Gaststätte „Stadt Braunschweig“ in Hohengöhren (Altmark) wieder. Nun ja, zumindest bildlich gesprochen. Denn am Herd wirkt Chefkoch Marcus Wagener selbst.

Mein Job ist das Schnippeln und glücklicherweise habe ich Verstärkung: Jenny Freier, Tourismusmanagerin der Verbandsgemeinde Elbe-Havel-Land, und Björn Gäde, LEADER-Manager LAG Elb-Havel-Winkel, schwingen ebenfalls die scharfen Messer. Um ehrlich zu sein: die Beiden übernehmen den Löwenanteil der Arbeit. Sie sind auch schon geübt beim Spionieren. Schließlich ist es ihr zweiter Einsatz im Elb-Havel-Winkel.

Küchenspione am Schnippeln: Björn Gäde hilft mir mit den Kartoffeln – Foto: Jenny Freier

Küchenspione am Schnippeln: Björn Gäde hilft mir mit den Kartoffeln – Foto: Jenny Freier

Fleischspezialität im Elf-Havel-Winkel: Rinderbäckchen

Aber nun zu den Hauptdarstellern des Vormittags: den Rinderbäckchen. Wobei diese Bezeichnung den falschen Eindruck vermittelt. Denn für „Bäckchen“ sind die Fleischstücke, die Marcus Wagener gerade pariert und würzt, ziemlich groß. Tatsächlich handelt es sich dabei um die Wangen der Rinder und um mit die zartesten Stücke, die das Tier zu bieten hat.

Marcus Wagener bereitet die Rinderbäckchen vor – Foto: Beate Ziehres

Marcus Wagener bereitet die Rinderbäckchen vor – Foto: Beate Ziehres

Dabei wollte der Koch, als er von einer Reise durch die Küchen Europas und sogar eines Kreuzfahrtschiffs in den elterlichen Gasthof zurückkehrte, eigentlich Schweinebäckchen kochen. Doch der Fleischer hatte keine Schweinebäckchen, dafür empfahl er Rinderbäckchen. Marcus Wagener griff zu und entwickelte das altmärkische Traditionsgericht zur Perfektion – wie ich finde.

Das war 2013 und dramatischer als der Fleischeinkauf war Marcus Wageners Rückkehr in die Heimat. Er war der letzte, der mit Sack und Pack und seinem Motorrad auf dem Anhänger Hohengöhren erreichte, bevor der ganze Landstrich durch die Elbfluten von der Außenwelt abgeschnitten wurde. Doch heute steht Wagener aufgrund seiner Kochkunst im Mittelpunkt des Interesses.

Ein Reporter des MDR interviewt Marcus Wagener beim Zubereiten der Rinderschmorbäckchen – Foto: Beate Ziehres

Ein Reporter des MDR interviewt Marcus Wagener beim Zubereiten der Rinderschmorbäckchen – Foto: Beate Ziehres

Begleitung für die Rinderschmorbäckchen: Gemüse

Weil wir gerade von „abgeschnitten“ sprachen: Während Marcus in einer Pfanne Pflanzenöl erhitzt und die Rinderbäckchen scharf anbrät, schneiden Jenny und Björn Zwiebeln, Karotten, Sellerie und Porree in Stücke. Das angebratene Fleisch kommt in einen großen Topf, dafür wandert jetzt das Gemüse in die Pfanne und wird ebenfalls unter Rühren angeröstet.

Das Fleisch ist pariert, das Gemüse geschnitten – Foto: Beate Ziehres

Das Fleisch ist pariert, das Gemüse geschnitten – Foto: Beate Ziehres

Ein Teil der Rinderbäckchen ist schon angebraten, das letzte Stückchen brutzelt noch in der Pfanne – Foto: Beate Ziehres

Ein Teil der Rinderbäckchen ist schon angebraten, das letzte Stückchen brutzelt noch in der Pfanne – Foto: Beate Ziehres

Jetzt brät auch das Gemüse in der Pfanne – Foto: Beate Ziehres

Jetzt brät auch das Gemüse in der Pfanne – Foto: Beate Ziehres

 

Als das Gemüse Farbe angenommen hat, gibt Marcus Tomatenmark hinzu und rührt weiter, bis die Soßengrundlage karamellisiert. Immer wieder gießt der Koch anschließend Rotwein zu und lässt die Flüssigkeit einkochen – durch die Küche zieht bereits ein köstlicher Duft! Eineinhalb Liter Rotwein später ist der Koch zufrieden mit der Konsistenz des Pfanneninhalts, der daraufhin zum Fleisch in den Topf kommt.

Delikatesse aus dem 12. Jahrhundert: Urkarotten

Jetzt brauchen die Küchenspione Geduld: Drei Stunden müssen die Rinderbäckchen nun schmoren. Zeit, um sich den Beilagen zu widmen. Wir bewundern die violetten Urkarotten, die auch geschält noch die gleiche intensive Farbe haben. Marcus kocht sie im Ganzen in Salzwasser. Erst als sie gar sind, werden sie in Stücke geschnitten und anschließend in Butter glasiert.

Die Urkarotten, geschält und durchgeschnitten – Foto: Beate Ziehres

Die Urkarotten, geschält und durchgeschnitten – Foto: Beate Ziehres

Die Urkarotten, gekocht – Foto: Beate Ziehres

Die Urkarotten, gekocht – Foto: Beate Ziehres

Zeit auch für eine kurze Rückblende ins Jahr 2013: Heimkehrer Marcus übernahm damals das Zepter in der Küche von seiner Mutter Karin Wagener. Andrea Schröder, Lokalchefin der Tageszeitung „Volksstimme“, die den Werdegang der Rinderschmorbäckchen ebenfalls verfolgt, will wissen, warum die Gaststätte „Stadt Braunschweig“ heißt. Doch das weiß auch Karin Wagener nicht genau. Sicher weiß man allerdings, dass das Haus in Hohengöhren eine lange Tradition als Gasthaus hat. Früher hielten hier die Postkutschen an, die Kutscher speisten und übernachteten und für die Pferde gab es Ställe.

Presserummel in der Küche – Foto: Beate Ziehres

Presserummel in der Küche – Foto: Beate Ziehres

Rote Kartoffeln aus dem Hausgarten

Heute hat das „Stadt Braunschweig“ immer noch Gästezimmer und Mutter und Sohn arbeiten im Team. Marcus’ Vater Hartmut Wagener leistet übrigens ebenfalls einen Beitrag zum heutigen Gericht: Aus seinem Garten stammt die rote Kartoffelspezialität, die ich nun in ganz feine Streifen schneiden soll. Ganz zum Schluss werden die Streifen frittiert und krönen als Kartoffelstroh die Mahlzeit.

Die roten Kartoffeln aus Hartmut Wageners Garten werden geschält ... – Foto: Jenny Freier

Die roten Kartoffeln aus Hartmut Wageners Garten werden geschält … – Foto: Jenny Freier

... in feine Streifen geschnitten (aber wirklich, sonst gibt's Mecker vom Meister) ... – Foto: Beate Ziehres

… in feine Streifen geschnitten (aber wirklich, sonst gibt’s Mecker vom Meister) … – Foto: Beate Ziehres

... und anschließend frittiert – Foto: Beate Ziehres

… und anschließend frittiert – Foto: Beate Ziehres

Die Rinderschmorbäckchen sind angerichtet!

Dann geht dank Marcus Wageners Professionalität alles ganz schnell: Die Rinderschmorbäckchen werden aufgeschnitten und auf einem Bett aus Kartoffelstampf angerichtet. Darüber kommen die glasierten Urkarotten, viel Soße und am Schluss das Kartoffelstroh. Das duftet köstlich und sieht genauso aus.

Liebevolle Arbeit beim Anrichten – Foto: Beate Ziehres

Liebevolle Arbeit beim Anrichten – Foto: Beate Ziehres

Et voilà: Die Rinderschmorbäckchen sind angerichtet – Foto: Beate Ziehres

Et voilà: Die Rinderschmorbäckchen sind angerichtet – Foto: Beate Ziehres

Das Rinderschmorbäckchen steht auf dem Tisch – Foto: Beate Ziehres

Das Rinderschmorbäckchen steht auf dem Tisch – Foto: Beate Ziehres

So schmecken Rinderschmorbäckchen

Nun schreiten die Küchenspione zur Verkostung. Die Konsistenz des Fleisches: absolut zart, es zerfällt auf der Zunge! Der Geschmack der gesamten Komposition kann getrost als Gedicht bezeichnet werden. Die Urkarotten erinnern ein ganz klein wenig an die süßlichen Roten Beete, das Kartoffelstroh ist knusprig und die Soße samt Fleisch ein geschmackliches Highlight. Hier schmeckt man, dass ein Meister seines Fachs am Herd stand.

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Nach dem Essen haben mich Jenny Freier und Björn Gäde mitgenommen zu einer Exkursion nach Schönhausen (Elbe) und nach Tangermünde. Über meinen Besuch im Geburtsort des ersten Reichskanzlers Otto von Bismarck und über die kurze Zeitreise ins Mittelalter berichte ich im Beitrag Schönhausen im Elb-Havel-Winkel: 4 Sehenswürdigkeiten.

Nun sind Sie aber zuerst eingeladen, Rinderschmorbäckchen selbst zuzubereiten oder im „Stadt Braunschweig“ zu kosten.

Rezept Rinderschmorbäckchen mit Urkarotten

Rinderschmorbäckchen

  • 4 Rinderschmorbäckchen mit Salz und Pfeffer würzen, scharf in Pflanzenöl in der Pfanne anbraten, herausnehmen
  • 3 Möhren, 200 gr. Sellerie, 3 Zwiebeln, 2 ungeschälte Knoblauchzehen, ½ Stange Lauch in Stücke schneiden, mit Petersilienstengeln ebenfalls in Pflanzenöl anbraten. Mit 3 Pimentkörnern und 2 Lorbeerblättern würzen.
  • Tomatenmark dazugeben, Farbe annehmen lassen, 1,5 Liter trockenen Rotwein nach und nach zugeben und verkochen lassen
  • Soßenansatz in den Topf zum Fleisch geben, 1 Liter Wasser zugeben, 3 Stunden schmoren lassen
  • Wenn das Fleisch gar ist, herausnehmen. Soße durch ein Sieb streichen.
  • 1 kleine Tasse Flüssigkeit mit 2 EL Maisstärke verrühren, Soße binden, mit Salz abschmecken.

Achtung: Die Rinderbäckchen nicht zu lange schmoren lassen, sonst zerfallen sie im Topf!

Das Rezept ist für 4 Personen

Urkarotten

  • Urkarotten mit dem Sparschäler schälen, im Ganzen in Salzwasser kochen, in Stücke schneiden, in der Pfanne mit Butter und Zucker glasieren

 

Gaststätte „Stadt Braunschweig“
Große Straße 17
39524 Hohengöhren
Telefon: 039323 75659

Link zur Facebook-Seite der Gaststätte „Stadt Braunschweig“

Die Aktion „Küchenspione“ wurde 2019 mit dem Tourismuspreis des Landes Sachsen-Anhalt ausgezeichnet. Mehr darüber hier.

Martina von Places and Pleasure war ebenfalls als Küchenspionin im Elb-Havel-Winkel unterwegs. Sehen Sie hier, was Martina zubereitet hat. Es klingt echt lecker!

Der Beitrag So schmeckt’s in der Altmark: Rinderschmorbäckchen mit Urkarotten erschien zuerst auf Reiselust-Mag.

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New Mexico: 3 kulinarische Entdeckungen in Santa Fe https://www.reiselust-mag.de/heiss-kulinarische-entdeckungsreise-new-mexico/ Tue, 25 Apr 2017 12:54:59 +0000 http://www.reiselust-mag.de/?p=1105 Die Schoten sind klein, rot, grün und vor allem scharf: Chili prägt die Küche des amerikanischen Südwestens. Während einer Reise nach Santa Fe habe ich den charakteristischen Geschmack New Mexicos kennen und lieben gelernt.

Der Beitrag New Mexico: 3 kulinarische Entdeckungen in Santa Fe erschien zuerst auf Reiselust-Mag.

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Chili-Liebhaber kommen in New Mexico auf ihre Kosten. Genau wie die Freunde einer guten Margerita. Und ich füge einen kulinarischen Höhepunkt hinzu, den ich im Südwesten der USA, genauer gesagt in Santa Fe, entdeckt habe: die Tortilla-Suppe.

#1: Chili, Chili über alles in Santa Fe, New Mexico

Dass die kleinen roten und grünen Scharfmacher eine Spezialität in New Mexico sind, ist mir gleich nach meiner Ankunft in Santa Fe, der Hauptstadt des Staates, aufgefallen. Überall hängen getrocknete rote Früchte, schön zusammengeflochten zu kleinen Kunstwerken. Die offizielle Frage in New Mexico lautet: rot oder grün? Welches die beste Antwort darauf ist verrate ich am Ende dieses Beitrags.

Chili als Patio-Deko in Santa Fe, New Mexico – Foto: Beate Ziehres

Chili als Patio-Deko in Santa Fe, New Mexico – Foto: Beate Ziehres

In der  Santa Fe School of Cooking habe ich dann spätestens erfahren, dass Chili hier auch gerne in den Kochtopf wandert. Die grüne Variante vorzugsweise geröstet und geschält in zahlreichen Saucen, aber auch in Enchiladas, Burritos, Burgers oder im Reis. Darüber hinaus gibt es zahlreiche andere Variationen – grüne Chilischoten gehen eigentlich immer und verleihen den Gerichten des Südwestens den charakteristischen Kick.

Rote Chilis werden hingegen meist getrocknet und zu Pulver vermahlen. Das Pulver ist Grundlage der roten Chili-Sauce. Dazu wird Chili mit Wasser in einem Topf gekocht, mit verschiedenen Kräutern und Gewürzen wie Zwiebeln und Knoblauch püriert – fertig ist New Mexican Style Rote-Chili-Sauce.

So kocht man in New Mexico: In der Santa Fe School of Cooking geht es hoch her auf dem Herd – Foto: Beate Ziehres

So kocht man in New Mexico: In der Santa Fe School of Cooking geht es hoch her auf dem Herd – Foto: Beate Ziehres

Was hilft, wenn es brennt im Mund

Michelle Chavez – zu sehen auf dem Titelbild des Beitrags – macht uns in der Kochschule mit den Feinheiten der Küche New Mexicos bekannt. Sie weiß auch, was hilft, wenn’s brennt – im Mund natürlich, nicht in der Küche. Nicht Wasser, nicht Milch, nein. Nur Tequila, pur „genossen“, hilft ihr zufolge gegen Chili-Schärfe.

Die Köchin muss es wissen. Sie bringt 26 Jahre Erfahrung in der Küche mit und hat unter anderem Bill Clinton und George W. Bush bekocht, bevor sie sich in Santa Fe niedergelassen hat.

Besonderes Mitbringsel: Chili aus Chimayo

Ich war übrigens dermaßen inspiriert von den Aromen New Mexicos, dass ich mir rotes und grünes Chilipulver mitgebracht habe von meiner Reise. Genauer gesagt von einem Ausflug nach Chimayo. Das Dorf in den Bergen im Norden New Mexicos ist Heimat einer eigenen Chili-Sorte mit der lateinischen Bezeichnung „Capsicum annuum Chimayo“. Erst im Jahr 2003 wurde das 300 Jahre alte Saatgut wiederentdeckt und der Anbau der traditionellen Sorte in Chimayo wiederbelebt. So kommt es, dass es im altertümlich anmutenden Laden des Ortes, dem El Potrero Trading Post, die größte Auswahl an Chili Pulver gibt, die ich jemals gesehen habe.

Landausflug: El Potrero Trading Post in Chimayo, New Mexico – Foto: Beate Ziehres

Landausflug: El Potrero Trading Post in Chimayo, New Mexico – Foto: Beate Ziehres

Und auch nebenan wird reichlich Chili angeboten: typisch New Mexico – Foto: Beate Ziehres

Und auch nebenan wird reichlich Chili angeboten: typisch New Mexico – Foto: Beate Ziehres

#2: Tortilla-Suppe – auf jeder Speisekarte in New Mexico

Chili ist auch Bestandteil der Tortilla-Suppe, die wir gleich am Abend nach unserer Ankunft in Santa Fe genossen haben. Ich hatte noch nie zuvor Tortilla-Suppe gegessen. Aber das Gericht, das wohl in jedem Restaurant New Mexicos auf der Karte steht, hat einen bleibenden Eindruck bei mir hinterlassen. Bezeichnend – und typisch für Amerika – ist, dass jedes Lokal von sich behauptet, die beste Tortilla-Suppe der Welt anzubieten. Eine Behauptung, die mit Vorsicht zu genießen ist. Aber vielleicht kann man sagen, dass in New Mexico die beste Tortilla-Suppe der Welt gekocht wird ;-).

Mein ganz persönlicher Favorit basiert auf einem Rezept aus Taos. Wenn Kinder zu Besuch kommen, kochen wir die Suppe im Garten über dem Lagerfeuer und verkaufen sie den kleinen Suppenkaspern als Hexensuppe. Seit wir diesen Trick ausprobiert haben, ist Hexensuppe der Renner schlechthin.

Rezept: Tortilla-Suppe aus dem Wilden Westen

Das Rezept reicht für 6 Personen

Für die Suppe:

  • 1 kleine Dose Kichererbsen, abgegossen und abgespült
  • 1 kleine Dose schwarze Bohnen, abgegossen und abgespült
  • 2 Karotten, in Scheiben geschnitten
  • 2 gekochte Hähnchenbrustfilets, klein geschnitten
  • 8 Tassen Hühnerbrühe
  • 1 kleine Dose geschälte Tomaten
  • 1,5 TL Oregano, getrocknet
  • 1 rote Chilischote, in sehr feine Streifen geschnitten
  • 1,5 TL Cumin
  • 2 Tassen gekochten Langkornreis
  • Salz

Toppings:

  • 2 Avocados, in Spalten geschnitten
  • 200 gr. geriebener Cheddarkäse
  • 8 Mais-Tortilla-Fladen, in Streifen geschnitten

Die Tortilla-Streifen auf ein mit Backpapier ausgelegtes Backblech geben und etwa 10 Minuten bei 180 Grad im Ofen backen, bis sie knusprig sind. In einem großen Topf Brühe, gekochte Hähnchenstücke, Bohnen, Gemüse und Gewürze zum Kochen bringen. Etwa 10 Minuten köcheln lassen, bis die Karotten weich sind. Mit Salz abschmecken. In jede Suppenschale 1 bis 2 Esslöffel gekochten Reis geben und die fertige Suppe darüber löffeln. Tortilla-Streifen, Avocados und Käse dazu reichen, sie werden auf die Suppe gegeben.

#3: Margerita – das „National“-Getränk New Mexicos

Das dritte kulinarische Highlight New Mexicos sind ohne Zweifel die Margeritas. Sie waren wie die Tortilla-Suppe ständiger Begleiter unserer Abende im Südwesten. In der Disziplin des Margerita-Mixens stehen die Barkeeper in einem ständigen Wettbewerb. Wer 31 ganz spezielle Margeritas probieren möchte, ist auf dem Santa Fe Margarita Trail richtig. Teilnehmende Bars und weitere Informationen finden Sie auf dieser Webseite.

Eine Zutat haben wohl alle Margeritas in Santa Fe gemeinsam: Chili! Ich konnte jedenfalls nicht genug kriegen von den süffigen Cocktails. Und damit komme ich wieder zu der eingangs erwähnten Nationalfrage „rot oder grün?“. Die beste Antwort lautet „Christmas“. Will heißen, ein Gericht beinhaltet rote UND grüne Chilis.

Wenn Sie jetzt Lust bekommen haben, ein paar Rezepte aus New Mexico auszuprobieren, finden Sie hier eine Auswahl.

Der Beitrag New Mexico: 3 kulinarische Entdeckungen in Santa Fe erschien zuerst auf Reiselust-Mag.

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