Eigentlich waren wir 11 Stunden nach Kuba geflogen, um auf einem Katamaran zu karibischen Trauminseln zu segeln. An der Marina angekommen, der Schock. Beiläufig teilte uns eine Mitarbeiterin des Bootseigners mit, dass ein Hurricane namens Matthew im Anmarsch sei. Deshalb laufe die Yacht nicht wie geplant heute Nacht aus.

Schon zu diesem Zeitpunkt war mir klar, dass wir bei unserer Rückkehr allerhand würden erzählen können. Alleine die Fahrt von Havanna nach Cienfuegos war ein denkwürdiges Erlebnis. Wie der Fahrer lichthupend in Höchstgeschwindigkeit auf der Autobahn zwischen Schlaglöchern manövrierte und mit Handzeichen entgegenkommende Fahrer vor Kühen auf der Fahrbahn warnte. Später ging’s bei einbrechender Dunkelheit in rasanter Fahrt über eine schmale Landstraße, die wir uns mit Pferdegespannen voller Zuckerrohr, Radfahrern und Traktoren teilten.

Wir sollten noch mehr kubanisches Straßenleben kennenlernen. Denn am nächsten Morgen nach dem Frühstück fragt der Skipper, ob wir einen Landausflug machen wollen. Wollen wir. Erstaunlich schnell steht ein Kleinbus vor dem Tor. Doch die Zeit hatte gereicht, um das Ziel auszudiskutieren.

1. Krokodilfarm in Guamá, Kuba

Auf etwa halbem Weg zwischen Jagüey Grande und Playa Larga liegt direkt an der Straße 116 eine Krokodilfarm (Criadero de Cocodrilos de Guamá). Die Sümpfe und Gräben entlang der Straße lassen vermuten, dass die Biester in dieser Gegend auch wild vorkommen.

Sumpfige Gegend: Guamá, Kuba – Foto: Beate Ziehres

Sumpfige Gegend: Guamá, Kuba – Foto: Beate Ziehres

Fünf CUC kostet der Eintritt. Die Leguane hinter dem Eingang erinnern mich irgendwie an die Meerschweinchen-Wiese an den Kassenhäuschen des Hannoveraner Zoos. Durch die sumpfige Dschungellandschaft geleitet uns ein aufdringlicher Guide zu eingezäunten Betonbecken, in denen Krokodile jeden Alters zu sehen sind. Der Höhepunkt ist ein Tümpel, in dem es von ausgewachsenen Krokodilen nur so wimmelt.

Hässlich: ausgewachsenes Krokodil auf Kuba – Foto: Beate Ziehres

Hässlich: ausgewachsenes Krokodil auf Kuba – Foto: Beate Ziehres

Dieser Ausflug lohnt sich wegen des Gruselfaktors und der ursprünglichen Sumpflandschaft, in die die Krokodilfarm eingebettet liegt. Und wir haben einiges gelernt an diesem Tag.

  • Die Klofrau lässt sich mit 50 Cent nicht zufriedenstellen. Der Tarif für Toilettenbenutzung auf Kuba beträgt ein CUC oder ein US-Dollar. Nicht dass die Toiletten diesen Obolus wert wären …
  • Der wichtigste Punkt während eines Tagesausfluges ist das Mittagessen. Zumindest für den Busfahrer. Zudem legt er genauso viel Wert auf ein Mittagsschläfchen wie wir auf einen Strandbesuch. Beides lässt sich glücklicherweise hervorragend unter einen Hut bringen.
  • Es gibt auf Kuba Mega-Seeigel und Insektenschwärme von biblischem Ausmaß.

2. Cienfuegos im Süden Kubas

Da unser Boot in der Marina von Cienfuegos festliegt, bietet sich ein Rundgang durch die „Perle des Südens“ an. Vom Paseo El Prado aus bummeln wir durch die Fußgängerzone San Fernando zum Parque José Marti. In einem Innenhof, der mich an ein buntes Wimmelbild erinnert, finde ich sogar Leder-Flipflops, die mir auf Anhieb gefallen. Gekauft. Für nicht einmal 10 CUC.

Cienfuegos, Kuba: in der Fußgängerzone – Foto: Beate Ziehres

Cienfuegos, Kuba: in der Fußgängerzone – Foto: Beate Ziehres

Der Einfluss französischer Siedler, die sich im 19. Jahrhundert hier niedergelassen haben und die Stadt nach einem schweren Sturm im Schachbrettmuster wieder aufbauten, ist rund um den Parque José Marti unverkennbar. Auch der einzige Triumphbogen Kubas findet sich hier.

Parque José Marti in Cienfuegos mit dem einzigen Triumphbogen Kubas – Foto: Beate Ziehres

Parque José Marti in Cienfuegos mit dem einzigen Triumphbogen Kubas – Foto: Beate Ziehres

Wir ergattern eine freie Bank im Schatten und beobachten die Passanten, die sich mit karibischer Gelassenheit bewegen. Das historische Stadtzentrum rund um den Park zählt übrigens zum UNESCO Weltkulturerbe.

Rathaus von Cienfuegos, Kuba – Foto: Beate Ziehres

Rathaus von Cienfuegos, Kuba – Foto: Beate Ziehres

Wir verlassen den Platz vor dem Rathaus südwärts durch die Gasse Santa Isabel, die voll gepackt ist mit Andenkenständen, die alle das gleiche Angebot haben.

  • Tipp: Vom Fährableger Muelle de la Patana, La Mar, fährt eine Fähre zum Castillo de Jagua, welches über die nur 200 Meter breite Einfahrt zur Bucht von Cienfuegos wacht. Die Burg diente dem Schutz vor Piraten, die sich gerne in der riesigen Bucht versteckten, um von hier aus auf Raubzüge zu gehen. Wir haben die Fähre nicht probiert, aber gehört, dass sie beliebt ist und daher ziemlich voll sein kann. Seien Sie also frühzeitig am Hafen, wenn Sie mitfahren wollen.
Castillo de Jagua, Kuba – Foto: Beate Ziehres

Castillo de Jagua, Kuba – Foto: Beate Ziehres

Durch kleine, touristisch unerschlossene Gassen kehren wir zurück zum Paseo El Prado, um am Meer entlang in den Stadtteil Punta Gorda zu schlendern. Dabei beneide ich die Kubanerinnen, die einen Schirm dabei haben, um sich vor der Sonne zu schützen. Welch ein nützliches Accessoire!

Im Stadtteil Punta Gorda liegt nicht nur unsere schwimmende Unterkunft. Hier wohnt, wer Rang und Namen hat in Cienfuegos – die prächtigsten Villen, die wir in der Stadt gesehen haben, zeugen davon.

Kuba: Blick vom Wasser auf den Club Cienfuegos und Palacio Azul – Foto: Beate Ziehres

Kuba: Blick vom Wasser auf den Club Cienfuegos und Palacio Azul – Foto: Beate Ziehres

3. Wasserfall El Nicho, Kuba

Unser nächster Landausflug führt uns zu einem Wasserfall in den tropischen Bergen zwischen Cienfuegos und Trinidad. Der Fahrer wählt die Route über Cumanayagua. Eine gute Wahl, denn das quirlige Treiben im Städtchen ist sehenswert. Wie auch El Nicho selbst. Der größte Wasserfall ist nach kurzem Marsch durch üppige Vegetation entlang des Wasserlaufs erreicht. Anfang Oktober stürzen hier beträchtliche Wassermassen den Berg herab und der Besucheransturm hält sich in Grenzen.

Imposanter Wasserfall im Süden Kubas: El Nicho

Imposanter Wasserfall im Süden Kubas: El Nicho

Einige Minuten oberhalb des Wasserfalls lädt ein großer Pool am Fuße einer weiteren Kaskade zum Baden ein. Mich nicht, mir ist es zu frisch, aber meine Mitreisenden genießen den Spaß ausführlich und sind dabei auch weitgehend unter sich. Mir reicht es, die Füße ins Wasser zu stellen, worauf sofort eine Unmenge winziger Fische anfängt, an mir zu knabbern. Es kitzelt sogar ein bisschen.

Paradiesisches Vergnügen in Kuba: Baden im Pool des Wasserfalls El Nicho – Foto: Beate Ziehres

Paradiesisches Vergnügen in Kuba: Baden im Pool des Wasserfalls El Nicho – Foto: Beate Ziehres

Übrigens soll es gegenüber des offiziellen Parkplatzes einen weiteren Wasserfall geben: ein Geheimtipp abseits der Touristenpfade, Eintritt frei!

4. Playa Rancho de Luna, Kuba

Wenn man wie wir auf Segelurlaub eingestellt ist, wird auch ein Strand zum lohnenswerten Landausflug. Nachdem uns der Fahrer eines Tages zu einem kurzen Abstecher zur Playa Rancho de Luna, gewissermaßen dem Strand von Cienfuegos, gebracht hatte, entschieden wir auf „mehr“. Ausgerüstet mit kühlen Drinks wollten wir einen ganzen Tag am Strand verbringen. Es sollte einer der erholsamsten Tage des ganzen Kuba-Urlaubs werden. Sehen Sie selbst. Aber seien Sie gewarnt: Einschlafgefahr! ;-)

5. Trinidad und Playa Ancón, der schönste Strand Kubas

Auch einen Ausflug in die koloniale Stadt Trinidad – der sich der Beitrag Trinidad auf Kuba: 11 Bilder und 2 Ausflugstipps widmet – schließen wir mit einem Badeaufenthalt am Strand ab. Unser Ziel: die vor Trinidads Toren liegende Playa Ancón.

Playa Ancón, Kuba, mit Glockenturm – Foto: Beate Ziehres

Playa Ancón mit Glockenturm – Foto: Beate Ziehres

Von diesem Strand sagt man, dass er einer der schönsten Kubas sei. Dem kann ich nur zustimmen. Noch dazu, wenn er weitgehend menschenleer ist wie an diesem Tag.

Karibik-Idyll im Süden Kubas: Playa Ancón – Foto: Beate Ziehres

Karibik-Idyll im Süden Kubas: Playa Ancón – Foto: Beate Ziehres

Eines Abends holte uns übrigens ein Ausläufer des Hurricanes ein, der unsere Abfahrt verhindert hatte. Wir glauben bereits an einen Weltuntergang, doch nach etwa zwei Stunden ließ der Regen nach und alles war wie zuvor: windstill, warm, gewittrig.

 

Übrigens sind wir am Ende doch noch kurz, aber dafür umso intensiver Katamaran gesegelt. Mehr darüber lesen Sie in meinem Gastbeitrag auf der Seite des Touranbieters „This is Yachting“: Karibisches Insel-Shopping vor der Südküste Kubas – Grüße von Robinson.

Extratipp für Reisen nach Kuba

Reisen Sie niemals ohne einen guten Reiseführer im Gepäck auf die immer noch kommunistisch geprägte Insel. Die Einheimischen geizen mit guten Ratschlägen und das Internet als Recherchequelle fällt komplett aus. Die in Tourist-Informationen, Hotels und an anderen Anlaufpunkten üblicherweise ausliegenden Broschüren sind in Kuba völlig unbekannt. So stochert man hier als Ortsunkundiger im Dunkeln – es sei denn, man lernt nette Leute mit einem Reiseführer kennen.