Polen Archive | Reiselust-Mag Reisetipps für Bestager Sun, 25 May 2025 20:48:39 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.1 https://www.reiselust-mag.de/wp-content/uploads/cropped-Logo-Reiselust-32x32.png Polen Archive | Reiselust-Mag 32 32 Stettiner Haff Rundweg – mit dem Fahrrad durch Westpommern https://www.reiselust-mag.de/stettiner-haff-rundweg-fahrrad/ Tue, 16 Jul 2024 12:05:22 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=6201 Radtour auf dem polnischen Teil des Stettiner Haff Rundwegs – von Stettin nach Swinemünde. Immer dabei: Wasser, wilde Natur, malerische Landschaften und gutes Essen.

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In zwei Tagen von Stettin nach Swinemünde mit dem Fahrrad – oft nahe am Stettiner Haff, manchmal durch atemberaubende Wälder, immer inmitten wunderschöner Landschaft. 130 abwechslungsreiche Kilometer streckt sich der Stettiner Haff Rundweg zwischen Szczecin und Świnoujście. 130 Kilometer Zeit, sich zu verausgaben und zu genießen: das Land, die Leute, die Aussicht, Sonne auf der Haut, Wind im Haar und gutes Essen auf dem Teller.

Stettiner Haff

Bis dato wusste ich über das Stettiner Haff, dass es zwischen Stettin und der Ostsee liegt. Tatsächlich ist das Haff, das manchmal auch Oderhaff oder Pommersches Haff genannt wird, eine Lagune der Ostsee. Die Verbindungen des Stettiner Haffs zur offenen Ostsee bilden um die Inseln Usedom und Wolin herum drei Meeresarme: die Dzwina, die Swine und der Peenestrom. Alle drei gelten als Mündungsarme der Oder, die ihrerseits mit der Mündung ins Stettiner Haff von der Landkarte verschwindet.

Das Stettiner Haff hat eine durchschnittliche Tiefe von nur 3,8 Metern. Die Fahrrinne zwischen Świnoujście (Swinemünde) und Szczecin (Stettin) wird künstlich bei einer Tiefe von 10,5 Metern gehalten. Das Wasser des Stettiner Haffs ist nur leicht salzhaltig. Die Ufer sind meist flach und mit Schilf bewachsen. Eine der wenigen Stellen, an denen es eine Steilküste gibt, liegt bei Lubin.

Stettiner Haff Rundweg. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Stettiner Haff Rundweg.

Café am Aussichtspunkt Grodzisko, Lubin. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Café Grodzisko bei Lubin – ein Ort mit Aussicht.

Seit 1945 verläuft die Grenze zwischen Polen und Deutschland durch das Stettiner Haff. Das Gewässer und seine Uferregionen sind vielfach Naturschutzgebiete, teilweise Nationalparks und ein beliebtes Ziel für Reisende, die Ruhe und Entspannung suchen. Ein wichtiger Wirtschaftszweig rund um das Stettiner Haff ist außerdem der Fischfang.

Stettiner Haff Rundweg und Radweg Blue Velo

Der Stettiner Haff Rundweg, polnisch „Wokół Zalewu Szczecińskiego“, ist ein deutsch-polnischer Radweg, der das Stettiner Haff einmal komplett umrundet. Hier tauchen Radfahrer ein in die zauberhaften Naturlandschaften am Stettiner Haff (Zalew Szczeciński) und am Dąbie See (Jezioro Dąbie). Der östliche Teil des Stettiner Haff Rundwegs ist übrigens deckungsgleich mit dem polnischen Radwanderweg „Blue Velo“.

Auf meiner Reise mit dem Fahrrad von Stettin nach Swinemünde bin ich durch den unendlichen, wogenden Schilfgürtel, durch beeindruckende Wälder mit riesigen Farnen und buntblühende Wiesenblumenfelder gefahren. Ich konnte Seeadler, Hochlandrinder und die ganz besonderen Polnischen Ponys beobachten.

Kiefernwald, Stettiner Haff Rundweg, 2 Radfahrer. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

An dieser Stelle führt der Stettiner Haff Rundweg durch einen herrlichen Kiefernwald mit hohen Farnen.

Radweg Stettiner Haff Rundweg. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Auf dem Radweg Stettiner Haff Rundweg.

Entlang des Weges gibt es überall Rastplätze, die Schutz vor zu viel Sonne und Regen bieten. Aussichtspunkte und Bänke laden dazu ein, den Blick über die spiegelglatte Wasseroberfläche schweifen zu lassen und die Zeit zu vergessen.

2 Frauen blicken aufs Stettiner Haff. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

An vielen Stellen lässt sich die Aussicht aufs Stettiner Haft genießen.

In den Orten am Ostufer des Stettiner Haff finden Radler auf gemütlichen Café-Terrassen oder in Biergärten kalte Erfrischungen, leckeres Eis oder die legendären polnischen Waffeln (Gofry) mit frischen Beeren und Schlagsahne. Ich rieche die frischgebackenen, knusprigen Waffeln schon, wenn ich nur in die Nähe einer solchen Waffelbäckerei komme.

In den Restaurants rund um das Haff kommt traditionell Fisch auf den Tisch. Jeder Ort wartet hier mit besonderen Spezialitäten auf. In Stettin ist es Paprykarz Szczencinski, eine an Tartar erinnernde Mischung aus Fisch, Paprika und Reis. Gegrillter Lachs und Brachse werden mir im Zentrum der Wikinger und Slawen in Wolin serviert, während in Międzyzdroje Heilbutt auf dem Teller liegt.

Der Stettiner Haff Rundweg im Überblick

  • Strecke insgesamt: 296 km
  • Anstiege insgesamt: 826 Höhenmeter
  • Abfahrten insgesamt: 827 Höhenmeter
  • Route geeignet für Familien mit Kindern
  • Anreise per Bahn möglich

Etappe I: von Stettin nach Modrzewie (H2)

Wir starten unsere Radtour von Stettin nach Swinemünde am Ufer des Dąbie-Sees. Hier führt ein neuer Schotterweg immer am Wasser entlang. Überall gibt es Anlegestegs für Kanuten und Kajakfahrer sowie neue, überdachte Rastplätze.

Stettiner Haff Rundweg. Anlegestelle für Kajaks am Dabie-See. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Anlegestelle für Kajaks am Dabie-See nahe Stettin

In der danach folgenden Skelettbucht (Zatoka Szkieletów) gibt es gleich fünf Kajakanlegestellen, bestehend aus Stegen und Holzpavillons. Zwei dieser Anlegestellen können nur vom Wasser aus erreicht werden, die übrigen stehen auch Radfahrern und beispielsweise Inlineskatern offen. Ihren etwas gruseligen Namen hat die Skelettbucht von Seglern erhalten – wohl zum Spaß, denn Skelette sollen hier bisher nicht gefunden worden sein.

Radfahrer, die auf dieser Etappe Erfrischung im Dąbie-See suchen, finden in Bystra bei Czarna Laka einen Sandstrand.

Kurz vor Lubczyna wird es aber doch noch etwas gruselig. Hier liegt im Schilf ein Schiffswrack. Wer will, kann einem Pfad durchs Schilf folgen und das Wrack aus der Nähe erkunden.

Schiffswrack im Schilf, Stettiner Haff. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Schiffswrack am Stettiner Haff Rundweg.

Nach einer Pause am Yachthafen von Lubczyna (dazu im nächsten Abschnitt mehr) taucht am Horizont ein weiteres, weithin sichtbares Wrack auf. Es ist ein Betonschiff. Die monumentale Konstruktion wurde ab 1942 von den Deutschen im heutigen Darłówko (damals Rügenwaldermünde) als Betontankschiff „Ulrich Finsterwalder“ gebaut. Es ist 90 Meter lang, 14 Meter breit und hatte bei einer Seitenwandhöhe von 7,9 Metern einen Tiefgang von 6,5 Metern.

Das Meer hat es gleichwohl nie erreicht. Die „Ulrich Finsterwalder“ wurde zweimal von Bomben getroffen und schließlich auf einem Riff im Peenestrom auf Grund gesetzt. 1970 barg eine Spezialfirma das Hindernis aus der Fahrrinne, entfernte alle Aufbauten und setzte es im seichten Wasser bei Inoujście ab. Manchmal finden Konzerte auf dem Deck statt. Das Publikum sitzt dann auf Booten rund um das gestrandete Schiffswrack.

In Modrzewie endet die Etappe I des Stettiner Haff Rundwegs. Wir halten am örtlichen Dino-Supermarkt an, um ein paar kleine Snacks und Erfrischungen zu kaufen. Denn es geht direkt weiter auf die 2. Etappe.

Etappe I des Stettiner Haff Rundwegs in Zahlen

  • Strecke insgesamt: 43,7 km
  • Anstiege insgesamt: 60 Höhenmeter
  • Abfahrten insgesamt: 79 Höhenmeter

Interessante Orte an Etappe I des Stettiner Haff Rundwegs

Stettin

In Stettin (Szczecin) haben wir uns Zeit genommen für einen ausführlichen Bummel durch die Stadt. Die wichtigsten Sehenswürdigkeiten sind hier zu Fuß zu erreichen. Wir starten in der unteren Stadt am Markt mit den bunten Fassaden und dem alten Rathaus.

Altstadt von Stettin, Polen. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

In der Altstadt von Stettin (Szczecin), Polen.

Fahrräder an der Oderpromenade in Stettin. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Auch in Stettin – hier auf der Oderpromenade – sind Radfahrer willkommen.

Vorbei am Schloss der Pommerschen Herzöge geht es zur Mieczyslaw-Karlowicz-Philharmonie und schließlich zur Hakenterrasse und zur Oderpromenade. Auf dem Rückweg gibt es mit der Jakobskathedrale mehr imposante Backsteinarchitektur und mehr innerstädtisches Grün am Rossmarkt.

Stettin werde ich in Kürze einen eigenen Beitrag widmen.

Marina Lubczyna

Entlang des Stettiner Haff Rundwegs gibt es viele Marinas. Eine davon ist die Marina Lubczyna. Radfahrer finden hier einen schönen, überdachten Picknickplatz mit Grillstelle und einen Übernachtungsplatz mit Toiletten, Duschen und einer Waschmaschine. Für 12 Euro pro Nacht darf man auf der Wiese zwischen den beiden Hafenbecken sein Zelt aufstellen.

Täglich zwischen 12 und 20 Uhr öffnet an der Marina ein kleines Café, das Eis, Waffeln und Kaffee anbietet. Um die Ecke gibt es einen Sandstrand, eine Fahrradreparaturstation mit Selbstbedienung und eine Boots- und Kajakvermietung. Dank zweier Lebensmittelgeschäfte im Ort braucht auch niemand zu verhungern.

Pause an der Marina Lubczyna. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Pause an der Marina Lubczyna.

Kontaktdaten Marina Lubczyna
Adresse: Żeglarska 2, 72-105 Lubczyna
Seite: www.lubczyna.goleniow.pl
Rufnummer: +48 91 419 16 12

Etappe II: von Modrzewie nach Wolin

Weiter geht es in Richtung Stepnica. Nach dem Dorf Kąty biegen wir ab in einen atemberaubend schönen Kiefernwald, in dem mächtige Farne gedeihen. Stepnica eignet sich perfekt für eine kurze Pause. Ein großer, weißer Sandstrand lädt zum Baden ein. Außerdem gibt es hier Cafégärten, in denen Eis und frische Getränke angeboten werden.

Vorbei am Naturschutzgebiet Białodrzew Kopicki erreichen wir Czarnocin. Von hier bis Wolin führt der Stettiner Haff Rundweg auf dem Deich immer am Haff entlang. Immer wieder tauchen kleine, einsame Sandstrände im Schilfgürtel auf. An diesem Tag ist es windstill, das Wasser liegt glatt und verbreitet eine meditative Ruhe.

Stettiner Haff Rundweg. Frau am Strand. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Entspannter Sommernachmittag am Stettiner Haff.

Doch am angespülten Treibgut können wir erkennen, dass das Stettiner Haff auch anders kann und die Deiche ihre Berechtigung haben.

Wir radeln jetzt durch den Naturpark Stettiner Haff, ein Modellgebiet des ökologischen Netzwerks Natura 2000. In der Ferne sehen ich schottische Hochlandrinder grasen und auch die wilden polnischen Ponys leben im Naturpark, der von Wiesen und Weiden geprägt ist.

Auf einer asphaltierten Straße geht es nun bergab nach Wolin, dem Ende der zweiten Etappe des Stettiner Haff Rundwegs und unserem Übernachtungsort.

Etappe II des Stettiner Haff Rundwegs in Zahlen

  • Strecke insgesamt: 46,7 km
  • Anstiege insgesamt: 81 Höhenmeter
  • Abfahrten insgesamt: 80 Höhenmeter

Interessante Orte an Etappe II des Stettiner Haff Rundwegs

Stepnica

Stepnica ist bekannt für den weißen Strand. Der Sand wurde allerdings nicht am Haff angespült, er ist aus Swinemünde importiert.

Seebrücke Stettiner Haff, Stepnica. Foto: Beate Ziehre, Reiselust-Mags

Der Steg mit Bootsanlagestellen führt vom Strand in Stepnica auf das Stettiner Haff hinaus.

Nur einige Schritte entfernt vom Strand mit seinem ausladenden Steg, der auch Anlegemöglichkeiten für Boote bietet, entdecke ich eines der charakteristischsten Gebäude am Stettiner Haff: die Tawerna Panorama. Als „Standhalle Sak“ wurde das Restaurant 1840 erbaut. Holz mit originellen und in Westpommern einzigartigen Verzierungen prägt die Fassade. Das Innere des Lokals soll im nautischen Stil gehalten sein. Übrigens sind hier auch Radfahrer zum Übernachten willkommen.

Stepnica, Panorama Schänke. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Beeindruckendes Gebäude: die Tawerna Panorama.

Wolin – Zentrum der Wikinger und Slawen

Wolin liegt am Westufer der Dziwna auf der gleichnamigen Insel. Wolin ist zugleich die größte polnische Insel. Wir nähern uns dem Ostufer der Dzwina von Süden und genießen die Silhouette von Wolin mit der Stiftskirche St. Nikolaus bis zum nächsten Morgen. Eine überaus holprige Kopfsteinpflasterstraße führt zu unserem heutigen Etappenziel: dem Zentrum der Wikinger und Slawen, das auf einer eigenen kleinen Insel liegt.

Stettiner Haff Rundweg, Wolin, Foto: Beate ZIehres

Die Stiftskirche St. Nikolaus in Wolin über die Dziwna hinweg vom Zentrum der Wikinger und Slawen aus gesehen.

Arek, ein waschechter und kampferprobter Wikinger, heißt uns willkommen und zeigt uns unsere Hütten für die Nacht. Später empfängt er uns in seinem Haus an der Feuerstelle und bewirtet uns mit Köstlichkeiten aus der Zeit der Wikinger und Slawen.

Essen wie die Wikinger. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Abendessen im Wikinger-Stil – da bleiben keine Wünsche offen.

Es ist der Tag vor Mittsommer und noch hell, als wir Arek eine geruhsame Nacht wünschen. Ich bin verzaubert vom pastelligen Licht und streune noch etwas zwischen den Hütten herum, bevor ich mich völlig überwältigt von den Eindrücken dieses Tages hinlege.

Zentrum der Wikinger und Slawen, Wolin. Übernachtungsmöglichkeiten. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

In diesen kleinen Ferienhäuschen übernachtet man beim Zentrum der Wikinger und Slawen in Wolin.

Etappe III: von Wolin nach Swinemünde

Am nächsten Morgen sitzen wir wieder im Sattel – autsch! – und passieren nun die Dziwna. In Wolin nehmen wir einen kleinen Umweg, um einen neuen Baumwipfelpfad im Park Miejskiego südlich von Wolin zu besteigen. Ein absolut empfehlenswerter, dazu kostenloser Abstecher. Die Aussicht auf das Stettiner Haff und die Dziwna, die hier ihren Anfang nimmt, ist grandios.

Stettiner Haff Rundweg. Hier im Stettiner Haff nimmt die Dziwna ihren Anfang: Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Blick auf das Stettiner Haff und die rückwärtige Mündung der Dziwna.

Schließlich radeln wir an einer Windmühle vorbei über bunt blühende Wiesen ans Stettiner Haff. Nach einer Weile biegt der Schotterweg ab in Richtung Wald. Wir gelangen in den südlichen Teil des Nationalparks Wolin (Woliński Park Narodowy) und fahren durch beeindruckende Buchenwälder. Sie sollen den ehemals hier beheimateten Urwäldern sehr ähnlich sein.

Buchenwald im Nationalpark Wolin. Foto: Krzysztof Zablocki

Buchenwald im Nationalpark Wolin. Foto: Krzysztof Zablocki

In Lubin verlassen wir abermals den Stettiner Haff Rundweg, um einen lohnenswerten Abstecher zu machen. Der Aussichtspunkt Grodzisko Lubin will erst einmal erklommen werden. Der Weg führt steil bergauf. Am Kassenhäuschen ist für die Räder Endstation. Zu Fuß geht es auf die Klippe, auf der sich die Reste einer Festung aus dem 12. Jahrhundert befinden.

Die Aussicht von hier auf das rückwärtige Delta der Swina mit 44 sumpfigen Inseln und Inselchen ist atemberaubend. Das sogenannte „Land der 44 Inseln“ ist ebenfalls Bestandteil des Woliński Nationalparks.

Stettiner Haff, Land der 44 Inseln, Lubin

Bei Lubin überblickt man von der Klippe Grodzisko das sogenannt „Land der 44 Inseln“ im Stettiner Haff.

Schon auf dem Weg zur Klippe steigt am Café der Duft von frischgebackenen Waffeln in meine Nase. Da kann ich auf keinen Fall „Nein“ sagen! Sie ist köstlich knusprig und eine klare Empfehlung!

Waffel mit Beeren und Banane. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Lecker! Knusprige Waffel mit gemischtem Obst und Sahne.

Von hier aus ist es nicht mehr weit nach Międzyzdroje. Nach einem Mittagessen und einem Bummel durch den quirligen Kurort geht es weiter nach Swinemünde. Der Weg führt nun am Rande einer Düne entlang – mit Blick auf den Strand und die Ostsee. Nach einer Passage durch den Wald ist mit Swinemünde das Ziel der 3. Etappe erreicht. Radfahrer überqueren die Swina traditionell mit einer Fähre, um von der Insel Wolin auf die Insel Usedom und in die Innenstadt von Swinemünde zu kommen.

Etappe III des Stettiner Haff Rundwegs in Zahlen

  • Strecke insgesamt: 37,5 km
  • Anstiege insgesamt: 164 Höhenmeter
  • Abfahrten insgesamt: 168 Höhenmeter

Interessante Orte an Etappe III des Stettiner Haff Rundwegs

Międzyzdroje

Der Kurort Międzyzdroje (Misdroy) bietet alle Annehmlichkeiten, die man in einem Ostseebad erwartet: feinsandiger, weißer und endlos langer Strand, eine Seebrücke mit Gelegenheit, Eis zu essen, einen Drink zu nehmen oder zu einer Rundfahrt mit den weißen Adler-Schiffen zu starten und eine Strandpromenade. Der Zugang zur Seebrücke gleicht einem riesigen verglasten Pavillon mit viel Gastronomie und bombastischen Torten am Angebot.

Seebrücke Międzyzdroje (Misdroy) Polen. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Auf der Seebrücke in Międzyzdroje an der polnischen Ostsee.

In guter Erinnerung bleibt mir das Mittagessen im Café und Restaurant „Kredens“. Der Name lehnt sich an das alte deutsche Wort „Kredenz“ an. Das „Kredens“ gehört Bogusław Mamiński und seiner Frau Beata Mamińska. Der zweimalige Olympiateilnehmer ist mehrfacher polnischer Meister im 3000-Meter-Hindernislauf.

In stilvollem Ambiente kredenzt man uns eine wirklich große Schale der besten Gemüsecremesuppe, die ich jemals gegessen habe. Danach bin ich eigentlich schon satt. Aber das Hauptgericht lässt nicht lange auf sich warten: Heilbutt-Steak mit einem bunten Salat und Kartoffelspalten. Ebenfalls sehr lecker!

Suppe im Restaurant "Kredens" in Misdroy (Polen). Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Heilbutt-Steak, "Kredens", Misdroy, Polen. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Terrasse des Restaurant "Kredens". Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Swinemünde

Świnoujście (Swinemünde) markiert den östlichsten Punkt der Insel Usedom und ist das westlichste der polnischen Ostseebäder. Die westliche Stadtgrenze ist zugleich die Landesgrenze, das Kaiserbad Ahlbeck ist Swinemündes Nachbarstadt.

Während jedoch Ahlbeck mit der ältesten Seebrücke Deutschlands auftrumpft und seine glanzvollste Zeit zu Beginn des 20. Jahrhunderts erlebt hat, schlürft in Swinemünde das junge Publikum in chromblitzender, kühler Atmosphäre Austern und Cocktails.

Doch es geht auch weniger mondän. Wir haben die Mittsommernacht mit einem erfrischenden Fußbad in der Ostsee und Wein am Strand gefeiert.

Stettiner Haff Rundweg, Swinemünde, Luxushotels. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Swinemünde, Polen, Beate Ziehres mit den Füßen im Meer. Foto: Heidi Diehl

Zuvor hatten wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten Swinemündes mit dem Fahrrad erkundet. Mein Lieblingsort war zweifellos die Mühlenbake (Stawa Mlyny), die als Wegzeichen für Schiffe auf einer Mole steht. Die weiße Mühle markiert die Hafeneinfahrt und die Mündung der Swine.

Stettiner Haff Radweg, Swinemünde, Mühlenbake. Foto: Beate ZIehres, Reiselust-Mag

Mühlenbake in Swinemünde.

In Świnoujście finden zwei erlebnisreiche, intensive Tage einen würdigen Abschluss. Am Stettiner Haff habe ich wunderschöne Landschaften entdeckt, staunenswerte Orte und kulinarische Köstlichkeiten. Der polnische Teil des Stettiner Haff Rundwegs ist eine echte Genießer- und Entdeckerroute und schon jetzt steht für mich fest, dass ich hierher zurückkehren werde. Vielleicht mit dem Boot, um das Haff paddelnd zu erkunden. Und sicherlich mit dem Fahrrad.

Wichtiger Begleiter: Fahrrad-App „Pomorze Zachodnie“

Denn schon vor der Abfahrt nach Polen habe ich mir die Fahrrad-App „Pomorze Zachodnie“ heruntergeladen. Sie ist kostenlos in den App Stores oder über die dazugehörige Webseite erhältlich. Die App informiert detailliert über Streckenverlauf, Sehenswürdigkeiten und Praktisches am Wegesrand. „Pomorze Zachodnie“ gibt es in vier Sprachen, darunter auch in Deutsch. Die App vereint 1100 Kilometer Fahrradrouten in Vorpommern und mehr als 4000 Sehenswürdigkeiten unter ihrem „Dach“.

Eine weitere Route aus der App steht schon auf meiner Liste: Die Route „Velo Baltica“ führt immer an der Ostsee entlang von Swinemünde nach Elbląg. Sie ist der westpommersche Teil zweier internationaler Fahrradrouten: des Eurovelo 10 (Ostsee-Radweg) und des Eurovelo 13 (Iron Curtain Trail). Als Ostsee-Fan reizt mich besonders die Aussicht, an einsame Ostseestrände zu kommen, die im Grunde nur für Radfahrer zugänglich sind.

In meinem Beitrag „Leba – Urlaub an der polnischen Ostsee“ lernt ihr die Sehenswürdigkeiten in und um den hübschen Badeort Leba kennen.

Alle Fotos, sofern nicht anders vermerkt: Beate Ziehres

Pressereise. Vielen Dank für die Einladung und die Organisation an das polnische Fremdenverkehrsamt in Berlin und an die Tourist Information in Szczecin.

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Jahresrückblick 2023: von Schweden bis zu den Kanaren und eine Reise zu mir selbst https://www.reiselust-mag.de/jahresrueckblick-2023/ Tue, 26 Dec 2023 19:36:50 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=5832 Mein persönlicher Jahresrückblick 2023 – mit neu entdeckten Plätzen zum Überwintern, frischen Sommerzielen sowie liebenswerten Orten mit Charme und Geschichte.

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Schon wieder ist die Zeit gekommen, um das vergangene Jahr Revue passieren zu lassen. Für mich bedeutet das in erster Linie, an schöne Erlebnisse zurückzudenken und an Orte, die einen bleibend guten Eindruck bei mir hinterließen. Habe ich 2023 Städte oder Landschaften entdeckt, die in Zukunft eine Rolle in meinem Leben spielen könnten? Definitiv! Aber: Ich habe im vergangenen Jahr auch eine Reise zu mir selbst gemacht. Mein Jahresrückblick 2023 ist also ein Reiserückblick in jeder Hinsicht.

Hier lest ihr, welche Orte zum Überwintern ich im Jahr 2023 erkundet habe. Lernt Orte mit Geschichte kennen, charmante Städte und erfahrt, wo ich am liebsten – so auch in 2023 – meinen Sommerurlaub verbringe. Und am Ende meines persönlichen Jahresrückblicks 2023 teile ich zudem meine Ziele und Vorhaben für 2024 mit euch.

Das hatte ich mir für 2023 vorgenommen

Eigentlich bin ich mit nur einem Vorsatz ins Jahr 2023 gestartet. Ich wollte wieder in Form kommen. Die erste Maßnahme – Training im Fitnessraum eines Sportvereins – blieb leider erfolglos. So kam ich auf die Idee, mich erstmals in meinem Leben coachen zu lassen.

Ein kleines Ziel am Jahresanfang war, meine Haare abschneiden zu lassen. Außerdem begleitete mich auch 2023 die bisher unausgesprochene Suche nach Orten, an denen ich gerne leben und insbesondere überwintern möchte. Es ist nämlich so, dass ich den deutschen Winter nicht besonders schätze – zumindest meistens. Da hat auch der Einbau einer Infrarotkabine im Keller meines Hauses nur wenig Abhilfe geschafft.

Das ist aus meinen Zielen geworden

  • In Form kommen: Schon lange vor dem Ende des sechsmonatigen Coachings war mir klar, dass ich selten eine wirksamere Entscheidung getroffen habe. Ja, ich habe Zeit investiert für Fitnesseinheiten, tägliche Bewegung und Bücherlesen. In relativ kurzer Zeit hatte ich fast alle ursprünglichen Ziele erreicht und noch Einiges mehr. Heute weiß ich: Mit entsprechender Strategie und Engagement kann ich alle Ziele erreichen, die ich erreichen will. Und so starte ich auch mit klaren Zielen ins kommende Jahr. Dazu später mehr.
  • Haare abschneiden lassen: Haken dran. Im Frühjahr 2023 war die rote Mähne Geschichte und ich fühlte plötzlich Energie für weitere Veränderungen in mir.
  • Orte zum Überwintern finden: Diesem Dauerziel waren in 2023 zwei Reisen gewidmet. Tatsächlich habe ich vier Orte entdeckt, die sich anbieten, um im Winter der feuchten Kälte zu entfliehen.
Beate Ziehres, Malmö, Lilla Torg. Foto: Bernd Ewert

Den Abend genießen am Lilla torg in Malmö. Foto: Bernd Ewert

Mein Reiserückblick 2023

Langfristige Reiseplanungen sind nicht mein Ding. Ich liebe es, spontan aufbrechen zu können – wenn das Wetter schön ist, ich eine Idee habe oder ein spannendes Angebot bekomme. So entschieden wir uns im Januar sprichwörtlich in der letzten Minute für eine Kanaren-Kreuzfahrt.

Beim Rückblick auf das Reisejahr 2023 habe ich vier Vorlieben ausgemacht, an denen sich meine Reiseplanungen häufig orientieren. Im Winter suche ich meist die Wärme und im Sommer Ziele, die Erfrischung versprechen. Städte mit einem gewissen Charme begeistern mit grundsätzlich, ebenso Orte mit Geschichte.

Orte zum Überwintern

Die Kanaren-Kreuzfahrt mit der AIDA Nova hat meinem Lebensgefährten so gut gefallen, dass wir im November gleich wieder an Bord gegangen sind. In Hamburg sind wir mit der AIDA Prima in Richtung Mallorca gestartet. Auf beiden Kreuzfahrten haben wir Orte entdeckt, die mir zum Überwintern geeignet erscheinen.

Madeira

Die portugiesische Insel im Atlantik liegt näher bei Marokko als beim europäischen Festland und wird auch die Insel des ewigen Frühlings genannt. Im Winter beträgt die Durchschnittstemperatur 16 Grad, im Sommer etwa 23 Grad. Wir haben in Funchal die Markthallen besucht und sind dann mit dem Taxi nach Monte gefahren. Auf kurzer Strecke führt hier eine Serpentinenstraße von Meereshöhe auf 600 bis 800 Meter. Oben besuchten wir den tropischen Garten Monte Palace – ein absolutes Muss für Gartenfreunde. Für den Rückweg haben wir die Seilbahn genommen und noch einmal ganz andere Ansichten und die Aussicht genossen. Unser Fazit nach einem Tag auf der Insel: Hier lohnt sich auf jeden Fall ein längerer Aufenthalt.

Tropischer Garten Monte Palace bei Funchal, Madeira. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Tropischer Garten Monte Palace, Funchal, Madeira. Foto: Bernd Ewert

Teneriffa

Für die spanische Kanaren-Insel Teneriffa hatten wir ebenfalls nur einen Tag Zeit. Hier entschieden wir uns nach einem kurzen Bummel durch Santa Cruz de Tenerife, einen Ausflug in die alte Inselhauptstadt San Cristóbal de La Laguna zu machen. Dafür nahmen wir die Straßenbahn, die zwischen den beiden nahezu aneinandergewachsenen Städten verkehrt.

La Laguna liegt auf 550 Metern Höhe. Daher ist es hier etwa 4 Grad kälter als in Santa Cruz – ein Umstand, der uns im Januar zusammen mit einem frischen Wind etwas unangenehm aufgefallen ist. Trotzdem habe ich La Laguna als charmante Stadt mit einer hübschen Altstadt, netten Boutiquen und ausgefallenen Cafés in Erinnerung behalten.

Skulptur in Erinnerung an Papst Johannes Paul II, Iglesia La Concepción, La Laguna, Teneriffa. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Garten der Kirche La Concepción in La Laguna (Teneriffa) mit einer Skulptur Johannes Paul II.

Lanzarote

Die Vulkaninsel Lanzarote liegt nur 125 Kilometer vor der Küste Marokkos. Das Wetter war am Tag unseres Besuchs wechselhaft: mal sonnig warm, mal bewölkt und frisch, mal nass. Aber: In Arrecife hat mein Lebensgefährte im Januar im Meer gebadet – das einzige Mal während dieser Reise.

Mir hat in Arrecife der idyllische Fischerhafen am besten gefallen. Aber auch in der Stadt gab es interessante versteckte Winkel. Nach Lanzarote will ich unbedingt noch einmal zurückkehren, mit viel Zeit für die bizarre Vulkanlandschaft, aber auch zum Baden.

Beate Ziehres, Arrecife, Lanzarote. Foto: Bernd Ewert

Am Fischerhafen von Arrecife auf Lanzarote. Foto: Bernd Ewert

Cádiz, Spanien

Im November brachte uns die AIDA Prima in die spanische Stadt Cádiz. Cádiz liegt in Andalusien und an der Costa de la Luz. Hier haben wir bei Flamenco-Klängen vor der Kulisse des ehemaligen Badehauses Balneario de la Palma am Sandstrand gechillt. An dieser Stelle wurden die Eingangsszenen des James-Bond-Streifens „Stirb an einem anderen Tag“ mit Halle Berry und Pierce Brosnan gedreht. Doch das war nur ein kleiner Teil eines herrlichen Tages in einer wunderschönen Stadt.

Ihr merkt schon: Cádiz hat mir sehr gut gefallen. T-Shirt- und Rock-Temperaturen im November und eine angenehme Atmosphäre haben dazu beigetragen, dass es die Stadt auf meine Liste der Favoriten für einen Aufenthalt im Winter geschafft hat. Vom Sonnenuntergang ganz zu schweigen.

Cadiz, Andalusien, Spanien. Kathedrale. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Die Kathedrale von Cádiz in Andalusien (Spanien) im Schein der untergehenden Novembersonne.

Städte mit Charme

Immer wieder entdecke ich auf meinen Reisen weltweit Städte, die mich aus den unterschiedlichsten Gründen einfach ansprechen. Das war auch dieses Jahr so. Hier denke ich insbesondere an

  • A Coruña – eine Hafenstadt im äußersten Nordwesten Spaniens, gerne aufgrund der verglasten Balkone auch „Stadt aus Glas“ genannt. Hier erlebten wir in der Dunkelheit vor dem historischen Leuchtturm „Herkules“ magische Minuten, an die ich mich lange erinnern werde.
  • Gijón – nordspanische Hafenstadt in der Provinz Asturien und am Golf von Biskaya. Die Stadt hat mich mit ihrer hübschen Altstadt, fotogenen Ansichten und dem schönen Strand San Lorenzo in ihren Bann gezogen.
  • Łódź – viertgrößte Stadt Polens, bis 1989 Industriestadt. Heute zieht in die riesigen Backsteinkomplexe der Baumwollspinnereien und Textilfabriken neues Leben ein. Mich faszinieren in Lodz die Aufbruchsstimmung und das harmonische Miteinander von Alt und Modern.
  • Malmö – drittgrößte Stadt Schwedens, im Süden des Landes am Öresund gelegen. Malmö wird geprägt durch sehr moderne Stadtteile, die beispielsweise auf dem Gelände einer ehemaligen Werft entstanden sind. Gleichzeitig lockt der Lilla Torg mit seinen alten Fachwerkhäusern insbesondere am Abend viele Menschen an. Mir gefallen in Malmö die multikulturelle Gesellschaft und die überall sichtbaren internationalen Einflüsse.
  • Warschau – Hauptstadt von Polen. Geschichtsträchtig und modern zugleich. Atemberaubend, mondän, überwältigend. Diese Stadt muss ich mir in aller Ruhe anschauen und dafür mindestens eine Woche einplanen.
Leuchtturm Herkules von A Coruna an der nordwestlichsten Spitze der iberischen Halbinsel. Foto: Beate Ziehres Gijon, Asturien, Spanien. Foto, Beate Ziehres, Reiselust-Mag. Lodz Manufaktura. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Turning Torso in Malmö, Stadtteil Västra Hamnen. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag
Warschau, Polen, Altstadtmarkt. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Altstadtmarkt in Warschau, Polen.

Erfrischende Sommerziele

Natur soweit das Auge reicht und herrlich klare Luft – solche Ziele fasse ich gerne im Sommer ins Auge. In diesem Jahr haben wir den Juli in Südschweden verbracht und davon die meiste Zeit auf Öland. Bei der Auswahl des Urlaubsortes habe ich mir einige Mühe gegeben. Es sollte einen schönen Meeresstrand geben, viele Sonnenstunden und auch ein paar Sehenswürdigkeiten. Und es sollte nicht so weit im Norden sein. So landeten wir auf der Insel Öland, genauer gesagt in Böda.

Öland (Südschweden)

In Böda auf Öland liegt einer der schönsten Strände Schwedens, ein wahrer Traumstrand. Weißer, puderzuckerfeiner Sand soweit das Auge reicht und glasklares, seichtes Wasser. Dazu hatten wir eigentlich jeden Tag Sonne, während der Himmel in Deutschland wochenlang nur Wasser ausschüttete.

Öland bietet einzigartige Landschaften, die wir zum Teil mir dem Fahrrad erkunden konnten, und einige „echte“ Sehenswürdigkeiten.

Leuchtturm Lange Erik bei Byxelkrok, Öland. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Am nördlichsten Zipfel von Öland sorgt der Leuchtturm „Langer Erik“ für sichere Seewege.

Seen in Brandenburg

Als Paddler haben wir diesen Sommer wieder einige Wochenenden an brandenburgischen Seen verbracht. Ja, auch hier gibt es abgeschiedene Fleckchen, die eine Reise wert sind. 2023 haben wir den Springsee in Storkow (Landkreis Oder-Spree) und den Bützsee im Fehrbelliner Stadtteil Wustrau-Altfriesack (Landkreis Ostprignitz-Ruppin) entdeckt.

Springsee in Brandenburg. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Vom Bützsee mit dem Kanu auf dem Weg zur Fischerei Pfefferkorn. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Orte mit Geschichte

Habe ich schon einmal erwähnt, dass ich es liebe, in die Vergangenheit zu reisen? Mein Lebens- und Reisegefährte kennt dieses Steckenpferd zur Genüge. Wo immer ich hinkomme – mein erster Weg führt in die Altstadt. Kälte, Regen und sonstige Unannehmlichkeiten sind sofort vergessen,  wenn es irgendwo Fachwerkhäuser und pittoreske Kopfsteinpflaster-Gassen gibt.

Da gab es in 2023 einige Highlights:

Honfleur in der Normandie

Unsere November-Kreuzfahrt führte unter anderem in die Normandie. Ich hatte bisher weniger gute, verschwommene Erinnerungen an die Bretagne, die in meiner Jugendzeit wurzeln, zum Anlass genommen, den Norden Frankreichs in meinen Reiseplanungen auszuklammern. Ein Fehler, wie ich heute weiß. Nur durch Zufall haben wir Honfleur entdeckt.

Dem Fischerstädtchen mit den bunten Fachwerkhäusern, der Seemannskirche aus Holz und dem pittoresken Hafen werde ich einen eigenen Blogpost widmen und sicherlich einen weiteren Besuch abstatten. Deshalb hier nur kurze Impressionen.

Honfleur Hafen, Frankreich. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Honfleur, Normandie, Frankreich. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Naumburg

Ein Auftrag führte mich im August nach Naumburg. Ich nahm den Besuch zum Anlass, die mittelalterliche Domstadt an der Saale besser kennenzulernen und auch Stadtteile zu erkunden, die ich bisher nicht kannte. Außerdem holte ich im UNESCO-Weltkulturerbe Naumburger Dom die Turmbesteigung nach, die ich bei meinem ersten Besuch wegen Gewitters abbrechen musste.

Marktplatz Naumburg, Sachsen-Anhalt. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Marktplatz in Naumburg, Sachsen-Anhalt.

Quedlinburg

Die Welterbestadt Quedlinburg liegt nördlich des Harzes in Sachsen-Anhalt und damit gewissermaßen vor meiner Haustür. Trotzdem geht mir immer wieder das Herz auf, wenn ich durch die kopfsteingepflasterten Gassen bummele. In Quedlinburg – seit 1994 UNESCO Weltkulturerbe – sind mehr als 2000 Fachwerkhäuser aus acht Jahrhunderten erhalten.

Welterbestadt Quedlinburg, Sachsen-Anhalt. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Brunnen „Münzenberg Musikanten“ auf dem Marktplatz der Welterbestadt Quedlinburg.

Thront auf dem Berg noch eine Burg, eine Festung oder ein mittelalterliches Kloster, dann ist mein Reiseglück perfekt. Dies war 2023 einige Male der Fall.

Alcazaba in Málaga

Die Alcazaba ist eine maurische Festung oberhalb von Málaga in Südspanien. Ich muss zugeben, dass ich der Palastanlage in Anbetracht der Kürze unseres Besuchs einige Zeit gewidmet habe. Es gibt doch nichts Schöneres, als zwischen den alten Mauern umherzustreifen und versteckte Innenhöfe und Gärten zu entdecken!

Die Alcazaba geht auf einen Maurensultan zurück, der die Burg im 11. Jahrhundert errichtete. Und so muten nicht nur der Name, sondern auch die Bauweise und viele architektonische Details orientalisch an.

Alcazaba – Burg von Malaga. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Burganlage Alcazaba in Málaga.

Burg Falkenstein im Harz

Die mittelalterliche Burg Falkenstein ist eine Burg wie aus dem Bilderbuch. Ich habe sie während einer Pressereise ins südliche Sachsen-Anhalt kennengelernt. Bei einem deftigen Mittagessen erzählte uns der Wirt der Burgschänke, dass die im 12. Jahrhundert erbaute Burg niemals erobert wurde. Ein sagenumwobener Familienschatz der Asseburger, die von 1437 bis nach dem Zweiten Weltkrieg Besitzer der Burg waren, wurde erst 1990 auf der Burg Falkenstein wiedergefunden.

Die Burganlage mit Kernburg, Tor- und Zwingeranlagen, Bergfried und Vorburgen ist heute eines der beliebtesten Ausflugsziele im Harz und Bestandteil der Straße der Romanik.

Burg Falkenstein im Harz. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Bilderbuch-Burg Falkenstein im Selketal.

Marienkirche in Marienhafe

Eine Kirche, die berüchtigten Seeräubern als Fluchtburg gedient haben soll, entdeckten wir in Ostfriesland. Genauer gesagt im beschaulichen Marienhafe. Ich kannte Marienhafe bisher nur dem Namen nach und hätte den Ort keinesfalls in Niedersachsen vermutet. Des Öfteren kommt der Pirat Klaus Störtebeker auf der Freilichtbühne von Ralswiek auf Rügen auf Marienhafe zu sprechen. Kein Wunder, schließlich war Frauke, Störtebekers Geliebte und Tochter von Häuptling ten Brok, in Marienhafe zuhause.

Tatsächlich erkannte ich in der trutzigen Marienkirche mit dem mächtigen Turm das Vorbild für eine Kulisse der Störtebeker-Festspiele wieder. Und ich ließ es mir nicht nehmen, die ausgetretenen Stufen im Turm nach oben zu nehmen. Gewissermaßen auf den Spuren des legendären Seeräubers kletterte ich bis auf die luftige Aussichtsplattform, um den Blick zu der Stelle schweifen zu lassen, wo die Piratenschiffe dereinst im Hafen gelegen haben müssen.

Marienkirche Marienhafe. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Turmtreppe der Marienkirche in Marienhafe. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Meine 3 liebsten eigenen Blogartikel des Jahres

2023 in Zahlen

  • 7 bereiste Länder
  • 35+ bereiste Orte
  • 8 Blogposts
  • 3,65 Mio. Page Impressions
  • 50.000 Klicks aus Google

Meine Ziele für 2024

  • Drei neue Länder und einen neuen Kontinent bereisen: Obwohl Asien nicht ganz neu für mich ist, stehen hier einige Ziele ganz oben auf meiner Liste. Sei es nun der Oman oder Vietnam – meiner Ansicht nach ist Asien so vielfältig wie kaum ein anderer Kontinent. Außerdem will ich in diesem Jahr ein neues afrikanisches Land bereisen.
  • Mindestens zwei neue Blogposts im Monat auf Reiselust-Mag veröffentlichen: Ich will endlich die lange Liste der Themen abarbeiten, die ich schon ewig mit den Worten kommentiere „Darüber wollte ich schon lange geschrieben haben.
  • Die Reichweite von Reiselust-Mag vergrößern: Dies möchte ich beispielsweise durch die Nutzung von Pinterest erreichen.
  • Stärker auf Leserschaft und Zielgruppe fokussieren, indem ich zielgruppenrelevante Themen aufgreife.
  • Blog Business erweitern: Ich möchte erreichen, dass mein Blog mehr Gewicht in meinem Einnahmenmix erhält.
  • Fokus auf Kategorien „Essen und Trinken“ sowie „Wellness“: Diese Themen habe ich eine Weile vernachlässigt, deshalb ist es an der Zeit, hier neue Impulse zu setzen.
  • Themenspektrum erweitern: Ich habe schon Ideen für ein oder zwei neue Kategorien, die ich jedoch hier noch nicht verraten werde.

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Łódź – eine polnische Stadt erfindet sich neu https://www.reiselust-mag.de/lodz/ Tue, 26 Sep 2023 21:10:33 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=5741 Die ehemalige Industriestadt Łódź hält viele Überraschungen bereit: Früher ratterten hinter den Backsteinmauern Webstühle, heute warten hier Einkaufstempel, kulturelle Angebote, Museen, coole Gastronomie und pulsierendes Leben.

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Als Kind hat mich immer die Frage beschäftigt, was in Lodz zu sehen ist. „Theo, wir fahr’n nach Lodz“, sang Vicky Leandros im Radio. Das Lied ist wohl verantwortlich für den Bekanntheitsgrad der viertgrößten Stadt Polens in Deutschland. Damals war Lodz noch eine Industriestadt, ein Zentrum der Textilindustrie. Seit der Jahrtausendwende hat sich Lodz – gesprochen „Wudsch“ – komplett neu erfunden. Nun entdecke ich eine pulsierende Stadt, die zu ihrer Vergangenheit steht und sich zu einem Touristenmagnet entwickelt hat.

Der schnelle Aufstieg von Lodz

Der industrielle Aufstieg des Ackerbürgerstädtchens am Fluss Łódka begann 1820 mit einem russischen Dekret. Aus dem Nichts entstanden an den 19 Flüssen und Flüsschen, die das heutige Stadtgebiet durchziehen, Baumwollspinnereien und -webereien. Sie versprachen den Besitzern sagenhaften Reichtum.

Lodz, Gartenansicht Poznanski-Palast. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Gartenansicht des Palastes der Industriellenfamilie Poznanski.

Die Fabriken warben in Nachbarregionen und im Ausland mit zahlreichen Vergünstigungen um Fachkräfte. So brauchten Neuankömmlinge keinen Kriegsdienst zu leisten. Außerdem erhielten sie die Zusage, ihren Glauben und ihre Kultur pflegen zu dürfen.

In der Folge explodierten die Bevölkerungszahlen und Lodz wurde in kurzer Zeit vom Dorf zum „gelobten Land“, das Tausenden von Familien Hoffnung auf eine bessere Zeit gab. Aus rund 400 Einwohnern im Jahr 1800 waren genau Hundert Jahre später 314.000 Einwohner geworden. Zu dieser Zeit war mit fast 600 Industriebetrieben in der Stadt auch der Höhepunkt der industriellen Entwicklung erreicht.

Im Vorwendejahr 1988 lebten und arbeiteten 854.000 Menschen in Lodz. 1989 kam schließlich die Krise. Die Textilindustrie verlor ihre wichtigsten Märkte, viele Betriebe mussten schließen, Massenarbeitslosigkeit brach aus.

Heute prägen noch immer riesige Backstein-Fabriken, prachtvolle Fabrikantenpaläste und weitläufige Grünanlagen das Stadtbild von Lodz. Das ohrenbetäubende Rattern der Webstühle ist jedoch nur noch im Museum zu hören. Die Werkskapellen, die zur Zerstreuung der Arbeiter an Sonntagen in den Parks aufspielten, sind ebenfalls verstummt. Dafür ist kreatives, avantgardistisches Leben auf den weitläufigen Fabrikationsflächen eingezogen.

Lodz Monopolis. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Auf dem Gelände der ehemaligen Wodka-Brennerei Monopoly entstanden ab 2007 zahlreiche Restaurants und Kultureinrichtungen.

Lodz Herz am Hotel Puro. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Das Herz für Lodz darf nicht fehlen. Der Fotospot befindet sich vor dem Puro-Hotel.

Flaniermeile Piotrkówska

Eine der berühmtesten Straßen im Land und zugleich die wohl längste Fußgängerzone Polens ist Lodzs Piotrkówska. Die mehr als 4 Kilometer lange Prachtmeile ersetzt den Marktplatz und den Rathausplatz, erklärt mir Tomasz Koralewski, der Geschäftsführer von lodz.travel. Restaurants mit Spezialitäten aus aller Herren Länder, Cafés, Pubs, Musik-Clubs und Geschäfte aller Art säumen die Piotrkówska. Die Gastronomen nutzen die breiten Bürgersteige, um die Gäste zu bewirten. Auf der Piotrkówksa flaniert man, sieht und wird gesehen.

Lodz, Piotrkowska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Die extralange Flaniermeile Piotrkowska ist „the place to be“ in Lodz.

Lodz, Piotrkowska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Die Bierhalle (links) an der Piotrkowska ist wohl ein liebgewonnenes Überbleibsel aus deutscher Zeit.

Hier lohnt sich nicht nur ein Blick ins Publikum oder in die Hinterhöfe, die die längsten Polens sein sollen, sondern auch nach oben. Denn ab etwa 1880 gehörte es zum guten Ton, mit einem Bürgerhaus an der Piotrkówska vertreten zu sein. So bauten die Fabrikanten zusätzlich zur  Villa auf dem Fabrikgelände einen Palast in der guten Stube der Stadt. Die prachtvollen Fassaden der Gebäude sind unbedingt sehenswert, wie ich finde.

Lodz, Fassade an der Piotrkowska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Hausfassade in der Piotrkowska.

Beim Bummel auf der Piotrkówska fällt mir auch ein Walk of Fame nach dem berühmten Vorbild in Hollywood auf. Und die Stadtgründer sind auf Gusseisenplatten im Pflaster der Fahrbahn präsent.

Lodz, Gedenksteine im Pflaster der Piotrkowska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Das Straßenpflaster in der Piotrkowska erinnert an die Stadtgründer ….

Lodz, Walk of Fame in der Piotrkowska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

… der Walk of fame an Berühmtheiten aus dem Filmgeschäft.

Insta-Spot Roses Passage

In der Piotrkówska 3, gleich gegenüber der prachtvollen, im klassizistischen Stil erbauten Kirche der Herabkunft des Heiligen Geistes (kościół pw. Zesłania Ducha Świętego), befindet sich Lodz’s Instagram-Spot Nummer 1: die Pasaż Róży, zu deutsch Roses Passage. Roses Passage ist ein Projekt der Künstlerin Joanna Rajkowska. Sie beklebte alle Wände rund um den Hinterhof des Mietshauses mit Spiegelscherben. Die einfallenden Sonnenstrahlen verleihen den Hof in eine ganz eigentümliche Atmosphäre.

Rajkowska widmete die Passage ihrer Tochter Rose, deren Netzhaut nach einer Chemotherapie rekonstruiert werden musste. Die Herausforderung an den Betrachter des Werkes besteht darin, die reflektierten Fragmente eines Bilds zu einem Ganzen zusammenzusetzen.

Lodz, Insta-Spot Roses Passage. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Blick in die verspiegelte Roses Passage. Sie ist Rose, der Tochter der Künstlerin, gewidmet.

Kunst-, Kultur- und Freizeitzentrum OFF Piotrkówska

Etwa in der Mitte der Piotrkówska liegt mit der Hausnummer 138/140 das Gelände der ehemaligen Baumwollfabrik von Franciszek Ramisch. Hier hat man erfolgreich versucht, eine Alternative zum Konsum-Mainstream zu schaffen. Modedesigner sind hier mit ihren Ateliers vertreten, Designer und Architekten arbeiten von hier aus. Es gibt Concept Stores, Clubcafés, Musikclubs, Proberäume und Ausstellungsräume.

Lodz OFF Piotrkowska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

OFF Piotrkowska ist ein Lieblingsziel für den Feierabend.

Ich habe ein wunderbares Abendessen im Restaurant Spółdzielnia genossen – eine der Spezialitäten des Hauses: Spare Ribs mit einer fantasievoll zubereiteten Kohl-Kreation und Kartoffelgratin. Auch superleckeres Tatar – eine regionale Spezialität – ist hier erhältlich.

Lodz OFF Piotrkowska, Restaurant Spółdzielnia. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Blick ins noch wenig besuchte Spółdzielnia. Der Anblick sollte sich bald ändern …

Angesteckt von der allgemeinen, ausgelassenen Stimmung in OFF Piotrówska habe ich, während das Essen zubereitet wurde, im „Ewert and Friends“ direkt nebenan eine sehr coole Designerhose anprobiert. Zum Glück für mein Budget wurde der Kaufprozess vom Ruf der Kollegen „Essen steht auf dem Tisch“ jäh unterbrochen.

Lodz OFF Piotrkowska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Essen, Trinken, Feiern – das ist Programm in OFF Piotrkowska.

Street Art in Lodz

Immer wieder fallen mir in der Piotrowska und an umliegenden Gebäuden Wandgemälde, sogenannte Murals auf. Alle gemeinsam bilden sie die größte städtische Außengalerie Polens. Bekannte Street Art Künstler aus Polen und dem Ausland haben in Lodzs Innenstadt Werke geschaffen. Sie entstanden beispielsweise im Rahmen des Festivals Galeria Urban Forms oder des Internationalen Graffiti-Festivals.

Eine der ersten modernen Wandmalereien, das Werk an der Piotrówska 152, war als größtes Graffiti der Welt für einige Zeit sogar im Guinnessbuch der Rekorde vertreten. Eine detaillierte Karte mit allen Murals in Lodz kann hier heruntergeladen werden.

Lodz, Streetart Siudmak in einem Hinterhof der Piotrkowska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Theorie und Praxis: An der Wand erfreut der Hund die Bewohner dieses Hauses etwas abseits der Piotrkowska. Aber dass Hunde die Blumen düngen, ist offensichtlich nicht erwünscht.

Lodz, Streetart Siudmak in einem Hinterhof der Piotrkowska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Diese Wandmalerei ist ein Werk von Woiciech Siudmak, der in der Region Lodz geboren wurde und als der weltweit bekannteste polnische Maler und Bildhauer gilt.

Poznański-Baumwollfabrik wurde zum Kunst-, Freizeit- und Einkaufszentrum Manufaktura

Hiermit will ich zurückkommen zu den riesigen Textilfabriken aus dem 19. Jahrhundert, in die neues Leben eingezogen ist. Die bei Besuchern der Stadt beliebteste Attraktion ist das Einkaufs-, Kultur- und Erlebniszentrum Manufaktura. Manufaktura wurde vor rund 15 Jahren auf dem Gelände der einstigen Baumwollfabrik von Izrael Poznański entwickelt. Mit dem Fabrikmuseum ist die Manufaktura heute Teil der Europäischen Route der Industriekultur.

Im angeschlossenen hochmodernen Einkaufszentrum werden alle nur denkbaren modischen Vorlieben bedient. Von Bershka über Gerry Weber bis hin zu Guess und Hugo Boss spannt sich der Bogen der vertretenen Labels. Zum Manufaktura-Komplex zählen außerdem ein Kino, ein Theater, eine Boulderanlage und ungezählte Restaurants, Cafés und Bars. Zwischen munteren Wasserspielen dreht sich zur Kinderbelustigung ein historisches Karussell.

Lodz Manufaktura. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Leben auf dem historischen Fabrikgelände der Textilfabrik Poznanski.

Lodz Manufaktura von oben. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Kurzweil auf den Wegen der Manufaktura: Vom Karussell bis zur Beach Bar ist alles da.

Drei Nächte lang konnte ich mich davon überzeugen, dass die Manufaktura auch nachts nicht schläft. Von meinem Fenster in der vierten Etage des Hotels Vienna House by Wyndham Andel’s überblickte ich die einstmals größte Textilfabrik der Stadt.

Lodz Manufaktura bei Nacht. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Lodz Manufaktura bei Nacht. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Lodz Manufaktura bei Nacht. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Poznanski-Palast

Der Stadtpalast des Fabrikanten Izrael Poznański liegt ebenfalls auf dem ehemaligen Fabrikgelände und gleich neben der Manufaktura. Das Gebäude spiegelt den sagenhaften Reichtum, den die Textilfabrikanten in Lodz – wohl auch auf Kosten der Arbeiter – erwirtschaftet hatten, wider. In den vergangenen Jahren wurde der Palast von Grund auf saniert und restauriert und kann jetzt wieder besichtigt werden.

In den historischen Innenräumen ist unter anderem die Einrichtung der Fabrikantenvilla zu sehen, die aus der Wendezeit vom 19. ins 20. Jahrhundert stammt. Heutzutage finden beispielsweise im Festsaal Konzerte, Bälle und Bankette statt.

Lodz, Damenzimmer im Poznanski-Palast. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Lodz, Ankleidezimmer im Poznanski-Palast. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Museum der Stadt Lodz im Poznański-Palast

In den endlos scheinenden Räumen und Sälen der Poznański-Residenz ist auch das Museum der Stadt Lodz untergebracht. Eine neue Ausstellung trägt den Titel „Łódź in Europa, Europa in Łódź. Das gelobte Land gestern und heute“. Im Untergeschoss gewährt eine Dauerausstellung Einblick in die Geschichte der Lodzer Industrie und ins multikulturelle Lodz.

Lodz, deutsche Küche im Stadtmuseum Poznanski-Palast. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Unterschiedliche, typische Wohnräume stehen für die multikulturelle Einwohnerschaft der Stadt Lodz. Hier – wer würde es nicht erkennen – eine deutsche Küche.

Fabrikmuseum in der Manufaktura

Als die Museumsführerin einen von vier erhaltenen historischen Webstühlen in Gang setzt, ist Ohrenzuhalten angesagt. Ohrenbetäubender Lärm hallt durch das Fabrikmuseum in der Manufaktura. Mit dem Betreten des Museums fühlt man sich zurückversetzt in die Textilfabrik von Izrael Poznanski, die einst zu den größten Textilwerken Europas zählte. Dafür sorgt die Kombination aus dem unvorstellbar lauten Rattern eines einzigen Webstuhls, dicht gedrängten Maschinen, Dioramen und Dokumentarfilmen.

Ich erfahre, wie aus Baumwolle Stoff entsteht, welche Technik im ausgehenden 19. Jahrhundert in der Produktion eingesetzt wurde und wie beispielsweise der Alltag der Arbeiter aussah.

Lodz, Fabrikmuseum. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Historischer Webstuhl in Aktion. Der Lärm, den eine einzige Maschine dieser Art produziert, ist ohrenbetäubend. In der Weberei der Poznanski-Fabrik standen diese Webstühle in großer Zahl und dichtgedrängt. Sie wurden von Frauen bedient.

Scheibler-Baumwollstandort Księży Młyn zieht heute Künstler und Fotografen an

Am südöstlichen Rand der Innenstadt liegt in Księży Młyn eine weitere Baumwollfabrik, die sich in der Revitalisierung befindet. Die Fabrik-Wohnsiedlung Księży Młyn wurde in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert von Karl Scheibler, einem Unternehmer aus dem Rheinland und dem reichsten Industriellen von Lodz, erbaut. Księży Młyn – auf Deutsch Pfaffenmühle – war eine autarke Stadt in der Stadt. Als Vorbild dienten Industriesiedlungen in England.

Herz des Fabrikkomplexes war und ist eine schlossartige, im Stil der Neu-Renaissance erbaute Spinnerei. Die Spinnerei zählt zu den größten historischen Industriegebäuden in Europa. Heute finden in den außergewöhnlichen Räumen der ehemaligen Fabrik kulturelle Veranstaltungen, Festivals und Modeschauen statt. In den benachbarten historischen Fabrikgebäuden kann man moderne Lofts beziehen – für einen Urlaub oder für einen längeren Zeitraum.

Lodz, ehemalige Scheibler-Spinnerei. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

In der ehemaligen Scheibler-Spinnerei (links) kann man sich heute stilvoll einmieten.

In Księży Młyn gab es neben Baumwollverarbeitungsanlagen eine Arbeitersiedlung, zwei Krankenhäuser, eine Schule und eine Feuerwache. In einer Villa, die anlässlich der Hochzeit von Scheibler-Tochter Mathilda gebaut wurde, befindet sich heute ein Museum für moderne Kunst. Die Häuser der Arbeiter wurden saniert und sind wieder bewohnt, in anderen Gebäuden sind die Arbeiten noch im Gange. Lediglich der kleine Bahnhof von Księży Młyn wirkt verlassen.

Lodz, Café im revitalisierten Stadtteil Pfaffenmühle. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Rösterei und Café in Księży Młyn.

Lodz, Wohnhäuser im revitalisierten Stadtteil Pfaffenmühle. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Lodz, ehemalige Schule im revitalisierten Stadtteil Pfaffenmühle. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Scheibler-Palast und Museum für Kinematographie

Im ehemaligen Palast des Firmengründers Karol Scheibler, den ich nach einem Spaziergang durch den Źródliska-Park erreiche, befindet sich das Museum für Kinematographie. Dies ist aus mehreren Gründen kein zufällig gewählter Ort für das in Polen einzigartige Museum. Zum einen spielt die Villa eine Rolle im Film „Das gelobte Land“, in dem der Regisseur Andrzej Wajda 1975 das gnadenlose Streben der Lodzer Industriellen nach Reichtum und das Elend der Arbeiter thematisiert. Zum anderen wurde Lodz nach der Zerstörung Warschaus im 2. Weltkrieg zum polnischen Zentrum der Filmproduktion. In dieser Zeit entstand der Beiname Holly-Lodz (gesprochen Holly-Wudsch).

Lodz, Gartenansicht Scheibler-Palast. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Gartenseite der Scheibler-Villa.

Heute sind die Produktionsfirmen zurück nach Warschau gezogen, Lodz dient hingegen häufig als Filmkulisse. Geblieben ist die 1948 gegründete Staatliche Hochschule für Film, Fernsehen und Theater Łódź, die ihren Sitz ebenfalls in Księży Młyn hat. Sie ist eine der weltweit bedeutendsten Filmhochschulen für Regisseure, Kameraleute und Schauspieler.

Das Museum für Kinematografie ist in die vier Hauptbereiche Kinogeschichte, Filmtechnik, Plakat- und Bühnendesign sowie Animation unterteilt und verfügt über eine Sammlung von mehr als 50.000 Exponaten. Dazu zählen beispielsweise alte Filmgeräte, ein Kaiser-Panorama, Dokumente aus dem Filmleben und Plakate.

Lodz, Exponat im Filmmuseum. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Exponat im Filmmuseum.

Lodz, Kinetoskop im Filmmuseum. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Kinetoskop – Vorführtechnik aus vergangenen Jahrhunderten.

Beim Rundgang durch das Museum entdecke ich auch Originalräume der Scheibler-Villa, beispielsweise das Esszimmer und – nicht zu vergessen – das beeindruckende Treppenhaus. Unter anderem in diesen Räumen wurden Szenen aus „Das gelobte Land“ gedreht.

Lodz, Esszimmer im Scheibler-Palast. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Lodz, Treppenhaus im Scheibler-Palast. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Źródliska-Park

Der zweiteilige Źródliska-Park liegt im Stadtteil Księży Młyn zwischen der Arbeitersiedlung und dem Scheibler-Palast. Es ist der älteste Park der Stadt und eine von vielen Grünanlagen. Hier fanden die Arbeiter der Baumwollfabriken Erholung und Zerstreuung. Es gab ein Kulturhaus und einen Pavillon, in dem sonntags die Werkskapelle spielte.

Hauptanziehungspunkt im  Źródliska-Park ist jedoch das Palmenhaus. Die ersten exotischen Pflanzen stammten aus den Wintergärten von Lodzer Fabrikanten. Heute leben in drei Glaspavillons und einem Lehrgarten 4300 Pflanzen sowie verschiedene Tierarten wie die Kois und Schildkröten.

Lodz Park Zdrolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Lodz Park Zdrolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Ältestes Elektrizitätswerk verwandelt sich in Kultur- und Wissenschaftszentrum EC 1

Unweit des Hochgeschwindigkeitsbahnhofs Łódź Fabryczna wurde bereits vor einigen Jahren das erste städtische Elektrizitätswerk in das Kultur- und Wissenschaftszentrum EC1 verwandelt. Dazu zählen ein Science & Technology Center mit 150 Entdecker-Stationen zu den Themen „Energie“, „Entwicklung und Zivilisation“ sowie „Mikrokosmos-Makrokosmos“ und ein modernes Planetarium. In einer futuristisch umgestalteten Maschinenhalle befindet sich das Nationale Zentrum für Filmkultur.

Lodz, EC1. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Kultur- und Wissenschaftszentrum EC1.

Lodz, EC1, ehemaliger Kühlturm. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Markantes Wahrzeichen: der Kühlturm des ehemaligen Kraftwerks.

Mit dem Aufzug fahre ich hoch zur Aussichtsplattform des 40 Meter hohen Kühlturms und genieße die grandiose Aussicht auf Lodz. Die Stadt breitet sich im pastelligen Licht der Nachmittagssonne vor mir aus.

Lodz EC1, ehemaliger Kühlturm. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Im Inneren des ehemaligen Kühlturms.

Der Kühlturm ist Blickfang und Herzstück des Kraftwerkskomplexes im Zentrum von Łódź, der die Stadt von 1907 bis 2000 mit Strom und Wärme versorgte. Doch ebenso eindrucksvoll ist die über mehrere Stockwerke reichende ehemalige Turbinenhalle. Hier blieb wie in den übrigen Gebäuden ein Großteil der historischen Einrichtung erhalten. So kann ich im riesigen Brennofen des ehemaligen Heizkraftwerks umherklettern und im zentralen Leitstand Schalter umlegen.

Lodz, EC1, im ehemaligen Kraftwerk. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Lodz, EC1, Turbine. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Lodz, EC1, Leitstand des ehemaligen Kraftwerks. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag
Lodz, EC1, im ehemaligen Kraftwerk. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Das ehemalige Heizkraftwerk im Zentrum von Lodz ist heute ein Industriedenkmal und Besuchermagnet.

Wie das Fabrikmuseum der Manufaktura ist auch das Wissenschafts- und Kulturzentrum EC1 Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur. Die Route vereint mehr als 300  Baudenkmäler der Industriegeschichte in 27 Ländern Europas. In Polen zählen dazu unter anderem das einstige Salzbergwerk von Wieliczka und die historischen Brauereien von Tychy und Żywiec.

Zentrum für Comics und Interaktives Erzählen

In einem weiteren Gebäude des ehemaligen Kraftwerkskomplexes entsteht zurzeit das Zentrum für Comics und Interaktives Erzählen. Obwohl die Einrichtung erst am 6. Oktober 2023 eröffnet wird, durfte ich schon einen Blick in die Ausstellung werfen. Hier wimmelt es geradezu von Fantasy-Figuren und -Landschaften.

Lodz, EC1, Comicmuseum. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Blick ins Zentrum für Comics und Interaktives Erzählen.

Das Zentrum versteht sich als Lernort und Raum zum Experimentieren. Die Besucher werden mit Virtual Reality bekannt gemacht und lernen die neuesten Technologien kennen. An bestimmten Stationen können sie selbst einen Comic entwickeln, vom Charakter über die Hintergrundlandschaft bis hin zum Test.

Lodz, EC1, Comicmuseum. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

In Sachen Comic selbst Hand anlegen – im Zentrum für Comics und Interaktives Erzählen ist das möglich.

Der Ort, an dem das Zentrum für Comics und interaktives Erzählen entsteht, ist von filmhistorischer Bedeutung. Hier befand sich der Sitz des Oscar-prämierten Animationsfilmstudios Se-Ma-For und dessen Kindertrickfilmmuseums.

Anreise nach Lodz

Mit dem Auto:

  • Aus Richtung Westen: über Autobahn A2 (mautpflichtig); beispielsweise Berlin-Łódź, 485 Kilometer, Fahrtzeit rund 5 Stunden
  • Aus Süden und Südwesten auf A4 (mautpflichtig) bis Wrocław (Breslau) und weiter auf der S8 nach Łódź; zum Beispiel ab München 980 Kilometer, 9,5 Stunden, ab Dresden 490 Kilometer, 5 Stunden

Mit der Bahn:

  • Ab Berlin mit EC 45 (Berlin-Warszawa-Express) mit Umstieg in Kutno, Fahrtzeit ab 5:45 Stunden; andere Städte via Berlin
Lodz Bahnhof Fabryczna. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Der moderne Bahnhof Fabryczna in Lodz.

Mit dem Bus:

  • Verschiedene Verbindungen mit Flixbus direkt oder mit Umsteigen, zum Beispiel direkt ab Berlin 6 Stunden, ab Frankfurt/M. 13,5 Stunden

Mit dem Flugzeug:

  • Flüge ab verschiedenen deutschen Städten mit LOT oder Lufthansa nach Warszawa (Warschau); von dort per Bahn weiter (ab Flughafen mit Umsteigen in Warszawa-Gdańska oder -Zachodnia ab etwa 2:10 Stunden); alternativ mit Bus weiter, zum Beispiel mit dem Flixbus direkt nach Łódź in 1:35 Stunde.

Exkurs in die deutsche Geschichte von Lodz

Zwischen dem Aufstieg zur Industriestadt und der Neuausrichtung nach der Krise ab etwa 2000 erlebte Lodz ein sehr schwieriges Jahrhundert. Für unbeschreibliches Grauen, den Tod unendlich vieler Menschen und den wirtschaftlichen Abstieg sowie die Flucht der Industriellenfamilien waren hauptsächlich die deutschen Besatzer verantwortlich.

Zu Beginn des Ersten Weltkriegs wurde die Stadt an der damaligen Ostfront zum Schauplatz der Schlacht um Lodz. Nach langen Kämpfen überließen die Russen den Deutschen die Stadt. Die Besatzer demontierten große Teile der Textilfabriken ohne Rücksicht auf die überwiegend deutschen Besitzer, die daraufhin die Stadt verließen.

Lodz, unsanierte Arbeiterwohnhäuser an der Poznanski Textilfabrik im Stadtteil Baluty. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Unsanierte Wohnhäuser für Textilarbeiter und -arbeiterinnen am Rande der ehemaligen Poznanski-Fabrik in Baluty.

Mit dem Ausbruch des zweiten Weltkriegs verschlechterte sich die Lage in der bis dahin multikulturellen Stadt weiter. 1940 wurde Łódź in Litzmannstadt umbenannt und das Ghetto Litzmannstadt errichtet. Die in diesem Wohnbezirk eingesperrten Juden mussten Zwangsarbeit leisten. Später wurden sie zum größten Teil deportiert und ermordet.

Das Stadtmuseum im Poznanski-Palast beleuchtet die Geschichte des Ghettos in einem eigenen Ausstellungsbereich. Dort finden Interessierte auch Hinweise darauf, wo sie im Stadtteil Baluty, in dem auch das Poznanski-Gelände liegt, auf Spurensuche gehen können.

Touristische Informationen zu Łódź unter www.lodz.travel und zur Industriekultur-Route unter www.erih.de. Weitere Informationen zum Reiseland Polen beim Polnischen Fremdenverkehrsamt Berlin. Ich habe Lodz im Rahmen einer Pressereise kennengelernt, die vom Polnischen Fremdenverkehrsamt Berlin und von der Tourismusorganisation Lodz organisiert wurde. Vielen Dank für die vielfältigen Eindrücke!

Alle Fotos. Beate Ziehres

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Wielkopolska – 6 Gründe für Urlaub im historischen Kern Polens https://www.reiselust-mag.de/wielkopolska-polen/ https://www.reiselust-mag.de/wielkopolska-polen/#comments Sun, 25 Jul 2021 15:31:51 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=5000 Urlaub in Wielkopolska (Polen) ist entspannend und abwechslungsreich zugleich. Aktivitäten zu Land und auf dem Wasser, Touren zu Schlössern und in geschichtsträchtige Städte, kulinarische Ereignisse – alles ist möglich in Großpolen.

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Großpolen – so die deutsche Bezeichnung für den ältesten Teil von Polen – hat Urlaubern viel zu bieten. Während die Masuren oder die Ferienorte an der polnischen Ostsee vielen Deutschen ein Begriff sind, ist Wielkopolska ein weitgehend unentdecktes Juwel. Dabei versprechen endlose Wälder, einsame Seen, geheimnisvolle Schlösser und vor Lebensfreude prickelnde Städte einen abwechslungsreichen und zugleich entspannten Urlaub. Hier kommen 6 Gründe für eine Reise nach Wielkopolska.

Lage von Wielkopolska in Polen

Die Woiwodschaft Großpolen liegt im nordwestlichen Teil Polens am Fluss Warta, der Warthe. Wielkopolska grenzt östlich an die Woiwodschaft Lebus, die Hauptstadt ist Poznań. Die Gegend ist landwirtschaftlich geprägt. Im nordwestlichen Bereich hat Wielkopolska Anteil an drei Seenplatten. Deshalb wird diese Region auch Land der 100 Seen genannt. Auch eines der größten geschlossenen Waldgebiete Polens liegt hier.

Im Land der 100 Seen in Wielkopolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Im Land der 100 Seen in Wielkopolska.

#1: Schlösser, Burgen, Herrenhäuser in der Keimzelle Polens

In der Gegend um die Städte Gniezno und Poznań siedelte ab dem 9. Jahrhundert der slawische Stamm der Polanen. Die Fürsten dieses Stammes gehörten der Herrscherdynastie der Piasten an. Sie gründeten das erste polnische Königreich, stellten die ersten Könige und machten Gniezno zur ersten Hauptstadt des  Königsreichs. Deshalb bezeichnet man die Woiwodschaft Wielkopolska als die Keimzelle Polens.

Noch heute ist Wielkopolska reich an herrschaftlichen Häusern. Eine Liste auf Wikipedia führt mehr als 200 Burgen und Schlösser auf. Sie reicht vom Jagdschloss Antonin bis zu Schloss Żydowo und enthält dabei noch nicht die Schlösser und Palais in der Hauptstadt Poznań.

Die meisten dieser prächtigen Häuser sind erhalten. Sie dienen heute beispielsweise als Hotel, als Museum, als Veranstaltungszentrun oder geben Unternehmen und Forschungseinrichtungen ein Zuhause.

Burg Sieraków. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Wiederaufgebaute Burg Sieraków.

Burg Sieraków

Zu den ältesten erhaltenen Burgen der Region Großpolen zählt die Burg Sieraków. Während einer Radtour durch das Land der 100 Seen rund um Sieraków (Zirke) erkunde ich die Burg. Sie wurde im ausgehenden 14. Jahrhundert gegründet. Heute befindet sich im wieder aufgebauten Südflügel der Anlage das Burg-Museum.

Das Museum widmet sich der Familie Opaliński und der Geschichte der Region Sieraków. Laut Museumsdirektor Robert Jedrzejczak erlebten Burg und Ort wohl ihre besten Zeiten unter den Opalińskis. An die Familie erinnern besonders eindrucksvoll fünf Sarkophage mit sterblichen Überresten der Opalińskis. Einer dieser kunstvoll ausgestatteten Sarkophage ist der von Krzysztof Opaliński. Krzysztof lebte im 17. Jahrhundert, war Politiker und Dichter und hatte für die damalige Zeit recht moderne Ansichten. 1650 errichtete er beispielsweise in Sieraków die erste neuzeitliche Schule Polens.

Sarkophage im Museum Opalinski, Sierakow. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Sarkophage im Museum Opalinski, Sierakow.

Ein Blick in die Ausstellung zeugt auch von der Bedeutung deutscher Bewohner in der Vergangenheit für das ehemalige Zirke. Unter der Überschrift „Es starben fürs Vaterland 1914 bis 1919 aus unserer Gemeinde“ stehen hier 40 Namen aufgelistet, beginnend mit Karl Lehmann und endend mit Friedrich Bartsch.

Gedenktafel im Museum in Sieraków. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Gedenktafel im Museum in Sieraków.

Wieder einmal stelle ich in diesem Museum fest, dass eine Reise nach Polen auch immer eine Reise in die Vergangenheit Deutschlands bedeutet. Sieraków war bis zum Posener Aufstand in den Jahren 1918 und 1919 für annähernd 120 Jahre unter preußischer Herrschaft. Aus dieser Zeit stammt das Exponat im Museum von Sieraków.

Sieraków liegt im Herzen der Seenplatte Pojezierze Międzychodzko-Sierakowskie im Landkreis Międzychód, rund 75 Kilometer nordwestlich von Poznań.

Muzeum Zamek Opalińskich
Stadnina 3a
64-410 Sieraków
Tel. +48 61 295 23 92

Schloss Rogalin

Die Residenz der Familie Raczyński in Rogalin gehört zu den schönsten Schlossanlagen in Polen. Und so verschlägt mir der Anblick von Rogalin erst einmal den Atem. Ein Schloss wie aus dem Märchenbuch, doch ganz real, wie sich beim Betreten herausstellt. In den Zimmerfluchten des Schlosses wimmelt es von Besuchergruppen, die von einem Heer von Schlossführern gebändigt werden.

Schloss Rogalin. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Schloss Rogalin.

Sylwia Korczak ist dafür zuständig, die Schlossbewohner vor meinem Auge auferstehen zu lassen. Beginnend mit Kazimierz Raczyński, der 1768 Rogalin und die umliegenden Güter erwarb und das barocke Palais nebst Garten errichten ließ.

Im Schlafzimmer von Rose, der Tochter des 5. Eigentümers von Rogalin, erfahre ich, dass die Zimmer der Damen immer der Gartenseite zugewandt waren, während die Schlafzimmer der Herren traditionell Blick zum Eingang hatten.

Schlafzimmer von Rose im Schloss Rogalin. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Schlafzimmer der Rose im Schloss Rogalin.

Schloss Rogalin, Barockgarten. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Barockgarten von Rogalin.

Apropos Schlafzimmer: Damit das Schloss über Generationen hinweg bis zum Ende des 20. Jahrhunderts in Familienbesitz bleiben konnte, musste schon Gründer Kazimierz Raczyński in die Trickkiste greifen. Da er keinen Sohn hatte, gab er seine Tochter seinem Cousin zur Frau. Die so Genutzte war anscheinend nicht wirklich glücklich, doch sie erfüllte den Willen ihres Vaters. Sie lebte nach der Vermählung nur noch 6 Jahre, in denen sie fünf Kinder zur Welt brachte. Zwei davon waren Jungs und die Erbfolge gerettet.

Einer der beiden, Edward Raczyński, ließ im Schloss anstelle der Kapelle eine prächtige Bibliothek einbauen. Sie könnte das Vorbild für die Bibliothek in den Harry-Potter-Filmen gewesen sein. Der 5. Eigentümer verwandelte die Bibliothek in einen Speisesaal.

Bibliothek im Schloss Rogalin. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Bibliothek im Schloss Rogalin.

So hinterließ jeder Eigentümer seine Spuren im Schloss. Kazimierz Raczyńskis Urenkel Edward Roger begründete die Gemäldegalerie, für die Alexander Raczyński später Pavillons errichten ließ. Edward Alexander kaufte auch das monumentale Werk, das Jeanne d’Arc auf dem Weg zur Krönung des künftigen Königs in der Kathedrale von Reims zeigt. Das Gebäude musste laut Sylwia Korczak um das Gemälde herum gebaut werden.

Kunstgalerie im Schloss Rogalin. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Kunstgalerie im Schloss Rogalin.

Heute ist das Schloss im Besitz des Nationalmuseums in Poznań. Zwei Töchter des letzten Schlossherren Edward Raczyński leben noch und besuchen Rogalin hin und wieder.

Rogalin liegt im Kreis Poznań in der Gemeinde Mosina am rechten Ufer der Warthe,  etwa 20 Kilometer südlich von Poznań.

Pałac w Rogalinie
Arciszewskiego 2
62-022 Rogalin
Tel. +48 61 813 80 31

#2: Aktivurlaub in Wielkopolska

Wielkopolska ist wie gemacht für Aktivurlaub. So führen beispielsweise Radrouten durch unberührte Natur am Fluss Warta (Warthe) entlang oder verbinden die schönsten Schlösser und Paläste Großpolens. Auf dem Wasser bieten sich ebenso ungezählte Möglichkeiten. Es gibt Wasserwanderwege über Flüsse und Seen, die mit dem Kajak erfahren werden und Schifffahrtswege für Touren mit dem Hausboot.

Radfahren

Im Ferienzentrum Olandia stehen die Räder in Reih und Glied, bereit für eine Tour durch das Land der 100 Seen. Ich suche mir ein passendes Fahrrad aus und radele auf dem Radweg der 100 Seen in Richtung um Sieraków. Die Farbe Grün begleitet mich, hin und wieder unterbrochen von rosa blühenden Rosenhecken am Wegesrand.

Es geht durch Wälder, Wiesen und Felder, immer wieder tauchen – der Name ist Programm – Seen links und rechts des Weges auf. Die Seen liegen eingebettet zwischen sanften, grünen Hügeln. Da ist die eine oder andere Herausforderung für Radler eingebaut.

Radtour durchs Land der 100 Seen, Wielkopolska. Foto: Sandra Fischer

Radtour durchs Land der 100 Seen, Wielkopolska. Foto: Sandra Fischer

Radtour im Land der 100 Seen, Wielkopolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Radtour im Land der 100 Seen, Wielkopolska.

Die Radroute ist 111 Kilometer lang und führt von Poznań nach Międzychód. Immer wieder laden kulturelle Sehenswürdigkeiten wie mittelalterliche Schlösser, gotische Basiliken und gemütliche Altstädte mit Kopfsteinpflastergassen zur Besichtigung ein.

Entlang des drittlängsten Flusses in Polen, der Warta, führt der Warthe-Radweg. Er beginnt in Międzychód und endet nach 372 Kilometern am Westufer des Jeziorko-Sees. Der Warthe-Radweg hält nicht nur Naturerlebnisse im Land der 100 Seen und entlang des Flusses Warta bereit. An der Route liegen auch die urigen Landschaften des Wielkopolska-Nationalparks und der Landschaftspark Rogalin mit den legendären 800-jährigen Eichen.

Auf den Spuren adliger Herrschaften führt die Radroute der Burgen und Schlösser durch Wielkopolska. Der Bernstein-Radweg erinnert an die alte Handelsstraße im Osten Wielkopolskas, die das römische Reich mit der Ostsee verband.

Kajakfahren

Eine der besten Möglichkeiten, sich den Schönheiten Wielkopolskas auf dem Wasser zu nähern, ist eine Kajaktour. Auf seichten Gewässern stört kein Motorengeräusch das entspannende Naturerlebnis. Nur Enten, Fische, Libellen und das Konzert der Frösche begleiten die ruhige Fahrt. Bei einem Lagerfeuer kann der Urlaubstag stilecht ausklingen.

Paddeln auf dem See in Prusim. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Paddeln auf dem See in Prusim.

Segeln, Surfen und Touren mit dem Hausboot

Wassersportler kommen in Wielkopolska kaum am Großpolen-Ring vorbei. Diese Wasserstraße umfasst die Flüsse Warta (Warthe) und Noteć (Netze) sowie ein Kanal- und Seengeflecht, das die beiden Flüsse miteinander verbindet. Die Schifffahrtsstraße ist 690 Kilometer lang.

Die Seen bei Konin sind besonders beliebt bei Seglern und Windsurfern. Denn hier herrscht ein beständiger, aber gemäßigter Wind. Doch auch Kitesurfer, Wasserskifahrer und Stand-Up-Paddler finden auf den großen Seen ein geeignetes Revier. An zahlreichen Orten in Wielkopolska können Motorboote, Motorjachten und Hausboote ausgeliehen werden.

#3: Natur in Wielkopolska

Die Landschaft Wielkopolskas wurde von einem skandinavischen Gletscher geprägt. Sanft gerundete Hügelketten, Urstromtäler und die zahlreichen Seen zeugen von dieser Episode in der Vergangenheit. Auf mich hat die unberührte Natur Wielkopolskas einen sehr beruhigenden Einfluss ausgeübt. Ich finde es sehr entspannend, nach einem Tag voller Entdeckungen am Wasser zu sitzen. Wenn die spiegelglatte Oberfläche nur durch springende Fische unterbrochen wird und die Frösche im Schilf ihren vielstimmigen Gesang anstimmen – dann ist für mich Urlaub. In Wielkopolska konnte ich diese Momente jeden Abend genießen.

Im Land der 100 Seen in Wielkopolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Im Land der 100 Seen in Wielkopolska.

Wielkopolska Sonnenuntergang. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Sonnenuntergang in Prusim.

Sieraków Landschaftspark

Meine Reise nach Wielkopolska führte eigentlich in den Sieraków Landschaftspark  im Kreis Międzychód. Der Park wird geprägt durch besagte 100 Seen, durch Heide-, Dünen- und Moorlandschaften sowie durch ausgedehnte Wälder. Hier leben auf mehr als 300 Quadratkilometern neben Wildschweinen, Hirschen und Rehen auch Graureiher, Kraniche und geschützte Raubvögel. Hin und wieder werden Wölfe gesehen.

Geheimtipp für Sternengucker

In Chalin-Izdebno befindet sich eine sogenannte Oase des Dunkelhimmels. Hier wird der Himmel vor Lichtverschmutzung geschützt. Es gibt eine Sternwarte und Beobachtungskuppeln.

Geheimtipp für Pilzsammler

Der Urwald Puszcza Notecka ist ein vorwiegend mit Kiefern bewachsenes Dünengebiet an der Flussgabelung von Warta und Noteć. Der Wald gilt als Paradies für Pilzsammler

800-jährige Eichen von Rogalin

In der wahrhaft märchenhaften Umgebung des Schlosses Rogalin wachsen prachtvolle Stieleichen. Viele der mehr als 1000 Exemplare sind Naturdenkmäler. Exemplarisch für diese Ikonen der Landschaft in Wielkopolska habe ich die drei bekanntesten Eichen besichtigt. Sie tragen die Namen Lech, Czech und Rus. Mit einem Stammdurchmesser von 9,15 Metern ist Rus der mächtigste Baum im sagenumwobenen Eichenwald von Rogalin.

800-jährige Eichen von Rogalin. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

800-jährige Eichen von Rogalin.

Die faszinierenden Giganten im Schatten des Palastes von Rogalin leiden heute unter Klimaveränderungen, aber auch unter menschlichen Aktivitäten wie der Regulierung des Flusses Warta. Doch der Mensch sorgt auch dafür, dass die Eichenwälder in dieser Landschaft erhalten bleiben. So werden beispielsweise aus den Baumriesen Lech und Rus jedes Jahr Setzlinge gewonnen.

#4: Essen und Trinken

Wenn immer entspanntes Reisen oder Slow Travel das Thema ist, da ist Slow Food nicht weit. So ist es auch in Wielkopolska. Einen Nachmittag lang habe ich mich durch die historische Küche von Linie w Ogniu gegessen. Hier kochen zwei Paare im ehemaligen Ferkelstall eines landwirtschaftlichen Betriebs aus dem ältesten erhaltenen Kochbuch Polens.

Piotr Michalski bereitet in der historischen Küche Linie w Ogniu Kartoffeln und Fleisch über dem offenen Feuer zu. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Piotr Michalski bereitet in der historischen Küche Linie w Ogniu Kartoffeln und Fleisch über dem offenen Feuer zu.

Mir als überzeugtem Langsam-Esser hat hier zum einen das gemächliche Tempo, in dem die Speisen auf den Tisch kommen, sehr gut gefallen. Ich fand es auch faszinierend, dass – wie bei meiner Oma – alles auf Holzfeuer gegart wird. Saisonale und regionale Zutaten, wunderbarer Geschmack, das Ambiente und das Engagement der Betreiber – um es kurz zu machen: Ich war geflasht! Über Linie w Ogniu gibt es deshalb in Kürze einen eigenen Beitrag.

Ewa Michalska serviert unvergleichlichen Salat. Foto: Sandra Fischer

Ewa Michalska serviert unvergleichlichen Salat. Foto: Sandra Fischer

Fleischbrühe wie bei Oma in der historischen Küche von Linie w Ogniu, Wielkopolska, Polen. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Fleischbrühe wie bei Oma in der historischen Küche von Linie w Ogniu.

#5: Historische Städte in Wielkopolska

Die lange Geschichte Großpolens lässt vermuten, dass hier auch Freunde historischer Städte auf ihre Kosten kommen. Und so ist es. Leider war meine Zeit in Wielkopolska zu knapp bemessen, um beispielsweise Gniezno oder Kalisz, die älteste Stadt Polens, zu besuchen. Und so habe ich einen Grund zurückzukommen.

Sieraków

An dieser Stelle komme ich auch auf Sieraków zurück, das Ziel meiner Radtour durch das Land der 100 Seen. Hier an der Warthe, direkt vor der Burg der Opalińskis, hat Napoleon seine letzte entscheidende Schlacht gegen die Russen verloren.

An dieser Brücke in Sieraków hat Napoleon gekämpft und verloren. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

An dieser Brücke in Sieraków hat Napoleon gegen die Russen gekämpft und verloren.

Die Stadt an einer alten Handelsstraße zwischen Poznań und Szczecin bietet neben dem Schloss-Museum einige weitere Sehenswürdigkeiten. Eine davon ist die Bernhardinerkirche aus dem 17. Jahrhundert. Der Bau im Stil der Spätrenaissance verfügt beispielsweise über ein imposantes Chorgestühl. Das Gotteshaus dient heute als Gemeindekirche und heißt Mariä Unbefleckte Empfängnis.

Ehemalige Bernhardinerkirche in Sieraków. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Ehemalige Bernhardinerkirche in Sieraków.

Poznań (Posen)

Die Altstadt von Poznań, der Hauptstadt der Woiwodschaft Wielkopolska, hat mich tief beeindruckt. Spannend waren hier nicht nur die Einblicke, die uns Stadtführerin Katarzyna Tymek gewährte. Hier wurde an vielen Plätzen Geschichte geschrieben, sei es beim monumentalen Kaiserschloss, auf dem Adam-Mickiewicz-Platz oder rund um den Freiheitsplatz.

Freiheitsplatz in Poznań. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Auf dem Freiheitsplatz in Poznań.

Beim Bummel über den Altmarkt, beim Stöbern unter den Arkaden der kleinen bunten Krämerhäuser und beim Löffeln einer Sauerteigsuppe auf der Terrasse des Traditionslokals „Bamberka“ habe ich mich in diese Stadt verliebt. Demnächst lesen Sie in einem eigenen Beitrag, wieso es im historischen Stadtkern von Poznań ein Denkmal der Bambergerin gibt, warum die regionale Küche auf Kartoffeln schwört und was es mit Ziegen und Martinshörnchen auf sich hat.

Altstadtmarkt von Poznań. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Altstadtmarkt von Poznań.

#6: Nachhaltige Unterkünfte

Das Bild Wielkopolskas als Reiseziel für Entspannung suchende Genießer, die sich gerne in der Natur bewegen, wird abgerundet von nachhaltigen Unterkünften auf dem Land. Ich war zu Gast im Ferienzentrum Olandia im Westen Wielkopolskas.

Das Ferienzentrum liegt in Prusim am Jezioro Kuchenne, dem Küchensee. Olandia war früher ein Gutshof. Die Zimmer sind mit wenigen Ausnahmen in ehemaligen Wirtschaftsgebäuden untergebracht, die sich um eine alte Windmühle gruppieren. Olandia hat einen eigenen Sandstrand, Boote, Lagerfeuerplätze, einen Wellnessbereich mit Sauna, Whirlpool und Massageangebot. Außerdem verfügt Olandia über ein Inhalationshaus, in dem Apitherapie angewandt wird. Hier geht es um die Nutzung von Bienenprodukten zu medizinischen Zwecken.

Windmühle im Ferienzentrum Olandia. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Die Windmühle fungiert als Treffpunkt im Herzen des Ferienzentrums Olandia.

Strand des Ferienzentrums Olandia, Wielkopolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Im Spa des Ferienzentrums Olandia. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Biergarten am Herrenhaus im Ferienzentrum Olandia, Wielkopolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Naturlehrpfad im Ferienzentrum Olandia. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Ferienzentrum Olandia, Wielkopolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag Hundestrand Ferienzentrum Olandia, Wielkopolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Gutes aus der Gutsküche von Olandia

Zu fantasievollen Kreationen aus der Küche im Herrenhaus – zum Begrüßungsmittagessen genieße ich als Beilage ein wunderbares Graupen-Risotto mit Waldpilzen – serviert man in Olandia Wein aus dem eigenen Weinkeller. Verkostung gefällig? Wir probieren Sekt aus Grünberg im Lebuser Land, einer beliebten Weinbauregion. Dort gibt es auch ein berühmtes Weinfest. Der Sekt ist übrigens kleinperlig und sehr gefällig.

Lachs und Gemüse aus der Küche des Ferienzentrums Olandia. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Lachs, Kartoffelpüree und Gemüse aus der Küche des Ferienzentrums Olandia.

Champignoncremesuppe aus der Küche im Herrenhaus Olandia, Wielkopolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Champignoncremesuppe aus der Küche im Herrenhaus.

Weinprobe im Keller von Olandia. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Alles vorbereitet für die Weinprobe im Keller von Olandia.

Ökologisch bedenkenlos Urlaub machen

Bei einem Rundgang über das Gelände erklärt Manager Damian Michalek, dass Olandia mehr als 80 Prozent des Stromverbrauchs der Anlage selbst produziert. Dies geschieht direkt vor Ort aus erneuerbaren Energiequellen, beispielsweise über Solarzellen und drei Windturbinen. Außerdem entstanden ein Carport mit Ladestellen für Elektroautos und ein Biomassekessel. Die Idee war, in Olandia ein lokales Zentrum für Ökologie und gesunden Lebensstil zu etablieren.

Nachhaltige Stromgewinnung im Ferienzentrum Olandia, Wielkopolska. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Nachhaltige Stromgewinnung im Ferienzentrum Olandia, Wielkopolska.

So macht man im Ferienzentrum Olandia mitten in der Natur und im Einklang mit der Natur Urlaub. Ob das gute Gewissen dafür verantwortlich war, dass ich so gut geschlafen habe? Vielleicht waren es auch einfach gute Betten.

Zimmer im Ferienzentrum Olandia. Foto: Beate Ziehres, Reiselust-Mag

Zimmer im Ferienzentrum Olandia.

Jedenfalls neigt sich die Zeit in Wielkopolska zu schnell dem Ende zu. Reiseleiter Konrad versucht, mir den Abschied mit fruchtiger Beerenmarmelade und Quittenlikör zu versüßen. Immerhin helfen mir die Köstlichkeiten aus Polen, die gute Erinnerung wachzuhalten.

Die Erkundungstour durch Wielkopolska war eine Pressereise und wurde organisiert vom polnischen Fremdenverkehrsamt in Berlin und der Tourismusorganisation Wielkopolska. Lieben Dank für die Vorbereitung und Begleitung an Konrad Guldon und Jacek Cieslewicz.

Alle Fotos, sofern nicht anders vermerkt: Beate Ziehres

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Impressionen aus 2019: Quer durch Europa bis nach Afrika https://www.reiselust-mag.de/impressionen-2019-europa/ Tue, 14 Jan 2020 13:49:13 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=4207 Mein Reiserückblick 2019: Lesen Sie hier, was wir im vergangenen Jahr auf Reisen – unter anderem – gesehen und erlebt haben.

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Von Ustka an der polnischen Ostseeküste bis nach Tatouine in der tunesischen Sahara haben mich meine Reisen 2019 geführt. Doch keinesfalls geradewegs. Abstecher gab es nämlich unter anderem nach Portugal, Serbien, Mallorca, zu verschiedenen deutschen Inseln, in Städte und Regionen. Insgesamt habe ich im vergangenen Jahr 13 Mal die Koffer gepackt.

Mallorca

2019 hat schon gut angefangen – auf Mallorca. Die spanische Ferieninsel kann ich im Winter nur empfehlen. Es ist beschaulich und ruhig und den wohl schönsten Strand Mallorcas – Es Trenc – haben wir weitgehend für uns alleine. Auch am berüchtigten Ballermann und beim Bierkönig ist fast nichts los.

Mallorca, Strand von Es Trenc. Foto: Beate Ziehres

Im Winter ganz einsam: der wohl schönste Strand von Mallorca in Es Trenc.

Mallorca, Cala Mondrago. Foto: Beate Ziehres

Anfang Januar mit den Füßen im Wasser an der Cala Mondrago auf Mallorca.

Am ersten Sonntag des Jahres 2019 können wir an der Cala Mondrago die Nase in die wärmende Sonne strecken und die nackten Zehen ins Wasser halten. Genau eine Woche vorher gönnten wir uns dieses Vergnügen in Alcudia.

Obwohl ich schon mehrmals auf Mallorca war, entdecke ich während meiner ersten Winterreise auf die Insel unglaublich viel Neues: Die wilde Cala Mesquida gehört dazu, die Siedlung Capocorb Vell Talaiots aus dem 12. Jahrhundert vor Christus und die pittoresken Häfen im Südosten der Insel.

Mallorca, Cala Mesquida, Wellen. Foto: Beate Ziehres

Unruhige See an der Cala Mesquida auf Mallorca.

Mallorca: Ausgrabung Capocorb Vell Talaiots. Foto: Beate Ziehres

Ausgrabung Capocorb Vell Talaiots im Südwesten Mallorcas.

Mallorca, Hafen von Portopetro. Foto: Beate Ziehres

Hafen von Portopetro im Südosten Mallorcas.

Auf Mallorca ist es im Januar schon warm genug, um die Insel mit dem Motorrad zu erkunden. Von Hafen zu Hafen, von Bucht zu Bucht, über Berge und durch Täler auf kleinen und meist leeren Straßen – herrlich! Was kümmert es da, dass es in der Serra de Tramuntana schneit und in Valldemossa ein eisiger Wind pfeift.

Tunesien

Im Februar habe ich erstmals den afrikanischen Kontinent betreten. Meine Reise in den Süden Tunesiens startet in Tunis und führt mich bis in die Dünen der Sahara. Unvergessen bleibt die Nacht im Wüstencamp Zmela. Beatrice hat auf Reisezeilen über den Besuch im Camp Zmela, ihre Erfahrungen und über die Kälte in der Wüste geschrieben. Denn: Als wir morgens um 6 Uhr aufstehen, um den Sonnenaufgang zu sehen, schimmern Eiskristalle auf den Zelten!

Tunesien, Sahara, Wüstencamp Zmela im Morgengrauen. Foto: Beate Ziehres

Zelte im Camp Zmela im Morgengrauen. Vorne rechts auf dem Sand ist Raureif erkennbar, auf den Zeltdächern glitzern ebenfalls Eiskristalle.

Umso angenehmer sind die Temperaturen in den Oasen im Westen Tunesiens, in Nefta und Tozeur. Hier tauche ich ein ins unvergleichliche Flair der Altstadt, sehe die berühmten Dattelhaine und begebe mich auf die Spuren von Luke Skywalker. Die  Star Wars Drehorte zum Anfassen locken ganzjährig Fans in den Süden Tunesiens.

Star Wars Filmset Mos Espa in Tunesien.Star Wars Filmset Mos Espa in Tunesien.

Da die tunesischen Köstlichkeiten, die ich auf den Märkten in Tunis und Tataouine eingekauft habe, zur Neige gehen, werde ich Tunesien demnächst wieder ansteuern. Natürlich freue ich mich auch darauf, weitere Regionen und Städte dieses wunderschönen Landes kennenzulernen.

Ob es dekadent ist, – unter anderem – zum Einkaufen nach Tunesien zu fliegen? Ich finde nicht. Die tunesischen Landwirte produzieren mit viel Hingabe beispielsweise Oliven, Datteln und Zitrusfrüchte. Vieles geschieht noch in Handarbeit. Durch den Einkauf direkt auf dem Markt würdige ich die Arbeit der gastfreundlichen Menschen.

Essen in Tunesien: Markt in Tataouine

Markt in Tataouine, Tunesien

In diesem Jahr will ich neben Olivenöl und Harissa unbedingt Seifen aus Olivenöl kaufen. Außerdem brauche ich eine größere Handtasche. Und die traditionellen nordafrikanischen Babouches, in die ich mich im Februar 2019 schockverliebt habe, fehlen hoffentlich diesmal auf der Heimreise ebenfalls nicht im Gepäck ;-).

Portugal

Im März sind wir mit lieben Reiseblogger-Kollegen in Portugal. Die Reiseblogger-WG hat ihre Zelte in Vau bei Obidos, eine Stunde nördlich von Lissabon, aufgeschlagen. Wobei Zelte hier nur symbolisch gemeint sind. „Unser“ Anwesen verfügt über jeglichen Luxus wie einen großen Indoor-Pool, Sauna, Billiard, Kicker und einen Garten mit Schaukel, Sonnenterrasse und Teich. Ein kleines Paradies!

Ausflüge führen uns nach Peniche und Nazaré, zu den waghalsigen Kitesurfern bei der Lagune von Obidos, ins zauberhafte Obidos selbst und in die Klöster der Umgebung. Über die Klöster hat Gina auf 2onthego ausführlich berichtet. Die Fleißige hat  hier auch über Obidos und die Lagune von Obidos geschrieben.

Portugal, Innenhof des Klosters Alcobaca. Foto: Beate Ziehres

Innenhof des Klosters von Alcobaca, Portugal.

Außerdem entdecken wir auf dem Weg zum zauberhaft schönen Naturpark „Arrimal Parque Natural da Serras de Aire e Candeeiros“ eher zufällig die Saline von Rio Maior.

Portugal, Peniche, Festung am Meer. Foto: Beate Ziehres

Die Festung in Peniche, Portugal.

Nazaré, Portugal. Foto: Beate Ziehres

Historische Boote am Strand von Nazaré, Portugal.

Portugal: Kitesurfer auf der Lagune von Obidos. Foto: Beate Ziehres

Kitesurfer auf der Lagune von Obidos, Portugal.

Portugal, Landschaft im Parque Natural Arrimal

Traumgrundstück gefunden im Parque Natural Arrimal, Portugal.

Portugal: Obidos. Foto: Beate Ziehres

Obidos, Portugal.

Wolfenbüttel, Niedersachsen

Im Mai bin ich kurzentschlossen wieder in den Schoß der Reiseblogger-WG zurückgekehrt. Man trifft sich gewissermaßen vor meiner Haustür: in Wolfenbüttel. Auf Lessings und anderer Prominenter Spuren sind wir in der alten Fachwerkstadt unterwegs, schauen hinter die Mauern des Schlosses, in die Schränke der altehrwürdigen Herzog-August-Bibliothek, spielen Disc-Golf und testen ein paar Gaststätten. Schön wars in Wolfenbüttel, wie immer.

Taubertal, Baden-Württemberg

Meine Reise ins liebliche Taubertal war ein Fest für die Sinne: Weine, Obstbrände und Winzersekt fließen an der Weinstraße Taubertal in allen erdenklichen Farben und Geschmacksrichtungen. Und auch was das Essen angeht, hat die Region am nordöstlichsten Zipfel Baden-Württembergs einiges zu bieten.

Weinstraße Taubertal: Dieter Braun von der Edelobstbrennerei in Beckstein: gewaltige Auswahl an guten Tropfen. Foto: Beate Ziehres

Gewaltige Auswahl an guten Tropfen in der Edelobstbrennerei Braun.

Die sanften Hügel und die rebenbewachsenen Hänge schmeicheln dem Auge bei einer Radtour entlang der Tauber. Am Wegesrand warten kulturelle Highlights wie das märchenhafte Rothenburg ob der Tauber, Schloss Weikersheim, Creglingen mit seinem Riemenschneideraltar und Wertheim an der Mündung der Tauber in den Main.

Taubertal: Innenstadt von Wertheim – Beate Ziehres

Die Innenstadt von Wertheim.

Altmark, Sachsen-Anhalt

Sommer in der Altmark – und ich als Altmark-Blogger mittendrin statt nur dabei! Das Thema meiner dreitägigen Reise nach Stendal, Tangerhütte und Tangermünde sind die regionalen Produkte der Altmark. Ich esse mich sprichwörtlich durch die Region: Craftbeer, fantasievolle Brände, feine Schokolade, Kirschen, Äpfel, Spargel, Edelpilze, Bio-Rindfleisch und vieles mehr wächst und entsteht im äußersten Norden Sachsen-Anhalts.

Ich lerne Altmärker Menschen, Städte, Kultur, Küche und Produkte kennen, die mir im Gedächtnis bleiben. Und da die Altmark überhaupt nicht weit von meinem Zuhause entfernt ist, komme ich regelmäßig wieder, um mich an geschichtsträchtigen Hansestädten und der beschaulichen Landschaft zu freuen. Und natürlich, um köstliche Zutaten zum Kochen zu kaufen.

Altmark, Tangermünde: Auf der Langen Straße, im Hintergrund das Neustädter Tor. Foto: Beate Ziehres

Tangermünde Innenstadt: die Lange Straße mit dem Neustädter Tor im Hintergrund. Dazu passend ein historisches Tatra-Modell.

Altmark, Stendal: Giebel des Rathauses und die Türme der St. Marien Kirche. Foto: Beate Ziehres

Giebel des Rathauses und die Türme der St. Marien Kirche in Stendal.

Wangerooge, Niedersachsen

Noch eine Premiere: Im Juni bin ich erstmals auf einer ostfriesischen Insel. Ich feiere Mittsommer auf Wangerooge. Mit zwei Journalistenkollegen verbringe ich entspannte Tage zwischen Salzwiesen, Watt, Dünen und Strand. Umso schöner, dass am Mittsommertag tatsächlich ein dramatisches Lichtschauspiel über die Himmelsbühne geht.

Wangerooge Mittsommerhimmel – Foto: Beate Ziehres

Wangerooge, 0:22 in der Mittsommernacht …

Wir feiern die längsten Tage des Jahres mit einer abendlichen Wattwanderung bei Sonnenuntergang, einem Strandspaziergang, beim Schiffe und Leuchtfeuer gucken von der Strandpromenade aus und mit Wein im Strandkorb. Ein friesisches Sommermärchen!

Wangerooge: Katamarane im Abendlicht – Foto: Beate Ziehres

Katamarane im Abendlicht.

Wangerooge: Sonnenuntergangsstimmung im Watt – Foto: Beate Ziehres

Mittsommer: Sonnenuntergangsstimmung im Wattenmeer.

Schleswig-Holstein

Im Juli zieht es mich schon wieder in den Norden. Ich will eine weitere deutsche Insel erkunden, die noch in meiner Sammlung fehlt: Helgoland. Nach einer stürmischen Überfahrt mit zahlreichen Ausfällen unter den Passagieren entwickelt sich der Tag noch prima.

Auf dem Schiff nach Helgoland. Foto: Lena Ziehres

Stürmische Überfahrt nach Helgoland. Foto: Lena Ziehres

Im dramatisch vor der Felswand positionierten Ort gönnen wir uns ein warmes Mittagessen. Als wir uns schließlich, von neugierigen Basstölpeln umkreist, der Langen Anna nähern, bricht die Sonne durch die Wolken und legt ein warmes Nachmittagslicht auf Helgoland.

Helgoland, Lange Anna. Foto: Beate Ziehres

Die Lange Anna, das Wahrzeichen Helgolands.

Helgoland, Basstölpelkolonie: Foto: Beate Ziehres

Basstölpel-Kolonie auf Helgoland.

Der nächste Tag ist leider wieder in Nieselregen gehüllt. Deshalb erscheint mir Friedrichstadt – auch Venedig des Nordens genannt – eher als eine graue Stadt in Meeresnähe. Die Grachten können ihren Zauber an diesem Tag nicht so recht entfalten.

Friedrichstadt, Schleswig Holstein: Gracht. Foto: Beate Ziehres

Grachten prägen das Bild von Friedrichstadt.

Friedrichstadt, Schleswig-Holstein: Altstadt: Foto: Beate Ziehres

In der Altstadt von Friedrichstadt, Schleswig Holstein.

Und auch in Büsum ist mir der Wettergott nicht gewogen. Interessant ist der Ausflug trotzdem. Schließlich sieht man nicht alle Tage, wie die Möbel eines neuen Luxushotels durch die Fenster in die Zimmer geschafft werden. Beeindruckend ist auch das Verkehrschaos, das an diesem Tag rund um die Behelfszufahrt zum Hotel tobt.

Polen

Bis kurz vor dem Sommerurlaub haben wir mit uns gerungen: Wagen wir es nach dem Traumurlaub 2018 in Leba wieder, mit den Motorrädern an die polnische Ostsee zu fahren? Oder steuern wir lieber ein Ziel im Süden an? Wenige Tage vor dem Start glauben wir den Prognosen und buchen Zimmer in Polen.

Am Ende hat sich rausgestellt: Die Wetterpropheten waren zu optimistisch. Das schöne Wetter hält nur bis zu unserer ersten Station, dem sehr touristischen Pobierowo.

Sonne, Wolken am Strand von Pobierowo, Polen, Ostsee. Foto: Beate Ziehres

Da braut sich was zusammen am Horizont. Die Menschen am Strand von Pobierowo, Polen, nutzen die letzten Sonnenstunden.

Zentrum von Pobierowo, Polen. Foto: Beate Ziehres

Im Zentrum von Pobierowo an der polnischen Ostsee.

Pobierowo, Polen. Foto: Beate Ziehres

Abend auf der Promenade von Pobierowo.

Immerhin haben wir dieses Jahr genug Zeit, um den Stadtkern von Kolobrzeg (Kolberg) anzuschauen, bevor es weitergeht nach Ustka (Stolpmünde). Hier tauschen wir die Motorräder zum größten Erstaunen unserer Vermieter gegen gewöhnliche Räder, um die Stadt zu erkunden.

Polen, Kolobrzeg, Rathaus. Foto: Beate Ziehres

Das Rathaus von Kolobrzeg an der polnischen Ostsee.

Fischereihafen von Ustka, Polen. Foto: Beate Ziehres

Fischereihafen von Ustka an der Ostsee in Polen.

Seenland Oder-Spree, Brandenburg

Im September steht eine Bloggerreise ins Seenland Oder-Spree an. Mit einem individuellen Programm sind wir drei Tage zwischen Berlin und Frankfurt (Oder) unterwegs. Wir wandern in der märkischen Schweiz, wandeln in Ihlow auf Wachtmeister Krauses Spuren, spazieren von Erkner nach Rüdersdorf und entdecken das malerische Oderbruch.

Seenland Oder-Spree, Märkische Schweiz, Ihlow, Dorfteich. Foto: Beate Ziehres

Dorfteich in Ihlow.

Wieder einmal essen wir uns durch einen Landstrich: Fisch, Wild, ein sensationeller Kürbissalat in Fürstenwalde und eine zünftige bayerische Brotzeit in Bad Saarow mit Blick auf den Scharmützelsee. Die Kirchen übertrumpfen sich gegenseitig mit Malereien im Inneren und Schloss Neuhardenberg bezaubert uns. Als Höhepunkt schließlich gepflegte Subkultur im Theater am Rand. Viel zu schnell geht die Zeit vorüber.

Oderbruch, Theater am Rand: Thomas Rühmann in "Kabakon". Foto: Beate Ziehres

Thomas Rühmann, Mitbegründer des Theaters am Rand, in „Kabakon“

Oberbruch, Neuhardenberg Schinkelkirche. Foto: Beate Ziehres

Die Schinkelkirche in Neuhardenberg, Oderbruch.

Serbien

Mein Bild von Serbien habe ich im Oktober erneuert. Und wie! Schon nach dem ersten Tag in Belgrad bin ich fasziniert von dieser Stadt am Zusammenfluss von Save und Donau. Belgrad gilt als das Tor zum Balkan. Hier steht das größte christliche Gotteshaus der Balkanhalbinsel, der Dom des Heiligen Sava; Und hier liegt das Zentrum der serbisch-orthodoxen Kirche.

Serbien: Gebäude der serbischen Nationalversammlung in Belgrad. Foto: Beate Ziehres

Über bunte Blumen hinweg gesehen: das Gebäude der serbischen Nationalversammlung in Belgrad.

Von Belgrad aus erkunde ich die Provinz Vojvodina, probiere Weine in den verträumten Hügeln der Fruška Gora und in der zentralserbischen Region Sumadija. Ein weiterer Ausflug führt mich in die atemberaubende Ovčar-Kablar Schlucht. Am Ufer des Flusses Zapadna Morava reihen sich mittelalterliche Klöster aneinander wie Perlen auf einer Schnur.

Serbien: Bootsfahrt in der Ovcar-Kablar Schlucht. Foto: Beate Ziehres

Berge und statt Meer ein Fluss: Bootsfahrt in der Ovcar-Kablar Schlucht.

Für mich steht fest: Nach Serbien muss ich noch einmal kommen. Vielleicht werde ich Berge, Täler und verschlafene Badeorte mit dem Motorrad erkunden. Mal sehen …

Leipzig, Sachsen

Die Reisemesse Tourismus Caravaning (TC) Leipzig hat mich in diesem November wieder in die sächsische Metropole geführt. Nach getaner Arbeit lockt mich herrlicher Sonnenschein auf ein paar Friedhöfe und zum Völkerschlachtdenkmal.

Leipzig, Sachsen: auf dem alten Johannisfriedhof. Foto: Beate Ziehres

Herbststimmung auf dem alten Johnannisfriedhof in Leipzig.

Das Völkerschlachtdenkmal ist wirklich beeindruckend und ich weiß nicht, warum ich es bei meinen Besuchen in Leipzig bisher immer ignoriert habe. Wahrscheinlich liegt es an meiner Abneigung gegenüber Denkmälern. Ich werde diese Sehenswürdigkeit demnächst hier genauer vorstellen.

Leipzig, Völkerschlachtdenkmal. Foto: Beate Ziehres

Völkerschlachtdenkmal.

Vorpommern und Rügen

In Stralsund und auf Rügen klingen für mich das Reisejahr und das Jahr 2019 aus. Die Ostseeküste fasziniert mich zu jeder Jahreszeit. Und nachdem wir dieses Jahr mit einer Tradition gebrochen haben und Rügen im Sommer ausgelassen haben, wurde es jetzt höchste Zeit für Vorpommern.

Rügen, Mecklenburg-Vorpommern: Am Strand von Prora, Binz. Foto: Beate Ziehres

Am Strand von Prora bei Binz, Insel Rügen.

Es ist einfach herrlich, am Neujahrstag einen Spaziergang am Wasser zu machen. Der kalte Wind pustet den Kopf frei und macht Platz für neue Ideen und Gedanken. So schmiede ich hier auf der Halbinsel Devin schon neue Reisepläne für 2020. Ich werde in diesem Jahr auf jeden Fall nach Wien fahren und den Spreewald erkunden. Für Mittsommer sind wir auf dem Darß verabredet. Die Karibik könnte dabei sein, Afrika ruft und das Baltikum sowieso. Ich bin gespannt!

Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern, Halbinsel Devin. Foto: Beate Ziehres

Winternachmittag auf der Halbinsel Devin, Stralsund.

Stralsund, Mecklenburg-Vorpommern, Strand von Devin. Foto: Beate Ziehres

Am Strand von Devin. Im Hintergrund Stralsund mit der MV-Werft.

Mit diesem Jahresrückblick beteilige ich mich an der Blogparade #ReiHigh2019 auf Reisewut.com. Hier lohnt sich zum einen ein Blick auf Andreas’ Rückblick mit traumhaften Bildern von den Lofoten, Jordanien und der Tulpenblüte in Holland. Zum anderen beteiligen sich hier ungezählte Blogger mit ihren ganz persönlichen Reisehighlights 2019.

Meine Lieblingsreiserückblicke sind

  • der Beitrag von Anita auf Anita auf Reisen;
  • der entsprechende Post von Marion auf Escape from Reality; Marion war in meiner Heimat Churfranken unterwegs und wir haben uns in Serbien und Leipzig getroffen. Außerdem berichtet sie hier von ihrer Reise nach Ladakh;
  • die Reise-Highlights von Thomas auf Reisen Fotografie Blog.

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Das Bild meines Sommers 2018: See in den Masuren https://www.reiselust-mag.de/bild-sommer-2018-see-masuren/ https://www.reiselust-mag.de/bild-sommer-2018-see-masuren/#comments Fri, 31 Aug 2018 23:05:40 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=2515 Sommer, Sonne, Badewetter. Weil Polen und die Masuren herrlich erfrischend sind, ist das Bild vom Jezioro Szelag Wielki mein Bild des Sommers 2018.

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Jetzt musste ich gar nicht lange überlegen und das ist gut so. Erst in letzter Sekunde habe ich Inas Aufruf zur Blogparade entdeckt. Thema: Das Bild deines Sommers 2018. Meine Wahl ist auf dieses Bild gefallen. Es entstand während unseres Motorrad-Roadtrips durch Polen an einem See in den Masuren, genauer gesagt am Jezioro Szelag Wielki.

Warum Polen als Reiseziel?

Die Entscheidung, wohin die Reise in diesem Sommer gehen sollte, habe ich ewig hinausgezögert. Gedanklich hatte ich schon Slowenien, Tschechien, Österreich und Ungarn abgeklappert. Ja, ich hatte sogar schon Routen ausgearbeitet. Doch als sich abzeichnete, dass das Unglaubliche eintreten und der Sommer bis Anfang August so schön bleiben könnte, entschieden wir uns für den Norden.

Dänemark? Schweden? Norwegen? Alles schon gesehen. Deshalb war Polen naheliegend. Wir  waren noch nie weiter als auf dem Polenmarkt in Slubice oder in Swinemünde. Also los nach Polen. Wir haben es keine Sekunde bereut.

Abkühlen im Jezioro Szelag Wielki

An einem brütend heißen Tag hatten wir einen Ausflug nach Ostroda unternommen, etwas Sightseeing gemacht und schließlich schweißgebadet die Rückfahrt angetreten. Kurz hinter Ostroda bogen wir ab an diesen einsamen See, um ein erfrischendes Bad zu nehmen.

Während wir noch im Wasser waren, bemerkten wir, dass sich im Südosten etwas zusammenbraute. Das Gewitter ist in der linken oberen Ecke des Bildes schon zu erahnen. Wir blieben mehr als eine Stunde am See, bis die Sonne hinter den Wolken verschwand und Wind aufkam. Es war herrlich, erst zu schwimmen, dann Bilder zu machen und noch ein Weilchen auf’s stille Wasser zu schauen.

Baden in den Masuren

Ich kann mich an keinen Sommer erinnern, in dem ich so oft und gerne gebadet habe wie im Sommer 2018. Und weil die Masuren und Polen prädestiniert sind zum Baden, ist dieses Bild mein Bild des Sommers 2018 geworden.

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Leba – Urlaub an der polnischen Ostsee https://www.reiselust-mag.de/leba-polen/ https://www.reiselust-mag.de/leba-polen/#comments Mon, 27 Aug 2018 15:18:01 +0000 https://www.reiselust-mag.de/?p=2415 Urlaub in Leba an der polnischen Ostsee: Wir zeigen Ihnen Europas mächtigste Wanderdünen, endlose, weiße Sandstrände und einen Badeort, der niemals ruht.

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„Lass uns im Urlaub nach Polen fahren!“ Sprach mein Schatz und überließ mir großzügig die Planung eines sommerlichen Roadtrips mit dem Motorrad. Meine Frage, wo es denn genau hingehen sollte, konnte er auch beantworten: nach Leba an der polnischen Ostsee. Und er erzählte mir von riesigen Wanderdünen und herrlich feinsandigem und breitem Strand.  So landeten wir in Leba.

Zwei Motorräder am Wegesrand – Foto: Beate Ziehres

Nicht mehr allzu weit bis Leba …

Leba – ein Urlaubsort an der polnischen Ostsee

Leba liegt in der Woiwodschaft Pommern an der polnischen Ostsee, etwa 50 Kilometer westlich der Danziger Bucht. Beiderseits des Ortes erstecken sich im Slowinzischen Nationalpark Europas mächtigste Wanderdünen. Und direkt vor Leba erstrecken sich viele Kilometer einzigartig schöner Strand. Selbst in der Karibik habe ich keinen vergleichbaren Strand entdeckt.

Geht auch einsam: am Oststrand von Leba an der polnischen Ostsee – Foto: Beate Ziehres

Geht auch einsam: am Oststrand von Leba an der polnischen Ostsee

Urlaub in Leba: Das sollten Sie nicht versäumen

Das muntere Treiben zwischen dem Ostseestrand und dem Vergnügungspark am Hafen erinnert mich an Badeorte auf Mallorca. Eis- und Imbissbuden, Shuffleboard-Tische, Riesenrutschen und Kinderkarussells sowie Verkaufsstände für aufblasbare Wassertiere und Handtücher säumen die Wege zum Wasser.

Waffeln und Eis in allen Variationen auf dem Weg zum Strand – Foto: Beate Ziehres

Waffeln und Eis in allen Variationen auf dem Weg zum Strand.

Strand in Leba

Plaza heißt der Strand auf polnisch, und in Leba ist er genial: feinsandig, weiß, endlos lang und breit, sauber. Das Wasser ist angenehm warm – zumindest in diesem Jahr – und darin zu baden ein Vergnügen. Für Ostsee-Verhältnisse kann es aber auch ordentliche Wellen geben, selbst bei bestem Wetter.

Der Strand an der polnischen Ostsee bei Leba – Foto: Beate Ziehres

Der Strand an der polnischen Ostsee bei Leba.

Über dem äußerst beliebten Oststrand thront ein Schlösschen – das Hotel Neptun – und sorgt für die charakteristische Postkartenansicht. Es ist das unter Denkmalschutz stehende alte Kurhaus aus den ersten Jahren Lebas als Seebad. An diesem Strand warten weitere Vergnügungsmöglichkeiten, Bar und Diskothek sowie Essens- und Getränkestände auf die Badegäste.

Charakteristisches Leba-Bild: das Hotel Neptun an der polnischen Ostsee – Foto: Beate Ziehres

Charakteristisches Leba-Bild: das Hotel Neptun an der polnischen Ostsee.

Wer am Strand lieber seine Ruhe hat, findet in Leba ebenso sein Glück. Wir sind einfach ein paar Hundert Meter weiter gelaufen und hatten den weißen Sand beinahe für uns alleine. Denn: Der polnische Ostseestrand nimmt kein Ende!

Jeden Abend, wenn die Sonne im Meer versinkt, verwandelt sich der Oststrand von Leba in einen Wallfahrtsort für Romantiker. Dann wird es nochmal richtig voll hier. Und auch in der Dämmerung leert sich dieser Platz nur langsam. Die Menschen lassen Lampions in den Himmel aufsteigen und feiern die langen Sommerabende. Wir haben die ausgelassene Ferienstimmung an den Abenden an der polnischen Ostsee sehr genossen.

Sonnenuntergang am Strand von Leba – Foto: Beate Ziehres

Sonnenuntergang am Strand von Leba.

Den Sonnenuntergang am Oststrand von Leba bei einem Caipirinha genießen – ein Vergnügen, das nicht nur wir uns gönnen. Foto: Beate Ziehres

Den Sonnenuntergang am Oststrand von Leba bei einem Caipirinha genießen – ein Vergnügen, das nicht nur wir uns gönnen.

Nachtleben an der polnischen Ostsee

Es heißt, dass Leba in den kurzen Sommernächten nicht zum Schlafen kommt. Diesen Eindruck haben wir an der polnischen Ostsee auch gewonnen. Wenn sich die Menschen endlich vom Strand verabschiedet haben, gehen sie in die Stadt, um weiterzufeiern sowie zu essen und zu trinken. Unzählige Restaurants mit verschiedenen kulinarischen Schwerpunkten warten auf Kundschaft. Pizza gibt es fast überall, aber auch polnische Spezialitäten wie Pierogi (Piroggen, gefüllte Teigtaschen) und vor allem Fisch. Besonders beliebt bei den Polen ist frischgeräucherter Fisch. Die Warteschlangen an den Räuchereien am Hafen sind entsprechend lang.

Vergnügungspark am Hafen von Leba – Foto: Beate Ziehres

Vergnügungspark am Hafen von Leba.

Im Sommer fallen die Nächte in Leba gewissermaßen aus – Foto: Beate Ziehres

Im Sommer fallen die Nächte in Leba gewissermaßen aus.

Wanderdünen von Leba

Während uns das quirlige Leben im Städtchen und der wunderschöne Strand ehrlich überraschten, so waren wir auf die Wanderdünen schon vorbereitet. Denn sie waren ja der eigentliche Grund für unseren mehrtägigen Aufenthalt in Leba. Die Ausmaße der Sandmassen, die sich auf der Nehrung zwischen Meer und Leba-See bewegen, haben uns aber dann doch überwältigt.

Die Lacka-Düne im Slowinski Nationalpark – Foto: Beate Ziehres

Die Lacka-Düne im Slowinski Nationalpark.

Mit einem kleinen Elektrobus sind wir zum Eingang des Slowinski Nationalparks, in dem die Wanderdüne (Wydmy Ruchome) liegt, gefahren. Dort wartet ein anderes Bähnchen, welches die Besucher – vorbei an vielen Wanderern und Radfahrern – durch einen urtümlichen Wald zur Lontzkedüne (Wydma Łącka) bringt. Vom Dünenrand geht es nur noch zu Fuß weiter, am besten barfuß.

Der feine, weiße Sand quietscht unter den nackten Fußsohlen, als wir die mehr als 40 Meter hohe Düne erklimmen. Nachdem wir ausgiebig die Helligkeit und die eigentümliche Atmosphäre auf der Düne aufgenommen und die Aussicht genossen haben, laufen wir zum Strand.

Auf der Wanderdüne von Leba an der polnischen Ostsee – Foto: Beate Ziehres

Auf der Wanderdüne von Leba an der polnischen Ostsee.

Dort suchen wir etwas Erfrischung im warmen Wasser, bevor wir uns auf den acht Kilometer langen Rückweg entlang des Wassersaums machen. Der definitive Tagesausflug für alle Leba-Besucher! Wir haben Leute getroffen, die so angetan waren von der Düne, dass sie gleich am nächsten Tag wiedergekommen sind. Diesmal beide Wege zu Fuß am Strand entlang nehmend!

Leuchtturm von Stilo

Östlich von Leba bietet sich der Leuchtturm von Stilo (Latarnia Morska Stilo), der auf einer 45 Meter hohen Düne liegt, für einen Ausflug an. Der Anfang des 20. Jahrhunderts errichtete Leuchtturm wurde aus Stahlplatten erbaut – eine ungewöhnliche Konstruktion für ein Bauwerk dieser Art. Außergewöhnlich ist auch die Lage des Leuchtturms, dessen Feuer den Seeleuten auch heute noch den Weg weist: Er steht einen Kilometer von der Küste der polnischen Ostsee entfernt mitten in einem Wald.

Der Leuchtturm von Stilo an der polnischen Ostsee – Foto: Beate Ziehres

Der Leuchtturm von Stilo.

Wer die luftige Plattform des Leuchtturms erklimmt, spürt die volle Wucht des Wetters, ist aber auch dem Himmel viel näher. Die überwältigende Aussicht ist ein schöner Lohn für die Mühen des Aufstiegs.

Dem Himmel so nah auf dem Leuchtturm von Stilo bei Leba, polnische Ostsee – Foto: Beate Ziehres

Dem Himmel so nah auf dem Leuchtturm von Stilo bei Leba, Polen.

Die Geschichte von Leba

Die von Kaschuben im 10. Jahrhundert gegründete Siedlung erlebte eine wechselvolle und spannende Geschichte. Das Fischerdorf fiel in den Einflussbereich des deutschen Ordens und bekam schon im 14. Jahrhundert Stadtrechte. Immer wieder zerstörten mächtige Stürme, die hier „Seebär“ genannt werden, und gewaltige Fluten den Ort und den Hafen.

In Leba fährt man wie vor 1.000 Jahren auch heute noch zum Fischen auf die polnische Ostsee hinaus – Foto: Beate Ziehres

In Leba fährt man wie vor 1.000 Jahren auch heute noch zum Fischen auf die polnische Ostsee hinaus.

Im Jahr 1862 wurde Leba zum Ostseebad. Man baute eine Bahnlinie, die ab etwa 1900 Urlauber in die Stadt brachte. Heute fahren Nachtzüge direkt aus dem Süden Polens nach Leba. Viele Touristen steuern das Urlaubs- und Erholungsziel aber auch mit dem Auto oder dem Wohnmobil an. Denn die Straße nach Leba ist inzwischen perfekt ausgebaut.

Leba als Zufluchtsort für Künstler

Bald nach den Erholungssuchenden entdeckten die Künstler den Ort am Rand des damaligen deutschen Reiches für sich. Hier konnten sie unbehelligt von nationalsozialistischer Verfolgung arbeiten und leben.

Ein sicherer Hafen an der polnischen Ostsee: Leba im Abendlicht – Foto: Beate Ziehres

Ein sicherer Hafen an der polnischen Ostsee: Leba im Abendlicht.

1921 kam mit Max Pechstein einer der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus nach Leba – auf der Suche nach einem Fleck Erde, „der nicht von Malern, Touristen und Badegästen überlaufen war“. Die Dünenlandschaft erinnerte den Maler an die Kurische Nehrung, wo Pechstein bis dato gelebt hatte.

„Ich lernte diese Küste nicht nur schätzen, sondern auch lieben. Sei es nun, dass ich auf meinen Streifzügen weiter ins Land hinein, ins ‚Blaue Ländchen’ kam, in herrliche Wälder, zwischen denen verborgene Seen aufblitzten und sprudelnde Flüsse und Bäche sich durch die Landschaft schlängelten.“ Max Pechstein

Ende der deutschen Ära an der polnischen Ostsee

Auf dem Meeresboden vor der Kleinstadt liegt übrigens die als KdF-Kreuzfahrtschiff gebaute „Wilhelm Gustloff“, die in einer eisigen Januarnacht des Jahres 1945 von einem russischen U-Boot versenkt wurde. 9.000 Menschen, größtenteils Flüchtlinge aus Ostpreußen, nahm das sinkende Schiff mit in die Tiefe. Die vier Kapitäne, die zumindest eine Mitverantwortung für die Katastrophe und ihr Ausmaß getragen haben, wurden  gerettet.

Mit dem Krieg ging auch die beinahe 600 Jahre währende deutsche Ära in Leba zu Ende. Der Ort bekam polnische Einwohner, die sich im ehemaligen Lebemünde ein neues Leben aufbauten.

Bike-Week Leba – das Motorradtreffen an der polnischen Ostsee

Ok, wir haben die Bike-Week Leba versäumt. Hätte ich meinem Schatz verraten, dass in Leba jedes Jahr im August fünf Tage lang die Motoren dröhnen und Abgaswolken über der Stadt liegen, hätte er ohne zu zögern seinen Urlaub verschoben. Da ich  wahrlich kein Freund von Motorradtreffen und Dauer-Rockkonzerten bin, war alles besser so. Übrigens: Die Bike-Week Leba findet auch im Jahr 2022 statt, und zwar von 11. bis 15. August.

Was tun in Leba bei schlechtem Wetter

Während unseres Urlaubs an der polnischen Ostsee war herrliches Wetter. Doch auch wenn es einmal regnen sollte, finden Gäste in Leba genügend Möglichkeiten, etwas zu unternehmen. Hier ist unsere Liste:

  • Fahrt mit der Galeone „Gryf“ oder mit dem Piratenschiff „Denega“ vor die Küste
  • Besuch im geheimen deutschen Raketentestgelände östlich von Rumbke im Slowinski Nationalpark (Muzeum Wyrzutnia Rakiet – Tajny Niemiecki Poligon Doświadczalny)
  • Ausflug zum Sea Park Sarbsk
  • Besuch des Labirynt Parks (Labyrinth), des Saurierparks (Park Dinozaurow) oder des Power Parks in Leba
  • Bernsteine suchen am Strand
Die vollgeladene Galeone Gryf auf dem Weg zum offenen Meer in Leba, polnische Ostsee– Foto: Beate Ziehres

Die vollgeladene Galeone Gryf auf dem Weg zum offenen Meer.

Unser Hotel in Leba

 Wir haben während unseres Urlaubs in Leba sehr angenehm im „Mar Baltico“ gewohnt. Unser geräumiges und modern eingerichtetes Zimmer mit extralangen Betten, das große Bad und der möblierte Balkon mit Blick ins Grüne haben uns gut gefallen.

Blick vom Balkon unseres Zimmers auf den Garten und die Nachbarschaft – Foto: Beate Ziehres

Blick vom Balkon unseres Zimmers auf den Garten und die Nachbarschaft.

Das Haus liegt zwar ein ganzes Stück vom Zentrum und vom Strand entfernt, aber beides ist bequem mit den ständig verkehrenden elektrischen Minibussen zu erreichen.

Das Hotel Mar Baltico – Foto: Beate Ziehres

Das Hotel Mar Baltico.

Übrigens: Auch in meinem Beitrag Motorradtour zu den Perlen Mecklenburg-Vorpommerns #1: Rügen geht es um Bernstein und wo man ihn findet.

Um Urlaub im wasserreichen polnischen Binnenland geht es in meinem Beitrag über Wielkopolska.

Wissenswertes über die Wanderdünen und den Slowinski-Nationalpark finden Sie auf dieser Webseite oder hier.

Alle Fotos in diesem Beitrag, soweit nicht anders vermerkt: Beate Ziehres

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