Muss man Reggio Calabria gesehen haben? Diese Frage stellten wir uns, während wir im Oktober in Kalabrien Wärme und Sonne genossen. Eher einem Zufall geschuldet landeten wir tatsächlich in der größten Stadt der süditalienischen Region – zwar nur für wenige Stunden, die mir dafür umso besser in Erinnerung blieben. Hier kommen meine Tipps für 5 Orte, die man in Reggio entdeckt haben sollte.

1. Besuch des Museo Archeologico Nazionale di Reggio Calabria

Reggio Calabria blickt auf eine lange und wechselhafte Geschichte zurück. Im 8. Jahrhundert vor Christus wurde die Stadt von griechischen Siedlern gegründet. Von der Blüte der Stadt Rhegion und der späteren römischen Herrschaft zeugen heute Funde aus dieser Zeit.

Unser erster Weg führt uns deshalb ins Museo Archeologico Nazionale di Reggio Calabria, kurz MArRC. Und wir merken schnell, dass wir nicht die Einzigen sind, die sich für das Museum interessieren. Anziehungspunkte ersten Ranges sind hier die beiden wohl bestgebauten Männer Kalabriens und sicherlich gleichzeitig die besterhaltenen ihres Alters. Die beiden rund zwei Meter großen Krieger aus Bronzeguss wurden erwiesenermaßen in der Mitte des 5. Jahrhunderts vor Christi Geburt in Griechenland gefertigt und mit Ziel Süditalien verschifft.

Reggio Calabria, archäologisches Museum: Krieger 1 von vorne ... – Foto: Beate Ziehres

Reggio Calabria, archäologisches Museum: Krieger 1 von vorne … – Foto: Beate Ziehres

Bronze di Riace von hinten ... – Foto: Beate Ziehres

… und von hinten – Foto: Beate Ziehres

Doch die wertvolle Ladung hat ihr Ziel nie erreicht. Erst im Jahr 1972 fand ein Taucher die beiden Statuen zufällig in sieben bis acht Metern Wassertiefe, gebettet im weichen Sand etwa 300 Meter vor der Küste bei Riace. Die beiden aus Bronze gegossenen Recken stellen die Wissenschaftler noch immer vor Rätsel. Niemand vermag zu sagen, ob sie im Sturm über Bord gegangen sind, auf der Flucht vor Piraten ins Meer geworfen wurden oder ob es eine ganz andere Erklärung für das Jahrtausende währende Bad der Herren gibt. Auch das eigentliche Ziel der beiden Statuen wird wohl für immer unbekannt bleiben.

Fest steht: Ihrer Schönheit hat der lange Aufenthalt im Salzwasser kaum Abbruch getan. Die perfekten Körper vermögen noch heute, die Phantasie der Damen zu beflügeln. Ich kann nur raten, die Bronzen aus der Werkstatt eines griechischen Künstlers selbst in Augenschein zu nehmen.

2. Mittagessen im „Pizza Roma“, Reggio Calabria

Weil wir unserem Busfahrer und Reiseführer gefolgt sind, landen wir zum Mittagessen in der Pizzeria „Roma“, einer Art Fast-Food-Pizzeria am Corso Vittorio Emanuele III 29. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir ohne Sebastianos Organisationstalent weder einen Sitzplatz noch etwas zu Essen bekommen hätten. Denn das „Pizza Roma“ scheint insbesondere bei Studenten äußerst beliebt zu sein. Um die große Theke drängen sich die Menschen wie Ameisen und alle strecken ihre Orderzettel in die Höhe. Trotzdem steht in kürzester Zeit eine Pizza von gigantischen Ausmaßen vor uns – belegt nach den Wünschen Sebastianos.

Pizza Roma, Reggio Calabria: Zwei Mann, eine Pizza? Nein, drei Mitesser sind nicht zu sehen ;-) – Foto: Beate Ziehres

Pizza Roma, Reggio Calabria: Zwei Mann, eine Pizza? Nein, drei Mitesser sind nicht zu sehen ;-) – Foto: Beate Ziehres

Apropos Belag: Auch hier hat sich unser Reiseleiter als kompetenter Berater erwiesen. Erstmals in meinem Leben komme ich in den Genuss von Pizza mit Kürbisblüten. Ein kulinarisches Erlebnis, nicht nur dank der geschmacklich hochinteressanten Blüten. Der Boden der Pizza ist unten knusprig und oben fluffig und leicht, darauf die perfekte Menge Mozzarella – absolut empfehlenswert!

3. Eis bei der Gelateria Cesare, Reggio Calabria

Nur wenige Schritte von der Pizzeria Roma entfernt entdecken wir die nächsten Menschentrauben: in und vor der Gelateria Cesare an der Piazza Indipendenza. Da wir an diesem Tag weitere Programmpunkte vor uns haben, widerstehen wir der Versuchung, uns anzustellen. Ich gehe aber davon aus, dass sich so viele Menschen nicht irren können. Deshalb geben wir an dieser Stelle ausnahmsweise eine Empfehlung weiter, ohne selbst probiert zu haben.

Immer ein Genuss ohne Reue: italienisches Eis – Foto: Beate Ziehres

Immer ein Genuss ohne Reue: italienisches Eis – Foto: Beate Ziehres

4. Spaziergang auf der Uferpromenade

Der prächtige Lungomare Giacomo Matteotti lädt zu einem Bummel zwischen Stadt und Strand ein. Stellenweise gibt die exotische Vegetation den Blick frei auf die gegenüberliegende Stadt Messina und den regen Schiffsverkehr auf der Straße von Messina. Auch den rauchenden Ätna hat man von hier aus im Blick.

Exotische Gewächse am Lungomare, Reggio Calabria – Foto: Beate Ziehres

Exotische Gewächse am Lungomare, Reggio Calabria – Foto: Beate Ziehres

Am südlichen Ende des Lungomare bietet sich noch einmal eine kleine Exkursion in die Geschichte an. Hier sind Reste einer griechischen Stadtmauer aus dem 4. Jahrhundert vor Christus zu sehen sowie Reste von römischen Thermen mit Bodenmosaiken. Die römische Vergangenheit der Stadt nahm im 3. Jahrhundert vor Christus ihren Anfang.

5. Shopping rund um den Corso Giuseppe Garibaldi, Reggio Calabria

In der Geburtsstadt der Geschwister Gianni und Donatella Versace hat sich eine interessante Modeszene etabliert. Die Boutiquen namhafter Designer und die Modehäuser liegen rund um den Corso Guiseppe Garibaldi, der zumindest teilweise den Fußgängern vorbehalten ist. Die Boutique Versace finden wir in der Via Tommaso Gulli genau zwischen der römischen Therme und dem Corso Guiseppe Garibaldi.

Blick in die Shoppingmeile Corso Giuseppe Garibaldi in Reggio Calabria – Foto: Beate Ziehres

Blick in die Shoppingmeile Corso Giuseppe Garibaldi in Reggio Calabria – Foto: Beate Ziehres

Reggio Calabria ist kein klassisches Touristenziel und hat – bedenkt man die lange und bewegte Geschichte der Stadt – auch keine Altstadt im eigentlichen Sinne zu bieten. Denn beim Erdbeben von Messina im Jahr 1908 wurde die Stadt durch Erdstöße der Stärke 7,2 und einen nachfolgenden Tsunami nahezu völlig zerstört. Die Stadt verlor so an einem einzigen Tag einen Großteil ihres architektonischen Erbes. Dennoch ist die Stadt an der Stiefelspitze Italiens einen Besuch wert, wie ich finde.

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